Zu Beginn von Kapitel 11 lehrt uns Paulus 2 wichtige dogmatische Lehren.

  • Gott ist treu und seine Erwählung ist unverrückbar! Deshalb hat er sein Volk auch nicht verstoßen. Aber die Erwählung galt nie jedem einzelnen Juden. Sie galt immer nur einem gläubigen Überrest und der wird auch gerettet werden.
  • Rettung geschieht aus Gnade allein und hat deshalb nichts mit Werken zu tun. Die Bibel lehrt nie Erlösung durch Gnade + Werke. Es ist sola gratia … Gnade allein. Diese Gnade wird dann Konsequenzen haben … aber die werke folgen der Gnade und sind Folge der Erwählung und von Gott allein bewirkten Bekehrung nie Voraussetzung dafür.

 

Dann erklärt Paulus, dass die Annahme des Glaubens durch die Heiden letztendlich auch gut für die Juden ist, denn das wird sie zur Eifersucht reizen, so dass dann auch viele Juden zum Glauben kommen werden.

 

Deswegen sollten sich die Heiden auch nichts auf ihre Erlösung einbilden … es ist alles Gnade und so wie sie Teil von Gottes Volk werden konnten, so können auch Juden gerettet werden, wenn sie umkehren und Jesus anerkennen. Denn Gottes Volk besteht aus Menschen aller Völker.

Und so wird dann nochmals deutlich, dass es nur ein Volk Gottes (den Ölbaum) gibt, dass nicht deckungsgleich mit dem physischen Volk Israel ist, aber zu dem eben auch viele Juden gehören werden:

2:28-29  28 Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht;  29 sondern der ist ein Jude, der es inwendig verborgen ist, und das ist die Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht.

9:6  Denn nicht alle sind Israeliten, die von Israel stammen;

11:25-26  Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist;  26 und so wird ganz Israel gerettet werden“

 

 

Die Grundfrage vom Beginn des 9. Kapitels nach der Treue Gottes im Hinblick auf sein erwähltes Volk findet hier seine Antwort: „11:28-29  im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen.  29 Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.“

 

  • Das Ganze ist kompliziert und Gottes Wille im Hinblick auf Erwählung und Rettung ist für uns nicht immer komplett nachvollziehbar … und das ist auch okay.
  • Gott ist Gott und wir sind es nicht … und deshalb sollten wir in aller Demut und Dankbarkeit einfach Gott loben … und so endet dann auch der 1. Hauptteil des Römerbriefs mit einem wunderbaren Lobpreis Gottes:

 

11:33-36  O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!  34 Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?«  35 Oder »wer hat ihm etwas zuvor gegeben, daß Gott es ihm vergelten müßte?«  36 Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“

Paulus betet für die (noch) ungläubigen Juden, die er leibt und deren Streben nach Annahme bei Gott er anerkennt. Doch dieses hoffnungslose Streben geht einher mit der Ablehnung des Retters, durch den allein wir gerecht gemacht werden können.

Dieses Denken war für die Juden damals – und ist für alle Menschen, die nach ihrer eigenen Gerechtigkeit streben – anstößig. Dabei ist sowohl die Person, wie auch das Werk Jesus der „Stein des Anstoßes“.

Und dann erklärt Paulus, was nötig ist, um bei Gott angenommen zu werden. Nämlich die Einsicht, dass wir uns nicht selber retten können und einen Erlöser brauchen, und dass Jesus Christus dieser Erlöser ist.
Jeder, der das im Herzen glaubt und diesen Glauben auch bekennt, wird gerettet werden.
Ich finde dieses Zweiklang (Herzen-Mund) sehr hilfreich, weil wahrer rettender Glaube mehr ist, als nur ein Lippenbekenntnis … es ist eine Sache des Herzens … aber wenn das Herz davon voll ist, wird der Mund auch davon reden. Heimliches Christsein geht also genauso wenig, wie ein reines Lippenbekenntnis des Glaubens, das nicht mit einem veränderten Herzen einhergeht.

 

Ab Vers 14 zeigt Paulus uns dann, wie es zu einem solchen Bekenntnis kommen kann … nämlich durch die Verkündigung des Wortes, das seine zentrale Botschaft im Evangelium hat.
Deshalb ist es unser aller Auftrag, das Evangelium zu verkünden … dabei geht es nicht nur m Predigten in einer Gemeinde, sondern um das tagtägliche Verkündigen in verschiedensten Situationen.

 

Paulus schließt diesen Abschnitt damit ab, dass er erklärt, dass das Problem der Juden aber nicht das ist, dass ihnen niemand das Evangelium verkündet habe. Ihr Problem sind ihre harten Herzen. Dabei wird dann aber deutlich, dass auch das Teil von Gottes gutem Plan ist, denn so kam das Evangelium zu den Heiden, und so wird ER die Juden letztendlich eifersüchtig machen und so auch noch viele retten.

