Beginnend mit dem Blick auf den Tempel beginnt Jesus nun seine Endzeitrede, in der er den bevorstehenden Niedergang und die kommende Bedrängnis ankündigt.
Es ist ein Ausdruck seiner Liebe zu seinen Jüngern, dass er sie auf das kommende Leid vorbereitet, so dass diese nicht davon überrascht werden.
Das gilt sicher auch uns, die wir ebenfalls noch damit rechnen sollten, dass wir für unseren Glauben eines Tages eventuell harte Verfolgung erdulden müssen.
Dann wird sich deutlich zeigen, wer zum Herrn gehört, denn Jesus lehrt ja deutlich, dass so mancher „Christ“ in diesen Zeiten vom Glauben abfallen wird. Wahrer rettender Glaube offenbart sich eben oftmals erst dann in aller Deutlichkeit, wenn es etwas kostet, sich zu Christus zu bekennen.
Das könnte uns jetzt Angst machen, dass wir dann eventuell nicht standhaft bleiben … doch wir dürfen wissen, dass Gott uns in unserem Glauben bewahren wird, denn alle Versuchung und alles Leid wird wahren Glauben als echt und viel kostbarer als Gold erweisen (1. Petrus 1) und Jesus hat für die, die ihm der Vater gegeben hat gebetet, dass unser Glaube nicht aufhört (Joh 17,11 / Lk 22,32).
Doch neben dem Gebet des Herrn ist es eben auch sehr wichtig und hilfreich, auf kommende Bedrängnis vorbereitet zu sein. Gerade deshalb ist das Wohlstandsevangelium und jede Botschaft, die uns den Himmel auf Erden in dieser Welt verspricht so teuflisch.
- Möge der Herr uns Gnade schenken und einen Glauben und eine Hoffnung geben, die nicht aufhören, sondern uns durch alle Höhen und Tiefen hindurch zum Ziel bringen
In Fortsetzung der Betrachtung der Endzeitrede beschreibt Jesus die zukünftige große Bedrängnis. Manche Ausleger deuten diese Aussage im Bezug auf die Besetzung und Zerstörung Jerusalems in 70 n.Chr.
Und es mag auch gut sein, dass das ein erster Horizont der Prophetie-Erfüllung war. Und doch ist das, was hier beschrieben wird, wohl noch mehr und wahrscheinlich noch in der Zukunft liegend.
Letztendlich bereitet Jesus seine Jünger (die von damals und uns heute) darauf vor, dass schlimme Zeiten vor uns liegen. Nachfolge kann uns Alles kosten und uns Alles abverlangen … und doch lohnt sie sich … und wir dürfen wissen, dass Gott inmitten all dieser Dinge bei uns ist und uns durch Seinen Geist stärken wird und unseren Glauben bewahren wird, so dass niemand, der wahrhaft zum Herrn gehört, verloren gehen wird.
Vor Allem aber dürfen wir wissen, dass die große Bedrängnis nicht das Ende aller Dinge ist, sondern nur das Vorspiel zum Kommen des Herrn. Er wird kommen „mit großer Kraft und Herrlichkeit“ … und wird „seine Auserwählten sammeln von den vier Winden“.
Das ist eine großartige Zusage für uns! Ich möchte uns ermutigen, uns diese Zusage ganz fest einzuprägen, so dass wir in schweren Zeiten die Hoffnung nicht verlieren. Diese Zusage mag heute für uns wenig „praktisch“ klingen. Wenn wir die Bibel nur nach praktischen Lebensratschlägen durchsuchen, wird diese Passage wohl kaum Beachtung finden. Aber Vieles in Gottes Wort ist nicht unbedingt dazu gedacht, dass wir es im Hier und Jetzt umsetzen können. Aber es stärkt uns in unseren tagtäglichen vertrauen auf Gott, der bei uns und für uns ist, gerade auch dann, wenn unsere Lebensumstände mal schwer sind … und der uns eines Tages aus dieser Welt erlösen wird!
