Dieser Psalm beginnt als ein Bußpsalm. Der Psalmist weiß, dass seine Leiden ihre Ursache in seinen Sünden haben. Er erkennt an, dass Gott jedes Recht hätte, ihm in Zorn und Grimm zu begegnen. Doch er bittet um Gnade.

Was wir hier sehen ist sicher die richtige Einstellung vor Gott. Der Psalmist kommt nicht fordernd zu Gott, sondern im Wissen um seine Sündhaftigkeit. Und aus dieser Erkenntnis heraus pocht er nun eben nicht auf sein „Recht“, sondern bittet um Gnade.

  • Ich denke, dass wir da immer wieder in der Gefahr stehen, diesen wichtigen Grundsatz zu verkennen. Wir klagen Gott an, wenn wir Leid erfahren … dabei ist alles Leid die Konsequenz menschlicher Sünde. Natürlich hätte Gott diese verhindern können, aber sie kommt durch uns. Deshalb können wir niemals als Ankläger vor Gott treten, sonder immer nur als um Gnade und Barmherzigkeit Bittende.

Gerade in dieser Phase der Schwachheit erlebt der Psalmist dann aber wohl auch, dass seine Leiden nicht nur in seinen eigenen Sünden begründet sind, sondern eben auch in den Taten böser Menschen um ihn herum.
Doch auch in dieser Not wird der Psalmist nicht zum Ankläger. Er appelliert hier neben der Gnade auch auf die Gerechtigkeit Gottes, der die Feine eines Tages strafen bzw ihnen Einhalt gebieten wird. Er „harrt auf den Herrn“ (v.16). Er bekennt seine eigene Schuld (v.19) und er bittet Gott um Beistand und Hilfe (v.22f).

  • Ich finde diese demütige Haltung des Psalmisten sehr hilfreich und vorbildlich. Viel zu oft wähne ich mich im Recht und komme mit meinen Erwartungen und zumindest indirekt Forderungen zu Gott. Stattdessen ist es gut und richtig, sich erst einmal selbst zu überprüfen und dann demütig vor Gott zu treten und auf den Herrn zu vertrauen, der Alles gut machen wird.