Die ersten 4 Verse setzen noch die dargestellten Prophetien aus Kapitel 4 fort. Die Bedeutung der abgeschnittenen und aufgeteilten Haare folgt dann erst später im Fortgang. Klar ist, dass das ein Bild für die Erniedrigung und das Gericht über das Volk ist. Dabei wird deutlich, dass verschiedene Gruppen unterschiedliche Dinge erleben werden.

Ab Vers 5 wird dann die Sünde Jerusalems direkt angesprochen und wir erfahren in aller Klarheit, was die dargestellten bildlichen Prophetien bedeuten. Jerusalem wird von Gott gerichtet werden. Diese Verse klingen recht ähnlich zu dem, was wir bei Jeremia gelesen haben.

  • Letztendlich sehen wir, dass der HERR sehr genau darauf achtet, was Menschen tun und ER das Böse richten wird.
  • Uns muss klar sein, dass wir nicht wirklich besser sind, als Jerusalem damals.
  • Umso mehr dürfen wir dem HERRN danken, dass er in Jesus Christus unser Gericht auf sich selbst genommen hat, so dass jeder, der auf ihn vertraut eben nicht mehr Gericht und Zerstörung fürchten muss, sondern sich auf Gottes Barmherzigkeit und Gnade verlassen darf.

Eine Besonderheit im Dienst von Hesekiel ist, dass er nicht nur einem Volk predigen soll, das nicht hören will – das mussten andere Propheten auch erleben – er soll seine Prophetien auch vorspielen und –leben.

So zeigt er in einer bildlichen Darstellung das, was auf Jerusalem zukommen wird. und dann muss er selber Qualen durchleben, um das verdiente Gericht Gottes über Israel und Juda sichtbar darzustellen.

Den einzigen Widerspruch, den wir von Hesekiel hören ist, dass er sein Brot nicht auf Menschenkot backen will, da er dadurch zum ersten Mal in seinem Leben zeremoniell unrein würde. Auf diesen Wunsch geht der Herr dann auch ein.

  • Dieses Kapitel ist für uns sicher sehr befremdlich. Andererseits kann ich mir gut vorstellen, wie eindringlich diese vorgelebten Prophetien für das Volk gewesen sein müssen.
  • Noch beeindruckender ist aber zu wissen, dass JESUS in noch viel größerem Maße die Schuld der Menschen auf sich genommen hat … und das nicht nur als Schauspiel, sondern als Sühneopfer!

Der Bericht von der Berufung Hesekiels wird in diesem kapitel fortgesetzt. Er soll die Schriftrolle essen und damit quasi das Wort Gottes in sich aufnehmen.

Dann wird er nochmals explizit zum Volk Israel gesandt und ihm wird deutlich gesagt, dass sein Dienst auf wenig Anklang stoßen wird. Aber er soll standhaft sein und seinen Auftrag trotzdem ausführen.

Vor allem das, was dann in den Versen 16-21 steht, ist eine große Herausforderung. Hesekiel ist nicht für die Reaktion der Menschen verantwortlich. Aber er ist dafür verantwortlich das zu tun, wozu er berufen wurde. Er soll warnen und zur Umkehr rufen. Das nicht zu tun, würde ihn zum Mitschuldigen der Rebellion der Menschen machen. Aber wenn er seinen Dienst tut und die Menschen ihn ablehnen, sind sie ganz allein für ihre Rebellion verantwortlich.

Sicher lässt sich das nicht direkt auf uns übertragen. Und doch sollten auch wir bedenken, dass es für uns eigentlich keine Option sein sollte, über das zu schweigen, was uns der HERR offenbart hat und als dessen Zeugen er uns berufen hat.

  • Möge der Herr uns da Mut geben … und möge unser Zeugnis mehr positiven Widerhall finden, als die Worte Hesekiels.

In diesem Kapitel beginnt nun der Bericht von der Berufung Hesekiels zum Prophetendienst.

Nachdem er beim Angesicht der Vision Gottes in Kapitel 1 noch auf sein Angesicht gefallen war, richtet der HERR ihn nun wieder auf. Gottes Worte bringen „Leben“ in den Propheten.

Und dann kommt die Sendung des Propheten. Dabei macht der Herr sehr klar, dass Hesekiel keinen leichten Dienst haben wird, denn das Volk Israel, zu dem er reden soll, wird hier als Abtrünnig beschrieben und mit stachligen Dornen und Skorpionen verglichen.

