Zu Beginn des 8. Kapitels sehen wir, dass die Steinigung des Stephanus der Auftakt zur ersten größeren Christenverfolgung in Jerusalem war. Dabei nimmt der spätere Apostel Paulus eine sehr aktive Rolle ein. Voller Hass verfolgt er die Christen. Die Verfolgung führt dann genau dazu, dass das geschieht, was Jesus verheißen hatte. Das Evangelium breitet sich nun weit über die Grenzen Jerusalems hinaus aus.
Die zerstreuten Christen bringen die Heilsbotschaft nach Judäa und Samarien. Dabei kommt nun mit Philippus – nach Stephanus in Kap 6-7 – ein zweiter Diakon ins Blickfeld.

Die Annahme des Evangeliums durch das Mischvolk der Samariter wirft die Frage auf, für wen das Evangelium ist.

Für uns mag diese Frage seltsam klingen – aber damals kam man aus einer langen Zeit der klaren Trennung des physisch-ethisch Gottesvolkes und der Heiden.
Dass diese Trennung nun zumindest im Hinblick auf das Mischvolk der Samariter (jüdische Wurzeln vermischt mit heidnischen Einflüssen) aufgehoben war, musste Gott ganz deutlich machen. Dazu arrangiert der Herr es so, dass erst die Apostel kommen und diese dann quasi eine Wiederholung des Pfingstfestes für die Samariter miterleben. Das stoppt alle Fragen und Zweifel.

Aber die grundsätzliche Problematik gibt es auch heute noch. So wie die Juden-Christen damals im Hinblick auf die Heiden, gibt es sicher auch heute bei vielen Christen und Gemeinden Vorbehalte dagegen, bestimmte Leute anzunehmen, wenn diese bezeugen, dass sie gläubig geworden sind, weil eben auch heute noch manchmal – zumindest unterschwellig – gedacht wird, dass manche Menschen es nicht verdienen, gerettet zu werden.

Ich wünsche uns eine „undifferenzierte“ Liebe zu allen Verlorenen, so dass wir ohne jede Einschränkung immer und jedem Zeugnis geben.

Im Fortgang lesen wir davon, dass Philippus auf zwei interessante Personen trifft. Erst den Zauberer Simon und später auf den Kämmerer.

          Simons Glaube ist wahrscheinlich nicht wirklich echt. „Er wurde gläubig und ließ sich taufen“ (v.13) könnte durchaus einfach nur die menschliche Ebene sein, d.h. er sagt das und handelte entsprechend und man hielt ihn für gläubig. Evtl war er aber weniger von seiner Sündhaftigkeit betroffen und tat deshalb ehrliche Buße, als dass er von den Wundern fasziniert war, die in Jesu Namen vollbracht wurden. Das könnte also ein klassisches Beispiel für jemanden sein, der sich zu etwas anderem als dem Evangelium vom Retter und Herrn Jesus Christus bekehrt hat.

Schließlich darf Philippus erleben, wie Gott ihn direkt zu einem „Suchenden“ führt. Es ist ein wenig unklar, wo der Kämmerer im Hinblick auf Gott steht? Ist er ein Proselyt (als ein vom Heidentum zum jüdischen glauben übergetretener)? Wahrscheinlich schon, sonst wäre Kornelius ja nicht der erste Heide, der zum Glauben kommt und vor allem hätte der Kämmerer sonst sicher nicht viel Geld ausgegeben, um eine jüdische Schriftrolle zu erwerben, die sicher sehr teuer war.
Er liest im Buch des Propheten Jesaja und zwar im 4. Gottesknechtslied.
Das wirft bei ihm Fragen auf, denn er versteht nicht, von wem Jesaja hier schreibt. Diese Frage stellen sich sicher auch heute noch viele Juden … wenn sie denn diesen Text lesen.

Ich habe gerade am Sonntag über diesen Text gepredigt und hoffe, dass wir alle erkennen, wie klar und eindeutig Jesaja schon 700 Jahre vor Christi Geburt vom Leben und Werk Jesu zeugt.

Philippus erklärt genau das und der Kämmerer fängt an, an Jesus zu glauben. Das weckt in ihm das Verlangen, sich dann auch in der Taufe zu Jesus zu bekennen.