Zu Beginn des Kapitels lesen wir in Vers 2, dass Jesus präzise voraussagt, wann er sterben wird, nämlich am Passa. Dabei ist Jesus das perfekte Passalamm. Interessant ist diese Voraussage, da sie uns verdeutlicht, dass Jesus alles im Griff hat. Erst nach seiner Ankündigung lesen wir dann davon, wie die Hohepriester ihre Pläne schmieden, um dann mit bösen Herzen das auszuführen, was Gott geplant hat.
Doch vor seinem Tod steht erst noch die Salbung. Jesus betont, dass diese Salbung ein wunderbarer Akt der Liebe war und die angemessene Vorbereitung auf seinen Tod und sein Begräbnis. Wiederum macht Jesus damit deutlich, dass er genau weiß, was geschehen wird.
Erst danach geht dann Judas und verrät Jesus. Judas ist ganz im Kontrast zu der Frau überhaupt nicht daran interessiert, Jesus zu ehren. Im Gegenteil, er wird nun zum Handlanger der Hohenpriester und Ältesten und doch ist er eben letztendlich ein Handlanger Gottes, denn er sorgt dafür, dass das geschieht, was Jesus bereits angekündigt hatte.
- Ich wünsche uns, dass wir in allen Dingen – so wie die Frau – darauf bedacht sind, den HERRN zu ehren und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass ER Alles im Griff hat und das tun wird, was ER sich vorgenommen hat und dass das gut für alle ist, die an Ihn glauben!
Der Bericht über die Einsetzung des Abendmahls beginnt damit, dass Jesus noch ein weiteres Mal deutlich macht, dass ER alles im Griff hat. Manche Ausleger behaupten, Jesus hätte im Vorfeld Absprachen bzgl des Ortes für das Mahl getroffen. Auszuschließen ist das natürlich nicht und doch erscheint es mir, dass Jesus hier wohl eher einfach wusste, wie Dinge laufen werden und die Herzen der Betroffenen entsprechend gelenkt hat – so wie auch schon zuvor, als er die Jünger vor dem Einzug nach Jerusalem am Palmsonntag losschickte, um ein Eselsfüllen zu holen.
Und dann erweist Jesus seine Kenntnis der Zukunft auch noch im Hinblick auf Judas.
Bemerkenswert ist dabei mal wieder, wie Gottes souveräne Vorherbestimmung und menschliche Verantwortung Hand-in Hand gehen. Einerseits war es immer schon Gottes Plan, dass Jesus sterben sollte und Gott allein hatte auch festgelegt, wann und wie. Und doch macht Jesus auch deutlich, dass der Verräter die Konsequenzen seiner bösen Tat erfahren wird (v.24).
In unserer menschlichen Logik sind wir dazu geneigt, das Eine gegen das Andere auszuspielen und uns einseitig festzulegen – d.h. entweder Gott ist absolut souverän und bestimmt was geschieht oder Menschen haben eine echte Verantwortung für ihre Entscheidungen. Aber die Bibel zeigt uns, dass diese Dinge koexistieren können, auch wenn wir das mit unserer Logik nicht erfassen können.
Dann kommt es zum Mahl. Jesus nennt hier Brot und Wein „mein Leib“ und „mein Blut“. Allein diese Einsetzung führt meines Erachtens die römisch-katholische Lehre der Transubstantion (und auch die lutherische Konsubstantionslehre) ad absurdum.
Jesus multipliziert sich hier ja nicht – er meint ganz offensichtlich, dass Brot und Wein symbolisch für seinen Leib und sein Blut stehen.
Viel wichtiger ist aber natürlich, was Jesus dabei lehrt. Er gibt sein Leben zur Aufrichtung eines Bundes und durch sein Opfer nimmt er unsere Schuld auf sich, so dass wir von unserer Schuld befreit, Vergebung erfahren können. ER selbst beschreibt sich hier also im Sinne des Passalamms, das ja als stellvertretendes Opfer dargebracht wurde.
Und dann gibt Jesus seinen Jüngern eine weitere großartige Zusage: Er wird das Mahl nun nicht mehr mit ihnen feiern – bis an den Tag, „an dem ich von neuem davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.“
So ist das Abendmahl eben nicht nur ein Mahl des Rückblicks, sondern auch des nach vorne Schauens hin zu diesem großartigen Tag!
