Die Regentschaft Abimelechs in Kap. 9 zeigt, dass Israel nicht nur unter äußeren Feinden litt. Hier gab Gott Israel in die Hand eines „Feindes im Inneren“. Der „Dornbusch“ (V.15) Abimelech herrscht und wird zumindest vorübergehend als König akzeptiert, obwohl er eindeutig ein schlechter Herrscher ist. Da wo Unrecht herrscht, werden auch andere ungerechte Menschen Herrschaftsansprüche anmelden. So tritt Gaal auf (V.26ff).
- Am Ende endet diese Episode im Desaster für alle Beteiligten.
- So ist die Sünde und wir tun gut daran, den Anfängen zu wehren.
Zu Beginn von Kapitel 7 greift Paulus nochmal auf das Bild aus der 1. Hälfte von Kapitel 6 zurück. Als Christen sind wir mit Christus gestorben und dies nicht nur im Bezug auf unsere Sünde, sondern eben auch im Bezug zum Gesetz. Das Gesetz hat keine Macht über Christen, womit die Macht gemeint ist, uns zu verurteilen und uns schuldig zu sprechen. Der natürliche (unerlöste) Mensch lebt unter dem Gesetz und wird dem Anspruch des Gesetzes nie gerecht werden (das hat Paulus ja bereits in Kap. 1,18-3,20 gezeigt). Doch wenn ein Mensch die geistliche Neugeburt (d.h. Bekehrung) erlebt hat, ist er nicht mehr unter dem Gesetz, sondern frei. Diese Freiheit ist nie eine Freiheit dazu, zu sündigen, sondern das zu tun, was unser bekehrtes Herz will. Im Fortgang wird dann deutlich werden, dass das nicht so ganz einfach ist, da das neue Herz (bzw der in uns wohnende Geist) im Widerstreit mit dem alten Fleisch ist.
Trotzdem sind wir Christen frei – nicht von der Gegenwart von Gesetz und Sünde, aber vom Fluch der Sünde und dem Anspruch des Gesetzes.
- Ich wünsche uns, dass wir immer mehr in dieser Freiheit leben und gerade so dann das Gesetz zur Richtschnurr unseres Lebens wird, weil wir nun befreit sind zu einem Leben für Gott!
Im Fortgang betont Paulus, dass das Problem von uns Menschen natürlich nie das Gesetz an sich war. Das Gesetz ist gut (v.12), aber es zeigt uns eben unsere Sünde in noch klarerer Form, als wenn wir kein Gesetz hätten. Und es tut dies noch mehr, wenn wir zum Glauben kommen. Denn dann ändert sich unsere Herzenseinstellung und wir wollen das tun, was Gott gefällt. Gerade dann wird das Gesetz zum Spiegel, in dem wir immer wieder unsere Sündhaftigkeit sehen.
Dieser Kampf zwischen dem Verlangen, das Gesetz zu halten und das zu tun, was Gott gefällt und der sündigen Natur, die uns dazu bringt, immer wieder gegen Gottes gute Gebote zu handeln, ist ein Kampf, den wir erst erleben, wenn wir zum Glauben kommen. Ein Ungläubiger hat ja noch nicht das ernste Verlangen, Gott zu gefallen. ER agiert eventuell mit dem Zwang, der auf dem falschen Verständnis beruhen mag, dass man das Gesetz halten muss, um dadurch bei Gott zu bestehen. In diesem Sinne kennen auch Nicht-Christen den Kampf gegen die Sünde. Aber wirklich Herz-zerreißend wird das erst, wenn unser Herz eben tatsächlich danach strebt, Gott zu gefallen. Und gerade dieser Kampf bringt dann den verzweifelten Schrei hervor: „24 Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“
Doch im Wissen um das Evangelium bleibt dieser Ausruf nicht ohne tröstliche Antwort: „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“
- Diese Erkenntnis und ein solch dankbares Herz wünsche ich uns allen!