Mit dem 6. Kapitel setzt sich die Vision aus Kap 4 & 5 fort … und doch beginnt hier nun etwas Neues.
Mit dem Öffnen der Siegel wird Johannes (und wir mit ihm) mitgenommen, in die Abläufe der Dinge, die zwischen Jesu Himmelfahrt und Seiner Wiederkehr geschehen werden. Ich halte nicht allzu viel davon, diese Dinge an festen historischen Ereignissen festzumachen oder darüber zu spekulieren, was genau schon geschehen ist.
Grundsätzlich scheinen die sieben Siegel (ähnlich wie dann spätere Berichte) die komplette Geschichte bis zum Ende aller Dinge zu beschreiben und zumindest das 6. (und 7.) Siegel sind von daher sicher noch nicht geöffnet worden. Noch wichtiger finde ich die Erkenntnis, dass es Jesus ist, der die Siegel öffnet und der diese Dinge im Griff hat.
- Alles Leid und alles Chaos was wir ggf in dieser Welt erleben ist niemals ein Indiz dafür, dass der Herr die Kontrolle verloren hat, sondern dafür, dass wir uns auf die Endzeit zubewegen.
Wie sehr Gott die Kontrolle über alle Dinge hat zeigt sich z.B. beim 5. Siegel … selbst die Anzahl der Märtyrer ist vorherbestimmt. Das darf uns Trost und Zuversicht geben. Wir sind deshalb aber natürlich nicht aus unserer Verantwortung entlassen, das zu tun, wozu Gott uns berufen hat. Aber in allem dürfen wir wissen, dass Gott alles fest im Griff hat und er alles zu einem guten Ende bringen wird.
Genau das zeigt uns der Herr durch den Bericht in unserem heutigen Kapitel.
- Ich lobe und preise unseren allmächtigen Herrn, der alles – Siegel inklusive – in seiner Hand hält und dafür sorgen wird, dass denen die Gott lieben und nach seinem Ratschluss berufen sind, alle Dinge zum Besten dienen werden!
Die Auslegung dieses Kapitels ist umstritten. Klar ist, dass nach den ersten Siegeln eine Pause kommt, während der Gott bestimmte Menschen zum ewigen Heil versiegelt.
Heiß diskutiert wird vor allem, in welchem Verhältnis die Verse 4-8 zu den Versen 9-12 stehen.
Stehen die 144.000 für die Vielzahl aller Gläubigen (dann wären sie die, von denen ab Vers 9 die Rede ist), oder sind die 144.000 besonders heilige Menschen (evtl. analog zu 14,1-4) oder sind sie Juden, die am Ende zum Glauben kommen (ggf Römer 11)?
Was die Sache nicht leichter macht, ist die ungewöhnliche Liste der Stämme, die nicht den Listen im AT entspricht. Die Reihenfolge ist schon anders, aber vor allem auch die Zusammensetzung. So wird von den beiden Söhnen nur Manasse erwähnt, aber nicht Ephraim – aber ganz ungewöhnlich, Joseph (der Vater von Manasse und Ephraim). Der Stamm Dan wird nicht erwähnt, dafür aber Levi.
- Ich weiß, dass es dazu alle möglichen Interpretationen gibt und jeder scheint sich da seiner Sache sehr sicher zu sein. Ich bekenne mich dazu, dass ich hier keine Klarheit habe.
- Was klar ist, ist dass Gott alles im Griff hat. Er rettet seine Auserwählten und er bewahrt sie.
- Ich tendiere dazu es so zu verstehen, dass das, was Johannes in den Versen 4-8 HÖRT, das ist, was er dann ab Vers 9 SIEHT.
Diese Verse (9-12) zeigen uns, dass Gottes Verheißung an Abraham aus 1. Mose 12,3 erfüllt ist. Menschen aus allen Geschlechtern der Erde stehen vor dem Thron Gottes und beten Gott an. Der Missionsauftrag wird eines Tages zu einem erfolgreichen Abschluss kommen. Das Wissen darum sollte uns nicht passiv machen, sondern umso zuversichtlicher und begieriger darin, an diesem großen Werk mitzuarbeiten.
Schließlich sehen wir, dass die Anbeter die sind, die durch die Trübsal gegangen sind und nun den Segen und die Fülle Gottes erleben dürfen. Was wir hier lesen (v.a. Vers 16-17) klingt fast identisch zu dem, was zu Beginn von Kapitel 21 beschrieben wird. Und ich persönlich tendiere dazu zu denken, dass es auch das Gleiche beschreibt, d.h., dass die Offenbarung uns in mehreren Zyklen die gleichen Dinge offenbart … von Jesu Thronbesteigung – durch eine Zeit des Kampfes und der Trübsal – hin zur ewigen Herrlichkeit.
- Auf dieses großartige Ziel dürfen wir zu-leben … mit der festen Gewissheit, dass Gott zu jeder Zeit alles im Griff hat und auf die Gläubigen Acht hat und sie zum ewigen Heil bringen wird.