  • Für uns ist wichtig festzuhalten, dass Rettung immer Demut (im Bezug auf unsere Werke) und Erkenntnis (des Retters) voraussetzt. Diese zeigt sich in einem Veränderten Herzen und einem veränderten Zeugnis. Von daher sollten wir in der Evangelisation nicht zu schnell und eindimensional auf Lippenbekenntnisse bedacht sein, sondern den Herzen predigen.
    Dabei sollten wir bewusst immer wieder Gott selbst sprechen lassen, in dem wir sein Wort weitersagen und das Evangelium verkünden, denn das ist die Kraft Gottes, durch die Menschen gläubig und gerettet werden.

Nachdem Paulus in Kapitel 8 gelehrt hatte, dass unser Ausharren im Heil darin begründet liegt, dass schon unsere Errettung ja das souveräne Werk Gottes war und eben nicht auf unseren Werken beruht, sondern auf seinem ewigen Ratschluss und somit in der Vorherbestimmung und Erwählung begründet ist, geht Paulus in den Kapiteln 9-11 auf die Frage ein, wie das denn dann zur Situation der Juden passt, die doch auch Gottes erwähltes Volk waren, aber nun scheinbar gar nicht bei ihm sind.

Er beginnt damit, dass er seine Liebe zu den Juden betont und darunter leidet, dass viele Juden tatsächlich nicht gläubig sind.

Doch dann betont er, dass noch nie alle Juden erwählt waren. Gottes Wahl und seine Verheißungen galten immer nur einigen. Er dokumentiert das anhand des AT und konkret an Hand von Isaak und Ismael und Jakob und Esau.
Nachdem Paulus zu Beginn des Kapitels erklärt hatte, dass nicht alle Nachkommen Abrahams & Isaaks zu den Erwählten gehören, da sie nicht alle Kinder der Verheißung waren, geht Paulus auf den typischen Vorwurf ein, der in aller Regelmäßigkeit kommt, wenn die Lehre von der Erwählung Gottes auftaucht.
„Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht?“

Ich finde es erfrischend, dass Gottes Wort uns immer wieder in unseren Fragen und Zweifeln abholt. Und so wirft Paulus diese Frage selber auf, um dann darauf weiter einzugehen.
Seine Antwort mag nicht jeden befriedigen … aber letztendlich ist das eben das, was Gott uns zu diesem Thema sagen will und wir tun gut daran, dies in aller Demut zur Kenntnis zu nehmen.

  • Letztendlich ist die Errettung nie etwas, dass wir verdient haben. Von daher ist Gott nicht ungerecht, wenn Er nicht jeden rettet. Die aber, die das erleben dürfen, sollten eben immer bedenken, dass dies ein unverdientes Gnadengeschenk Gottes ist. Nach Gottes Gerechtigkeit hätten wir alle die Hölle verdient – aber aufgrund seiner Barmherzigkeit rettet er einige!
    Dies gilt für Juden genauso wie für Heiden … und so hat er sowohl aus den Juden einige bewahrt, wie eben auch aus den Heiden einige effektiv zum Glauben berufen.

Wir müssen nicht alles über den Ratschluss Gottes verstehen, um wissen zu können, dass Rettung allein das Werk des Herrn ist und ER die rettet, die ER retten will.
Gleichzeitig dürfen wir wissen, dass Gott dabei immer Menschen gebrauchen will und es deshalb unser Auftrag ist, Gottes Wort zu verkünden, Menschen zum Glauben zu rufen und Gott im Gebet darum zu bitten, diesen Menschen Glauben zu schenken.

 

Ab 9,30 geht Paulus dann nochmals konkret auf die Frage nach der Errettung Israels ein. Dabei betont Paulus, dass das Problem das ist, dass viele Juden immer noch das letztendlich hoffnungslose Streben nach einer Gerechtigkeit haben, die sie selber erlangen müssen.
Das ist eine Form der Religiosität, die letztendlich zum Scheitern verurteilt ist.

Die gläubigen Heiden haben hingegen nicht versucht, durch ihre Werke vor Gott zu bestehen. Aber weil die Rettung aus Gnade durch Glauben kommt, sind eben auch einige Heiden gerettet wurden, die gar nicht danach gesucht haben.

  • Mir ging es da ähnlich. Gottes Gnade hat mich ergriffen, ohne dass ich sie gesucht hätte. Als aber Gott mir dann die Augen und das Herz für sich auftat, habe ich voller Freude angefangen, zu glauben.
  • Möge der HERR es schenken, dass noch viele dieses Geschenk empfangen.
  • Wir Gläubigen dürfen dabei seine Instrumente sein und anderen diese frohe Botschaft verkünden.

