10,13-27: „13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.
17 Und als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. 19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter.« 20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! 22 Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. 23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist’s, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden? 27 Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist’s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.“
Die beiden Abschnitte 10,13-16 und 10,17-27 hängen viel enger miteinander zusammen, als man das auf den ersten Blick erkennen mag. Denn in beiden abschnitten geht es darum, wie Menschen in das Reich Gottes kommen. Woran der reiche Jüngling scheitert, das gelingt den Kindern.
Die Kinder, die zu Jesus gebracht werden, sind offensichtlich noch recht kleine Kinder. Allerdings wird das gleiche griechische Wort auch für das12-jährige Mädchen verwandt, die Jesus am Ende von Kap. 5 von den Toten auferweckt hatte. Die kleinen Kinder werden wohl zu Jesus gebracht und kommen dann selbst zu ihm. Die Jünger sehen das als Störung an. Immerhin soll Jesus doch auch mal eine Pause gegönnt werden. Das ist sicher gut gemeint. Außerdem hatten Kinder damals keinen hohen Stellenwert und wurden von daher noch viel eher abgewiesen.
Doch Jesus sieht hier eine Möglichkeit anhand der Kinder, eine wichtige Lektion zu lehren. Wichtig ist dabei, dass wir das Wort „wie“ nicht übersehen, wenn Jesus mit Blick auf die Kinder, die zu ihm kommen sagt: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Er sagt also nicht, dass Kinder das Reich Gottes empfangen, einfach weil sie Kinder sind. Es geht ihm vielmehr darum, dass das unbekümmerte Kommen der Kinder, die nicht danach fragen, was sie tun müssen etc, ein Vorbild dafür ist, WIE wir zu Jesus kommen müssen, um in das Reich Gottes kommen zu können.
Die wirkliche Bedeutung diese Aussage wird dann durch den nachfolgenden Bericht erst so richtig deutlich. Da kommt ein vielversprechender Mann, der es zu viel gebracht hat zu Jesus. Er glaubt schon viel (z.B., dass es ewiges Leben gibt, dass wir das nicht einfach so haben und, dass Jesus uns den weg dahin weisen kann) und er erweist Jesus die Ehre, indem er vor ihm auf die Knie geht.
Doch dann kommt die falsche Frage: „Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“ Jesus greift zuerst die Anrede auf, um dem Jüngling eine wichtige Lehre zu vermitteln: „Niemand ist gut als Gott allein.“ Deswegen kann kein Mensch genug tun, um von sich aus das ewige Leben zu bekommen. Natürlich ist die Anrede „Guter …“ an Jesus gerichtet zutreffend. Er ist tatsächlich gut, weil ER Gott ist. Und damit ist er mehr als einfach nur ein guter Lehrer (Meister). Dann geht Jesus darauf ein, was der Jüngling tun müsse, um das ewige Leben dadurch zu bekommen. Er müsste alle Gebote halten (also vollkommen gut sein, was ja im Widerspruch zu dem steht, was Jesus eben gesagt – „niemand ist gut“). Der Jüngling meint es sicher sehr ernst und ist sehr bemüht, aber er überschätzt sich, wenn er behauptet, dass er das von klein auf getan habe.
Jesus geht da gar nicht weiter drauf ein, sondern zeigt ihm durch eine zweite Herausforderung, dass er eben nicht die Gebote hält. Denn der Aufruf: „Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!“ stellt den Mann ja vor die Herausforderung zu zeigen, dass er wirklich keine anderen Götter hat. Und sofort erweist sich sein Reichtum als Götze: „Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.“
Anfänglich könnte man noch denken, dass das Problem nur der Reichtum ist und es Arme leichter haben, in das Reich Gottes zu kommen (in das wir hinein gerettet werden müssen und in dem wir dann das ewige Leben führen – diese Formulierungen werden in dem Dialog austauschbar verwandt). Doch tatsächlich ist es wohl eher so, dass die Menschen damals meinten, dass es am ehesten die Reichen schaffen würden, da ihr Reichtum eine Gunst Gottes war. Das lässt sich durch die Frage der Jünger erahnen, die fragen: „26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden?“
Jesus macht dann ganz deutlich, dass es grundsätzlich allen Menschen unmöglich ist, etwas zu tun, um das Reich Gottes so zu bekommen: „27 Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist’s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.“
Und das ist die gute Nachricht. Was uns unmöglich ist, kann Gott tun. Ja tatsächlich würde Gottes durch Jesus Christus tun, der allein vollkommen gut war und der tatsächlich alles aufgab, um Gott dem Vater treu zu sein. So würde Jesus stellvertretend für Sünder sterben und damit zeigen, dass er allein von sich aus ewiges leben hat. Und er gibt es dann jedem, der sich ihm einfach im Glauben zuwendet und einfach zu ihm kommt …. So wie die Kinder!
- Ich wünsche uns, dass wir das jeden Tag neu ergreifen und uns ganz auf Jesus und sein Werk für uns verlassen!