Zu Beginn von Kapitel 2 taucht der Engel des HERRN auf, der durch seine Rede in der „ich“ Form deutlich macht, dass es wohl eine Person des dreieinigen Gottes (der Sohn?!) ist. Und ER spricht Worte des Gerichts: „Ich will sie nicht vor euch vertreiben, damit sie euch zum Fangstrick werden und ihre Götter zur Falle.“

Nach einem kurzen Rückblick auf Jos 24 in den Versen 6-9, kommt dann in V.10 die verheerende Zusammenfassung: „Als auch alle, die zu der Zeit gelebt hatten, zu ihren Vätern versammelt waren, kam nach ihnen ein anderes Geschlecht auf, das den HERRN nicht kannte noch die Werke, die er an Israel getan hatte.“

  • Ihr Lieben: Auch wir haben eine Verantwortung für die nächste Generation.
  • Mir persönlich ist das sehr wichtig gerade auch im Hinblick auf unser Trainee-Programm und meine außergemeindlichen Aktivitäten. Ich sehe da meinen Dienst gerade auch als einen Dienst für die nächste(n) Generation(en). Ich bin sehr dankbar, dass wir auch als ganze Gemeinde hinter dem Trainee-Programm stehen.

Ab Vers 11 bekommen wir einen ersten Blick auf den sogenannten Richter-Zyklus

  • 11-13: Hier wird das ganze Übel noch weiter beschrieben …
  • 14-15: Gott lässt sich nicht missachten. Seine Strafe ist letztendlich oft ein Akt der Gnade, da ER so Menschen wachrüttelt.
  • 16-23: Gott hört das Volk in seiner Not und sendet einen Richter/Retter, der dem Volk Frieden bringt.

Bemerkenswert finde ich auch die Aussage am Ende des Kapitels: „21 so will ich auch hinfort die Völker nicht vertreiben, die Josua übriggelassen hat, als er starb, 22 damit ich Israel durch sie prüfe, ob sie auf dem Wege des HERRN bleiben und darauf wandeln, wie ihre Väter geblieben sind, oder nicht.“

  • So manche schwere Situation, die wir erleben, mag genau das sein – eine Prüfung, durch die sich unser Glaube als echt erweisen soll.
  • So schreibt es ja dann auch später Petrus im 1. Petrus 1: „6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 7 damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.“

 

Die ersten 6 Verse in Kapitel 3 gehören noch zur Einleitung des Briefes. Hier wird in allgemeiner Form beschrieben, wie Gott die fremden Völker gebrauchte, die aufgrund des Ungehorsams Israels im Land verblieben waren: „… um Israel durch sie zu prüfen, damit es kund würde, ob sie den Geboten des HERRN gehorchten, die er ihren Vätern durch Mose geboten hatte.“

  • Und so ist kund geworden, dass Israel und überhaupt niemand Gott so gehorcht, wie er es soll. Das Gesetz kann eben nur theoretisch retten, tatsächlich zeigt es uns nur unsere Not und bereitet uns so auf den Erlöser vor (Röm 3,19-20 und dann 3,21ff)

Ab Vers 7 lesen wir dann vom ersten Richter in Israel. Otniel ist der einzige vorher in der Bibel schon erwähnte Richter (Jos 15,17f und Ri. 1,13). Trotzdem erfahren wir hier nicht viel über ihn. Sein Richterdienst ist in gewisser Weise einfach exemplarisch für den „Richter-Zyklus“. Israel tut, was dem Herrn missfällt; der HERR gibt Israel in die Hände eines Feindes; Israel schreit zum Herrn; der Herr erweckt einen Richter und der rettet Israel und dann hat Israel Ruhe für xx Jahre.

Ab Vers 12 folgt der Bericht vom Richter Ehud. Er ist ein mutiger Richter, der wohl erst mit dem Retten begann und dann als Retter anerkannt wurde. In diesem Bericht sehen wir dann auch schon etwas, das typisch für das Richter-Buch ist. Es ist voller sarkastischer und teilweise auch humoristischer Bemerkungen, durch die doch auch geistliche Wahrheiten vermittelt werden.

Das sehen wir dann auch bei der kurzen Bemerkung über den Richter Shamgar in Vers 31. Auch Er agiert als Retter und bekämpft die Feinde mit der „Waffe“, die ihm zur Verfügung steht, anstatt darüber zu klagen, dass er nicht richtig ausgerüstet ist … sehr vorbildlich.

