Zu Beginn von Kapitel 11 lehrt uns Paulus zwei wichtige dogmatische Lehren.

  • Gott ist treu und seine Erwählung ist unverrückbar! Deshalb hat er sein Volk auch nicht verstoßen. Aber die Erwählung galt nie jedem einzelnen Juden. Sie galt immer nur einem gläubigen Überrest und der wird auch gerettet werden.
  • Rettung geschieht aus Gnade allein und hat deshalb nichts mit Werken zu tun. Die Bibel lehrt nie Erlösung durch Gnade UND Werke. Es ist „sola gratia“ … Gnade allein. Diese Gnade wird dann Konsequenzen haben und so folgen ihr die Werke, die aber eben nie die Grundlage, sondern immer die Konsequenz der Erwählung und der von Gott allein bewirkten Bekehrung sind.

Dann erklärt Paulus, dass die Annahme des Glaubens durch die Heiden letztendlich auch gut für die Juden ist, denn das wird sie zur Eifersucht reizen, so dass dann auch viele Juden zum Glauben kommen werden.

  • So agiert Gott. Er wirkt in allem so, dass Er dadurch seine Ziele erreicht.

Deswegen sollten sich die Heiden auch nichts auf ihre Erlösung einbilden … es ist alles Gnade und so wie sie Teil von Gottes Volk werden konnten, so können auch Juden gerettet werden, wenn sie umkehren und Jesus anerkennen. Denn Gottes Volk besteht aus Menschen aller Völker. Und so wird dann nochmals deutlich, dass es nur ein Volk Gottes (den Ölbaum) gibt, dass nicht deckungsgleich mit dem physischen Volk Israel ist, aber zu dem eben auch viele Juden gehören werden:

2:28-29  28 Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht;  29 sondern der ist ein Jude, der es inwendig verborgen ist, und das ist die Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht.

9:6  Denn nicht alle sind Israeliten, die von Israel stammen;

11:25-26  Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist;  26 und so wird ganz Israel gerettet werden“

Die Grundfrage vom Beginn des 9. Kapitels nach der Treue Gottes im Hinblick auf sein erwähltes Volk findet hier seine Antwort: „11:28-29  im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen.  29 Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.“

  • Das Ganze ist kompliziert und Gottes Wille im Hinblick auf Erwählung und Rettung ist für uns nicht immer komplett nachvollziehbar … und das ist auch okay.
  • Gott ist Gott und wir sind es nicht und deshalb sollten wir in aller Demut und Dankbarkeit einfach Gott loben.

Genau so endet dann auch der 1. Hauptteil des Römerbriefs mit einem wunderbaren Lobpreis Gottes: „11:33-36  O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!  34 Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?«  35 Oder »wer hat ihm etwas zuvor gegeben, daß Gott es ihm vergelten müßte?«  36 Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“