In Kapitel 6 beginnt dann der Bericht vom Richter Gideon. Der Engel des Herrn beruft ihn und verkündet ihm, dass er Gottes Volk retten wird (V.14). Doch Gideon hat Angst und braucht Ermutigung. Erst kümmert er sich um seine eigenen Angelegenheiten.

  • Er tut das des Nachts … aber er tut es.

Und dann sucht er Gottes Bestätigung und Ermutigung durch den doppelten Test mit der geschorenen Wolle (das Vlies).

Und dann ist er bereit. In Kapitel 7 sehen wir, dass Gott Gideons ohnehin schon völlig unterlegene Armee noch von 32.000 Mann auf nur 300 Leute reduziert. Dann ermutigt er ihn durch das, was er heimlich von den Feinden hört. Schließlich richtet der Feind sich quasi selbst, als Gideons Männer einfach nur trompeten, rufen und Fackeln hochhalten. Und so rettet Gott letztendlich das Volk. Doch Gideon und die Männer dürfen dann im Nachgang auch noch kämpfen. Und sie tun das und sind dabei sehr erfolgreich.

Zu Beginn von Kapitel 8 sehen wir, dass der erfolgreiche Retter nicht überall willkommen geheißen wird. Die eigenen Brüder, die Männer von Efraim, sind typisch eifersüchtige und doch eigentlich völlige Versager. Aber Gideon ist sehr demütig (anders als später Jeftah).

Die Leute von Sukkot und Pnuel sind auch nicht gerade hilfreich. Trotz des großen Sieges Gideons sind sie ganz offensichtlich noch nicht davon überzeugt, dass er letztendlich auch die Könige überwältigen wird. Von daher positionieren sie sich lieber nicht und geben Gideons Männern keine Wegzehrung. Doch Halbherzigkeit und Unglaube – wenn es doch letztendlich um die Sache Gottes geht – hat immer ernste Konsequenzen. Und so werden sie dann auch von Gideon, nach dessen erfolgreicher Schlacht, dafür zur Rechenschaft gezogen.

Doch auch Gideon ist nicht der Retter, den Israel wirklich braucht. Bei den Rettern davor war das Hauptmanko, dass sie jeweils starben und dann der ganze Mist von Neuem begann. Gideon versagt schon zu Lebzeiten. Erst agiert er noch richtig. Nach dem erfolgreichen Kampf gegen die Midianiter gibt Gideon Gott auch im Sieg die Ehre und lehnt die Krone ab. Doch dann wird er (der in Kap. 6 noch den Tempel des Baal abgerissen hatte) erst gieirg und lässt sich einen Teil der Beute geben. Und dann wird er zum Götzenanbeter und verführt damit auch gleich noch Andere (V.27).

  • Das darf uns herausfordern. Unsere Berufung ist es, den Weg des Glaubens bis zum Ende zu gehen. Doch weil auch wir schwach sind, hat der Herr uns Christen seinen Heiligen Geist gegeben, die Kraft aus der Höhe, durch den wir versiegelt sind, so dass wir nicht abfallen werden, so wie es einst Gideon tat.

Die Verse 28-32 leiten dann Kapitel 9, wobei der Name Abimelech (mein Vater ist König) zumindest andeutet, dass Gideon sich letztendlich wohl doch als König sah.

Die Regentschaft Abimelechs in Kap. 9 zeigt, dass Israel nicht nur unter äußeren Feinden litt. Hier gab Gott Israel in die Hand eines „Feindes im Inneren“. Der „Dornbusch“ (V.15) Abimelech herrscht und wird zumindest vorübergehend als König akzeptiert, obwohl er eindeutig ein schlechter Herrscher ist. Da wo Unrecht herrscht, werden auch andere ungerechte Menschen Herrschaftsansprüche anmelden. So tritt Gaal auf (V.26ff).

  • Am Ende endet diese Episode im Desaster für alle Beteiligten. So ist die Sünde. Wir tun gut daran, den Anfängen zu wehren und selbst vor der Sünde zu fliehen und auch der Sünde in unserer Gemeinschaft keinen Raum zu geben, indem wir einander in Sanftmut zurechthelfen (Gal 6,1).