Dieses Kapitel liefert einige Verse, die gerne und fast immer ohne jeden Kontext zitiert werden.

So zum Beispiel vers 7 (Suchet der Stadt Bestes). Das ist natürlich eine gute Sache. Aber dies ist kein unmittelbarer Auftrag an uns, sondern richtet sich an Juda im babylonischen Exil und ist Teil der prophetischen Aussage, dass Juda nicht so schnell freikommen wird. In anderen Fällen hätte der HERR das Volk davor gewarnt, sich mit dem fremden Volk zu arrangieren. Aber so einen Vers würde heute keiner zitieren.

Grundsätzlich können wir natürlich auch anerkennen, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass wir noch länger z.B. in München leben werden und der Wohlstand der Stadt auch zu unserem Besten ist. Aber das zu einem Gemeindeprogramm zu machen geht sicher weit über die Bedeutung dieses Verses hinaus.

Auch Vers 11 wird gerne zitiert … aber auch das ist keine pauschale Zusage an alle Menschen. Wiederum gibt es ja auch Jesu-Worte an Israel, die ganz anders klingen.

Schon eher auch für uns unmittelbar relevant ist Vers 13b-14a: „denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR.“

Doch selbst hier macht der Kontext deutlich, dass wir diesen Vers nicht 1:1 auf uns anwenden können: „13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.“

  • All das erwähne ich, weil ich uns Mut machen möchte, jeden Text erstmal in seinem (historischen) Kontext zu verstehen und dann zu überlegen, wie er auf uns hin anwendbar ist.

Was uns dieses Kapitel lehrt ist, dass Juda ausharren muss und nicht den falschen Propheten glauben soll, die ihnen eine bessere Zukunft und schnellere Befreiung zusagen.

  • Es gilt dem Wort Gottes und den treuen Boten Gottes zu vertrauen und nicht denen, die uns sagen, wonach uns die Ohren jucken.