Vers 1 ist die vielleicht beste Botschaft, die wir hören können: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“

Die Begründung dafür ist der Kontrast des „Gesetz des Geistes“ und dem „Gesetz der Sünde und des Todes“. Letzteres beschreibt das Mosaische Gesetz, wenn man versucht, durch das Halten des Gesetzes vor Gott zu bestehen. Das Gesetz zeigt uns dann unsere Sünde und verurteilt uns damit zum Tode.
Doch wer Jesus Christus als seinen Retter und Herrn kennt darf wissen, dass Jesus für uns das Gesetz erfüllt hat und den Tod gestorben ist, den wir verdient hätten. Und so sind die Gläubigen durch den Geist befreit von diesem Gesetz und ein neues Gesetz gilt für uns – das Gesetz des Geistes.

 

Unter welchem Gesetz wir stehen zeigt sich anhand der Gesinnung, die wir haben. Denn wer den Geist hat, wird auch in seinem Denken durch den Geist geleitet. Doch wer den Geist nicht hat, lebt allein nach dem Fleisch und ist deshalb „fleischlich gesinnt“. Die unterschiedliche Gesinnung führt zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Wenngleich also unsere Erlösung allein das Werk Gottes ist, zeigt sich unsere Erlösung dann in unserem Leben. Und so betont Paulus dann mehrfach: „Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.“ (Vers 6) und „Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben.“

  • Die alles entscheidende selbst-analytische Frage für einen jeden ist also die: Welcher Geist treibt Dich?

Der Heilige Geist lässt uns Gott als unseren lieben Vater erkennen und führt dazu, dass wir uns voll kindlichem Vertrauen zuwenden. Und so überzeugt uns der Geist selbst, dass wir Gottes Kinder sind.
Und diese Kindschaft geht einher mit einer großartigen Verheißung – nämlich der Verheißung der zukünftigen Herrlichkeit!

  • Lasst uns dieser Herrlichkeit entgegen leben!

 

Die zweite Hälfte des Kapitels zeigt uns, dass Gott Seine Kinder bedingungslos liebt und sie zu einer unvorstellbaren großen Herrlichkeit führen wird.
Gerade in diesem Abschnitt betont Paulus, dass wir uns auch in Krisen bei Gott sicher geborgen wissen dürfen. Er bewahrt uns inmitten äußerer Bedrängnisse und Er bewahrt uns auch in den Zeiten, wo unser Glaube mal schwach ist.

Die großartige Zusage dieses Abschnitts ist, dass Gott uns allein aufgrund seines freien Ratschlusses gerettet hat. Es war nicht unser Werk oder unsere Weisheit.
Es war Gottes große Gnade. Und so dürfen wir wissen, dass die bedingungslose Liebe, mit der Gott uns zu seinen Kindern gemacht hat, hält! Nichts und niemand kann uns von seiner Liebe trennen.

  • Alle, die Gott lieben, dürfen wissen, dass Gott uns immer noch mehr liebt als wir IHN, und dass ER in unseren Leben alle Dinge gebrauchen wird, um letztendlich Gutes hervorzubringen.
    Und so ist Römer 8,28 ein Vers, der mir ganz wichtig ist – weil er eben gerade auch in schweren Zeiten Zuversicht gibt: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“

Zu Beginn von Kapitel 7 greift Paulus nochmal auf das Bild aus der 1. Hälfte von Kapitel 6 zurück. Als Christen sind wir mit Christus gestorben und dies nicht nur im Bezug auf unsere Sünde, sondern eben auch im Bezug zum Gesetz. Das Gesetz hat keine Macht über Christen, womit die Macht gemeint ist, uns zu verurteilen und uns schuldig zu sprechen.

Der natürliche (unerlöste) Mensch lebt unter dem Gesetz und wird dem Anspruch des Gesetzes nie gerecht werden (das hat Paulus ja bereits in Kap. 1,18-3,20 gezeigt). Doch wenn ein Mensch die geistliche Neugeburt erlebt hat (d.h. Bekehrung erlebt hat) ist er nicht mehr unter dem Gesetz, sondern frei. Diese Freiheit ist nie eine Freiheit dazu, was auch immer zu tun, sondern das zu tun, was unser bekehrtes Herz will. Im Fortgang wird dann deutlich werden, dass das nicht so ganz einfach ist, da das neue Herz (bzw der in uns wohnende Geist) im Widerstreit mit dem alten Fleisch ist.

Trotzdem sind wir Christen frei – nicht von der Gegenwart von Gesetz und Sünde, aber vom Fluch der Sünde und dem Anspruch des Gesetzes.

  • Ich wünsche uns, dass wir immer mehr in dieser Freiheit leben und gerade so dann das Gesetz zur Richtschnurr unseres Lebens wird, weil wir nun befreit sind zu einem Leben für Gott!