In Vers 34 kommt die wohl schwierigste Aussage dieser ganzen Rede: „Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.“
Bibelkritiker können hier einfach mal behaupten, dass Jesus dachte (oder Matthäus ihn evtl einfach – ggf falsch – so verstanden hatte), dass das Ende kurz bevorstünde und Jesus bzw Matthäus sich damit einfach getäuscht hat.
Aber eine solche Interpretation muss abgelehnt werden. Gottes Wort ist glaubwürdig und von daher darf darauf vertraut werden, dass Jesus sich weder täuscht noch lügt.
Mögliche Interpretationen gibt es auch basierend auf dem Vertrauen in eine irrtumslose Bibel. So sagen manche, dass Jesus hier meint, dass die Art Mensch (böse, ungläubig, gegen Glaubende agierend) nicht vergehen wird, bis Jesus wiederkommt. Das ist sicher eine wahre Annahme und macht im Zusammenhang auch Sinn. Weil es bis zur Rückkehr des Herrn böse Menschen geben wird, werden wir bis dahin Leid und Widerstand erfahren. Eine Hoffnung auf eine wesentliche Weltverbesserung bis zur Umgestaltung dieser Welt ist von daher sicher nicht angebracht.
Andererseits könnte die Aussage auch so verstanden werden, dass der Beginn der großen Leiden noch innerhalb einer Generation geschehen wird. Das könnte dann ein Hinweis darauf sein, dass die Verse 15ff zumindest auch die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. beschreiben.
Ich muss zugeben, dass ich mir nicht sicher bin, was Jesus hier genau sagen will.
Auf jeden Fall ist mir klar, dass Jesus mich und alle Christen zur Wachsamkeit aufruft. Wir sollten darauf vorbereitet sein, dass er bald wiederkommt, auch wenn wir nicht wissen, wann es soweit sein wird.
- Ich denke, dass wir uns hier immer wieder schwertun, die richtige Balance zu finden. Eine Naherwartung verbunden mit einem wachsamen Leben und die Demut anzuerkennen, dass wir nicht wissen, wann der Herr wiederkommt und es eben ggf auch noch eine ganze Zeit dauern kann (und wir das evtl nicht mehr zu unseren irdischen Lebzeiten erlenen werden).
Jesus vergleicht dann den Tag seiner Wiederkehrt und der Sammlung der Gläubigen mit den Tagen Noahs. Das ist interessant, denn Noah und die Flut werden im NT in doppelter Hinsicht als Vorbilder gedeutet. Hier eben im Bezug auf das endgültige Gericht und die Erlösung der Auserwählten … aber im 1. Petrus 3 im Hinblick auf die Rettung durch das Gläubig werden und die Taufe (mit dem Hlg. Geist und dann symbolisch die Wassertaufe).
Und doch macht das Sinn, wie ja auch der doppelte Gebrauch der Vorschattung des Exodus auf die Erlösung durch Glauben und die endgültige Erlösung aus dieser Welt heraus hin zu einer Zeit voller Herrlichkeit, Fülle und Frieden.
Das große Thema unseres Textes ist aber der Aufruf zur Wachsamkeit und dazu, am Tag der Wiederkehr des Herrn als treue Knechte gefunden zu werden. Und so wie Jesus seine Jünger immer wieder darauf hinweist, sollten auch wir das tun. Dazu haben wir die Gemeinschaft der Gemeinde … damit wir einander immer wieder daran erinnern, für wen wir leben und auf was wir zuleben.
- Auch hier sehen wir wieder, wie wichtig es ist, die ganze Schrift zu kennen. Die Warnungen, den falschen Christus-sen und Propheten nicht zu glauben und sich nicht irre machen zu lassen, ist wichtig. Wer diese Schrift kennt, der läuft dann eben nicht dahin, wo angeblich Christus ist, sondern wartet auf sein für alle sofort sichtbares und völlig eindeutiges Erscheinen. Schriftkenntnis kann uns davor bewahren, verführt zu werden.