In Kapitel 13 setzt Paulus seine Ausführungen dazu fort, wie Christen in Anbetracht der erfahrenen Barmherzigkeit Gottes leben sollten. Dabei erwähnt er zu Beginn des Kapitels, dass wir die Obrigkeiten achten sollten, die Gott über uns gesetzt hat. Das ist nicht nur ein Zeugnis ihnen gegenüber, sondern auch gut für uns, und es offenbart unseren Glauben an den souveränen Gott, der über allen Obrigkeiten steht und der unsere Umstände voll und ganz im Griff hat.
- Das ist natürlich leicht gesagt, wenn man eine relative humane Regierung hat. Wenn die Regierung hingegen einfach nur Böse ist (Hitler-Dtld, Nordkorea, etc), dann wird es schwierig. Dann ist echtes Gottvertrauen gefragt!
- Und natürlich ist Unterordnung selbst bei relativ humanen Regierungen immer eine Herausforderung, da wir immer noch mit unserer rebellischen Sündennatur zu tun haben.
Als Christen sind wir dazu aufgerufen, Gott in allem zu vertrauen und IHN über alles zu lieben. Das setzt uns dann auch frei, uns auch unter „schlechte“ Regierungen zu stellen und so sowohl unsere Brüder, unsere Nächsten und selbst unsere Feinde zu lieben.
- Was hier nicht konkret angesprochen wird, sind die Grenzen des Gehorsams. Hier geht es um das allgemeine Prinzip und ich denke, dass Gott eben genau weiß, dass wir hier schnell dabei sein können, Schlupflöcher zu suchen, um Ungehorsam und Rebellion zu rechtfertigen.
- Es ist sicher auch gut zu bedenken, dass Paulus das an die Gemeinde in Rom schreibt – einer Stadt, die damals sicher nicht gerade eine ganz tolle Regierung hatte.
- Andererseits lehrt die Bibel an anderer Stelle, dass der Gehorsam gegenüber weltlicher Obrigkeit immer da eine Grenze hat, wo dies mit dem Gehorsam gegenüber Gottes klaren Geboten im Konflikt steht (Apg 5,29: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. (siehe auch Apg 4,19))
In Kapitel 5 hatten wir schon gelesen, dass Gott uns zuerst geliebt und durch seinen Geist seine Liebe in uns ausgegossen hat. Liebe zu Gott und zu den Menschen ist unser Auftrag. Das fasst das ganze Gesetz zusammen und hilft uns, das Gesetz zu verstehen. Das Gesetz zeigt uns ganz praktisch, wozu diese Doppel-Liebe führen sollte. Deshalb ist der Versuch, das Gesetz zu halten – ohne Liebe – letztendlich zum Scheitern verurteilt. Aber wenn wir Gottes Liebe in uns tragen, werden wir tun, was Gott sagt und was gut für unsere Mitmenschen ist.
Mir fiel beim Lesen dieses Abschnitts wieder neu auf, wie sehr diese biblischen Worte dem widersprechen, was gelegentlich postuliert wird … im Sinne von „kann den Liebe Sünde sein“: „8 Seid niemand etwas schuldig, außer, daß ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn was da gesagt ist: »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefaßt: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«“
Ganz am Schluss des Kapitels kommt dann eine wichtige Begründung für das, wozu Paulus zuvor aufruft. In Anbetracht des kommenden Gerichts Gottes sollen wir in dieser Welt ehrbar leben und wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott eben auch alles Böse richten wird.
In Kapitel 14 geht es darum, wie man mit Erkenntnisunterschieden in zweitrangigen Fragen umgehen sollte. Was wir hier lesen ist dem sehr ähnlich, was wir derzeit donnerstags im Rahmen der Bibelstunde aus 1. Korinther 8-10 bedenken.
Manche Gläubige haben eine enge Gewissensbindung an Gesetze, die gar nicht zwingend biblisch sind (bzw durch Christus stellvertretend erfüllt und abgeschlossenen wurden – hier v.a. Aspekte des zeremoniellen Gesetzes). Hier ist von denen, die meinen es besser zu wissen, welche Freiheiten wir als Christen haben, Rücksicht gefordert.
- Letztendlich dürfen (und sollen) wir einander zwar dabei helfen, die Bibel immer besser zu verstehen, aber es kann nie darum gehen, Geschwister durch unser Verhalten in Gewissenskonflikte zu bringen.
