In Kapitel 29 lesen wir einige Verse, die gerne und fast immer ohne jeden Kontext zitiert werden.

So zum Beispiel Vers 7 (Suchet der Stadt Bestes). Das ist natürlich eine gute Sache. Aber dies ist kein unmittelbarer Auftrag an uns, sondern richtet sich an Juda im babylonischen Exil und ist Teil der prophetischen Aussage, dass Juda nicht so schnell freikommen wird. In anderen Fällen hätte der HERR das Volk davor gewarnt, sich mit dem fremden Volk zu arrangieren. Aber so einen Vers würde heute keiner zitieren. Grundsätzlich können wir natürlich auch anerkennen, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass wir noch länger z.B. in München leben werden und der Wohlstand der Stadt auch zu unserem Besten ist. Aber das zu einem Gemeindeprogramm zu machen geht sicher weit über die Bedeutung dieses Verses hinaus.

Auch Vers 11 wird gerne zitiert … aber auch das ist keine pauschale Zusage an alle Menschen. Wiederum gibt es ja auch Jesu-Worte an Israel, die ganz anders klingen.

Schon eher auch für uns unmittelbar relevant ist V.13b-14a: „denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR.“

Doch selbst hier macht der Kontext deutlich, dass wir diesen Vers nicht 1:1 auf uns anwenden können: „13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.“

  • All das erwähne ich, weil ich uns Mut machen möchte, jeden Text erstmal in seinem (historischen) Kontext zu verstehen, ihn dann im (Evangeliums.) Kontext der gesamten Schrift zu betrachten, bevor wie ihn schließlich auf uns hin anwenden.

Was uns dieses Kapitel lehrt ist, dass Juda ausharren muss und nicht den falschen Propheten glauben soll, die ihnen eine bessere Zukunft und schnellere Befreiung zusagen.

  • Es gilt dem Wort Gottes und den treuen Boten Gottes zu vertrauen und nicht denen, die uns sagen, wonach uns die Ohren jucken.

Nach sehr vielen Gerichtsandrohungen hören wir in Kapitel 30 eine frohe Botschaft. Wenngleich der Herr Juda wegen all der Sünden strafen wird, ist dies nicht das Ende. Der Herr wird sich seines Volkes erbarmen. Das wird er durch den König David tun, den ER erwecken wird (V.9). Das ist eine sehr interessante Aussage, da David zu diesem Zeitpunkt ja schon ca. 400 Jahre tot war. Es kann sich also nicht um David handeln. Tatsächlich sehen wir hier etwas, das immer wieder bei den Propheten vorkommt. Etwas (oder jemand), das Israel kennt, steht symbolisch für etwas (jemanden) Unbekanntes, das noch kommen wird und gewissen Ähnlichkeiten zum Vorherigen aufweist.

  • Der wahre und größere David ist dabei natürlich Jesus. Durch ihn wird der Herr sein Volk nach einer Zeit der Züchtigung retten.

Gerade die letzten Verse scheinen dabei in die Ewigkeit zu blicken und nicht nur hin zu der Zeit, der Rückkehr des Volkes Juda aus der babylonischen Gefangenschaft.

  • Wir dürfen hier Gottes Gnade bestaunen und seine Treue, denn das, was er hier ankündigt, hat er dann ja auch getan und manches wird noch in ganzer Fülle kommen.
  • Jeder, der auf den Herrn vertraut kann so – zumindest letztendlich – sehr optimistisch und froh sein!

In Kapitel 31 lesen wir die Fortsetzung der Zusagen für eine bessere Zukunft für Juda und Israel. Hier geht es nun primär darum, dass der HERR nach dem Bundesbruch durch das untreue Volk, einen neuen Bund aufrichten wird.

Israel soll wieder Gottes Volk sein, denn er wird sich dem Volk in großer Barmherzigkeit annehmen. Dabei muss uns klar sein, dass Gott nie aufgehört hat, sein erwähltes Volk zu lieben (V.3b).

  • Das gilt auch uns, wenn wir durch den uns von Gott geschenkten Glauben zu seinem Volk gehören.
  • Gottes besondere Liebe für seine erwählten hört nie auf, auch wenn er uns als liebender Vater mal züchtigen muss.

Die Verheißung des neuen Bundes ab Vers 31 geht dann einher mit der Zusage, dass der HERR den seinen eines Tages ein neues Herz geben wird, mit dem es Gott wirklich erkennen und lieben kann.

  • Dieses Herz haben wir durch den Glauben empfangen. Doch noch schlagen oft zwei Herzen in unserer Brust. Da gilt es das alte mehr und mehr abzutöten und sich immer mehr vom neuen Herz (und dem Geist Gottes) führen zu lassen.
  • Das bete ich für uns alle und darum will ich mich bemühen.

Nach der Verheißung eines neuen Bundes und veränderter Herzen, lesen wir im 32. Kapitel Zusagen Gottes an Juda, dass er das Volk aus dem Exil zurückholen wird. Aber vorher wird Juda besiegt werden und ins Exil müssen.

  • Diese Ankündigungen waren nicht populär. Man hätte halt lieber gehört, dass man gar nicht erst ins Exil muss und Babylon besiegt und vertreibt.
  • So ist das ja auch heute. Wenn wir den Menschen sagen, dass vor der Herrlichkeit noch eine Zeit von Nöten und Leiden kommen wird (siehe 2. Tim 3,12), dann kommt das bei Vielen nicht gut an. Sie glauben dann lieber den falschen Propheten des Wohlstandsevangeliums.
  • Doch so wie damals in Juda werden auch diese falschen Reden der Irrlehrer offengelegt werden. Zugleich werden die Worte bestätigt werden, die von treuen Zeugen wie Jeremia verkündet wurden.

Gott gab Jeremia den Auftrag den Menschen die Hoffnung auf die Rückkehr aus dem Exil vorzuleben, indem er noch kurz vor der Niederlage gegen Babylon ein Stück Land kaufte.

  • Wir sehen hier auch, dass Jeremia mal zweifelte und Gott hinterfragte. Und wir sehen, dass der HERR ihm sehr deutlich zusagte, dass er tun wird, was er verheißen hat.
  • Möge das auch unsere Zuversicht sein!