10,1-12: „1 Und er machte sich auf und kam von dort in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans. Und abermals lief das Volk in Scharen bei ihm zusammen, und wie es seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals. 2 Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit. 3 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? 4 Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. 5 Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; 6 aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. 7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. 10 Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach. 11 Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.“
Jetzt geht Jesus nach Judäa. Das ist seine letzte Reise nach Judäa. Dort wird er schon bald gekreuzigt werden. Doch noch ist Zeit, die Maßen, die zu ihm kommen, nach seiner Gewohnheit zu lehren. Darum geht es Jesus immer mehr als ums Heilen. Er heilt aus Barmherzigkeit, aber er lehrt, weil er dazu gekommen ist (Mk 1,38), bevor er dann sein Leben am Kreuz als Lösegeld für Viele geben würde (Mk. 10,45).
Hier wird nun nichts darüber berichtet, was Jesus den Menschenmassen lehrte. Stattdessen lesen wir von einer Frage der Pharisäer, mit der Jesus dann konfrontiert wurde. Dabei heißt es, dass sie ihn damit „versuchten“, das heißt, dass sie es offensichtlich nicht gut mit ihm meinten und nicht einfach aus Interesse fragten, damit sie mehr so leben können, wie es Gott gefällt.
Die Frage ist simpel: „ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau.“ Jesus fordert die Frager heraus, selbst zu überlegen, was die Schrift (bzw Mose) lehrt. Das ist ein sehr gutes und vorbildliches Prinzip. Wenn wir wissen wollen, was erlaubt und was verboten ist, aber auch, was weise und was unweise ist, dann sollten wir immer zuerst die Bibel fragen. Menschen können uns manchmal eine Hilfe sein, indem sie uns erklären, was die Bibel zu einer konkreten Frage lehrt. Aber letztendlich ist die Meinung von Menschen nicht so wichtig, sondern eben vor allem das, was Gott durch Sein Wort sagt.
Die Pharisäer offenbaren auf Jesu Aufforderung sofort, dass sie eine eigene Position haben: „Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden.“ Das ist genau die Haltung, die wir bei Menschen immer wieder finden, wenn sie nicht nach Gottes Wort leben wollen. Sie reißen eine Bibelaussage aus ihrem Kontext und rechtfertigen damit das, was sie tun wollen.
Jesus lässt das nicht einfach so stehen, sondern weist die Pharisäer zurecht: „Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; 6 aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. 7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“
Das biblische Grundverständnis der Ehe ist genau das. Die Ehe ist eine unauflösbare Vereinigung von einem Mann & einer Frau, so wie es in 1. Mose 2 beschrieben ist. Die Scheidung ist also nicht Gottes Wille, sondern eine Notordnung, die nur deshalb nötig ist, weil wir Sünder mit harten Herzen sind. Wer aber sofort nach der Notordnung ruft, will die Ordnung nicht hören.
Seinen Jüngern lehrt Jesus dann nochmal die gute Ordnung Gottes: „Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.“ Es gibt also keine Scheidung und Wiederheirat ohne Ehebruch. In Matthäus 19 lesen wir dazu noch weitere Erklärungen. Da wird deutlich, dass der Ehebruch auch darin liegen kann, dass ein Ehepartner innerhalb der Ehe mit einer anderen Person schläft. Auch das ist Ehebruch. In einem solchen Fall ist dann wohl die Scheidung möglich und eben kein Ehebruch, weil dieser bereits stattgefunden hat.
- Als Christen sollten wir aber niemals schnell nach Ausnahmen und Notordnungen fragen, sondern immer danach streben, Gottes Willen zu erkennen und zu tun.
- Genau dabei will Jesus seinen Jüngern hier helfen, während die Pharisäer daran nicht wirklich interessiert sind.