4,12-17: „Da nun Jesus hörte, daß Johannes überantwortet war, zog er in das galiläische Land. 13 Und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnte zu Kapernaum, das da liegt am Meer, im Lande Sebulon und Naphthali, 14 auf das erfüllet würde, was da gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht: 15 „Das Land Sebulon und das Land Naphthali, am Wege des Meeres, jenseit des Jordans, und das heidnische Galiläa, 16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen.“ 17 Von der Zeit an fing Jesus an, zu predigen und zu sagen: Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“
Nachdem wir bisher vor allem gesehen haben, wie Jesus den Weg Israels nachvollzogen hat, dabei aber – im Gegensatz zu Israel – treu geblieben ist, beginnt er nun seinen öffentlichen Dienst. Dabei lesen wir hier nun von einem harten Übergang von der Zeit Johannes des Täufers hin zu Jesus. Wir erfahren gleich zu Beginn, dass Johannes nun gefangen genommen worden ist, und dass eben auch Jesus davon hörte, was ihn dazu veranlasste, nach Galiläa zurückzukehren. Er war also wohl für einige Zeit in Judäa.
Von nun an würde im nördlichen Galiläa aber nicht Nazareth (wo Jesus aufgewachsen war), sondern die etwas größere Stadt Kapernaum seine Basis sein. Kapernaum liegt östlich von Nazareth, direkt am See Genezareth. Matthäus erwähnt dies, aber die Betonung liegt weniger auf dem Umzug von Nazareth nach Kapernaum und mehr darauf, dass Jesus seinen Dienst eben nicht in Judäa, sondern in Galiläa begann. Das ist bedeutend, da Galiläa seit dem Fall des Nordreichs in 722 v.Chr. ein religiös und wohl auch ethnisch durchmischtes Gebiet war. Da lebten neben treuen Juden auch Heiden und wahrscheinlich auch Leute mit einer Mischreligion, wie die sprichwörtlichen Samariter (auch wenn Samaria südlich von Galiläa lag). Matthäus erwähnt dies wohl vor allem auch deshalb, weil sich hier wiederum zeigt, wie der Dienst Jesu im AT gegründet ist. Auch dieser Rückzug und der daraus folgende Dienst in Galiläa war schon prophetisch angekündigt wurden. Gott lenkt halt die ganze Geschichte und „Umstände“ sind eben nicht dem Zufall überlassen, sondern fest im Griff des Allmächtigen. Die Erfüllung der Prophetie vom Ende von Jesaja 8 und vom Anfang von Jesaja 9 ist auch deshalb sehr bedeutend, weil Jesaja im Fortgang von Jesaja 9 dann ja sehr deutlich sagt, wer derjenige ist, durch den das „heidnische Galiläa“ ein „helles Licht“ erscheinen wird, nämlich durch den Friedefürst, der für alle Ewigkeit auf dem Thron Davids sitzen wird. Jesaja 9,5-6 wird ja zurecht oft in der Weihnachtszeit gelesen.
- Jesus erweist also auch dadurch, dass er sein Wirken in Galiläa beginnt, dass er der verheißene Messias ist.
Was Jesus vor allem in seinem öffentlichen Wirken tut, ist zu predigen. Er heilt und tut auch andere Wunder, aber das ist alles nur Beiwerk. Seine Hauptaufgabe vor seinem Weg zum Kreuz und dem dann stattfindenden stellvertretenden Sühnetod war, ihnen zu predigen. Das betont ja auch Jesus selbst (Mk 1,38). Matthäus beschreibt die Predigtbotschaft Jesu mit den Worten „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“. Dabei greift er wortwörtlich die Botschaft auf, die wir auch schon von Johannes dem Täufer gehört haben (Mt 3,2).
Am Anfang der Predigtbotschaft Jesu steht die unbequeme Wahrheit, dass wir Menschen auf Abwegen sind, wir sind Sünder, die Umkehr brauchen. Genau dazu ruft er mit den Worten „tut Buße“ auf. Und dann betont er, dass das „Himmelreich nahe ist“.
Das Himmelreich ist nahe, weil der Herr dieses Reiches – Jesus – nahe ist. Und da wo Jesus als Herr anerkannt wird und man ihm folgt, da ist Himmelreich (oder auch „Reich Gottes“, das ist das Gleiche, aber Matthäus umschreibt in seinem sehr auf Juden ausgerichteten Evangelium fast immer den Gottesnamen, weil das bei Juden so üblich ist.)
Das Reich Gottes kam also mit Jesus und es kam so richtig, als Jesus nach seiner Himmelfahrt Macht, Ehre und Reichtum empfing (siehe dazu die Prophetie bei Daniel 7,14) und es wird in ganzer Fülle kommen, wenn Jesus dieses Reich bei seiner Wiederkehr in aller Pracht und für alle sichtbar aufrichten wird.
- Und doch können wir eben schon heute Teil des Himmelreichs sein. Wir Christen haben dort unser Bürgerrecht. Noch leben wir im Exil dieser Welt, aber wir haben schon eine neue Heimat und gehören eben auch schon zu einem neuen Regiment.