10,24-48: „Und am folgenden Tag kam er nach Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie und hatte seine Verwandten und nächsten Freunde zusammengerufen. 25 Und als Petrus hereinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm zu Füßen und betete ihn an. 26 Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf, ich bin auch nur ein Mensch. 27 Und während er mit ihm redete, ging er hinein und fand viele, die zusammengekommen waren. 28 Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen meiden oder unrein nennen soll. 29 Darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen, als ich geholt wurde. So frage ich euch nun, warum ihr mich habt holen lassen. 30 Kornelius sprach: Vor vier Tagen um diese Zeit betete ich um die neunte Stunde in meinem Hause. Und siehe, da stand ein Mann vor mir in einem leuchtenden Gewand 31 und sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott. 32 So sende nun nach Joppe und lass herrufen Simon mit dem Beinamen Petrus, der zu Gast ist im Hause des Gerbers Simon am Meer. 33 Da sandte ich sofort zu dir; und du hast recht getan, dass du gekommen bist. Nun sind wir alle hier vor Gott zugegen, um alles zu hören, was dir vom Herrn befohlen ist. 34 Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; 35 sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm. 36 Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle. 37 Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte, 38 wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm. 39 Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem. Den haben sie an das Holz gehängt und getötet. 40 Den hat Gott auferweckt am dritten Tag und hat ihn erscheinen lassen, 41 nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten. 42 Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten. 43 Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen. 44 Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten. 45 Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; 46 denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus: 47 Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir? 48 Und er befahl, sie zu taufen in dem Namen Jesu Christi. Da baten sie ihn, noch einige Tage dazubleiben.“
Petrus macht sich dann auf und geht mit der von Kornelius gesandten Delegation und einigen weiteren Begleitern nach Cäsarea, wo er schon erwartet wird. Kornelius hatte in seinem Familien- und Bekanntenkreis eingeladen und alle warten neugierig auf das, was Petrus ihnen zu sagen habe.
Aber Petrus beginnt nicht sofort mit einem „Christsein Entdecken Kurs“ 😊, sondern klärt erstmal, wie es denn überhaupt dazu kam, dass Kornelius ihn rufen ließ. Nachdem Kornelius ihm berichtet hatte, dass Gott das alles vorbereitet hatte, ist er vollends überzeugt, dass er den Heiden das Evangelium predigen soll.
Dabei sind einige Aussagen interessant. Schon beim Bericht des Kornelius spielen ja seine Werke eine Rolle: „Kornelius, dein Gebet ist erhört und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott.“ Und auch Petrus greift das dann auf: „Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; 35 sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm.“
Das klingt ja fast so, als würde Gott Menschen zur Rettung auswählen, basierend auf ihrer Vorleistung. An vielen anderen Stellen lehrt die Bibel das komplette Gegenteil (z.B. Römer 9,11-16: „Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, da wurde, damit der Ratschluss Gottes bestehen bliebe und seine freie Wahl – 12 nicht aus Verdienst der Werke, sondern durch die Gnade des Berufenden –, zu ihr gesagt: »Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren« (1.Mose 25,23), 13 wie geschrieben steht (Maleachi 1,2-3): »Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.« 14 Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! 15 Denn er spricht zu Mose (2.Mose 33,19): »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.« 16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“
Aber wahrscheinlich ist es so, dass Gott eben Kornelius schon vorbereitet hatte und er deshalb ein Mann des Gebets und der guten Werke war. Schließlich hatte Gott ihn ja schon lange zuvor vorherbestimmt (vor Grundlegung der Welt) und ihn erwählt.
Auf jeden Fall fängt Petrus dann an, der versammelten Gruppe das Evangelium von Jesus Christus zu predigen. Auch diese Predigt wirkt etwas seltsam, denn er spricht nicht direkt davon, wie Jesu Tod und Auferstehung die Vergebung der Sünden möglich macht. Aber natürlich lesen wir hier auch nur eine kurze Zusammenfassung der Predigt und der Fokus liegt hier wohl weniger darauf, was im Detail Petrus gepredigt hat und mehr darauf, dass diese Predigt von Gott gebraucht wurde, um Heiden zu bekehren.
Das wird dann sichtbar dadurch, dass der Heilige Geist irgendwann während der Predigt sichtbar auf die Heiden kommt. Sichtbar bzw hörbar wird das dadurch, dass sie in fremden Sprachen sprechen: „auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; 46 denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen.“
Es ist nicht ganz klar, ob die beiden Aussagen „dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen“ zwei komplett unterschiedliche Dinge sind oder ein und dasselbe … so wie ich sagen könnte, „ich hörte sie auf Englisch reden und Gott preisen“. Es ist auf jeden Fall kein eindeutiger Beleg dafür, dass es hier Rede in einer für uns Menschen unverständlichen „Engelssprache“ gab. Tatsächlich halte ich das für unwahrscheinlich, denn die anderen Christen sehen hier das Phänomen, dass es schon an Pfingsten gab und da wurde ja eindeutig in fremden, aber menschlichen Sprachen gesprochen, die auch verstanden wurden.
Petrus erkennt auf jeden Fall, dass Gott durch die Wiederholung des Pfingstwunders bestätigt, dass das Evangelium auch den Heiden gilt. Die Manifestation des Heiligen Geistes bezeugt die Bekehrung, d.h., wer wirklich bekehrt ist, der hat auch den Heiligen Geist.
Und wer wirklich bekehrt ist und den Heiligen Geist empfangen hat, dessen Glaube soll dann auch bekannt und bestätigt werden durch die Taufe. Und so tauft Petrus Kornelius und die anderen Leute, die zum Glauben gekommen sind.
- Das ist bis heute so.
- Wenn Du wahrhaft bekehrt bist, hast Du den Heiligen Geist. Und dann solltest Du auch getauft werden.
- Die Zungenrede (bzw Rede in fremden Sprachen) ist hier eindeutig etwas, das an den heilsgeschichtlichen Kontext gebunden ist. Hier verkündet Gott, dass das Evangelium auch für die Heiden ist, genauso, wie er es zuvor in Kap. 8 bei den Samaritern getan hatte.
- Ansonsten lesen wir nicht mehr davon, dass der Heilige Geist so sichtbar auf Menschen kommt, wenn sie zum Glauben kommen. (Evtl mit Ausnahme von Apg 19 – wobei auch das eine heilsgeschichtlich besondere Situation ist).