Geschichte der Freien evangelischen Gemeinden in Deutschland
Der junge Industriekaufmann Hermann Heinrich Grafe gründete 1854 in Wuppertal (Elberfeld-Barmen) die erste deutsche Freie evangelische Gemeinde.
1874 schlossen sich 22 Gemeinden zum Bund Freier evangelischer Gemeinden zusammen. Der Bund Freier evangelischer Gemeinden gehört in Deutschland zu den klassischen Freikirchen des Protestantismus. Gegründet wurde die erste Freie evangelische Gemeinde 1854 in Wuppertal. Ziel war es, eine kirchliche Alternative zum Modell der damaligen Staatskirche zu entwickeln. Wesentliche Merkmale der Freien evangelischen Gemeinden sind: das Prinzip der Freiwilligkeitsgemeinde als Gemeinde der Glaubenden (Mitgliedschaft aufgrund einer persönlichen Glaubensentscheidung), die Mitverantwortung und Mitbestimmung aller („allgemeines Priestertum“), die Taufe der Glaubenden (im Unterschied zur Kleinkindertaufe).
Geschichte der FEG München-Mitte
1963
In Bayern gab es im Jahr 1963 nur eine FeG (Nürnberg). Zum Studium oder aus beruflichen Gründen kamen in den 1960er Jahren viele Menschen nach München, die zuvor in Nord- und Westdeutschland in Freien evangelischen Gemeinden ihre geistliche Heimat hatten. Vor diesem Hintergrund sah der damalige Pastor der Nürnberger FeG, Hermann Schürenberg, zunehmend die Notwendigkeit, in München eine FeG zu gründen. Der entscheidende Anstoß, in München einen Versuch zu starten, kam durch ein Erlebnis in einem Zug zustande. Ein Mitglied der Nürnberger Gemeinde sah die Zugsekretärin in der Bibel lesen. Das Gemeindemitglied lud die Sekretärin in die FeG Nürnberg ein. Die Frau kam zum Glauben an Jesus Christus und wollte mithelfen, dass auch in München eine Gemeinde gegründet wurde.
Ende 1963 wurde eine erste Versammlung in München vorbereitet. Sie fand durch die Hilfe der Zugsekretärin in einem Konferenzsaal am Hauptbahnhof statt. Bezieher der FeG Zeitschrift „Gärtner“ wurden angeschrieben und eingeladen. Der Besuch dieser und weiterer Versammlungen war sehr enttäuschend. Wenn 12-15 Leute kamen war das schon viel. Einmal waren es nur drei Männer, aber zwei davon wurden später Gemeindemitglieder.
1964
Im Frühjahr 1964 wurde klar, dass so nicht weiter gemacht werden konnte und man etwas größeres wagen musste. Ein größerer Saal, Werbung durch Plakate, Handzettel und Anzeigen waren notwendig. Im November 1964 wurde ein Vortragssaal mit 330 Plätzen im Deutschen Museum gemietet. Es wurden 400 Plakate mit dem Schriftzug „Ohne Gott ist alles sinnlos“, 3000 Handzettel und mehrere Zeitungsanzeigen in Auftrag gegeben. An den drei Abenden kamen am ersten Abend 60 Besucher, am zweiten Abend 90 Besucher und am dritten Abend 120 Besucher. Dabei kamen einige Menschen zum Glauben. Im März 1965 gab es weitere Vorträge. Auch hier gab es Bekehrungen und an einem Abend blieben 20 Menschen zum Gespräch zurück. Man überlegte was aus diesen Menschen werden sollte und wie es weitergehen sollte.
1967
Es entstanden zwei Hauskreise, aber keine Sonntagsgottesdienste. Im Frühjahr 1967 wurde ein Gottesdienst in den Räumen des CVJM unter der Leitung von Hermann Schürenberg und Erhard Diel aus Nürnberg durchgeführt. Gott macht dem Ehepaar Schürenberg deutlich, dass ihr Weg nach München gehe sollte. Am 20. November 1967 siedelten sie nach München um und bereits am 1. Advent 1967 wurde die FEG München in der Wohnung von Schürenbergs, in Anwesenheit des FeG Bundesvorstehers Wilhelm Gilbert gegründet.
1970
Anfang 1970 wurden Räume in der Kapuzinerstraße für ein Bibelzentrum gemietet. Als nächster wichtiger Schritt für die Entwicklung der Gemeinde wurde der Erweb eines eigenen Gemeindehaus angesehen. Dies war in einer Millionenstadt wie München aber äußerst schwierig und teuer. Trotzdem wurde 1969 ein Baukonto mit 10 DM eröffnet. Durch ein Gemeindemitglied, das guten Kontakt zum Erzbischöflichen Ordinariat hatte, konnte vom Domdekan ein Grundstück von 2400qm in Germering zu einem äußerst günstigen Preis von 125.000 DM erworben werden. Das Geld wurde durch Spenden von Gemeindemitgliedern und Freunden sowie durch Opfer der Jugendgruppen der Freien evangelischen Gemeinden aufgebracht. Dieses Grundstück wurde später zu einem viel höheren Preis wieder verkauft und bildete den Grundstock für den Kauf des heutigen Gemeindehauses.
Schon 1970 war Pastor Schürenberg auf das Gemeindehaus der „Gemeinde Christi“ in der Mozartstraße aufmerksam geworden. Nach einer Anfrage, ob der Kauf möglich wäre, erhielt man eine Absage, obwohl es nur noch wenige Mitglieder und eine zweite Gemeinde in Laim gab. Es kam dann zu Verhandlungen mit der Stadt München, bei der es um ein Grundstück am Pullacher Platz ging. Die Verhandlungen liefen schleppend und zerschlugen sich schließlich wegen zu hoher Auflagen. Nachdem man 27 Zeitungsangebote besichtigt hatte blieb nur das Angebot in der Montenstraße übrig. Obwohl dieses Gebäude unter Denkmalschutz stand, versuchten die Behörden zu helfen und genehmigten einen Entwurf für den notwendigen Anbau. Schließlich wurde der Erwerb im März 1977 mehrheitlich beschlossen.
1977
Pastor Schürenberg hatte zwischenzeitlich Kontakt zur „Gemeinde Christi“ in der Mozartstraße aufgenommen. Die verantwortlichen Brüder in Deutschland und USA wollten jetzt doch verkaufen und bestätigten, dass der Preis nicht über 1,1 Millionen DM hinausgehen würde. Man saß nun in der Klemme. Die Verkäufer des Grundstücks aus der Montenstraße drängten und der Vertrag wurde bereits bei der Bundesleitung der FeG’s in Witten geprüft. Man war ratlos und fragte im Gebet nach Gottes Willen. Plötzlich traten zwei Interessenten für die Montenstraße auf und überboten sich gegenseitig. Das Objekt war nach wenigen Tagen verkauft. Nun war der Weg für die Mozartstraße frei und am 1. Oktober 1977 wurde das Haus übergeben. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten an Fenstern, Fußböden, Decken, Dach, Foyer, Taufbecken, Sakristei, Aufzug, Küche und Toilettenanlagen konnte das Haus im April 1979 feierlich eingeweiht werden.
2005
Im Jahr 2005 wurde das Gemeindehaus grundlegend renoviert und erweitert, so dass der Gemeindesaal nun eine Kapazität von 325 Plätzen hat.