9,14-17: „Indes kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer so viel, und deine Jünger fasten nicht? 15 Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; alsdann werden sie fasten. 16 Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid, und der Riß wird ärger. 17 Man faßt auch nicht Most in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche und der Most wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man faßt Most in neue Schläuche, so werden sie beide miteinander erhalten.“
Ab Vers 14 lesen wir von einem Besuch der Jünger des Johannes (des Täufers). Diese sind Jesus gegenüber sicher deutlich weniger kritisch eingestellt. Und doch haben auch sie eine Anfrage. Weniger an Jesus direkt, sondern vor allem im Hinblick auf Jesu Jünger. Diesen scheint es an der nötigen Frömmigkeit zu fehlen, da sie wohl nicht die typischen Fastentage hielten. Dabei ging es wohl um Regelungen, die nicht direkt im Alten Testament zu finden sind, aber dennoch unter den Juden gängige Praxis waren. Im AT war wohl nur ein Fastentag am großen Versöhnungstag vorgeschrieben. (3. Mose 23,26ff). Aber fromme Juden fasteten zweimal pro Woche.
Jesus nutzt diese Frage, um zu lehren. Er betont, dass wahre Frömmigkeit damit beginnt, sich an Jesus zu erfreuen. Deshalb wäre es absurd, wenn seine Jünger fasten und trauern würden, während Jesus selbst noch bei ihnen ist. Interessant ist, dass Jesus sich als den Bräutigam bezeichnet. Das ist eine Selbstbezeichnung Gottes aus Jesaja 62. Weiterhin finde ich es interessant, dass Jesus das Fasten als Ausdruck der Trauer beschreibt, die bei der Anwesenheit des Bräutigams fehl am Platze, aber noch seinem Weggang angemessen ist.
- Wir sehen Fasten ja oft als einen Weg, uns mehr auf Gott auszurichten. Aber es ist hilfreich, sich auch die Dimension der Trauer vor Augen zu führen. Denn das Fasten kann ein Ausdruck unserer Trauer über unsere Sünde sein. So suchen wir im Fasten bewusst wieder die Gegenwart und Hilfe Gottes. Aber all das war damals eben nicht dran.
In den Versen 16-17 gibt Jesus dann zwei Illustrationen dafür, dass mit ihm und seiner Lehre etwas Neues begonnen hat. Eine neue Zeit ist angebrochen, in der die Kategorien der jüdischen Religion nicht passen. Er illustriert das anhand der Gleichnisse von den Weinschläuchen und Kleidern.
Das passt sicher auch sehr gut zu dem, was Jesus durch die Bergpredigt verdeutlicht hat. Er führt die Menschen hinein in ein tieferes Verständnis Gottes. Das bedeutet dann auch, dass es weniger darum geht, bestimmte Frömmigkeitsübungen auszuführen, sondern den tieferen Sinn dahinter zu erkennen. Gott will, dass wir wirklich in Beziehung mit ihm leben und uns ihm ganz hingeben.
- Und so bete ich für uns alle, dass Jesus immer mehr Raum in unseren Leben einnimmt und alle Lebensbereiche von IHM so (um)gestaltet werden, dass ER in und durch uns alle Ehre bekommt!