11,27-33: „27 Und sie kamen wieder nach Jerusalem. Und als er im Tempel umherging, kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und Ältesten 28 und fragten ihn: Aus welcher Vollmacht tust du das? Oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben, dass du das tust? 29 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich will euch auch eine Sache fragen; antwortet mir, so will ich euch sagen, aus welcher Vollmacht ich das tue. 30 Die Taufe des Johannes – war sie vom Himmel oder von Menschen? Antwortet mir! 31 Und sie bedachten bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? 32 Oder sollen wir sagen, sie war von Menschen? – da fürchteten sie sich vor dem Volk. Denn sie hielten alle Johannes wirklich für einen Propheten. 33 Und sie antworteten und sprachen zu Jesus: Wir wissen’s nicht. Und Jesus sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht ich das tue.“
Zurück im Tempel wird Jesus mal wieder von den Hohenpriestern, Schriftgelehrten und Ältesten belagert, von denen wir ja schon wissen, dass sie es nicht gut mit Jesus meinen. Bei der Frage „Aus welcher Vollmacht tust du das? Oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben, dass du das tust?“ bezieht sich das „DAS“ sicher konkret auf die Templereinigung vom Vortag, aber eventuell auch grundsätzlicher auf die großen Taten, die Jesus immer wieder vollbracht hat. Seine Ankläger können nicht leugnen, dass Jesus vollmächtig handelt. Die Frage ist nur, woher diese Vollmacht kommt. Es lässt sich erahnen, dass die Ankläger nur darauf warten, dass Jesus sich hier nun auf seinen himmlischen Vater beruft, um ihn dann als Gotteslästerer anzuklagen. Denn sie scheinen sich ja sehr sicher zu sein, dass Jesus nicht in der Vollmacht Gottes handelt. Ganz ähnlich wird Jesus ja auch heute von vielen Menschen nicht als ewiger und nun Mensch-gewordener Sohn Gottes anerkannt. Das gilt ja sowohl für manche Sekten wie auch für die Juden und Moslems. Die spannende Frage ist da eigentlich immer die Gleiche – wie erklären sie die einzigartige Vollmacht und den Anspruch Jesu. Und eigentlich muss dazu dann immer das abgelehnt oder verdreht werden, was die Bibel klar und deutlich berichtet.
Die Frage bleibt – woher sonst kommt Jesu Vollmacht. Wir wissen nicht, was die Ankläger da dachten. Glaubten sie wirklich, dass Jesus diese Macht vom Teufel hatte? Oder war ihnen das egal … Hauptsache sie werden Jesus irgendwie los?
Jesus lässt sich auf ihre Frage nicht direkt ein, sondern stellt eine gute Gegenfrage: „Die Taufe des Johannes – war sie vom Himmel oder von Menschen?“ Seine Feinde interessiert gar nicht, was die richtige Antwort ist. Sie überlegen rein strategisch, was die Konsequenz welcher Antwort ist. Das ist das eigentliche Drama. So viele Menschen interessieren sich nicht für die Wahrheit. Es geht ihnen immer nur darum, was ihnen gerade am Besten in den Kram passt.
- Dabei verkennen sie, dass die Wahrheit wirklich freisetzen kann.
- Und sie verkennen, dass sich die Wahrheit letztendlich durchsetzen wird.
- Lasst uns da für uns selbst und für die Menschen das alte Kirchenlied beten: „O komm Du Geist der Wahrheit …“
Nach ihrer diplomatisch wohl abgewogenen Antwort: „Wir wissen’s nicht“ (die allerdings wohl durchaus zutreffend war), lässt Jesus dann auch ihre Frage unbeantwortet. Dabei verdeutlicht er, dass ihm sehr bewusst ist, dass sie seine Frage nicht beantworten wollten. Das klingt ja bei seinem Wort deutlich mit durch: „So sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht ich das tue.“
- Wie gut, dass Jesus seinen Jüngern und auch uns aber sehr wohl gesagt hat, warum er tut (tat) was er nun tun würde – so wie wir es in Mk 10,45 gelesen haben: „auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele“ … und das er alles in der Vollmacht seines Vaters tat.