- Da ist Rücksicht gefragt. Denn der Friede in der Gemeinde und der Friede im Herzen einzelner Gläubigen ist ein hohes Gut!
Die ersten 13 Verse in Kapitel 15 setzen die Argumentation aus Kapitel 14 fort. Es geht hier weiterhin darum, wie Christen gerade auch bei unterschiedlichen Überzeugungen miteinander leben sollen: „Wir aber, die wir stark sind, sollen das Unvermögen der Schwachen tragen und nicht Gefallen an uns selber haben. 2 Jeder von uns lebe so, daß er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung. 3 Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen, sondern wie geschrieben steht: »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.« 4 Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. 5 Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß, 6 damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. 7 Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“
- Die Herausforderung dieser Verse sollten wir immer mal wieder im Blick haben.
- Das ist gut für uns individuell und gemeinsam als Gemeinde und es stärkt unser Zeugnis nach außen.
Ab Vers 8 wird dann sehr deutlich, dass Paulus hier wohl vor allem das Miteinander von Juden und Heiden im Blick hat.
Das veranlasst Paulus dann schließlich auch dazu, eine Verteidigung seines Dienstes zu geben. Er schließt das Kapitel dann mit der Nennung seiner Reisepläne ab.
Der Römerbrief endet in Kapitel 16 mit einer langen Auflistung von Grüßen. Paulus hatte offenbar in der ihm eigentlich fremden Gemeinde in Rom viele Bekannte und viele derer, die nun bei ihm waren, waren vormals in Rom oder zumindest in der Gemeinde bekannt. Hier klingt ganz viel Geschwisterliebe und Dankbarkeit für die Geschwister durch.
Manchmal wird aus einzelnen Grüßen abgeleitet, dass Paulus den Dienst von Frauen als Ältesten befürwortet bzw, dass hier einfach deutlich wird, dass es das damals gab und dies kein Problem war. Genauer betrachtet kann man hier aber wohl bestenfalls erkennen, dass die Gemeinde in Kenchreä mit Phöbe eine Diakonin hatte. Ob Junias in Vers 7 männlich oder weiblich ist, spielt hingegen keine große Rolle, da sie/er hier einfach nur als jemand erwähnt wird, der/die den Aposteln bekannt ist … das macht ihn/sie aber sicher nicht zu einer Apostelin. Von daher sind diese Argumente ziemlich offensichtlich an den Haaren herbeigezogen. Aus einer Grußliste ein theologisches Argument entwickeln zu wollen, mit dem klare Aussagen wie 1. Tim 2,12 negiert werden sollen, erscheint dann doch sehr abenteuerlich.
Ab Vers 17 kommt dann nochmal eine Ermahnung – fast so, als sei Paulus plötzlich noch etwas Wichtiges eingefallen, das er als P.S. nachliefert. Hier wird vor Ketzern gewarnt, von denen man sich abwenden soll. Paulus lehrt hier, dass Christen sich gar nicht erst auf die zerstörerischen Argumente der Irrlehrer und Spalter einlassen sollten, denn damit ist bei Ungläubigen ohnehin nichts zu gewinnen. Ungläubige brauchen letztendlich keine neuen Argumente zu den Streitfragen, die sie aufwerfen, sie brauchen das Evangelium. Apologetik hat seinen Wert, wenn sie auf neutrale Ohren trifft. Aber letztendlich brauchen Menschen das Evangelium und daran werden sich die Geister am klarsten scheiden.
In Vers 20 folgt eine heilsgeschichtlich wichtige Aussage: „Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter eure Füße treten in Kürze.“
- Das erinnert an die Verheißung aus 1. Mose 3,15 … Jesus ist der verheißene Schlangenzertreter.
In den letzten Versen sehen wir dann viele Gedanken und Formulierungen, die schon ganz am Anfang des Briefs standen: „16:25-27 25 Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, durch die das Geheimnis offenbart ist, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, 26 nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden: 27 dem Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit! Amen.“
- Paulus hat nun das gepredigt, was es braucht, damit der Gehorsam des Glaubens aufgerichtet wird.
- Möge uns die Lehre dieses großartigen Briefs immer wieder neu dazu ermutigen, allein auf Gott zu vertrauen und dann im Glauben ihm im dankbaren Gehorsam zu dienen!