Im Fortgang betont Paulus, dass das Problem von uns Menschen natürlich nie das Gesetz an sich war. Das Gesetz ist gut (v.12), aber es zeigt uns eben unsere Sünde in noch klarerer Form, als wenn wir kein Gesetz hätten. Und es tut dies noch mehr, wenn wir zum Glauben kommen. Denn dann ändert sich unsere Herzenseinstellung und wir wollen das tun, was Gott gefällt. Gerade dann wird das Gesetz zum Spiegel, in dem wir immer wieder unsere Sündhaftigkeit sehen.

Dieser Kampf zwischen dem Verlangen, das Gesetz zu halten und das zu tun, was Gott gefällt und der sündigen Natur, die uns dazu bringt, immer wieder gegen Gottes gute Gebote zu handeln, ist ein Kampf, den wir erst erleben, wenn wir zum Glauben kommen. Ein Ungläubiger hat ja noch nicht das ernste Verlangen, Gott zu gefallen. ER agiert eventuell mit dem Zwang, der auf dem falschen Verständnis beruhen mag, dass man das Gesetz halten muss, um dadurch bei Gott zu bestehen. In diesem Sinne kennen auch Nicht-Christen den Kampf gegen die Sünde.

Aber wirklich Herz-zerreißend wird das erst, wenn unser Herz eben tatsächlich danach strebt, Gott zu gefallen. Und gerade dieser Kampf bringt dann den verzweifelten Schrei hervor: „24 Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“
Doch im Wissen um das Evangelium bleibt dieser Ausruf nicht ohne tröstliche Antwort: „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“

  • Diese Erkenntnis und ein solch dankbares Herz wünsche ich uns allen!

Nachdem Paulus in aller Klarheit gezeigt hat, dass Rettung allein aus Gnade und allein durch den Glauben an den Retter und Herrn Jesus Christus zu erlangen ist, geht er in Kapitel 6 auf die daraus logisch folgende Frage ein, ob denn, wenn die Lehre von Rettung aus Gnade allein betont wird, die Werke gar keine Rolle spielen und Gnade dann nicht ein Freibrief für Sünde wird.

Genau diese Frage erwartet Paulus und greift sie in diesem Kapitel gleich zweimal auf und beantwortet sie jeweils mit den gleichen Worten:
„1 Was sollen wir nun sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? 2 Das sei ferne!
15 Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!“

Und dann gebraucht er zwei Wortbilder, um deutlich zu machen, dass die Gnade Gottes für Christen nie ein Freibrief zum Sündigen sein sollte.
In der ersten Hälfte des Kapitels betont Paulus, dass Christen mit Christus gestorben und zu einem neuen Leben auferstanden sind (was in der Taufe bildhaft zum Ausdruck kommt). Konsequenterweise sollten Christen dann auch dieses neue Leben sichtbar werden lassen und der Sünde, die zum Tod führt keinen Raum geben.
Es stellt sich letztendlich die Frage, ob jemand tatsächlich neues (ewiges) Leben hat, wenn er noch im alten Leben wandelt.

Ab Vers 15 gebraucht Paulus dann ein zweites Bild. Wenn wir Gottes Gnade erfahren haben, dann hat diese uns aus der Sklaverei gegenüber der Sünde errettet. Das ist dann aber keine Befreiung zu einem anarchischen Leben. Vielmehr hat ein Herrschaftswechsel stattgefunden und Jesus Christus ist nun der Herr derjenigen, die aus Gnade gerettet wurden. Dieser Herrschaftswechsel wird dadurch sichtbar, dass wir nun auch für den neuen Herrn leben.

Paulus zeigt uns hier also in aller Klarheit, dass die erlebte Gnade zwar immer eine freie Gnade ist (das heißt wir müssen und können nichts für unsere Erlösung tun), aber die erlebte Gnade bleibt nicht ohne Wirkung, sondern verändert uns. „Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben.“

  • In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen gesegneten Tag im Dienst des HERRN!

Nachdem Paulus in Kapitel 4 aufgezeigt hat, dass Erlösung schon immer allein durch den Glauben kam, setzt er zu Beginn von Kapitel 5 diesen Gedanken fort.
„Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus;“ … und so haben wir Zugang zu der Gnade, die uns nicht nur rettet, sondern auch im Glauben bewahrt.

Wenn der Glaube nun unser eigene Leistung wäre, dann könnte die Sorge aufkommen, dass wir in schweren Zeiten vielleicht doch aufhören auf Gott zu vertrauen und so womöglich unsere Erlösung verlieren.

