Apg 9,19-31: „Saulus blieb aber einige Tage bei den Jüngern in Damaskus. 20 Und alsbald predigte er in den Synagogen von Jesus, dass dieser Gottes Sohn sei. 21 Alle aber, die es hörten, entsetzten sich und sprachen: Ist das nicht der, der in Jerusalem alle vernichten wollte, die diesen Namen anrufen, und ist er nicht deshalb hierher gekommen, dass er sie gefesselt zu den Hohenpriestern führe? 22 Saulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb die Juden in die Enge, die in Damaskus wohnten, und bewies, dass Jesus der Christus ist. 23 Nach mehreren Tagen aber hielten die Juden Rat und beschlossen, ihn zu töten. 24 Aber es wurde Saulus bekannt, dass sie ihm nachstellten. Sie bewachten Tag und Nacht auch die Tore, um ihn zu töten. 25 Da nahmen ihn seine Jünger bei Nacht und ließen ihn in einem Korb die Mauer hinab. 26 Als er aber nach Jerusalem kam, versuchte er, sich zu den Jüngern zu halten; doch sie fürchteten sich alle vor ihm und glaubten nicht, dass er ein Jünger wäre. 27 Barnabas aber nahm ihn zu sich und führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie Saulus auf dem Wege den Herrn gesehen und dass der mit ihm geredet und wie er in Damaskus im Namen Jesu frei und offen gepredigt hätte. 28 Und er ging bei ihnen in Jerusalem ein und aus und predigte im Namen des Herrn frei und offen. 29 Er redete und stritt auch mit den griechischen Juden; aber sie stellten ihm nach, um ihn zu töten. 30 Als das die Brüder erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea und schickten ihn weiter nach Tarsus. 31 So hatte nun die Gemeinde Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samarien und baute sich auf und lebte in der Furcht des Herrn und mehrte sich unter dem Beistand des Heiligen Geistes.

In diesem Abschnitt sehen wir, dass der Aposteldienst des Saulus im Prinzip unmittelbar nach seiner Bekehrung beginnt. Saulus (Paulus) war ja ein sehr gut ausgebildeter Mann, der das AT sehr gut kannte. Und durch den Heiligen Geist verstand er nun, dass sich das ganze AT in Jesus Christus erfüllt. Und so konnte er gleich loselegen. Es ist vielleicht ähnlich, wie wenn sich ein sehr kluger Theologe bekehrt. Der wahrscheinlich bekannteste solche Fall in jüngerer Vergangenheit in Deutschland ist die Theologin Eta Linnemann, die sich mit Anfang 50 in den späten 1970er Jahren als anerkannte (liberale und wohl ungläubige) Theologin bekehrte, und fortan evangelikale(re) Positionen vertrat.

  • Das darf uns ermutigen, auch für solche Theologen zu beten und darauf zu vertrauen, dass Gott sie bekehren und dann auch ganz segensreich gebrauchen kann.

Die Christen in Damaskus sind sehr erstaunt, dass der Mann, der so viel Schaden unter den Christen angerichtet hatte, plötzlich zum mutigen und gelehrten Verkünder des Evangeliums geworden war. Er war gekommen, um Christen zu verfolgen und auszulöschen – doch nun ruft er andere Feinde des christlichen Glaubens zum Herrn.

  • So etwas kann nur Gott tun!

Schnell muss Saulus dann aber auch erleben, dass Gott ihn eben nicht nur dazu berufen hat, Jesus als den Sohn Gottes (V20) und als den Christus (V22) zu verkünden, sondern eben auch, um für den Namen des Herrn zu leiden (siehe V16). Und so wird der Verfolger zum Verfolgten, der sich aber aus Damaskus retten kann.

Ab Vers 26 lesen wir dann vom Besuch des Saulus in Jerusalem. Aus Galater 1,18ff wissen wir, dass dieser Besuch aber wohl erst 3 Jahre nach der Bekehrung stattfand. Nach der Flucht aus Damaskus war Paulus wohl erstmal 3 Jahre in Arabien und nochmals in Damaskus. Über diese Zeit wissen wir nichts, außer der kurzen Erwähnung davon in Galater 1,17.

In Jerusalem haben die Jünger anfänglich noch viel Angst vor Saulus. Als er das letzte Mal da war, war er noch ein gefährlicher Christenverfolger gewesen und sie konnten sich wohl nicht vorstellen, dass Saulus jetzt wirklich ein ganz anderer Mensch war.

  • Das geht uns ja auch manchmal so. Wir trauen Menschen oft nicht zu, dass sie sich wirklich ändern können. Aber Gott kann das tun und so tun auch wir gut daran, Gottes Fähigkeiten uns und andere zu verändern, nicht zu unterschätzen.

In Jerusalem findet Paulus dann in Barnabas einen Fürsprecher. Dieser Barnabas war uns ja schon am Ende von Kapitel 4 als ein überaus großzügiger und gütiger Mensch vorgestellt worden. Und das werden wir auch später noch bei ihm sehen. Er wird später zum Partner von Saulus/Paulus bei der ersten Missionsreise und er ist dann vor der 2. Missionsreise sehr viel gnädiger mit Markus, was letztendlich dazu führt, dass er und Paulus dann getrennte Wege gehen. Hier ist er aber erstmal ein Brückenbauer, der Saulus und die Apostel zusammenbringt. Wiederum aus Galater 1 wissen wir, dass Saulus dabei wohl Petrus (Kephas) und Jakobus (den Halbbruder Jesu) traf.

Auch in Jerusalem predigte Paulus kraftvoll im Namen Jesu. Die griechischen Juden nahmen besonders Anstoß daran – vielleicht, weil Saulus auf Griechisch predigte? Auf jeden Fall wurde es auch hier wieder brenzlig, so dass Saulus wiederum fliehen musste. So kommt er nun nach Cäsarea und dann weiter nach Tarsus (seiner Heimatstadt). Wahrscheinlich würde es noch 10 Jahre dauern, bis er dann auf Missionsreisen ging. Aber das ist nicht so ganz eindeutig zu sagen und hängt auch etwas davon ab, wann sich die Ereignisse aus Apg 7-9 abgespielt haben.

Was aber klar ist, ist dass die Gemeinde(n) nach der Bekehrung von Saulus nun eine Zeit mit mehr Frieden und Wachstum hatten. Das ist es, was wir am Ende unseres heutigen Abschnitts und des ersten Berichts über Saulus lesen: „So hatte nun die Gemeinde Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samarien und baute sich auf und lebte in der Furcht des Herrn und mehrte sich unter dem Beistand des Heiligen Geistes.

  • Möge der Herr es uns auch schenken, dass wir weiter eine solche Zeit der Erbauung, des Wachstums und des Beistand des Heiligen Geistes erleben.