Der Anfang des NT und damit der Anfang des Matthäusevangeliums wirkt auf uns heute extrem langweilig und zäh. Denn hier steht ein Ahnenregister am Anfang, Aber für jüdische Leser, für die Matthäus vor allem schrieb, müssen die ersten Worte sehr spannend gewesen sein. Gleich zu Beginn lesen wir, dass Jesus der Nachfolger von David und Abraham ist. Er steht damit in der Ahnenreihe der beiden Männer, denen Gott große Verheißungen gegeben hatte. Seit dem 1. Mose 12 warten die Menschen auf den Nachkommen Abrahams, durch den Gott alle Völker segnen würde. Und seit 2. Samuel 7 warten die Juden auf den legitimen Nachfolger Davids, der für alle Ewigkeit regieren soll. Matthäus bringt nun Jesus in Verbindung mit diesen beiden Männern.

Der dann folgende Stammbaum Jesu verdeutlicht noch weiter, wie Jesus sich in die Geschichte des AT einfügt und der ist, in dem die AT Verheißungen ihre Erfüllung finden. Beachtenswert sind dabei zumindest zwei Aspekte. Zum einen die Erwähnung von vier Frauen. Und zum anderen gewisse Auslassungen.

Die ersten drei sind dabei Vorfahrinnen Davids und die 4. War seine illegitime Geliebte. Dier Erwähnung von Frauen in der Ahnenfolge ist an sich schon extrem ungewöhnlich. Diese 4 Frauen sind noch dazu wohl alles Ausländerinnen und ihre Geschichten sind alle etwas anrüchig. Über diese 4 Frauen haben wir im Advent 2020 eine Predigtserie gehabt, die in unserem Predigtarchiv zu finden ist. Es handelt sich um:

V.3: Tamar (1 Mose 38) – die sich als Hure verkleidete, um durch ihren Schwiegervater schwanger zu werden, der sie zuvor verstoßen hatte.

V.5: Die Hure Rahab (Josua 2) – die trotz ihres unrühmlichen Berufs zur Heldin wurde, weil sie sich gegen ihre Landsleute stellte und den feindlichen Juden geholfen hat.

V.5: Rut (Buch Rut) – die als Moabiterin für Juden eigentlich Tabu war, aber gleich zwei jüdische Männer heiratete und dabei vor der zweiten Hochzeit einen ausgeklüngelten Plan ihrer Schwiegermutter ausführte.

V.6: Frau des Uria (Batseba) – die von David zum Ehebruch missbraucht wurde und deren Ehemann dann indirekt von David getötet wurde, um ihn aus dem Weg zu räumen.

In allem sehen wir hier Gottes gute Fügung, der sich eben nicht an Konventionen hält, sondern in seiner Gnade alle Dinge gut führt.

Außerdem fällt im Ahnenregister auf, dass hier einige Ahnen fehlen, die zum Bsp im Buch der 1. Chronik aufgelistet werden. Das Register ist also nicht vollständig. Es fällt auch auf, dass nach David andere Namen auftauchen als im Ahnenregister bei Lukas. Wahrscheinlich haben wir hier die Vorfahren des Josef, zu dem Matthäus wohl Zugang hatte. Zumindest lesen wir bei ihm gerade zu Beginn den Weihnachtsbericht aus der Perspektive Josefs, während Lukas ja eher Maria im Fokus hat.

Josefs ist ja eigentlich kein wirklicher Vorfahre Jesu. Aber juristisch ist er das. Von daher stammt Jesus wohl von David nicht über Salomo ab, der hier erwähnt wird, sondern über Davids Sohn Nathan (Lk 3,31).

  • Hier steckt also sehr viel drin. Das was für uns erstmal sehr langweilig klingen mag, ist also zumindest für Juden wirklich spannend.
  • Und auch wir sollten staunen, über den Gott, der die ganze Geschichte führt und gebraucht, denn es ist Seine Geschichte mit uns Menschen.