10,1-15: „1 Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unsauberen Geister, daß sie sie austrieben und heilten allerlei Seuche und allerlei Krankheit. 2 Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: der erste Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, des Zebedäus Sohn, und Johannes, sein Bruder; 3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, des Alphäus Sohn, Lebbäus, mit dem Zunamen Thaddäus; 4 Simon von Kana und Judas Ischariot, welcher ihn verriet. 5 Diese zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, 6 sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. 7 Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. 8 Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch. 9 Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben, 10 auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert. 11 Wo ihr aber in eine Stadt oder einen Markt geht, da erkundigt euch, ob jemand darin sei, der es wert ist; und bei demselben bleibet, bis ihr von dannen zieht. 12 Wo ihr aber in ein Haus geht, so grüßt es; 13 und so es das Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. 14 Und wo euch jemand nicht annehmen wird noch eure Rede hören, so geht heraus von demselben Haus oder der Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. 15 Wahrlich ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher gehen am Jüngsten Gericht denn solcher Stadt.“
Zu Beginn des 10. Kapitels werden die 12 Jünger namentlich vorgestellt, bevor wir dann von ihrer Aussendung lesen. Das ist hier wahrscheinlich nicht erst ihre Berufung, sondern einfach eine namentliche Vorstellung für uns Leser.
Die ersten vier genannten Apostel wurden auch schon in Kapitel 4,18ff genannt. Mit Ausnahme von Andreas, sind die anderen drei (Petrus, Johannes & Jakobus) auch im Fortgang die Kerngruppe der Jünger, also quasi die Leiter der Apostel. Die Apostel sind dabei die in besonderer Weise von Jesus gesandten, die laut Paulus zusammen mit den Propheten das Fundament der Gemeinde legen sollten, deren Eckstein Jesus selbst ist (siehe dazu Epheser 2,20; 3,5; 4,11)
Jesus gibt den Aposteln die Fähigkeit, große Wunder zu tun. Diese Wunder sind kein Selbstzweck und auch keine Fähigkeit, die Jesus grundsätzlichen allen seinen Nachfolgern gibt. Vielmehr sind diese Wundertaten Zeichen, die spezifisch die Apostel ausweisen (2. Kor 12,12). Die Hauptaufgabe der Apostel ist aber das Predigen vor allem der zentralen Botschaft vom kommenden Reich Gottes (dem Evangelium), denn das Reich Gottes kommt durch Jesus und dadurch, dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung Menschen durch den Glauben zu Teilhabern dieses Reiches macht.
Wir sehen hier also, dass die Apostel tun und verkündigen sollten, was zuvor schon Jesus selbst getan und verkündigt hatte. Sie tragen Jesu Dienst quasi weiter und multiplizieren ihn. Natürlich kann nur Jesus das vollbringen, was die Grundlage der Verkündigung ist (stellvertretend für Sünder sterben und wiederaufersetehen) aber die Verkündigung unterstützt durch Zeichen und Wunder wird von den Aposteln weitergeführt. Die hier beschriebene Aussendung ist wohl so eine Art Praktikum. Nach Jesu Himmelfahrt würde ihnen dann diese Aufgabe dauerhaft zufallen.
Jesus gibt den Aposteln schon hier wichtige Erklärungen für ihren Dienst. Sie sollen nicht längerfristig da bleiben, wo man sie nicht hören will.
- Für uns heißt das, dass wir nicht Anderen penetrant mit Evangelisation auf die Nerven gehen sollen. Wer das Evangelium ablehnt, den sollen wir in Ruhe lassen. Das schützt die Reputation der Evangeliumszeugen und es hilft uns, uns denen zuzuwenden, die die Botschaft hören wollen.
- Diese Aussage gilt natürlich nur bedingt im Hinblick auf Menschen, mit denen wir ganz natürlich dauerhaft zu tun haben (Familie, Nachbarn, Kollegen). Aber auch da ist es sicher nur bedingt sinnvoll, immer und immer wieder das Gleiche zu verkünden, wenn sie es nicht hören wollen. In 1. Petrus 3 gibt Petrus dazu christlichen Ehefrauen von ungläubigen Männern den Rat, sie nicht durch beständige Rede, sondern durch ihr Lebenszeugnis zu gewinnen zu suchen.
- Bei all dem sollten wir aber vor allem sehen, dass Jesus seine Jünger sendet, damit sie das Evangelium verkünden. Und dazu sind auch wir auch heute noch berufen!