In Kapitel 20 erleben wir ein deja vu. Abraham hat aus der Zeit in Ägypten (Kap 12) nichts dazu gelernt. Dabei ist mir völlig unklar, warum Abraham und Sarah überhaupt in eine Region umziehen, die Abraham später als gottlos bezeichnet. Vor allem aber ist es schockieren, dass Abraham seine Frau weggibt, obwohl Gott ihm doch gerade gesagt hatte, dass sie in einem Jahr einen Sohn gebären würde (18,14). Das heißt, dass sie ja innerhalb der nächsten Monate schwanger werden müsste. Wie kann es dann sein, dass er seine Frau gerade in dieser Zeit weggibt? Obwohl Sarah sehr alt und hochbetagt ist (18,11) muss sie eine sehr hübsche Rentnerin gewesen sein.
- Wiederum sehen wir, dass Abraham nur sehr bedingt als Vorbild taugt.
- Andererseits sollten wir Abraham nicht vorschnell verurteilen, sondern anerkennen, dass wir oft ähnlich dumm und ungläubig handeln.
Was aber wirklich hervorsticht ist, dass Gott in seiner großen Gnade wiederum eingreift und Schlimmeres verhindert und dann das Gebet des Abrahams hört und auch den angeblich so gottlosen Abimelech heilt.
Und so kann Sarah dann doch schwanger werden. Zu Beginn von Kapitel 21 sehen wir dabei, dass Gott zu seinem Wort steht. Dreimal heißt es in den ersten zwei Versen, dass Gott tat, was er gesagt hatte.
- Die Botschaft für uns ist klar: Gottes Worten dürfen wir absolut vertrauen, denn Gott ist absolut vertrauenswürdig!
Der Sohn heißt Isaak, was so viel wie „Gelächter“ oder „Lachen“ bedeutet. Das stimmt in mehrfacher Hinsicht. Beide Eltern haben einst auf die Ankündigung des Sohnes mit spöttischem Lachen reagiert und nun lachen sie vor Freude.
Doch die Freude der Sarah wird getrübt durch Ismael und so will sie ihn und seine Mutter zum zweiten Mal aus dem Weg schaffen. Beim ersten Mal war Abraham passiv geblieben, doch Gott hatte Hagar und das Kind gerettet (Kap. 15). Dieses Mal agiert Abraham anders und stellt sich schützend vor Hagar und Ismael. Doch Gott greift ein und fordert Abraham auf, das zu tun, was seine Frau will.
Das ist sicher kein Vorbild für uns, denn Abraham hatte Recht damit, sich schützend vor Hagar und ihren Sohn zu stellen. Doch Gott hat einen anderen Plan und so rettet er Hagar und Ismael nicht durch Abrahams eingreifen, sondern ganz direkt, in dem ER das tut, was wir alle brauchen – ER öffnet Hagar die Augen, auf das sie erkennt, wo Rettung zu finden ist.
- Das ist ein wunderbares Bild für geistliche Erkenntnis. Gott zwingt Hagar nicht, gerettet zu werden. Aber er schenkt Ihr die Erkenntnis, die sie natürlich freudig dazu gebraucht, um ihre Rettung zu ergreifen.
- In gleicher Weise muss Gott uns geistliche Erkenntnis des Evangeliums geben. Wem er das schenkt, wird voller Freude Buße tun und glauben. Der Glaube ist somit ein Gnadengeschenk Gottes und doch auch eine Verantwortung des Menschen. Aber jeder, dem ER die Augen für die Herrlichkeit des Evangeliums auftut, wird eben auch glauben, weil es absurd würde, trotz geistlicher Sünden- und Evangeliums-erkenntnis, nicht zum Retter zu kommen.
Ab Vers 22 lesen wir dann einen Bericht davon, wie Abraham einen Bund mit Abimelech schließt und dabei sein Eigentum der Stätte Beerscheba anerkannt bekommt, die später Teil des gelobten Landes sein wird.
Die ersten 19 Verse aus Kapitel 22 sind sehr bekannt. Sie haben eine Vielzahl an Bezügen zu Jesus und ein paar interessante Nebenaspekte. Im Zentrum steht nun ausnahemsweise mal ganz positiv der Glaube Abrahams. Er vertraut darauf, dass Gott einen guten Plan hat und selbst den Sohn der Verheißung durch den Tod hindurch retten und wieder lebendig machen kann (siehe Hebr. 11,17ff). Wenngleich Isaak das nicht wirklich erleben musste, würde das genau das sein, was später ein anderer Sohn erleiden musste.
- Dieser Sohn ist genauso wie Isaak ein einziger und geliebter Sohn. Jesus bezieht diese Worte in einem Gleichnis auf sich selbst (Mk 12,6ff).
- Dieser Sohn trug das Holz den Berg herauf, auf dem er sterben sollte. Wiederum sehen wir das bei Isaak und später bei Jesus.
- Doch da wo für Isaak ein stellvertretendes Opferlamm gefunden wird, so dass Isaak gerettet werden kann, wird Jesus selbst zum stellvertretenden Opferlamm, damit wir gerettet werden können.
Dieser Bericht endet dann mit der Wiederholung der Segenszusagen Gottes. Diese beruht nicht auf dem was Abraham getan hat, denn Gott hatte diese Zusagen schon zuvor gegeben und zwar ohne Bedingungen. Aber durch Abrahams Glauben werden sie hier nochmals bestätigt. Gott ist treu und tut, was er sagt!
Dabei ist diese Segenszusage noch nicht vollständig erfüllt. Noch gibt es unerreichte Völker, noch sind die Feinde nicht vollkommen besiegt und noch haben wir nicht das himmlische Jerusalem bezogen. Und doch sehen wir schon teilweise Erfüllungen. Gottes Volk ist heute sehr eindeutig multi-ethnisch, der Feind ist gebunden und das Reich Gottes breitet sich aus, und wir haben bereits das himmlische Bürgerrecht.
- In Anbetracht der uns hier offenbarten Treue Gottes sollten wir deshalb fest darauf vertrauen, dass Gott auch die vollkommene Erfüllung seiner Verheißungen schenken wird.
Ähnlich wie schon in Kap 21 beim Bund von Abraham mit Abimelech, durch den die Stätte Beerscheba als Abrahams Eigentum anerkannt wird, die später Teil des gelobten Landes sein wird, verhält es sich in Kap 23 mit der Grabstätte für Sarah. Hier wird noch deutlicher betont, dass Abraham rechtmäßig Land mitten im gelobten Land erwirbt. Als Grabstätte ist dies nicht nur ein vorübergehender Besitzanspruch, sondern eine ewige Stätte. Gott wird diesen Rechtsanspruch entsprechend seiner ja schon Kap 12 gegebenen Landverheißung später immer wieder durchsetzen und seinem Volk dieses Land immer wieder zurückgeben, wenn sie es verloren haben.