15,22-41: „22 Und die Apostel und Ältesten beschlossen samt der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte Männer auszuwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas mit dem Beinamen Barsabbas und Silas, angesehene Männer unter den Brüdern. 23 Und sie gaben ein Schreiben in ihre Hand, also lautend: Wir, die Apostel und Ältesten, eure Brüder, wünschen Heil den Brüdern aus den Heiden in Antiochia und Syrien und Zilizien. 24 Weil wir gehört haben, dass einige von den Unsern, denen wir doch nichts befohlen hatten, euch mit Lehren irregemacht und eure Seelen verwirrt haben, 25 so haben wir, einmütig versammelt, beschlossen, Männer auszuwählen und zu euch zu senden mit unsern geliebten Brüdern Barnabas und Paulus, 26 Männer, die ihr Leben eingesetzt haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus. 27 So haben wir Judas und Silas gesandt, die euch mündlich dasselbe mitteilen werden. 28 Denn es gefällt dem Heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen als nur diese notwendigen Dinge: 29 dass ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, tut ihr recht. Lebt wohl!
30 Als man sie hatte gehen lassen, kamen sie nach Antiochia und versammelten die Gemeinde und übergaben den Brief. 31 Als sie ihn lasen, wurden sie über den Zuspruch froh. 32 Judas aber und Silas, die selbst Propheten waren, ermahnten die Brüder mit vielen Reden und stärkten sie. 33 Und als sie eine Zeit lang dort verweilt hatten, ließen die Brüder sie mit Frieden gehen zu denen, die sie gesandt hatten. 34 35 Paulus und Barnabas aber blieben in Antiochia, lehrten und predigten mit vielen andern das Wort des Herrn.
36 Nach einigen Tagen sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns wieder aufbrechen und nach unsern Brüdern sehen in allen Städten, in denen wir das Wort des Herrn verkündigt haben, wie es um sie steht. 37 Barnabas aber wollte, dass sie auch Johannes mit dem Beinamen Markus mitnähmen. 38 Paulus aber hielt es nicht für richtig, jemanden mitzunehmen, der sie in Pamphylien verlassen hatte und nicht mit ihnen ans Werk gegangen war. 39 Und sie kamen scharf aneinander, sodass sie sich trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und fuhr nach Zypern. 40 Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen. 41 Er zog aber durch Syrien und Zilizien und stärkte die Gemeinden.

Nachdem die Versammlung in Jerusalem eine gemeinsame Position definiert hat, tut sie alles, damit diese in Antiochia auch anerkannt wird. Sie schreiben sie nieder (interessant ist, dass wir hier das Schreiben auch überliefert bekommen), sie senden Paulus und Barnabas damit zurück und schicken auch noch zwei der ihren mit.

Das verdeutlicht, wie wichtig diese Erkenntnis sowohl für die Christen in Antiochia, aber auch für die in den auf der 1. Missionsreise gegründeten Gemeinden und wohl auch überhaupt für die Christenheit ist (sonst würde das nicht so ausführlich überliefert werden). Und tatsächlich ist das ja auch für uns sehr relevant.

  • Wir müssen eben nicht erst Juden werden, das zeremonielle Gesetz halten und zum Beispiel die jüdischen Feste feiern. Wir sind allein durch den Glauben an Jesus Christus gerettet.
  • Gleichzeitig lehren uns die Beschlüsse eben das Prinzip der gegenseitigen Rücksichtnahme, so dass die Gemeinde wirklich von tiefer Einheit und Liebe geprägt sein kann.

Wir lesen dann weiter, dass Judas und Silas die Botschaft vor der Gemeinde in Antiochia bezeugten und die Gemeinde dann wohl auch noch weiter lehrten. Sie werden ihr als Propheten bezeichnet, was im NT wohl vor allem ein Lehramt in Unterstützung der Apostel ist, mit dem Ziel, dass die Gläubigen „erbaut, ermahnt und getröstet“ werden (siehe 1. Kor 14,3).

Der in vielen Manuskripten fehlende Vers 34 (der deshalb auch nicht in der Lutherübersetzung mit abgedruckt wird) sagt aus, dass Silas in Antiochia blieb. Auch wenn das wohl nicht im Urtext steht, so macht die wahrscheinlich später eingefügte Ergänzung Sinn, denn sie erklärt, warum Silas dann noch in Antiochia war und Paulus auf der 2. Missionsreise begleiten konnte.

Von den Planungen zur 2. Missionsreise lesen wir dann ab Vers 36. Hier sehen wir, wie ehrlich die Bibel uns von den Dingen berichtet, die damals geschahen, denn auch der Streit zwischen Paulus und Barnabas wird hier nicht verschwiegen. Dabei geht es darum wie weise es ist, Johannes Markus wieder mitzunehmen, der ja die erste Missionsreise abgebrochen hatte. Es geht hier also nicht darum, dass eine Option richtig und eine falsch ist. Es ist einfach eine Frage der Weisheit. Und da geraten Paulus und Barnabas aneinander. So gehen die Beiden nun getrennte Wege. Während Barnabas Johannes Markus mitnimmt und die Gemeinde in Zypern besucht, nimmt Paulus Silas mit und geht den Weg übers Land, auf dem sie von der 1. Missionsreise nach Antiochia zurückgekehrt waren. Eventuell führt gerade diese Aufteilung der Besuche dazu, dass Paulus dann auch noch die Zeit hat, weiterzuziehen … bis nach Europa.

  • So wirkt Gott auch in und durch menschliche Schwächen und Streit.