Der Zusammenhang von Vers 1 von Kapitel 8 und dem, was ab Vers 2 folgt ist nicht ganz eindeutig. Manche Ausleger sehen Vers 1 als komplett separat – es ist der Abschluss des Berichts aus Kap.4-7 und steht für den kompletten Frieden und die ewige Ruhe am Ende aller Zeiten. Demnach beginnt dann in Vers 2 eine neue Vision, die uns wiederum mitnimmt von der Zeit vom 1. Kommen bis zum 2. Kommen des Herrn. Der Fokus liegt hier vor allem nochmals auf dem Gericht.
Andere sehen hier eine zeitliche Abfolge und denken, dass die 7 Posaunen noch auf die Zeit der Stille nach der Öffnung des 7. Siegels folgt. Das war offensichtlich die Position desjenigen, der die Kapiteleinteilung vorgenommen hat. Ich denke, allerdings, dass wir den Zusammenhang tendenziell anders lesen würden, wenn wir 8,1 als letzten Vers von Kapitel 7 lesen würden … von daher tendiere ich eher dazu, davon auszugehen, dass mit Vers 2 eine neue Vision beginnt.
Wie dem auch sei – mit den Posaunen bekommen wir einen Blick auf das Gericht über die Welt. Dieser Bericht macht Angst. Die Worte aus Vers 13 „weh, weh, weh“ sind gut nachvollziehbar.
- Es ist tröstlich, dass das was hier beschrieben wird, nicht unkontrolliert abläuft, sondern von Gott so geplant ist. ER hat inmitten des Chaos und Gerichts Alles im Griff!
- Keine „Naturkatastrophe“ sollte uns denken lassen, dass Gott uns verlassen hat oder die Dinge außer Kontrolle geraten sind. Gott wirkt alles und durch alles … dabei dürfen wir aber eben auch das wissen, was in den letzten Kapiteln schon sehr deutlich wurde: Gott bewahrt die Seinen inmitten all dieser Dinge.
- Mit Bonhoeffer will ich da sagen „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Morgen und am Abend und ganz gewiss an jedem neuen Tag“!
Das 9. Kapitel ist voller Gericht. Es erinnert zu Beginn ein wenig an die 10 Plagen. Und wie bei den 10 Plagen, so werden auch hier die von Gott Auserwählten und Versiegelten verschont. Das heißt nicht, dass sie nicht auch viel Chaos und Leid erleben werden, aber sie werden vor dem Gericht Gottes verschont.
Auf der anderen Seite sehen wir was denen blüht, die gegen Gott rebellieren und Ihn nicht als Retter und Herrn anerkennen. Sie werden sich danach sehnen, einfach sterben zu dürfen, denn das Gericht Gottes wird viel schlimmer sein, als einfach „nur“ der Tod. Manche werden dann umkommen; und die, die überleben, werden in ihrer Feindschaft gegen Gott weiter verhärtet werden, so dass sie keine Buße tun.
- Im Anbetracht des Berichts vom Gericht preise ich den HERRN, dass wir allein aufgrund der Gnade Gottes und durch den Glauben an Jesus Christus das hier beschriebene Gericht nicht fürchten müssen, sondern dieser Zeit im festen Gottvertrauen entgegensehen dürfen.
- Und wir dürfen Gott im Gebet darum bitten, dass ER noch vielen Menschen die Erkenntnis der Wahrheit und neue Herzen schenkt, so dass noch viele aus dem Gericht gerettet werden.
Wie schon in Kapitel 7, als der Bericht über die 7 Siegel unterbrochen wurde, kommt es auch in Kapitel 10 wieder zu einer Pause, vor dem Erklingen der 7. Posaune. Johannes hat eine weitere Begegnung mit einem Engel Gottes, der aber nicht der 7. Engel zu sein scheint (von dem dann am Ende von Kap. 11 die Rede ist) und dessen Beschreibung an Christus erinnert.
Sein Reden führt zu sieben Donnern, über die Johannes uns aber nichts weiter mitteilen darf.
- Wir sehen hier, dass Gott alles genau nach Plan durchführt – entsprechend den Offenbarungen und Verheißungen, die er den Propheten gegeben hat (V.7).
Das was Gott zu sagen hat bekommt Johannes in Form einer Schriftrolle (eines Büchleins), die er essen soll. Johannes soll also das Wort Gottes – wort-wörtlich – in sich aufnehmen. Die Beschreibung, dass es im Mund „süß“ aber im Magen „bitter“ ist, vermittelt den Eindruck, dass das was Gott ankündigt, im ersten Moment leichter verdaubar zu sein scheint, als es das dann ist.
Diese bittere Wahrheit soll er dann verkünden.
- Auch wenn mir manches in diesem Kapitel nicht klar ist, so nehme ich daraus mit, dass Gott uns das offenbart, was wir wissen müssen und dass wir seinem Wort durch die Propheten und Apostel vollkommenem Glauben schenken dürfen.
- Von daher sollten wir immer wieder begierig die Bibel lesen, denn hier spricht Gott zu uns!