  • Natürlich stellt sich bei Ehud und Shamgar schnell die Frage, ob solche Gewaltakte wirklich Gottes Wille sind. Allerdings sollten wir nicht übersehen, dass Mord mit einem Dolch oder einem Ochsenstecken sicher nicht brutaler ist, als das ewige Feuer der Hölle. Und wir sollten nicht übersehen, dass die Ermordeten brutale Unterdrücker von Gottes erwähltem Volk sind.

In Kapitel 4 (und 5) begegnet uns dann mit der Frau Deborah eine mindestens genauso unwahrscheinliche Besetzung für das Richteramt, wie der evtl körperlich behinderte Ehud (Linkshänder könnte auch bedeuten, dass er seinen rechten Arm nicht nutzen konnte) und der evtl heidnische Ochsensteckenschwinger Schamgar. Aber auch sie war von Gott erwählt wurden, zum einen zur Rettung, und zum anderen wohl auch, als ein Zeugnis, dass Gott seinen Weg zur Rettung findet, auch wenn die Männer Weicheier sind und kneifen.

In diesem Bericht lohnt es sich auf das zu achten, was hier über Männer und Frauen gesagt wird. Deborah erinnert Barak daran, dass es eigentlich Gottes Berufung für ihn war, das Volk zu retten (4,6f). Doch Barak ist ein Feigling. Der Mann verlangt von der Frau, ihn zu begleiten (V.8), was wiederum dazu führen wird, dass quasi als Gericht der Ruhm dann zu einer Frau geht, der doch eigentlich hätte auf Barak kommen sollen (V.10). Deborah übt ihr Amt aber so aus, wie sie es wohl von Gott her als richtig erkennt. Sie kämpft nicht an vorderster Front, sondern steht hinter dem Mann, den sie ermutigt aber dann kämpfen lässt (V.14).

Wir sehen dann gleich noch eine Mann/Frau Kombination. Der große Krieger Sisera ist auch ein Feigling, der seine Truppen zurücklässt und hinter dem Rockzipfel einer Frau Zuflucht sucht. Das Bild ist voller Sarkasmus. Er kriegt sein Glas warme Milch und Jael denkt ihn nett zu, so dass der große Krieger schlummern kann. Und dann sehen wir die mutige Jael, die anpackt und den großen Krieger mit Hammer und Zeltpflock erlegt.

  • Der ganze Bericht ist eine Ermahnung an Männer, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen.
  • Von daher denke ich auch, dass Männer nicht klagen sollten, dass Frauen in Gemeinden immer häufiger die Leitung übernehmen, sondern einfach selber mutig Verantwortung übernehmen sollten. Das würden sicher auch viele Frauen zu schätzen wissen und sich dann gerne in die Rolle begeben, die der HERR ihnen eigentlich zugedacht hat.

Das Lied in Kapitel 5 lehrt – genauso wie der Bericht in Kapitel 4 – nochmal über die verquere Rollenverteilung zur Zeit Deboras & Barak. Deborah beschreibt ihren Dienst als die Konsequenz der Untätigkeit derjenigen, die hätten aufstehen können und dann übt sie ihr Amt typisch weiblich aus … wie eine Mutter in Israel (5,7)

Und über den großen Krieger Sisera lesen wir spöttisch, wie seine Mami sich sorgen macht, als er nicht zurückkehrt, sich dann aber schnell mit dem Gedanken tröstet, dass er sicher mit 1-2 Mädels (als Beute) vergnügt (V.30).

  • Hier läuft alles schief. Männer sollten Frauen hingebungsvoll lieben und mutig vorangehen und als das Haupt zu Hause aber auch in Gottes Volk (auch in der Gemeinde) als dienende Leiter agieren.
  • Das wirkliche Traurige am Bericht über die Richterin Debora ist, dass das Versagen der Männer eklatant an unsere Gesellschaft (und an viele Gemeinden) erinnert. Und dann stehen halt Frauen auf und leiten … nur tun sie das nicht immer so gut und im Sinne Gottes wie das bei Deborah der Fall war.
  • Ich bin dankbar, dass wir bei uns in der Gemeinde noch viele echte Männer und Frauen haben.