Die Ermahnung zu Beginn von Kapitel 7, dass wir nicht richten sollen, wird manchmal so erklärt, als wäre jegliches Richten untersagt. In gewisser Weise stimmt das. Denn in letzter Instanz ist Gott allein der Richter.

Andererseits sind wir alle dazu aufgerufen, Urteile zu treffen und ggf zu ermahnen und zu widersprechen. Das sollte mit der richtigen Herzenshaltung geschehen. Dazu gehört, sich selber im Blick zu haben: „7:5  zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.“

Was mich an den Versen 7,1ff & 12 besonders herausfordert ist, dass wir sowohl im Richten wie auch im Handeln gegenüber Anderen immer uns selber als Referenz im Blick haben sollten.

  • Wir sollten an Andere keinen strengeren Maßstab anlegen, als bei uns selbst und wir sollten Andere nicht schlechter behandeln, als wir selber behandelt werden wollen.

Immanuel Kant hat diesen „kategorischen imperativ“ ja auch außerhalb christlicher Kreise bekannt gemacht. Und tatsächlich wäre es für alle Menschen gut, wenn sie nach diesem Grundsatz leben würden. Gerade als Christen sollten wir das vormachen. Und doch muss ich eingestehen, dass ich viel zu oft nicht so handle. Deshalb brauche ich die Ermahnung, die Jesus hier ausspricht.

Die Verse 7-11 wirken ein bisschen wir ein Einschub. Gott liebt seine Kinder und erhört Gebet … und dann geht es ab Vers 12 weiter mit der Ermahnung, dass wahrer Glaube immer mehr sein muss als ein Lippenbekenntnis oder große „Showveranstaltungen“. Gott will nicht einfach nur Lippenbekenntnisse und ein paar spektakuläre Aktionen. ER will unsere Herzen und er will Beziehung.

Dann folgt der Aufruf, auf sich selbst Acht zu haben und den richtigen Weg zu wählen (durch die enge Pforte und auf dem schmalen Weg). Außerdem sollten wir auch darauf Acht haben, auf wen wir hören. Dabei sind die Früchte, die jemand hervorbringt, ein wichtiges Erkennungszeichen, so dass wir uns nicht von Wölfen verführen lassen.

Ein reines Lippenbekenntnis zum Herrn rettet niemanden. Die Frage ist dann immer noch, ob wir eine wirkliche Beziehung zu ihm haben und er uns kennt.

Und so endet auch Kapitel 7 (ähnlich wie Kap. 6) – und damit auch die Bergpredigt – mit einem Aufruf, auf Gott zu vertrauen und unser Leben auf IHM zu gründen. Wir sollten unser Haus / unser Leben eben auf den Felsen bauen, der in jedem Sturm fest steht und nicht auf dem Sand vergänglicher Dinge, für die wir doch immer wieder leben und die uns dann nur unnötig Sorgen bereiten.