In Kapitel 5 scheinen wir es wieder mit einem Traum zu tun zu haben. Hier klingen Ängste vor dem Verlust des Ehemanns durch. Ich tue mich schwer, das richtig zu interpretieren, kann mir aber vorstellen, dass wir hier etwas sehen, das mit dem Sündenfall zu tun hat.
Das Verlangen der Frau ist nach dem Mann (1. Mo 3,16), doch dieser muss das Haus verlassen und mühevoll der Arbeit nachgehen (1. Mo 3,19).
- Eine mögliche Interpretation des ganzen Buchs ist, dass uns hier die perfekte (nicht von Sünde korrumpierter) Liebe der ersten Menschen gezeigt wird. Zugleich lesen wir immer wieder danach, dass sich die Partner suchen und Sehnsucht danach haben, ganz zusammen zu sein. In Gewisser Weise ist das ja das, was wir alle erleben. In der gefallenen Welt kann es zwar sehr starke und treue Liebe geben … aber perfekt ist sie nicht. Doch danach sehnen wir uns. Finden werden wir diese Liebe erst, wenn der Bräutigam, Jesus, wiederkommt und seine Braut, die Gemeinde, zu sich nimmt.
Im Fortgang von Kapitel 5 lesen wir Dann kommt ein schöner Lobpreis der Herrlichkeit ihres Bräutigams.
- Ich wünsche uns, dass wir in ähnlicher Weise von unserem Bräutigam (Jesus) schwärmen!
In Kapitel 6 scheinen die Verlustängst vorbei zu sein – evtl ist die Braut aus dem (Alp)Traum aufgewacht. Jetzt weiß sie, wo ihr Bräutigam ist.
Dann hören wir von beiden Worten großer Verehrung in Hingabe.
Wenngleich es hier sicher wieder recht eindeutig sexuelle Anklänge gibt, ist doch die Hingabe und Verehrung des Bräutigams auch eine wunderschöne Reflektion der Verehrung und Hingabe, die dem Bräutigam schlechthin (Jesus Christus) gebührt.
- Allen, die glücklich verheiratet sind würde ich empfehlen, die Hingabe an den Ehepartner immer auch als eine Möglichkeit zu sehen, die Liebe zwischen Christus und seiner Gemeinde widerzuspiegeln.
- Und denen, die gar nicht oder nicht glücklich verheiratet sind möchte ich Mut machen, dass es eine Beziehung gibt, in der es eine noch reinere und tiefere Liebe gibt, als es diese je in einer Ehe geben kann.
Kapitel 7 spricht für sich. Das Verlangen der Partner füreinander ist deutlich und die Beschreibung ist schön.
- Ich neige dazu anzunehmen, dass der HERR diese Worte inspiriert hat, um uns zu zeigen, wie schön eheliche Einheit ist.
- Das sollte uns Eheleute herausfordern, unsere Ehepartner so hingebungsvoll zu lieben.
Kapitel 8 ist für mich etwas unklar. Ähnlich wie schon in Kapitel 5, scheint hier nochmals ab Vers 5 die Hochzeit des Paares, inklusive dem Vollzug der Ehe beschrieben zu werden.
- Wenn die Beziehung zwischen den Liebenden hier als Bild für die Beziehung Christus & Gemeinde und für das große Hochzeitsfest des Lammes steht, sollte dieses Kapitel unsere Sehnsucht nach der Ewigkeit stärken. Wir dürfen sicher sein, dass die völlige Erfüllung und Freude des Himmels weit über das hinaus geht, was die sexuelle Vereinigung auf Erden zu bieten hat. Gleichzeitig ist diese eventuell ein Gott-gegebener Vorgeschmack auf das, was uns Christen erwartet. Doch wie auf die himmlische Realität, so sollten wir eben auch auf das irdische warten, bis zur rechten Zeit.
Das ist ein Aufruf, den wir in diesem Buch eben auch immer wieder hören. (2,7 / 3,5 / 8,4: „Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, daß ihr die Liebe nicht aufweckt und nicht stört, bis es ihr selbst gefällt.“)