Nach dem Abschluss des 1. Schöpfungsberichts in den ersten drei Versen, liefert dieses Kapitel einen 2. Schöpfungsbericht aus anderer Perspektive.
Doch es lohnt sich kurz, die ersten 3 Verse zu betrachten. Hier sehen wir, dass nach dem Schöpfungswerk Ruhe einkehrt. Das ist das Vorbild für den Sabbat und heute für den Sonntag und etwas, nach dem wir Menschen uns sehnen und auf das wir zuleben. Eines Tages dürfen die Gläubigen in die Ruhe Gottes einziehen. Diese Ruhe, die damals schon herrschte, war nicht langweilig. Es war perfekte Harmonie und sehr gut!
Der zweite Schöpfungsbericht ab Vers 4 in Kap. 2 zeigt uns die Schöpfung aus einer auf den Menschen fokussierten Sicht (während in Kap 1 Gott selbst im Fokus stand). Wir sehen hier, wie Gott den Menschen (Adam) macht und ihm Leben gibt und ihn in den perfekten Lebensraum stellt und alles um ihn herum und für ihn schön macht, so wie Eltern das Babyzimmer einrichten.
Der Reichtum und die Schönheit des Gartens ist unübersehbar. Man ahnt schon, dass die beiden Bäume, die in Vers 9 erwähnt werden, eine besondere Bedeutung haben: „… den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.“
Nach dem positiven Auftrage an die Menschen in Kapitel 1, folgt hier nun ein erstes Verbot: „Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, mußt du des Todes sterben.“
An dieser Stelle klingt das Verbot noch sehr harmlos. Doch wir wissen, dass dieses eine Gebot, letztendlich zum Niedergang der ganzen Schöpfung führen würde. Doch hier lesen wir erst einmal davon, dass Gott den Menschen segnet, indem er dem Menschen eine Menschin zur Seite stellt. Vers 23 zeigt dann gleich zwei wichtige Dinge.
- Mann und Frau sind gleichwertig. Das war schon in Kapitel 1 ganz deutlich geworden. Beide wurden von Gott und in Seinem Ebenbild geschaffen. Und hier klingt das auch wieder durch „Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch“
- Gleichzeitig sind Mann und Frau nicht identisch, sondern darauf angelegt, einander zu ergänzen.
Und so war dann alles vollkommen gut. Perfekte Harmonie. Eine großartige Schöpfung …
Kapitel 2 beginnt mit der Nach-Weihnachtsgeschichte vom Besuch der Weisen aus dem Morgenland. Wie schon in Kapitel 1 sehen wir hier, dass Engel (und Träume) eine zentrale Rolle spielen und zum Schutz von Jesus und seiner Familie agieren.
Zum anderen sehen wir hier wiederum einen engen Bezug zum AT. Nachdem in Kapitel 1 die Verbindung von Jesus zu Abraham und David betont wurde, sehen wir hier viele Parallelen zwischen Jesus und Mose.
Der Bericht von der Flucht nach Ägypten findet sich nur hier. Lukas erwähnt nach dem Bericht von der Darbringung Jesu im Tempel nur, dass seine Familie letztendlich nach Nazareth zurückkehrte. Für den Bericht des Lukas war die Zeit in Ägypten nicht sonderlich bedeutend, da er nicht speziell für jüdische Leser schreibt. Das ist bei Matthäus anders.
Nach der Flucht nach Ägypten und der Engelsbotschaft, dass nun eine Rückkehr möglich ist, kommt etwas überraschende Zitat aus Hosea 11,1. Hier sehen wir, dass Matthäus die Propheten und letztendlich die ganze Geschichte Israels konsequent im Bezug auf Jesus auslegt. Das scheint die zentrale hermeneutische Methode in der Auslegung des AT zu sein, die uns das NT lehrt und wir tun gut daran, dem zu folgen.
Matthäus deutet hier an, dass Jesus der wahre Israel ist. So wie Mose und das Volk lange zuvor, so war auch er durch einen königlich angeordneten Kindermord eine existenzielle Bedrohung. Und wie Israel, so wurde auch Jesus aus Ägypten herausgerufen. Was hier (noch) nicht steht ist, dass ER allein dann aber eben auch das Gesetz Israels erfüllt hat und somit der Erbe der Bundesverheißungen ist. Das wird Jesus dann zu Beginn der Bergpredigt andeuten (Mt 5,17ff).
- Und weil Jesus der „wahre Israel“ ist, dürfen wir wissen, dass wir – wenn wir durch den Glauben an IHN zu IHM gehören, eben auch Erben der Verheißung sind und somit dem Volk Gottes hinzugetan wurden.