16,11-22: „11 Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis 12 und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Mazedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt. 13 Am Sabbattag gingen wir hinaus vor die Stadt an den Fluss, wo wir dachten, dass man zu beten pflegte, und wir setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen.
14 Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet wurde. 15 Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns.
16 Es geschah aber, als wir zum Gebet gingen, da begegnete uns eine Magd, die hatte einen Wahrsagegeist und brachte ihren Herren viel Gewinn ein mit ihrem Wahrsagen. 17 Die folgte Paulus und uns überall hin und schrie: Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkündigen. 18 Das tat sie viele Tage lang. Paulus war darüber so aufgebracht, dass er sich umwandte und zu dem Geist sprach: Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, dass du von ihr ausfährst. Und er fuhr aus zu derselben Stunde. 19 Als aber ihre Herren sahen, dass damit ihre Hoffnung auf Gewinn ausgefahren war, ergriffen sie Paulus und Silas, schleppten sie auf den Markt vor die Oberen 20 und führten sie den Stadtrichtern vor und sprachen: Diese Menschen bringen unsre Stadt in Aufruhr; sie sind Juden 21 und verkünden Ordnungen, die wir weder annehmen noch einhalten dürfen, weil wir Römer sind. 22 Und das Volk wandte sich gegen sie; und die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider herunterreißen und befahlen, sie mit Stöcken zu schlagen.

Nachdem schon in Vers 10 der Autor (also Lukas) plötzlich selber mit auftauchte, geht es hier nun weiter mit dem Bericht in „Wir-Form“. Hier lesen wir nun von den ersten Schritten der Reisegruppe in Europa. Die ersten beiden Orte sind nur Durchgangsstationen und wir lesen hier nichts von evangelistischen Aktivitäten. Das heißt aber natürlich nicht, dass es diese nicht gab. Ich gehe eigentlich davon aus, dass Paulus & Co. auch den Menschen in Samothrake und Neapolis das Evangelium weitergesagt hat. Berichtet wird uns dann aber erst von den Bemühungen in Philippi. Dort gab es wohl keine Synagoge, weil es wohl keine oder nicht genug jüdische Männer gab. Aber es gab einige Gottesfürchtige Frauen, die sich am Sabbat außerhalb der Stadt trafen. Paulus gesellt sich zu ihnen und dann lesen wir zum ersten Mal von einer Bekehrung in Europa. Dabei wird deutlich, wer hier der primär Handelnde ist. Es ist weder Paulus, der das Evangelium weitersagt, noch Lydia, die es glaubt. Es ist Gott selbst, der die Bekehrung wirkt. So heißt es über Lydia: „der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet wurde“.

  • Das ist immer notwendig, damit unsere evangelistischen Bemühungen Frucht bringen. Der HERR muss Menschen das Herz auftun.
  • Dafür sollten wir beten … und gleichzeitig will der Herr uns als Zeugen gebrauchen und wir sollten die Menschen, denen wir das Evangelium weitersagen dazu aufrufen, diese frohe Botschaft im Glauben anzunehmen.

Lydia glaubt und dann wahrscheinlich auch ihr ganzes Haus. Denn sie alle werden dann getauft. Wer zum Haus gehörte und überhaupt, wie das Evangelium das Haus weiter erreichte, wird hier nicht erwähnt. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass andere Hausbewohner ohne Glauben getauft worden wären. Das wäre dann ja eine Zwangstaufe gewesen und davon lesen wir nirgends.

Der nächste Abschnitt ist etwas seltsam. Im Gefolge des Paulus in Philippi taucht nun eine Frau auf, die einen Wahrsagegeist hatte. Im Prinzip sagt sie durch den Geist die Wahrheit über Paulus und seine Mitstreiter: „Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkündigen.

  • Gerade wenn diese Frau als „Wahrsagerin“ bekannt war, kann ich mir vorstellen, dass ihre Worte durchaus Wirkung bei den Menschen in Philippi hatten. Das wäre dann ein Beispiel dafür, wie Gott selbst durch böse Geister wirkt.

Aber irgendwann war es Paulus einfach zu viel. Die Wirkung solcher Worte lässt sicher irgendwann nach und die Frau war durch den Geist geplagt und es wurde einfach auch „nervig“. Und so gebietet Paulus dem Geist, die Frau zu verlassen.

  • Das kann Paulus nur durch den Heiligen Geist, der allen anderen Geistern bei weitem überlegen ist.

Und so muss der böse Geist die Frau verlassen. Das findet den Unwillen ihres Herrn, der durch die geplagte Frau gutes Geld verdient hat. Ohne den Wahrsagegeist ist diese Einnahmequelle nun aber dahin. Voller Zorn stiftet er die Obrigkeit gegen Paulus an. Und so sehen wir, dass Paulus auch in Europa Widerstand und Verfolgung findet, obwohl er ja nur etwas Gutes getan und die Frau befreit hat.

  • Das Evangelium spaltet. Die einen werden daran froh und finden Rettung und Bekennen sich freudig in der Taufe zu Jesus.
  • Andere kämpfen dagegen an.
  • Lasst uns aber nicht müde werden, das Evangelium weiterzusagen, denn Gott kann und will unser Zeugnis immer mal wieder so gebrauchen, wie er es einst bei Lydia tat.