9,38-50 „38 Johannes sprach zu ihm: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister in deinem Namen aus, und wir verboten’s ihm, weil er uns nicht nachfolgt. 39 Jesus aber sprach: Ihr sollt’s ihm nicht verbieten. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann so bald übel von mir reden. 40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. 41 Denn wer euch einen Becher Wasser zu trinken gibt deshalb, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unvergolten bleiben.
42 Und wer einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde. 43 Wenn dich aber deine Hand zum Abfall verführt, so haue sie ab! Es ist besser für dich, dass du verkrüppelt zum Leben eingehst, als dass du zwei Hände hast und fährst in die Hölle, in das Feuer, das nie verlöscht. 44 45 Wenn dich dein Fuß zum Abfall verführt, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, dass du lahm zum Leben eingehst, als dass du zwei Füße hast und wirst in die Hölle geworfen. 46 47 Wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, so wirf’s von dir! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes gehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen, 48 wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht. 49 Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden. 50 Das Salz ist gut; wenn aber das Salz nicht mehr salzt, womit wird man’s würzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander!

Die beiden kurzen Abschnitte, die wir heute betrachten, haben einige Rückbezüge auf das, was in den Abschnitten davor berichtet wurde. Das beginnt schon mit den Worten des Johannes bezüglich des Mannes, der in Jesu Namen böse Geister austrieb. Weil dieser nicht mit den Jüngern nachfolgte, verboten die Jünger ihm, böse Geister in Jesu Namen auszutreiben. Ich frage mich, ob da nicht eventuell auch eine gewisse Eifersucht eine Rolle spielte. Immerhin waren die Jünger ja selber gerade erst daran gescheitert, einem Kind einen bösen Geist auszutreiben (9,18). Johannes war da zwar nicht dabei, aber er fungiert hier wohl einfach als Sprecher der Jünger.

Was nicht ganz klar wird ist, ob der Mann nur den Jüngern nicht nachfolgte oder auch Jesus nicht nachfolgen wollte. Wie dem auch sei, Jesus betont, dass sie diesen Mann nicht daran hindern soll und erwähnt drei Gründe:

  1. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann so bald übel von mir reden.
  2. 40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
  3. 41 Denn wer euch einen Becher Wasser zu trinken gibt deshalb, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unvergolten bleiben.

Der 1. Punkt ist pure Logik. Der 2. sollte aber nicht zu pauschal verstanden werden. Natürlich ist es richtig, dass es im Hinblick auf Jesus nur zwei Optionen gibt. Entweder wir gehören zu ihm oder wir sind gegen ihn. Aber das kann natürlich auch sehr schnell falsch verstanden werden, weil es sicher viele Menschen gibt, die Jesus nicht explizit ablehnen oder ihn vielleicht sogar ganz gut finden … und trotzdem nicht wirklich zu ihm gehören

Der dritte Aspekt klingt recht ähnlich wie das, was Jesus schon im Hinblick auf die Annahme des Kindes in Vers 37 gesagt hatte. In beiden Fällen ist dann auch die Rede von einem Lohn bzw dem Angenommen werden.

Was wir hier auf jeden Fall mitnehmen sollten, ist dass wir nicht zu „klein“ von Jesu Nachfolgern denken sollten. Wir müssen nicht alle ganz eng gemeinsam unterwegs sein, um zu Jesus zu gehören. Von daher sollten wir auch bei Menschen, die in manchen (nicht grundlegenden) Dingen etwas anders unterwegs sind nicht zu schnell denken, dass sie deshalb nicht trotzdem auch zu Jesus gehören.

Vers 42 knüpft dann wohl bei Vers 36 an, denn hier ist ja nun die Rede von einem dieser „Kleinen“, was uns an das Kind aus Vers 36f erinnert. Der ganze Abschnitt bis Vers 50 ist extrem krass, denn Jesus warnt hier ja sehr klar vor der Hölle und erklärt, dass wir bis zum Extremsten gehen müssen, um nicht zu sündigen, denn sonst würden wir in der Hölle landen.

Was Jesus hier tut, ist meines Erachtens etwas, dass die Jünger dringend verstehen mussten. Er zeigt ihnen, wie unmöglich es für uns ist, der Hölle zu entgehen. Denn selbst wenn wir uns die Hände und Füße abhauen und uns die Augen ausreißen werden wir weiter sündigen. Er hatte ja schon in Kapitel 7 gesagt, dass der Ursprung aller Sünde eben nicht Hand, Fuß und Auge sind … sondern unser Herz. Und das können wir uns wohl kaum rausreißen.

Noch hatten die Jünger ja nicht verstanden, warum Jesus ans Kreuz gehen musste. Sie verstehen offensichtlich noch nicht, dass Jesu Vorbild und seine Lehre nicht ausreichen, um der Hölle zu entkommen. Das macht Jesus hier nun hier sehr deutlich. Und weil es für uns unmöglich ist, der Hölle zu entkommen, muss Gott eingreifen, dem nichts unmöglich ist.

Deswegen sandte er seinen Sohn, der für unsere die gerechte Strafe für unsere Sünde trägt, so dass wir samt Händen, Füßen und Augen nicht in der Hölle landen, sondern für alle Ewigkeit bei Gott sein können.

  • Ich hoffe, dass Dir diese Worte (neu) zeigen, warum Jesus am Kreuz „die Hölle“ auf sich nahm, damit wir sie nicht ertragen müssen.

Vers 50 ist dann ein interessanter Abschluss dieser Passage. Man fragt sich, warum Jesus an dieser Stelle zum Frieden untereinander aufruft. Auch das ist wahrscheinlich ein Rückbezug auf den Rangstreit der Jünger aus Vers 33-35. Da wollten sie groß sein, anstatt ihre Niedrigkeit anzuerkennen und sich ganz Jesus zuzuwenden, der für sie (und uns) die absolute Erniedrigung am Kreuz ertragen würde.