Doch Paulus lehrt hier eine großartige Wahrheit. Gottes Liebe zu uns ist immer bedingungslos. ER hat uns schon geliebt, als wir noch tot in unseren Sünden und seine Feinde waren. Und so hat er am Kreuz von Golgatha getan, was für unsere Erlösung allgemein nötig war und hat uns dann seine Liebe in unsere Herzen gegeben, so dass die Erlösung eben auch ganz konkret durch den Glauben zu uns kommt.
Und weil Gott uns seine Liebe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen hat, werden wir gerade auch in Anfechtungen und Bedrängnissen an IHM festhalten.

  • Das ist das große Erkennungszeichen von Menschen, die tatsächlich eine Wiedergeburt von Gott erfahren haben und das Geschenk des Glaubens erhalten haben.

 

Wer aus eigener Kraft versucht, ein bisschen Christ zu sein, der wird bei größeren Widerständen auch wieder damit aufhören. Wahre Erlösung erweist sich im Ausharren.  Da wird dann sichtbar, dass in den Herzen der wahrhaft Gläubigen eine göttliche Kraft wirkt, durch die Gott uns im Glauben bewahrt.

Und weil eben nicht nur das gläubig werden, sondern auch das gläubig bleiben letztendlich Gottes Werk ist (was uns aber nie aus unserer Verantwortung entlässt!), kann Paulus dann in Vers 9 sagen „Um wie viel mehr werden wir nun durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind!“

  • Und so sollte unser Rühmen immer in Gott sein, dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens!

 

Ab Vers 12 kommt dann ein Abschnitt, in dem es um das Werk bei Jesu erstem Kommen und das biblische Prinzip der Stellvertretung geht.
Adam hat uns Allen ein Riesenproblem eingebracht … durch seine Sünde sind wir alle sündig und stehen vor Gott als ungerecht.
Dabei ist er aber nicht nur unser Stellvertreter – wir alle tun es ihm gleich und sündigen. Dabei braucht es nicht zwingend das Gesetz, da wir ja auch ohne Gesetz wissen, was Sünde ist und so auch anerkennen müssen, dass wir Sünder sind (siehe Kap 2).

Und es ist auch nicht unbedingt nötig, die gleiche Übertretung begangen zu haben, wie Adam – jede Sünde „genügt“.
Aber Adam war aber nicht nur unser Stellvertreter im Bezug auf die Sünde bzw den Sündenfall, er ist auch „ein Bild dessen, der kommen sollte“ (v.14) und das ist Jesus!

So wie immer wieder bei Personen im AT, ist auch Adam ein lebensgroßes Hinweisschild auf Christus hin. Dabei ist er in manchem ihm gleich und in anderen Aspekten das komplette Gegenteil. Genau das zeigt Paulus dann ab Vers 15. Dabei betont er dann die Stellvertreterschaft Christi für uns. Seine Gerechtigkeit wird uns zugerechnet – das ist Gnade und wir empfangen das im Glauben!

Ab Vers 20 schaut Paulus dann nochmals aufs Gesetz. Dieses kam ja erst deutlich nach Adam und vor Christus. Und so erklärt Paulus in Vers 20: „Das Gesetz aber ist dazwischen hineingekommen, damit die Sünde mächtiger würde. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden, 21 damit, wie die Sünde geherrscht hat zum Tode, so auch die Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn.“

Wir sehen hier zwei Kontraste: Sünde – Gnade und Tot – Leben.

 

Der Weg zum Herrn kann also niemals über Werke geschehen … es bedarf der Gnade, denn durch Gnade allein werden wir gerettet.

Und so dürfen wir uns der Gnade Gottes rühmen!

Nachdem Paulus am Ende von Kapitel 3 das Evangelium der Gnade in aller Klarheit definiert hat, erklärt er nun vor allem den Juden, dass seine Lehre genau das ist, was auch im AT bezeugt wird.

Er beginnt dabei bei Abraham und betont, dass auch schon der Stammvater Abraham nur durch den Glauben gerecht wurde. Paulus ist hier rhetorisch sehr geschickt. Nicht nur, dass er Abraham und in Vers 6ff auch noch David anführt und eifrig aus dem AT zitiert, er bringt es dann auch auf den Punkt, wenn er in Vers 4 und 5 den Kontrast darstellt: „4 Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht.
5 Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.“

Diese Worte erinnern an Kapitel 2, wo er ja auch schon aufgezeigt hatte, dass Werke des Gesetzes eben nur dann nutzen, wenn wir das Gesetz perfekt erfüllen. Wer das nicht tut, wird den Zorn Gottes ernten, es sei denn, dass er Gnade bei Gott findet.

In diesem Spannungsfeld zwischen Gerechtigkeit durch Werke des Gesetzes und Gerechtigkeit aus Gnade durch den Glauben, ordnet Paulus Abraham und David der zweiten Gruppe zu. Damit stellt er die Juden vor ein Problem. Wollen sie für sich wirklich in Anspruch nehmen, besser zu sein, als der von Natur aus „Gottlose“ Stammvater Abraham?

