In seiner Einleitung beschreibt Paulus sich als „Knecht Christi“ und betont so nicht seine apostolische Autorität, sondern seine Position vor dem Herrn. Immer wenn Paulus die von ihm verkündete Evangeliums-Botschaft angegriffen sieht, macht er eine klare Ansage und betont, dass er ein Apostel ist. Aber seine primäre Sicht auf sich selbst ist die eines Dieners und das klingt in diesem freundlicheren Brief dann auch klar durch. Dabei weiß er sich in besonderer Weise von Gott berufen und auserwählt, mit dem Ziel, dem Herrn und den Gemeinden zu dienen und ihnen das Evangelium zu predigen.
Paulus macht gleich klar, dass das Evangelium keine komplett neue Botschaft ist. Es ist die Gute Nachricht, die schon im AT durch die Propheten verheißen wurde. Diese gute Nachricht findet ihr Zentrum in Jesus Christus, dem Sohn Gottes, auf den das AT hinweist und der nun gekommen ist. Paulus stellt Jesus dabei gleich in die Kontinuität des ATs und nennt ihn hier den Nachkommen Davids (nach dem Fleisch). Das heißt, Jesus ist ein legitimer Nachfolger des großen Königs, dem Gott verheißen hat, dass sein Nachkomme für alle Zeit auf dem Thron sitzen und über Gottes Volk regieren wird (2. Samuel 7).
Jesus ist aber viel mehr als nur ein physischer Nachkomme Davids. Er ist der Sohn Gottes, der vom Heiligen Geist erfüllt Messias, dessen Macht und einzigartige Stellung spätestens durch seine Auferstehung sichtbar wurde. Vorher mag man noch gedacht haben, dass er einfach ein weiser Rabbi und mächtiger Wundertäter war – aber durch seine Auferstehung von den Toten wurde er in besonderer Weise eingesetzt als der Herr und König über alle Dinge. So berichtet ja z.B. Daniel in Kapitel 7 davon, dass Jesus Christus nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt beim Vater von IHM empfing „Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“ Und dieser Jesus Christus hat nun Paulus und die anderen Apostel hier auf Erden eingesetzt, um die gute Nachricht zu verbreiten und so das aufzurichten, worum es im Römerbreif geht – den Gehorsam des Glaubens! Paulus ist dabei vor allem zu den Heiden gesandt. Dabei spricht er die Römer aber nicht als gottlose Heiden an – so wie die Juden „Heiden“ gemeinhin verstanden hätten. Vielmehr spricht Paulus hier seine Leser an als „Heiden, zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus“
Nach seinen einleitenden Worten schließt Paulus diesen Briefanfang mit dem Zuspruch: „An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ Dieser Zuspruch und Segensgruß zeigt uns die Herzenshaltung mit der Paulus schreibt. Er lehrt mit einem Herzen voller Liebe für diejenigen, die er lehrt. Genau das macht einen guten Lehrer aus.
Die ersten 7 Verse des Römerbriefs helfen uns – vor allem auch im Zusammenhang mit dem Abschluss des Briefes, schon gut zu erkennen, was Paulus mit diesem Brief vorhat. Als Diener und Botschafter will er den Menschen in Rom helfen, das Evangelium noch besser zu verstehen. Dabei ist sein Ziel aber nicht einfach nur Wachstum in der Erkenntnis der Römer. Paulus vertraut darauf, dass mehr Glaubenserkenntnis dann auch zu mehr Glaubensgehorsam führen wird. Und so ist der Brief dann auch aufgebaut. Die ersten 11 Kapitel haben einen Schwerpunkt auf der Vermittlung von theologischen Inhalten, während es dann ab Vers 12 primär darum geht, wie Christen folglich leben sollten.