7,1-6: „​1 Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. 2 Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. 3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? 4 Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? 5 Du Heuchler, zieh am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst! 6 Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen.

Die Ermahnung zu Beginn von Kapitel 7, dass wir nicht richten sollen, wird manchmal so erklärt, als wäre jegliches Richten untersagt. In gewisser Weise stimmt das. Denn in letzter Instanz ist Gott allein der Richter.

Andererseits sind wir alle dazu aufgerufen, Urteile zu treffen und ggf zu ermahnen und zu widersprechen. Das sollte mit der richtigen Herzenshaltung geschehen. Dazu gehört, sich selber im Blick zu haben: „7:5  zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.“

Das Ziel ist also, dass wir alle miteinander darin wachsen, so zu leben, wie es Gott gefällt.

  • Wir sollten deshalb Acht auf uns selbst haben und danach streben, in den Bereichen weiterzukommen, in denen wir aktuell noch Veränderung brauchen.
  • Und dann sollen wir auch einander dabei helfen.
  • Tatsächlich ist zur Überwindung von Sünde und blinden Flecken, die gegenseitig Hilfe oft unabdingbar. Von daher sollten wir diese Verse nicht so lesen, als solle jeder nur auf sich selber sehen.
  • Es geht eben einfach darum, mit welcher Herzenshaltung wir leben. Und da gilt es, sich erstmal selbst ehrlich und demütig als Sünder zu erkennen, der selber noch viel Veränderung braucht. Und dann wenden wir uns den Anderen zu mit dem Ziel, nicht sie zu richten, sondern ihnen zu helfen, in der Heiligung voranzukommen.

Wir Vers 6 zu den ersten 5 Versen passt, erschließt sich mir nicht so ganz. Ich könnte mir vorstellen, dass die Verbindung zu den ersten 5 Versen darin besteht, dass gerade wenn wir anderen versuchen dabei zu helfen, den Splitter aus dem Auge zu ziehen, es vorkommen kann, dass diese unsere Hilfe nicht wollen und kein Anliegen für ihre Heiligung haben. In einem solchen Fall sollten wir uns nicht aufdrängen und unsere Bemühungen auf die hin wenden, die offen und dankbar für Hilfe sind. So werfen wir dann unsere Perlen nicht vor die Säue.