Gleiches gilt für die Seligpreisungen Davids (v.6ff) – wollen die Juden sagen, dass sie in diesem Sinne nicht selig sind, weil sie die Vergebung durch Glauben nicht nötig haben?

 

Ab Vers 9 macht Paulus dann deutlich, dass diese Seligpreisungen und Zusagen nicht nur den Juden galten. Selbst Abraham bekam die Zusagen schon, als er noch unbeschnitten war. Auch hier argumentiert Paulus wieder sehr geschickt. Er zeigt den Juden, dass Abraham ja im Prinzip selber ein „Heide“ war, als die Zusagen Gottes zu ihm kamen und er dann wegen seines Glaubens als „gerecht“ erklärt wurde. So ist Abraham also der Stammvater von Juden und Heiden zugleich … also aller, die glauben!

Gerechtigkeit ist dabei etwas, das uns zugesprochen wird und eben nicht etwas, das wir selbst erlangen! Deshalb wird sie auch die „Gerechtigkeit des Glaubens“ genannt (v.13).
Und dann wird Paulus noch deutlicher … Denn das Gesetz richtet nur Zorn an; wo aber das Gesetz nicht ist, da ist auch keine Übertretung.

 

In der weiteren Betrachtung muss man sich fast etwas wundern, wenn Paulus den Glauben Abrahams so überschwänglich rühmt, denn eigentlich hatte Abraham ja sehr wohl Schwächen und Zweifel. Es geht also eindeutig nicht um perfekten Glauben! Aber Abraham hatte ein grundsätzliches Gottvertrauen und das genügt!

Dabei ging es aber nicht nur um Abraham. Abraham hatte seinen Glauben und die Zusagen von Gott nicht nur um seiner selbst willen bekommen, sondern eben auch als ein Vorbild für alle Gläubigen.

  • So dürfen wir wissen, dass jeder, der den stellvertretend für Sünder gestorbenen und am dritten Tage auferstandenen Retter Jesus Christus im Glauben als seinen HERRN annimmt, allein aufgrund von Gottes Gnade und durch den Glauben gerettet wird.

Nachdem Paulus am Ende von Kapitel 2 deutlich gemacht hat, dass die äußerliche Beschneidung, letztendlich nicht gerecht macht und dass man nur dann wirklich Teil von Gottes Volk ist, wenn man die Beschneidung des Herzens erfahren hat, stellt sich unweigerlich die Frage, die Paulus nun selber in Vers 1 und nochmals in Vers 9 aufwirft: „Was haben dann die Juden für einen Vorzug oder was nützt die Beschneidung?“.
Er gibt zwei Antworten auf diese Frage (die zweite ab Vers 9), die auf den ersten Blick widersprüchlich klingen.

In den Versen 1-8 erklärt Paulus, dass es sehr wohl von Vorteil ist, wenn jemand im (jüdischen) Glauben aufwächst. Denn „ihnen ist anvertraut, was Gott geredet hat.“
Nur hilft das Wissen allein eben nicht. Das Gesetz ist gut aber retten wird es nur die, die es halten und daran scheitern die Juden, genauso wie alle anderen, wie er dann ab Vers 9 deutlich macht.

  • Auch heute noch ist es ein Segen ist, im Glauben aufzuwachsen und erzogen zu werden und wir sollten uns darum bemühen, anderen Menschen in diesem Sinne ein Segen zu sein. Denn wir können ja nicht nur unsere Kinder segnen, sondern auch unsre Nachbarn, Kollegen und Freunde. Dazu ist es aber nötig, dass wir ihnen biblische Wahrheiten vermitteln. Und wir tun gut daran zu bedenken, was Paulus hier lehrt. Die Vermittlung des Gesetzes (biblischer Moral) allein, wird niemanden rettet.

 

  • Das heißt sicher nicht, dass wir nicht trotzdem für biblische Moral eintreten sollten. Ich denke, dass wir das auf jeden Fall tun sollten, denn die biblische Moral ist gut.
    Gleichzeitig wird das letztendlich (im Hinblick auf die Ewigkeit) niemanden retten. Deshalb gilt es immer auch das Evangelium zu verkünden!

