Ähnlich wie schon in Kapitel 6 (Vers 9) lesen wir zu Beginn dieses Kapitels davon, dass Noah von Gott als „gerecht erfunden“ wurde. Das bedeutet sicher nicht, dass Noah frei von Sünde war, aber eben schon, dass er auf Gott vertraute und danach strebte, ihm zu gefallen. Seine (nicht vollkommene) Gerechtigkeit war also Ausdruck seines Gottvertrauens.
- So sollte das auch bei uns sein. Wir dürfen auf Jesu perfekte Gerechtigkeit vertrauen, durch die wir vor Gott bestehen können. Aber unser Glaube ist nur dann echt, wenn er sich eben auch in unseren Werken offenbart.
Im Folgenden lesen wir dann von der Sintflut und der Arche. Petrus hilft uns zu verstehen, was die Bedeutung dieses Berichts für uns: „1 Pt 3:20-21 als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch. 21 Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet. Denn in ihr wird nicht der Schmutz vom Leib abgewaschen, sondern wir bitten Gott um ein gutes Gewissen, durch die Auferstehung Jesu Christi,“
- Wir lernen hier also durch den Bericht von Noah, der Arche und der Flut etwas über das Rettungshandeln Gottes. Dabei ist der Bezug nicht der zur Wassertaufe, sondern zu der geistlichen Realität, die durch die Wassertaufe zum Ausdruck kommt, nämlich des mit Christus Sterbens und Auferstehens.
- So wie Christus gestorben und wieder auferstanden ist, und wir dadurch gerettet werden, dass wir durch den Glauben „in IHM“ sind, so wurden Noah und seine Familie gerettet, weil sie aufgrund ihres Glaubens an Gottes Ankündigung in der Arche durch das Gericht der Flut gerettet wurden.
Der historische Bericht über Noah ist also ein lebensgroßes Hinweisschild auf das Evangelium!
Die Ermahnung zu Beginn von Kapitel 7, dass wir nicht richten sollen wird manchmal so erklärt, als wäre jegliches Richten untersagt.
In gewisser Weise stimmt das. Denn in letzter Instanz ist Gott allein der Richter. Andererseits sind wir alle dazu aufgerufen, Urteile zu treffen und ggf zu ermahnen und zu widersprechen. Das sollte mit der richtigen Herzenshaltung geschehen. Dazu gehört, sich selber im Blick zu haben: „7:5 zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.“
Was mich an den Versen 7,1ff & 12 besonders herausfordert ist, dass wir sowohl im Richten, wie auch im Handeln gegenüber Anderen immer uns selber als Referenz im Blick haben sollten.
- Wir sollten an Andere keinen strengeren Maßstab anlegen, als bei uns selbst und wir sollten Andere nicht schlechter behandeln, als wir selber behandelt werden wollen.
Immanuel Kant hat diesen „kategorischen imperativ“ ja auch außerhalb christlicher Kreise bekannt gemacht. Und tatsächlich wäre es für alle Menschen gut, wenn sie nach diesem Grundsatz leben würden. Gerade als Christen sollten wir das vormachen. Und doch muss ich eingestehen, dass ich viel zu oft nicht so handle. Deshalb brauche ich die Ermahnung, die Jesus hier ausspricht.
Die Verse 7-11 wirken ein bisschen wir ein Einschub. Gott liebt seine Kinder und erhört Gebet … und dann geht es ab Vers 12 weiter mit der Ermahnung, dass wahrer Glaube immer mehr sein muss als ein Lippenbekenntnis oder große „Showveranstaltungen“. Gott will nicht einfach nur Lippenbekenntnisse und ein paar spektakuläre Aktionen. ER will unsere Herzen und er will Beziehung.
Und so endet auch Kapitel 7 (ähnlich wie Kap. 6) – und damit auch die Bergpredigt – mit einem Aufruf, auf Gott zu vertrauen und unser Leben auf IHM zu gründen.