Apg 5,34-42: „Da stand aber im Hohen Rat ein Pharisäer auf mit Namen Gamaliel, ein Schriftgelehrter, vom ganzen Volk in Ehren gehalten, und ließ die Männer für kurze Zeit hinausführen. 35 Und er sprach zu ihnen: Ihr Männer von Israel, seht genau zu, was ihr mit diesen Menschen tun wollt. 36 Denn vor einiger Zeit stand Theudas auf und gab vor, er wäre etwas, und ihm hing eine Anzahl Männer an, etwa vierhundert. Der wurde erschlagen und alle, die ihm folgten, wurden zerstreut und vernichtet. 37 Danach stand Judas der Galiläer auf in den Tagen der Volkszählung und brachte eine Menge Volk hinter sich zum Aufruhr; und der ist auch umgekommen und alle, die ihm folgten, wurden zerstreut. 38 Und nun sage ich euch: Lasst ab von diesen Menschen und lasst sie gehen! Ist dies Vorhaben oder dies Werk von Menschen, so wird’s untergehen; 39 ist es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten – damit ihr nicht dasteht als solche, die gegen Gott streiten wollen. Da stimmten sie ihm zu 40 und riefen die Apostel herein, ließen sie geißeln und geboten ihnen, sie sollten nicht mehr im Namen Jesu reden, und ließen sie gehen. 41 Sie gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort, weil sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden, 42 und sie hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hier und dort in den Häusern zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesus Christus.

Nachdem Petrus dem Hohen Rat das Evangelium gepredigt hat und der Hohe Rat voller Zorn darauf reagierte, ergreift nun der Pharisäer Gamaliel das Wort. Als Pharisäer gehört er zu der Fraktion, die an eine Auferstehung der Toten glaubte. Für ihn war also die Predigt über Jesu Auferstehung zumindest kein ganz so grundsätzliches Ärgernis wie für die Sadduzäer. Was Gamaliel selber schon glaubte oder ahnte, wissen wir nicht. Seine Rede ist erstmal einfach logisch. Wenn Jesus und seine Jünger ähnlich einzuordnen sind, wie andere Aufständler zuvor, dann sollte sich diese Gruppe nach Jesu Tod bald auflösen, so wie das bei den Gefolgschaften der beiden Aufrührer Theudas und Judas der Fall war. Doch Gamaliel zieht zumindest in Erwägung, dass das Werk „dieser Menschen“ (also der Apostel und wohl vor allem das des Herrn Jesus) von Gott sein könnte.

  • Das ist bemerkenswert. Ich wünschte mir, dass mehr Menschen auch heute noch, diese gedankliche Option zulassen und diese dann konsequent zu Ende denken, so wie Gamailiel es hier tut.

Gamaliel sieht es zumindest als möglich an, dass Jesus und die Apostel von Gott kommen und wenn das so ist, dann ist jeder Widerstand gegen sie letztendlich zwecklos, denn dann wäre es ein Kampf gegen Gott selbst.

  • Wenn wir das Argument weiterdenken, dann müssen wir feststellen, dass der Umstand, dass das Christentum die ersten 300 Jahre trotz aller Verfolgung überstanden hat, ein deutliches Indiz dafür ist, dass Gott tatsächlich dahinter steht.
  • Die meisten anderen Religionen haben sich durch Gewalt oder innerhalb von Machtstrukturen entwickelt. Aber ein Glaube, der allen Widerständen zu trotz und ohne den Einsatz von Gewalt bestehen bleibt ist bemerkenswert.

Gamaliels Argument überzeugt den Hohen Rat dahingehend, dass sie die Apostel nicht umbringen. Aber trotz der gedanklichen Option, dass Gott hinter ihnen stehen könnte, lässt der Hohe Rat sie geißeln (also brutal auspeitschen) und versucht abermals (wie schon am Ende des letzten Verhörs (4,18)) die Apostel dazu zu bringen, nicht mehr zu predigen. Dann ließen sie die Apostel gehen.

Was wir dann lesen ist erstaunlich: „Sie gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort, weil sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden, 42 und sie hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hier und dort in den Häusern zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesus Christus.

Sie gehen fröhlich … sie erkennen es als eine Ehre, dass sie für ihren Herrn leiden durften. Und sie predigen unerschrocken weiter.

  • Das darf uns herausfordern, wenn wir gewisse Widerstände für unseren Glauben erleben. Erkennen wir das als eine Ehre an?
  • Und lassen wir uns davon nicht beeindrucken?
    • Natürlich kannten das die Apostel nicht aus eigener Kraft. Das war das Wirken des Heiligen Geistes in ihnen.
    • Und diesen Heiligen Geist haben Auch wir Christen heute.
  • Möge der Herr durch seinen Geist auch in uns so wirken, so dass wir ihn verkünden, koste es was es wolle … mit Freimut und frohen Herzen!