 

Ab Vers 9 betont er das, was man nach Kapitel 2 erwarten würde: „9 Was sagen wir denn nun? Haben wir Juden einen Vorzug? Gar keinen. Denn wir haben soeben bewiesen, dass alle, Juden wie Griechen, unter der Sünde sind, 10 wie geschrieben steht: »Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer.“

Im Fortgang zeigt Paulus dann durch AT Zitate, dass alle Menschen Sünder sind.
Und nur für den Fall, dass noch irgendwer Zweifel hat, ob das Halten des Gesetzes bzw „gute Werke“ nicht vielleicht doch ein gangbarer Weg zur Rettung sein könnten (ggf basierend auf einer sehr optimistischen Auslegung von Kap. 2, Vers 7), zeigt uns Vers 19f nun, die Ausweglosigkeit für alle, die sich selbst retten wollen: „19 Wir wissen aber: was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, damit allen der Mund gestopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei, 20 weil kein Mensch durch die Werke des Gesetzes vor ihm gerecht sein kann. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“

 

Die Zitate, die Paulus hier sehr eindeutig als universal zutreffend beschreibt, sind für so Manchen erst einmal schwer zu verstehen. Kann man wirklich sagen, dass „keiner“ nach Gott fragt? (v.11). Die Bibel lehrt das tatsächlich. Jemand wird erst dann ernsthaft danach fragen, was Gott will, wenn ihn der Geist Gottes anrührt. Das hat damit zu tun, dass wir aufgrund des Sündenfalls die Fähigkeit verloren haben, die Herrlichkeit Gottes zu erkennen. Und so haben wir dann gar nicht das Verlangen das zu tun, was Gott ehrt und gefällt. Wir sind egoistisch und wollen das tun, was gut für uns ist. Dabei kann auch ein natürlicher Mensch Gott mit einbeziehen. Aber Gott bleibt so immer nur ein Mittel zum Zweck und wird so nie das Ziel unseres Lebens und Strebens sein.

Damit das geschehen kann, bedarf es einer komplett neuen Erkenntnis; einer grundlegenden Veränderung; ja eines neuen Lebens!

Und genau davon zeugen dann die Verse 21ff.

 

Nachdem Paulus uns die „schlechte Nachricht“ deutlich vor Augen geführt hat, kommt nun die gute Nachricht, die erst vor dem Hintergrund der schlechten Nachricht so richtig gut ist!
Eine Geringschätzung des Evangeliums hat oftmals damit zu tun, dass wir die schlechte Nachricht und die damit verbundene traurige Wahrheit über uns selbst nicht wirklich verstehen.
Wenn uns unsere Sündhaftigkeit klar vor Augen steht und wir dann auf den heiligen und gerechten Gott sehen, dann ist die Botschaft von der Gnade Gottes erst so richtig grandios!

Die gute Nachricht beginnt mit einer interessanten Aussage: „Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten.“ … das ist ein Echo im Römerbrief, das sich auch schon ganz zu Beginn (Kap 1, v.2) und dann wieder ganz am Ende findet (Kap 16, v.25-26).
Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt – ohne Zutun des Gesetzes – wurde bereits im AT (durch das Gesetz und die Propheten) bezeugt. D.h., das Gesetz ist nicht der Weg zur Rettung, sondern Teil des AT Zeugnisses von der kommenden Rettung, die eben ohne das Halten des Gesetzes erlangt werden kann. Doch erkannt wurde das noch nicht. D.h. erst im Rückblick ist das Zeugnis des AT wirklich verständlich!

Und dann führt Paulus aus, was schon das AT lehrt, nämlich das Gott selbst in Jesus Christus für uns alle Gerechtigkeit getan hat und dann als Unschuldiger unsere Schuld gesühnt hat. Und wir bekommen Anteil an der Gerechtigkeit Jesu allein aufgrund der Gnade Gottes und allein durch den Glauben an den Retter und Herrn Jesus Christus!

Nur damit auch keiner auf den Gedanken kommt, dass Gerechtigkeit doch noch irgendwie selbst verdient werden muss – zumindest anteilig – betont Paulus in Vers 23f nochmals, dass wir „allesamt Sünder [sind] und ermangeln des Ruhmes, den sie [wir] bei Gott haben sollten,“ und dann erklärt Paulus, dass Rettung eben wirklich allein aus Gnade zu uns kommt, wobei an anderen Stellen deutlich wird, dass selbst der Glaube eine Gnadengabe Gottes ist: „und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist“

Es sind eben nicht wir Sünder, die einfach anfangen nach Gott zu suchen und an ihn zu glauben (das würden wir aufgrund unserer Sündennatur ja gar nicht – Röm 3,11), sondern es ist der Vater, der uns zieht (Joh 6,44) und es ist Gott, der der Anfänger unseres Glaubens ist (Phil 1,6; Heb 12,2).

