Nachdem Paulus in Kapitel 1 wohl vor allem die Gottlosigkeit der Heiden angesprochen hat, wendet er sich zu Beginn von Kapitel 2 den Juden zu. Diese könnten jetzt versucht sein, sich über die Heiden zu überheben. Letztendlich sollten wir anerkennen, dass wir ja alle nicht so leben, wie wir sollten. Deswegen brauch en wir alle Buße. Die dann folgenden Verse 6-7 werden manchmal als eine Befürwortung der Lehre von der Werkegerechtigkeit verstandsen. So heißt es ja in Vers 6-7: „der einem jeden geben wird nach seinen Werken: ewiges Leben denen, die in aller Geduld mit guten Werken trachten nach Herrlichkeit, Ehre und unvergänglichem Leben.“ Allerdings macht der Kontext dann eben deutlich, dass dieser Weg nicht zielführend ist. Keiner wird dem Gericht Gottes entrinnen, denn keiner ist gerecht. Wir bekommen also das, was wir verdienen. Dabei ist es unerheblich, ob jemand das Gesetz hat (also ein Jude ist) oder nicht. Denn neben dem niedergeschriebenen Gesetz haben wir Menschen ja auch ein Gewissen, das Gott uns gegeben hat und das uns dabei hilft zu erkennen, dass wir vor Gott schuldig sind. Paulus agiert in diesen Versen also sehr geschickt und hat dabei wohl vor allem die „frommen“ Juden im Blick, die die „sündigen“ Heiden verurteilen und sich ihrer Sache sicher sind. Paulus zeigt ihnen in aller Klarheit, dass auch sie vor Gott schuldig sind und keine Entschuldigung haben. Und so passt dieser Abschnitt gut in den Kontext von 1,18-3,20, der uns sehr klar zeigt, dass wir alle einen Retter brauchen und unsere Rettung eben nur aus Gnade allein kommen kann.

Im Hinblick auf noch-nicht Gläubige hat das Gesetz also eine ähnliche Funktion, wie das Gewissen. Beides ist uns gegeben, um uns unsere Sünde aufzuzeigen. Gleichzeitig reicht beides noch nicht aus, denn wir brauchen das Evangelium, um den Weg aus der Sünde heraus zu finden.

Und doch dürfen wir sehr dankbar sein, für die gute Gabe des Gesetzes und des Gewissens. Auch wir Christen brauchen das, um immer wieder zu erkennen, wo wir Veränderung brauchen.

  • So beschenkt Gott uns gerade auch durch die Überführung von Sünde, um uns in der Heiligung voranzubringen.