In Kapitel 5 hatte man sicher den Eindruck, dass Ester einen ausgeklüngelten Plan verfolgte. Doch nun zu Beginn von Kapitel 6 wird deutlich, dass die entscheidende Wende nicht primär durch menschliche Weisheit und Pläne kommt, sondern sich „einfach so fügt“. Der König konnte nicht schlafen und seine Bettlektüre ist „rein zufällig“ der Bericht über die Geschehnisse, die am Ende von Kapitel 2 beschrieben wurden.
Und dann fragt der König „rein zufällig“, was Mordechai denn für seinen treuen Dienst bekommen habe.
- Haman wird uns dann nochmals als völlig selbstverliebt geschildert, der nichts ahnend Mordechai große Ehre zukommen lässt.
In Kapitel 7 wird es ernst und Ester bringt ihre Anklage gegen Mordechai vor. Das Timing ist natürlich perfekt. Auch das ergibt sich (scheinbar) einfach so.
Und dann hat es mit Haman ein Ende und er stirbt an seinem eigenen Galgen.
- Man könnte denken, dass das Drama damit zu einem Ende gekommen ist … doch noch ist es nicht so weit … Fortsetzung folgt 😊
Zu Beginn von Kapitel 8 wird deutlich, dass das noch nicht so ist. Wie in Kapitel 1 ja bereits deutlich wurde, ist der König sehr darauf bedacht, das Gesetz hochzuhalten. Von daher ist der Aufruf zur Tötung der Juden nicht aufhebbar. Wiederum wird Gott nicht erwähnt … doch sicher ist er es, der die Weisheit schenkt, um eine Lösung zu erdenken.
- Und in all dem fügt es sich, dass die Juden bewahrt bleiben und so Gottes große Verheißung an Abraham bestehen bleibt.
- Das ist der zentrale Aspekt des Buchs – in der großen Krise bewahrt Gott sein Volk und sorgt so dafür, dass sein vor Anbeginn der Welt gefasst Rettungsplan nicht scheitert.
- Aus den Nachkommen der Juden in Babylon kommt dann über 500 Jahre später der Erlöser!
Die erste Hälfte von Kapitel 9 zeigt uns nun, dass sich das Blatt komplett wendet. Diejenigen, die gegen Gottes Volk Böses geplant hatten, werden selbst vernichtet, während Gottes Volk triumphiert.
- Wie ja schon mehrfach betont wird Gott in diesem Buch nie direkt erwähnt. Und doch wird hier ganz deutlich, dass der HERR mit seinem Volk ist.
- Gott führt alle Dinge so, dass sie dem Volk, das nach seinem Ratschluss berufen ist, letztendlich alle Dinge zum Besten dienen (Röm 8,28).
- Wir sehen hier einen typologischen Schatten von etwas, das eines Tages für alle Welt sichtbar sein wird. Gottes Volk wird triumphieren und seine Feinde werden gerichtet werden.
- Jesus Christus hat diesen Sieg am Kreuz errungen und eines Tages wird er wiederkommen und das Reich vollkommen aufrichten!
Halleluja!
Und genau dieser Jubelschrei ist dann auch das Ergebnis der Ereignisse im Buch Ester. Es kommt zu einem spontanen Fest (V.17f) und dieses Fest wird dann zu einer dauerhaften Einrichtung für die Juden. Die Erinnerung an die Vergangenheit stärkt dabei sicher auch die Zuversicht im Hinblick auf die Zukunft.
Die wenigen kurzen Verse in Kapitel 10 sind dann quasi ein mini-Epilog, in dem wir auch noch einige weitere Konsequenzen der Geschehnisse sehen … eine Steuer wird eingeführt und Mordechai hat dauerhaft viel Ehre und Einfluss!