Doch der Glaube ist der Weg, durch den sich die erfahrene Gnade in uns manifestiert und somit ist der Glaube der einzige Weg, durch den Sünder die Gerechtigkeit Gottes erlangen.
Dabei machen die Verse 25f deutlich, dass das Werk des Herrn Jesus zeitlos ist. Was er in der Geschichte getan hat, gilt für die, die schon vor seinem Werk vorausschauend an den kommenden Messias geglaubt haben, genauso wie für Menschen heute, die auf das Kreuz im Glauben zurückschauen.
Weil all das eben allein das gnädige Werk Gottes ist, gibt es nichts worüber wir uns im Bezug auf unsere Erlösung rühmen könnten (v.27). Unser Rühmen sollte immer nur dem Kreuz gelten und sich allein auf Gott beziehen und niemals unserer Gesetzestreue oder sonst irgendwelcher „guter Werke“. Nicht einmal unseres Glaubens sollten wir uns rühmen. Stattdessen sollten wir in allen Dingen dankbar sein!

Paulus schließt diesen Teil damit ab, dass er nochmals betont, dass das Werk des Herrn Jesus der ganzen Welt gilt (Menschen aus allen Völkern, Ländern, Sprachen und Nationen) und eben nicht nur den Juden. Das bedeuten nun aber nicht, dass das jüdische Gesetz wertlos ist und aufgehoben wird. Vielmehr ist es erst dann richtig aufgerichtet, wenn es zu Gläubigen kommt, denn diese erkennen darin nicht mehr primär ihr Scheitern … sondern es ist Gottes gute Wegweisung für alle, die an IHN glauben. Und so ist das Gesetz heute keine Last, sondern ein großer Segen und wir tun gut daran, das (moralische) Gesetz zu befolgen.

Der Anfang von Kap. 2 wird manchmal als Rechtfertigung für die Lehre von der Werkegerechtigkeit angeführt. So heißt es ja in Vers 6-7: „der einem jeden geben wird nach seinen Werken: ewiges Leben denen, die in aller Geduld mit guten Werken trachten nach Herrlichkeit, Ehre und unvergänglichem Leben;“.
Allerdings macht der Kontext dann eben deutlich, dass dieser Weg nicht zielführend ist. Keiner wird dem Gericht Gottes entrinnen, denn keiner ist gerecht. Wir bekommen also das, was wir verdienen.
Dabei ist es unerheblich, ob jemand das Gesetz hat (also ein Jude ist) oder nicht. Denn neben dem niedergeschriebenen Gesetz haben wir Menschen ja auch ein Gewissen, das Gott uns gegeben hat und das uns dabei hilft zu erkennen, dass wir vor Gott schuldig sind.

Paulus agiert in diesen Versen also sehr geschickt und hat dabei wohl vor allem die „frommen“ Juden im Blick, die die „sündigen“ Heiden verurteilen und sich ihrer Sache sicher sind. Paulus zeigt ihnen in aller Klarheit, dass auch sie vor Gott schuldig sind und keine Entschuldigung haben.
Und so passt dieser Abschnitt gut in den Kontext von 1,18-3,20, der uns sehr klar zeigt, dass wir alle einen Retter brauchen und unsere Rettung eben nur aus Gnade allein kommen kann.

 

Nachdem Paulus im ersten Teil von Kapitel 2 betont hat, dass Gottes Urteil nicht einfach deshalb kommt, weil jemand Heide ist, sondern über all die kommt, die letztendlich nicht komplett gut sind, wird er nun noch deutlicher und spricht ganz direkt die Juden an.
Die Juden sollen sich auf das Gesetz nichts einbilden und sich nicht darauf verlassen, dass nur weil sie das Gesetz haben, sie auch vor Gott bestehen werden.
Juden wir Heiden können aus sich heraus vor Gott nur dann bestehen, wenn sie das Gesetz komplett halten … und das schafft keiner.

 

Deshalb hilft die äußerliche Bescheidung am Fleisch nicht wirklich weiter. Was wir wirklich brauchen, um vor Gott bestehen zu können, ist eine Bescheidung des Herzens.
Wer diese erlebt hat, gehört tatsächlich zum Volk Gottes. Diese Bescheidung des Herzens ist nicht etwas, das Menschen tun können. Es ist das Werk von Gottes Geist an uns! Gott gebührt das Lob dafür, wenn wir beschnittene Herzen haben.

  • Wir können Gott nur dafür danken, wenn wir das erfahren durften. Es ist ein Werk der Gnade, dass uns demütig machen sollte.

 

Paulus kritisiert primär die Juden für ihren falschen Stolz. Einen solch falschen Stolz kann es auch bei Christen geben, die meinen als „Christen“ etwas Besseres zu sein. Ein solches Denken ist gefährlich, weil es sich auf äußere Dinge verlässt, anstatt allein auf den Gott der Gnade.

  • Und so wünsche ich uns, dass wir in aller Demut immer wieder dem alle Ehre dafür geben, dass wir Gottes Kinder sind, dem alle Ehre dafür gebührt, dem drei-einen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist!