Nach den hoffnungsfrohen Worten über das, was Jerusalem einst sein soll, geht der Blick nun wieder zurück, auf die damalige Situation und das bevorstehende Gericht. Mit diesem Kapitel endet dann auch der Vorspann, der uns einführt in die Situation, in die hinein Jesaja seinen berufen wird, wovon dann in Kapitel 6 berichtet wird.

Gott spricht die Sünden Judas in poetischer Form und doch zugleich sehr direkt an. Er gebraucht das Bild vom Weinberg und beschreibt, wie er alles getan hat, damit dieser Weinberg (sein Volk) gute Frucht bringt. Und doch geschieht das Gegenteil. Satt „Rechtsspruch“ und „Gerechtigkeit“ muss der Herr mit ansehen, wie Juda „Rechtsbruch“ und „Schlechtigkeit“ tut. (V.7)

Ab Vers 8 erklärt der HERR dann durch sechs „Weh“-Rufe, in welcher Weise Juda ihm Untreu geworden ist.

  • Dabei sehen wir deutlich, dass der HERR für alles steht, was gut und richtig und schön ist und eben gegen alles steht, was schlecht und falsch und abscheulich ist.

Ab Vers 25 lesen wir dann schließlich von Gottes Zorn über die Sünde und vom Gericht als logische Konsequenz.

  • So schrecklich diese Worte klingen, so wichtig ist es doch, das zu hören. Gott ist immer der Gleiche und sein Zorn über Gottlosigkeit und Sünde ist real. Eines Tages wird das Gericht kommen, dass durch die Assyrer und Babylonier nur andeutungsweise kam. Und die einzige Hoffnung ist dann gerade bei Gott zu finden.
  • So sollten wir Menschen zur Buße und zum Glauben rufen, auf das sie nicht Gottes Zorn, sondern seine Gnade und ewige Liebe erfahren!

In Kapitel 6 bekommen wir einen großartigen Einblick in die Herrlichkeit und die Heiligkeit Gottes. Jesaja hat diese Vision und in Anbetracht der Heiligkeit Gottes überkommt ihn größte Gottesfurcht. „Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen.“

  • Ich kann aufgrund meines Bekehrungserlebnisses zumindest ein klein bisschen von dem nachempfinden, was Jesaja hier erlebt. Das ist lebensverändernd, weil es unser Gottesbild revolutioniert. Das umso mehr, wenn man dann noch erlebt, wie Gott dann seine Gnade verheißt.

Jesaja erlebt hier die Gnade Gottes, durch die er Schuldvergebung erfährt und seine Sünden gesühnt werden. Das setzt ihn dann zum Dienst frei … und so ist er bereit, sich von Gott senden zu lassen: „Hier bin ich, sende mich!“

  • Das wünsche ich uns allen, dass wir uns von Gott senden lassen.

Gleichzeitig sehen wir hier dann auch sofort, dass es kein Zuckerschlecken ist, als Gottes Bote in die sündige Welt gesandt zu sein. Und Jesaja bekommt dann auch noch von Gott gesagt, dass seine Worte kein Gehör finden werden … das erinnert an Jesu Erklärung, warum er in Gleichnissen spricht – das war ja Teil des Textes aus Lukas 8, den ich an Sylvester gepredigt habe. (Da bin ich allerdings kaum darauf eingegangen)

  • Ganz offensichtlich verfolgt Gott größere Ziele und gebraucht dazu Dinge, die uns im ersten Moment keinen Sinn zu machen scheinen.
  • Im Bezug auf Jesu Gleichnisse kann man evtl daran denken, dass gerade der Unglaube vieler Menschen dazu geführt hat, dass 1) Jesus tatsächlich ans Kreuz geschlagen wurde und 2) dass das Evangelium zu den Heiden kam.
  • Ich denke, dass wir hier einfach darauf vertrauen sollten (und dürfen), dass Gott immer gute Ziele verfolgt, auch wenn wir sein Handeln nicht immer verstehen.

In Kapitel 7 sehen wir dann, wie Jesaja den König von Juda (Ahas) zum Glauben an Gott ruft. Ahas vertraut auf militärische Allianzen doch Gott erklärt ihm durch Jesaja, dass diese Allianzen nicht funktionieren werden.

  • Auch das ist uns sicher nicht fremd. Wie oft machen wir unsere Pläne ohne Gott nur um das feststellen zu müssen, dass wir die Dinge nicht im Griff haben.
  • Möge der Herr uns da immer wieder die Weisheit und Demut geben, auf ihn zu vertrauen.

Gott bietet Ahas dann ein Zeichen zur Glaubensstärkung an, das dieser scheinheilig ablehnt. Doch Gott gibt ihm dennoch das Zeichen des Immanuel. Wir dürfen heute wissen, dass Jesus die völlige Verkörperung dieses Zeichens ist. Doch es erscheint plausibel davon auszugehen, dass auch Ahas schon eine (geringere) Erfüllung dieser Zusage erleben durfte.

Am Ende des Kapitels wird dann deutlich, dass die Allianzen von König Ahas scheitern. Assyrien wird sich gegen Juda wenden und auch Ägypten wird Juda unter Druck setzen.

In Kapitel 8 lesen wir dann von der Geburt des Propheten-Sohns. Dieser kommt als ein Zeichen des kommenden Gerichts über Israel & Syrien und somit eben auch als Verheißung der kommenden Rettung Judas vor der Syrisch-Israelitischen Allianz.

Die Machthaber in Juda sehen darin den Erfolg ihrer eigenen Strategie der Kooperation mit Assyrien – doch dann müssen sie erleben, dass die Assyrer die viel größere Bedrohung sind.

In der zweiten Hälfte des Kapitels sehen wir dann, dass Jesaja trotz aller Ankündigungen des kommenden Gerichts Gott treu und voller Zuversicht bleibt, während Viele weiter nicht nach Gott fragen und auf ihn vertrauen.

  • Doch das ist genau das, wozu Jesaja Juda – und indirekt auch uns – aufruft. Wir sollen und dürfen auf Gott vertrauen, der die Seinen nicht für ewig leiden lassen wird – denn er ist ein Gott des Heils!