Die erste Hälfte von Kapitel 9 zeigt uns nun, dass sich das Blatt komplett wendet. Diejenigen, die gegen Gottes Volk Böses geplant hatten, werden selbst vernichtet, während Gottes Volk triumphiert.

  • Wie ja schon mehrfach betont wird Gott in diesem Buch nie direkt erwähnt. Und doch wird hier ganz deutlich, dass der HERR mit seinem Volk ist.
  • Gott führt alle Dinge so, dass sie dem Volk, das nach seinem Ratschluss berufen ist, letztendlich alle Dinge zum Besten dienen (Röm 8,28).
  • Wir sehen hier einen typologischen Schatten von etwas, das eines Tages für alle Welt sichtbar sein wird. Gottes Volk wird triumphieren und seine Feinde werden gerichtet werden.
  • Jesus Christus hat diesen Sieg am Kreuz errungen und eines Tages wird er wiederkommen und das Reich vollkommen aufrichten!

Halleluja!

Und genau dieser Jubelschrei ist dann auch das Ergebnis der Ereignisse im Buch Esther. Es kommt zu einem spontanen Fest (v.17f) und dieses Fest wird dann zu einer dauerhaften Einrichtung für die Juden. Die Erinnerung an die Vergangenheit stärkt dabei sicher auch die Zuversicht im Hinblick auf die Zukunft.

Die wenigen kurzen Verse in Kapitel 10 sind dann quasi ein mini-Epilog, in dem wir auch noch einige weitere Konsequenzen der Geschehnisse sehen … eine Steuer wird eingeführt und Mordeachi hat dauerhaft viel Ehre und Einfluss!

Nachdem man am Ende von Kapitel 7 hätte denken, können, dass bereits alle Probleme gelöst wären, wird zu Beginn von Kapitel 8 deutlich, dass das noch nicht so ist. Wie in Kapitel 1 ja bereits deutlich wurde, ist der König sehr darauf bedacht, das Gesetz hochzuhalten. Von daher ist der Aufruf zur Tötung der Juden nicht aufhebbar.

Wiederum wird Gott nicht erwähnt … doch sicher ist er es, der die Weisheit schenkt, um eine Lösung zu erdenken.

  • Und in all dem fügt es sich, dass die Juden bewahrt bleiben und so Gottes große Verheißung an Abraham bestehen bleibt.
  • Das ist der zentrale Aspekt des Buchs – in der großen Krise bewahrt Gott sein Volk und sorgt so dafür, dass sein vor Anbeginn der Welt gefasst Rettungsplan nicht scheitert.
  • Aus den Nachkommen der Juden in Babylon kommt dann über 500 Jahre später der Erlöser!

Dann wird es ernst und Esther bringt ihre Anklage gegen Mordeachi vor. Das Timing ist natürlich perfekt. Auch das ergibt sich (scheinbar) einfach so.

Und dann hat es mit Haman ein Ende und er stirbt an seinem eigenen Galgen.

  • Man könnte denken, dass das Drama damit zu einem Ende gekommen ist … doch noch ist es nicht so weit … Fortsetzung folgt ?

In Kapitel 5 hatte man sicher den Eindruck, dass Esther einen ausgeklüngelten Plan verfolgte. Doch nun zu Beginn von Kapitel 6 wird deutlich, dass die entscheidende Wende nicht primär durch menschliche Weisheit und Pläne kommt, sondern sich „einfach so fügt“. Der König konnte nicht schlafen und seine Bettlektüre ist „rein zufällig“ der Bericht über die Geschehnisse, die am Ende von Kapitel 2 beschrieben wurden.

Und dann fragt der König „rein zufällig“, was Mordeachi denn für seinen treuen Dienst bekommen habe.

  • Haman wird uns dann nochmals als völlig selbstverliebt geschildert, der nichts ahnend Mordeachi große Ehre zukommen lässt.

In Kapitel 5 nimmt die Geschichte dann ihren Lauf … und alles wird viel komplizierter, als man es evtl hätte denken können. Esther geht mutig zum König und findet Gnade. Aber sie bringt Ihr Anliegen nicht sofort vor. Stattdessen hat sie einen Plan, der sich dem Leser zunächst nicht erschließt. Der König und Haman werden von Esther zu einem Festmahl geladen …und dann noch zu einem weiteren.

Und dann sehen wir Haman … den eitlen und gleichzeitig bösen Mann.

  • Und so kommt zusätzliche Dramatik in die Geschichte, denn er lässt einen Galgen errichten, um Mordeachi zu hängen.

Das Buch Esther ist der Stoff, aus dem gute Filme sind! Und ohne, dass es direkt gesagt wird, kann man doch deutlich erahnen, wer hier in allen Details Regie führt!

  • Gott hat alles im Griff und wirkt in und durch alle Dinge, um das zu tun, was ER geplant hat.
  • Dabei werden ihm selbst böse Menschen mit ihren bösen Plänen zu Handlagern …
  • IHR LIEBEN: ich bete, dass wir alle in dieser Erkenntnis immer wieder große Zuversicht finden! Unser HERR hat alles im Griff und ER wird alles zu einem perfekten Ende bringen!

In Kapitel 3 hat das nette Vorspiel ein Ende. Hamans Gebot, dass man sich vor ihm beugen (und ihn anbeten) müsse, wird von Mordeachi missachtet. Auch wenn Gott im ganzen Buch Esther nie direkt erwähnt wird, ist diese Weigerung des Mordeachi sicherlich darauf zurückzuführen, dass er als treuer Jude seine Knie eben nur vor Gott beugt.

Haman ist skrupellos und seine Rache geht über die persönliche Bestrafung Mordeachis hinaus. Er will das ganze Volk der Juden ausrotten.