In diese „Feier“ hinein spricht Jesus dann harte Worte. Er sagt seinen Jüngern, dass sie ihn verleugnen werden. Diese Worte klingen harsch – sind aber sehr liebevoll. Denn gerade weil Jesus es ankündigt, dürfen die Jünger darauf vertrauen, dass Ihr Herr ihnen ihre Untreue vergeben wird. Er ist der gute Hirte, der seine Schafe wieder sammeln wird!
Und dann sehen wir auch schon, wie schwach die Jünger sind. Während Jesus im Gebet mit seinem Vater ringt und sich auf sein Sterben vorbereitet, schlafen die Jünger immer wieder ein. Ich denke, dass wir uns da alle mit den Jüngern identifizieren können. Ich weiß zumindest von mir selber, wie schwer es mir fällt, ausdauernd im Gebet zu bleiben. Unsere Wachsamkeit ist immer begrenzt.
- Wie gut, dass wir einen Herrn haben, der über uns wacht und der uns seinen Geist gegeben hat, der uns immer mal wieder weckt und auf Dinge aufmerksam macht.
Faszinierend finde ich auch die Komplexität von Gottes Willen, die hier sichtbar wird.
Wir sehen hier drei Ebenen:
1. Der situationsbedingte Wille Jesu: Er will nicht leiden und sterben, was ja sehr gut nachvollziehbar ist
2. Er will tun, was der Vater will: Er stellt also seinen eigenen Willen zurück. Das ist etwas, das für uns Vorbildfunktion haben sollte
3. Der souveräne Ratschluss-Wille des Vaters, der nach seinem ewigen Plan tut, was ER sich vorgenommen hat. Diesen Willen verstehen wir oft in einer Situation nicht – wir können das nur zur Kenntnis nehmen und darauf vertrauen, dass Gott Alles gut machen wird.
Und schließlich sehen wir, dass Gebet Dinge verändert. Jesus ist jetzt bereit, sich in die Hände der Verräter zu geben. Offensichtlich hat ihn sein Vater im Gebet gestärkt und dazu bereit gemacht.
- Das ist eine Funktion des Gebets, die wir immer bedenken sollten. Im Gebet mit Gott können wir auch dahin kommen, Gottes Willen klarer zu erkennen und dann auch bereit dazu werden, diesem göttlichen Willen zu folgen.
- Das ist sicher nicht die einzige Funktion des Gebets, aber es ist ein wichtiger Aspekt.
Schließlich kommt es zur Verhaftung des HERRN. Jesus macht dabei gleich deutlich, dass ER weiterhin Alles unter Kontrolle hat. Er hatte das ja schon in Vers 46 angekündigt. Die Jünger geraten nun in Panik und Petrus ergreift das Schwert. Doch Jesus betont, dass kein Schwert notwendig wäre, um ihn zu schützen. Sein Vater hat immer alles im Griff und könnte jederzeit ganze Legionen Engel senden. Doch Er tut das nicht, denn Jesu Verhaftung und Tod ist ja genau das, was Gott geplant hat und was geschehen muss damit die Schrift erfüllt wird.
Trotzdem betont Jesus aber eben auch, dass die Truppe, die ihn gefangen nimmt, böse und sündig handelt. Die menschliche Verantwortung wird also nicht außer Kraft gesetzt.
Dann beginnt der Prozess. Jesus sieht nicht die Notwendigkeit, auf die Vorwürfe zu antworten. ER muss sich nicht verteidigen, denn zum einen strebt er ja gar nicht danach, freigelassen zu werden, zum anderen macht es keinen Sinn mit törichten Menschen zu rechten.
Aber dem Hohepriester antwortet er dann doch und bestätigt, dass ER der Christus, der Sohn Gottes ist. Und er verkündet, dass er demnächst zur Rechten Gottes sitzen wird und von dort kommen wird.
Diese Aussage ist natürlich eine Anmaßung aus Sicht des Hohepriesters, denn Jesus nimmt für sich hier ja sehr klar in Anspruch, Gott zu sein und wenn man das für nicht möglich hält, dann ist es Gotteslästerlich.
- Die Reaktion des Hohepriester ist in gewisser Weise sogar lobenswert, weil ihm scheinbar Gotteslästerung nicht egal ist – da unterscheidet er sich sehr, von vielem Menschen heute, die Jesus nicht offen ablehnen, sondern ihn einfach ignorieren.
Schließlich sehen wir noch Petrus, der entgegen seiner vollmundigen Ankündigungen mutlos Jesus verleugnet.
- Möge der Herr uns Mut geben, da anders zu agieren.