Die ersten 14 Verse bilden den sogenannten Johannesprolog. Nachdem die ersten 3 Verse des Johannesevangeliums auf die Schöpfung zurückschauen und dabei zeigen, dass Gott alles durch seinen ewigen Sohn, der auch das „Wort“ genannt wird, geschaffen hat, kommt ab Vers 4 die Inkarnation (die Menschwerdung) Gottes ins Blickfeld. Dabei verweist der Evangelist zuerst auf Johannes den Täufer, der Jesus als das Licht der Welt bezeugte. Ab Vers 9 geht es dann um Jesus selbst.
- Diese Verse sind majestätisch und sollten uns in die Anbetung führen. Gleichzeitig sollten sie uns schockieren, wenn wir lesen, dass „die Seinen ihn nicht annahmen“.
Aber Jesus gibt die Macht, zu Gottes Kindern zu werden. Dieses Privileg wird allen zuteil, die ihn annehmen (als ihren Retter und Herrn). Doch dieser Glaube ist etwas, was wir von uns aus nicht haben und tun … Gott muss das tun und uns zu dieser Kindschaft eine neue Geburt schenken.
Vers 14 lenkt dann unseren Blick auf Jesus als den „Gott mit uns“. Johannes schreibt, dass Jesus unter uns zeltete und gebraucht dabei das Wort, dass ganz eng mit dem Begriff des Gotteszeltes verwandt ist. In der deutschen Übersetzung geht dieser Aspekt leider verloren, da dieser Begriff im AT mit Stiftshütte und hier nun mit wohnen übersetzt wird. Was wir erkennen sollten ist, dass so wie die Stiftshütte und später der Tempel der Ort der Gegenwart Gottes mit seinem Volk war, dies nun in der Person Jesu geschah.
- Und auch heute noch lebt Jesus mitten unter uns. Durch seinen Geist ist er bei uns alle Tage … und er ist auch für die Ungläubigen kein ferner Gott.
- Deshalb sollten wir sie dazu aufrufen, ihn anzunehmen und dann sollten wir zu Gott beten, dass er ihnen die geistliche Neugeburt schenkt.
Nach dem Johannesprolog lesen wir ab Vers 15 davon wie Jesus von Johannes dem Täufer zu Beginn seines Dienstes bezeugt wurde. Er verkündet Jesus als das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. Bei Lukas steht die Erkenntnis, dass Jesus das ein-für-alle-Mal Passalamm ist erst ganz am Ende. Bei Johannes wird diese Aussage gleich an den Anfang gestellt. Die Taufe Jesu wird hier nur aus einer Erzählung des Täufers angekündigt. Dabei betont Johannes, wie er den Geist Gottes (wie eine Taube) auf Jesus kommen sah. Diese Aussage ist spannend. Denn das wirft die Frage auf, in welchem Verhältnis Gottes Sohn und Gottes Geist stehen. Klar ist, dass Jesus nicht erst durch den Geist zum Sohn Gottes wurde (wie von Irrlehrern in der Kirchengeschichte behauptet wurde). Jesus war uns schon in den ersten Versen als das ewige Wort und Licht vorgestellt worden, durch den alles geschaffen wurde. Außerdem berichtet Lukas in seinem 2. Kapitel ja davon, dass der 12-jährige Jesus Gott schon seinen Vater nennt und seine tiefen Erkenntnisse offenbart.
Aber etwas scheint hier zu passieren. Von jetzt an wirkt Jesus öffentlich und wirkt mächtige Wunder. Von daher halte ich es für recht wahrscheinlich, dass das was Johannes hier sieht mehr ist, als einfach die Bestätigung, dass Jesus Gottes Sohn ist (im Sinne der Stimme aus dem Himmel bei der Taufe).
Durch die Betonung, dass der Geist auf ihm bleibt, wird deutlich, dass Jesus der in Jesaja 11,2 und 61,1 verheißene Knecht Gottes ist. Genau das bestätigt Jesus dann ja auch in Lukas 4,18, als er diese Worte auf sich bezieht.
Wir dürfen wissen, dass die Kraft Gottes (der Geist), mit dem Jesus hier nun in besonderer Weise zugerüstet wird, nun auch in uns wirkt, die wir mit dem Glauben den Geist empfangen haben, den Jesus uns vom Vater an Pfingsten gesandt hat. Das heißt nicht, dass wir Wunder tun, wie Jesus sie tat, aber das heißt, dass der Geist uns sicher an Ziel unseres Glaubens bringt, als der, der uns zur Buße führt; als Tröster; als derjenige, der uns in alle Wahrheit führt; und als der, mit dem wir versiegelt sind.