Mit Kapitel 7 beginnt der zweite Teil des Buchs, bei dem nun Esra selbst erwähnt wird. Der Prophet und Priester Esra kommt erst nach Vollendung des Tempels aus dem babylonischen Exil zurück. Das war wohl erst im 5. Jahrhundert v. Chr., als eine zweite Welle von Rückkehrern nach Jerusalem kam. Esra kommt im Auftrag eines nicht-jüdischen Königs, um den Tempeldienst wieder einzusetzen und zu ordnen. Wiederum finden die Juden dabei die direkte (auch finanzielle) Unterstützung des persischen Königs (der schon in 6,14 erwähnt wurde).

Die letzten Verse in Kapitel 7 lassen Esra dann in direkter Rede zu Wort kommen. Dabei erkennt er an, dass Gott eben selbst durch den fremden König gewirkt hat.

  • Ich denke, dass wir viel zu leicht den Eindruck haben, dass weltliche Herrscher nicht unter der Kontrolle Gottes sind.
  • Natürlich agieren sie oftmals entgegen dem offenbarten Willen Gottes. Und doch hat der HERR auch sie im Griff und wir dürfen getrost wissen, dass nichts geschieht, was der HERR nicht unter Kontrolle hätte. Das sagt uns Gottes Wort dann ja z.B. auch in Römer 13,1. Deshalb sollten wir für die Herrscher beten (1. Tim 2,2).

In Kapitel 8 lesen wir dann weitere Details über die Rückkehr – jetzt direkt von Esra. Dabei finde ich sein Gebet und seine Handlungen in V.22ff sehr interessant. Es scheint fast so, als ob ihn sein Stolz dazu zwingt, allein auf Gott zu vertrauen … das ist sicher nicht die richtige Motivation … aber manchmal gebraucht Gott eben auch unsere Lebensumstände, um uns dazu zu bringen, mehr auf ihn zu vertrauen.

  • Ich kenne das. Meist sind das keine angenehmen Zeiten … aber sie sind doch wichtig!

Zum Ende hin nimmt das Buch Esra nochmals eine Wendung. In Kapitel 9 erfährt Esra, dass die Rückkehrer das Verbot der Vermischung mit Heidenvölkern ignoriert haben. Das treibt ihn in die Buße. Er bekennt dabei die Sünden des Volkes, das er als Priester und Prophet vor Gott repräsentiert.

  • Hier sehen wir einen guten Leiter … er wird nicht zum Ankläger des Volkes, sondern tritt für das Volk im Bußgebet ein.
  • In diesem Sinne weist uns Esra auf Jesus hin, der ja auch für uns eintrat und für uns so den Weg zurück zu Gott dem Vater ebnete.

In Kapitel 10 lesen wir schließlich, dass das Volk positiv auf Esras Gebet aus Kapitel 9 reagiert und sogar beim Gebet mit einstimmt. Und dann wird das Problem der gegen Gottes ausdrücklichen Willen eingegangenen Mischehen angegangen.  Interessant ist, dass Esra vom Volk aufgefordert und ermutigt wird, Leitung zu übernehmen. Hier lässt sich erahnen, dass Leitung manchmal eher eine Last ist. Und doch ist es auch ein Segen. Esra wird dann aktiv und man findet einen Weg, das Problem anzugehen. Das Volk steht zitternd vor Gott, wobei der Bericht darauf hinweist, dass das wohl nicht nur mit Gottesfurcht, sondern auch mit starkem Regen zu tun hat. Ich finde diese Bemerkung faszinierend. Das ist kein trockener Bericht, sondern eine sehr lebendige Erzählung von jemand, der dabei war. Man findet dann auch eine praktische Lösung, wie man trotz der widrigen Umstände mit der Sünde umgehen kann.

  • Letztendlich wird hier also Buße getan.

Das beinhaltet sowohl Sündenbekenntnis, wie auch Konsequenzen, die sicher für viele Betroffenen sehr schwer waren. Ezra geht nicht weiter darauf ein, was nun aus den ungläubigen Frauen und deren Kindern wurde. Uns interessiert das … aber es spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.

  • Möge es der Herr schenken, dass unsere Erkenntnis von Sünde uns auch dazu bringt resolut dem zu folgen, was unser Hohepriester Jesus uns sagt, auf dass wir Gott-gefällig leben.