Nach Matthäus und Markus wollen wir nun das dritte synoptische Evangelium betrachten. Dabei werden wir vieles lesen und bedenken, was auch schon bei Matthäus und/oder Markus zur Sprache kam. Und doch hat Lukas seine ganz eigene Bedeutung. Lukas schreibt seinen Evangeliumsbericht als ein guter Historiker, der das, was er niederschreibt zuvor gründlich recherchiert hat. Deshalb eignet sich dieses Evangelium meines Erachtens immer besonders gut, um eher geschichtlich interessierten Menschen das Evangelium nahe zu bringen. Das, was Lukas lehrt, hat einen „sicheren Grund“ (V.4).
Er beginnt mit einem Bericht über die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer. Damit liefert Lukas neben Matthäus eine von zwei „Weihnachtsgeschichten“. Während bei Matthäus Josef eine Quelle gewesen sein muss, erwähnt Lukas Details, die von Maria stammen. Doch noch bevor sie erwähnt wird, lesen wir von ihrer Verwandten Elisabeth und ihrem Mann Zacharias. Dieser bekommt eine erste Ankündigung, dass die Zeit der Stille, nachdem das letzte Reden der Propheten ca. 400 Jahre her war, vorbei ist. Zacharias wird ein Sohn verheißen, der dem Messias den Weg bereiten wird. Doch Zacharias zweifelt (aus, zumindest aus menschlicher Sicht nachvollziehbaren Gründen) an den Engelsworten und wird zur Strafe stumm.
- Was Zacharias lernen muss – und was auch wir immer bedenken sollten – ist, dass wir Gottes Verheißungen wirklich glauben können und dies auch tun sollten!
Interessant ist in diesem gesamten Bericht, wie er uns wirklich die enge Verbindung des Kommens Jesu mit dem AT aufzeigt. Johannes ist der Vorläufer, der im Maleachi angekündigt wurde und er ist der „Elia“. Johannes wird vom Mutterleib an den Heiligen Geist haben (V.15). Johannes erlebt also seine „geistliche Geburt“ vor seiner physischen. Das sollte uns Zuversicht geben, dass Gott auch Kinder retten kann, die im Mutterleib sterben.
Nachdem zu Beginn die Geburt von Johannes dem Täufer angekündigt wurde, taucht der Engel Gabriel 6 Monate später bei der Verwandten Elisabeths, der Jungfrau Maria auf. Und auch hier verkündet er die Geburt eines Kindes. Diese Ankündigung ist noch erstaunlicher als die Ankündigung, die Zacharias gehört hatte. Bei Zacharias ging es darum, dass er und seine Frau trotz scheinbarer Unfruchtbarkeit und höheren Alters ein Kind zeugen würden. Bei Maria wird einer Jungfrau gesagt, dass sie durch den Heiligen Geist schwanger werden wird. Während Johannes ein „normaler“ Mensch war, ist Jesus wahrhaft ungewöhnlich. Er ist vollkommen Mensch – aber eben auch vollkommen Gott. Und er wurde nicht im Zustand der Sünde geschaffen.
Maria zweifelt anscheinend nicht so wie Zacharias. Sie stellt aber ebenfalls eine Frage und bekommt eine Antwort.
Jesus wird hier in dreifacher Form als Sohn angekündigt: Er wird der Sohn der Maria sein (V.31), er wird der Sohn des Höchsten (Gottes heißen (V.32) und er wird der Sohn Davids sein, bzw David als „Vater“ haben (V.32). Außerdem wird er ein ewiger König eines ewigen Reichs sein! Hier offenbart Gabriel sehr wichtige Dinge über dieses Kind! Dann wird Maria auch noch die Schwangerschaft ihrer Verwandten verkündet, zu der sie sich dann aufmacht.
Kaum bei Elisabeth angekommen bestätigt Gott der Maria die Worte des Engels durch das Zeugnis des ungeborenen Johannes und der Worte der Elisabeth. Maria trägt den HERRN in sich, der große Freude bringt! Jetzt ist Maria vollends ergriffen und wir lesen von ihrem wunderbaren Lobpreis, der wiederum große Kontinuität zum AT aufweist. So wie die Ankündigung der Geburt des Johannes schon in manchen Dingen Parallelen zu Simson und Samuel aufweist, so ist nun der Lobpreis der Maria sehr ähnlich dem der Hanna. Der Herr, den Maria preist, ist der Herr, den sie in sich trägt. Sie erkennt dabei an, dass sie eine Sünderin ist, die einen Retter braucht und sie erkennt nun zumindest schemenhaft, dass sie diesen Retter in sich trägt.
- Wer das erkennt, kann sicher mit in den Lobpreis der Maria einstimmen: „Meine Seele erhebt den Herr!“ „Und ich freue mich und ich freue mich über Gott meinen Heiland!“
Dann kehrt Lukas nochmals zurück zu Johannes. Die Namensgebung zeigt das Gottvertrauen seiner Eltern, da sie sich nicht dem Druck der Öffentlichkeit und der Tradition beugen, sondern den Sohn so nennen, wie es der Engel befohlen hatte. Nachdem Zacharias dies bestätigt und damit seine Zweifel nun dem Gehorsam weichen, gibt Gott ihm die Sprache zurück. Das ist für die Menschen sehr erstaunlich und so verstehen sie, dass es mit diesem Johannes etwas Besonderes auf sich haben muss. Das wurde dann wohl auch von klein-auf immer weiter sichtbar. Der Text verrät uns keine Details, aber es war offensichtlich, dass die Hand des Herrn mit Johannes war (V.66).
Der Lobgesang des Zacharias weist gewisse Parallelen zu dem der Maria auf. Auch Zacharias hat dabei letztendlich Jesus im Blick. Sein Sohn Johannes ist der unmittelbare Vorläufer des Messias. Er wurde vor Jesus geboren und vor allem beginnt er seinen öffentlichen Dienst bevor Jesus öffentlich in Erscheinung tritt und bereitet so den Dienst des Herrn Jesus vor.