Der Tag dafür wird per Los bestimmt … und so fügt es Gott, dass die Juden noch fast ein Jahr Zeit haben.

In Kapitel 4 lesen wir dann davon, wie die Juden klagen und weinen und dann später auch fasten. Wiederum wird Gott nicht erwähnt – doch sicher ist das Teil ihres Flehens um Gottes Eingreifen.

Esther erfährt von all dem und letztendlich bittet Mordeachi sie darum, vor den König zu treten und Gnade zu erwirken.

Esther ist zuerst auf ihr eigenes Wohlergehen bedacht und weiß darum, dass sie das nicht einfach darf und ihr der Tot droht, wenn sie unaufgefordert vor den König tritt und der König ihr dann nicht Gnade erweist.

Doch dann kommen die Kernverse des Buchs:

Mordeachi erklärt: 4,14b „Und wer weiß, ob du nicht gerade um dieser Zeit willen zur königlichen Würde gekommen bist?

Und Esther antwortet: 4,16 „So geh hin und versammle alle Juden, die in Susa sind, und fastet für mich, daß ihr nicht eßt und trinkt drei Tage lang, weder Tag noch Nacht. Auch ich und meine Dienerinnen wollen so fasten. Und dann will ich zum König hineingehen entgegen dem Gesetz. Komme ich um, so komme ich um.“

  • Und so wird Esther zu einem Schatten des Christus. Sie ist diejenige, die für Gottes Volk eintritt und dabei bereit ist, Ihr Leben zu lassen, um das Volk zu retten.

In Kapitel 2 wird von der Suche nach einer neuen Königin berichtet. Dabei taucht im Fokus gleich die Jüdin Esther … und ihr für sie sorgender Onkel Mordeachi auf. Sie verschweigt ihre Herkunft (scheinbar geht ihr Onkel davon aus, dass das ihren Chancen schaden würde, Königin zu werden) und tatsächlich, sie ist die Erwählte und wird zur Königin.

Dann ab Vers 19 kommt der im ersten Moment nicht in den Zusammenhang zu passende Bericht darüber, wie Mordeachi ein Komplott gegen den König vereitelt, in dem er durch Esther den König warnt.

  • Wer den Fortgang der Geschichte kennt, sollte jetzt schon bedenken, dass es bei Gott keine Zufälle gibt. Er lenkt alle Dinge, so dass es am Ende, denen die ihn lieben und nach seinem Ratschluss berufen sind, zum Besten dienen wird!

Das Buch Esther beschreibt ein Ereignis, das historisch vor der zweiten und dritten Welle von Rückkehrer aus dem Babylonischen Exil stattfand, die uns in den Büchern Esra und Nehemia geschildert wurden. Esther lebte während der Herrschaft von König Xerxes (Ahasveros), wie gleich zu Beginn in Kap. 1,1 deutlich wird.

Zu Beginn des Buchs bleibt vorerst unklar, worauf das alles hinausführt. Hier – wie überhaupt im gesamten Buch – ist nie die Rede von Gott. Und doch ahnt man schon, dass Gott hier einen großen Plan ausführt. Es ist ein bisschen so, wie ein guter Film. Es werden im Rahmen einer spannenden Geschichte ein paar Dinge berichtet, die erst später wirklich bedeutsam werden.

So sehen wir in Kapitel 1, dass König Ahasveros ein echter Patriarch ist. Er duldet keinen Widerspruch – nicht einmal durch die Königin. So kommt es dazu, dass die Königin Waschti abgesetzt wird.

  • Ahasveros agiert dabei aber nicht blindwütig, sondern in gewisser Weise sehr kontrolliert und bedacht. Es geht ihm darum, dass die Ordnung im Land nicht in Gefahr gerät und Regeln und Gesetze (und vor allem seine Anweisungen) treu befolgt werden müssen.

Nach dem Höhepunkt in Kapitel 12 wird dann in Kapitel 13 deutlich, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.

Nehemia kommt nach Jerusalem zurück und muss feststellen, dass Vieles im Argen liegt. ER ist wieder derjenige, der zu Veränderung aufruft und diese auch voran bringt. Seine Stimme ist letztendlich die Stimme Gottes, mit der ER seine Kinder immer wieder zurückruft. Das tut Gott ja auch heute noch … durch die Verkündigung seines Wortes und durch den uns Gläubigen innewohnenden Heiligen Geist.

  • Und doch braucht Gottes Volk eben viel mehr, als eines Nehemia und einer umfassenden Reform. Es bedarf der beständigen Reform und vor allem bedarf es der Erlösung. Erst aus der Schuld der Sünde heraus und dann eines Tages heraus, aus dem Einfluss der Sünde.
  • Und so dürfen wir Gott loben und preisen, dass unser Retter gekommen ist …
  • … und wir dürfen uns freuen, dass unser Erlöser eines Tages wiederkommen wird, um uns vollends aus dieser sündigen Welt und unserem sündigen Fleisch zu retten.
  • Und bis dahin, sollten auch wir immer und immer wieder um Reform bemüht sein.
  • Dazu brauchen auch wir Gottes Wort, das uns zur Umkehr ruft und immer wieder den Weg weist, zu einem Leben, das unserem Schöpfer und Herrn gefällt!

Kapitel 12 ist sicher der Höhepunkt der beiden Bücher Esra-Nehemia.

Nach der Einweihung der Stadtmauer (Kap. 12,27ff) und der Bestellung der Amtleute (12,44ff) sieht alles sehr rosig aus. Man könnte fast geneigt sein, sich diese Situation auch für uns heute zu wünschen!

  • Man könnte fast denken, dass es nun eigentlich gar keines Messias mehr bräuchte … bestenfalls noch eines Königs, der sich ins gemachte Nest setzen könnte.