Das Buch Klagelieder ist sehr offensichtlich eng verknüpft mit dem Buch Jeremia. Hier hören wir die Klagerufe des Volkes nach der Invasion durch Babylon. Man fühlt sich verlassen. Einerseits sicher wegen der Wegführung der Oberschicht, zum anderen, weil die Besucher, die sonst zu den Festtagen kamen, nach der Zerstörung des Tempels fernbleiben. Aber vor allem ist es wohl der Eindruck, dass Gott sie verlassen hat.

Im zweiten Teil des Kapitels hören wir dann statt eines Berichterstatters quasi Jerusalem selbst reden. Die Stadt ist zum Gespött der Leute geworden und sie ruft zu Gott und bittet, dass ER eingreifen möge, so wie ER es verheißen hat.

  • In gewisser Weise ist das ein vorbildliches Beispiel für eine Klage. Es ist keine Anklage gegen Gott, sondern das Eingeständnis eigener Schuld. Und dann ist es der Ruf zu Gott, dem man trotz allem (oder gerade deswegen) vertraut, dass ER Rettung bringen kann.
  • Ich wünsche allen Geschwistern in Not, dass sie so klagen können und dann erleben, wie der HERR gnädig und barmherzig eingreift.

Wie schon im ersten Kapitel hat auch das zweite Kapitel 22 Verse, die im Hebräischen nacheinander mit allen Buchstaben des Alphabets beginnen. Das kommt im Deutschen natürlich nicht rüber. Die ersten 10 Verse zeigen uns sehr drastisch, wie umfassend Gottes Gericht ist. Gottes Zorn hat das untreue Volk hart getroffen.

Ab Vers 11 hören wir dann die Stimme eines Betroffenen – evtl die von Jeremia selbst. Er leidet unter der offensichtlichen Sünde des Volkes und ruft es dann letztendlich dazu auf, zu Gott zurückzukehren und zu ihm zu rufen, damit er sich ihrer erbarme.

Die letzten Verse sprechen dann Gott direkt an. Hier ist kein Ruf um Gnade zu hören. Gott wird einfach nur aufgezählt, was er gemacht hat. Immerhin sehen wir hier aber die Erkenntnis, dass das Gericht eben letztendlich nicht durch die Babylonier kam, sondern von Gott.

  • Gott ist der Souverän und letztendlich tun wir gut daran, das anzuerkennen. Deswegen ist er auch allein in der Lage, uns zu retten und für uns zu sorgen.
  • Lasst uns Menschen sein, die das anerkennen und für Gott leben.

Kapitel 3 ist das Herzstück des Buchs. Anders als die anderen 4 Kapitel hat es nicht 22, sondern 66 Verse – also drei pro Buchstaben im hebräischen Alphabet.

Hier spricht nun nur eine Person – wahrscheinlich Jeremia selbst. Er beschreibt seine Not (siehe gleich in Vers 1). Doch ab Vers 20 wird deutlich, dass er weiter um Gottes Barmherzigkeit und Treue weiß.

Die Verse 22-23 sind dabei wunderbar und recht bekannt – wobei wahrscheinlich vielen nicht klar ist, in welchem Kontext sie hier stehen (oder vielleicht sogar auch, dass sich diese Verse im Buch der Klagelieder finden): „22 Die Güte des HERRN ist’s, daß wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, 23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.“