Doch Hesekiel soll Gott treu dienen.

Viermal spricht der HERR Hesekiel in diesem Kapitel als „Du Menschenkind“ an (in Kap. 3 dann noch dreimal). Dabei soll Hesekiel wirklich ein Mittler zwischen Gott und den Menschen sein – ein Prophet Gottes mitten unter den Menschen.

  • Letztendlich haben wir Christen alle eine ähnliche Berufung. Wir sollen Gott treu dienen und bezeugen in einer Welt, die abtrünnig ist und nichts von Gott wissen will.
  • Und doch ist Hesekiels Berufung speziell, denn er bekommt alle möglichen schwierigen Aufträge und ihm wird deutlich gemacht, dass er so gut wie keine Frucht seines Dienstes erleben wird.
  • Möge der HERR uns und den Menschen, den wir das Evangelium bezeugen gnädig sein und uns erlauben, mehr Frucht zu sehen.

Der Prophet Hesekiel tat seinen Dienst fast zeitgleich mit Jeremiah zur Zeit der Zerstörung Judas durch die Babylonier. Im Gegensatz zu Jeremiah blieb er aber nicht in Jerusalem (Jeremiah musste ja erst ganz am Ende nach Ägypten). Hesekiel wurde bei der zweiten Deportationswelle mit nach Babylon verschleppt und tat dann dort seinen Dienst.

Zu Beginn des Buchs lesen wir von einer ersten Vision, die Hesekiel in Babylon hatte. Er sah etwas seltsam anmutendes, nämlich vier Wesen (Engel), die sich so angeordnet hatten, dass ihre Flügel sich berührten und jeder in eine andere Himmelsrichtung sah.

Mitten zwischen ihnen war eine Art Feuerthron auf dem einer saß, der aussah wie ein Mensch (V.26).

Letztendlich symbolisiert das wohl den Thron Gottes. Genau das wird ja auch schon in Vers 1 angekündigt.

Hesekiel sieht hier also auf das Kommen des heiligen Gottes, was bemerkenswert ist, da er ja in Babylon ist und bisher die Gegenwart Gottes immer in Jerusalem und konkret im Tempel zu finden war.

  • Aber natürlich ist unser HERR omnipräsent und er findet uns, wann und wo er will.
  • Genau das wird Hesekiel im Fortgang dann auch erfahren.

Dieses letzte Kapitel beginnt und endet mit einem Ruf zu Gott: „Gedenke“ ….  „Bring uns, Herr, zu Dir zurück“.

Dazwischen finden wir in den Versen 2-18 nochmals eine Auflistung all der Leiden und Nöte, die Jerusalem wegen ihrer Sünde erdulden muss.

Das Buch endet mit einer Frage: „Hast du uns denn ganz verworfen, und bist du allzu sehr über uns erzürnt?

  • Diese Frage mag sich so manch leidender Christ stellen. Umso mehr dann, wenn er weiß, dass sein Leiden selbst verschuldet ist und letztendlich eine Züchtigung von Gott ist.
  • Doch zugleich dürfen wir wissen, dass der HERR jeden erhört, der in seiner Not zu ihm ruft und sich ihm wieder im Glauben zuwendet.

Genau das durfte dann ja auch Juda erleben, als es ca. 70 Jahre später aus dem Exil ins Gelobte Land zurückkehren konnte. Und noch steht die endgültige Rückkehr bevor. Eines Tages dürfen wir Gläubigen zurück in die Gegenwart Gottes, aus der wir Menschen seit dem Sündenfall verbannt sind.

  • Das darf unsere sichere Hoffnung in jeder Not sein.

Wie schon in den ersten beiden Kapiteln, lesen wir auch hier eine Klage über den Fall und die daraus resultierende Not in Jerusalem. Hier geht es noch konkreter darum, wie die Kinder leiden und hungern.

Ab Vers 11 kommen dann die religiösen Leiter ins Blickfeld. Auch sie leiden und zwar zurecht aufgrund ihrer Sünden.

Dann wird nochmal kurz beschrieben, wie Jerusalems mächtige Feinde, Jerusalem komplett geschlagen haben.

Bis hierher ist es einfach nur zum Klagen und Heulen. ABER die letzten zwei Verse sind voller Hoffnung. Der Schreiber betont, dass das Gericht nun ein Ende hat. Die Feinde werden selber gerichtet werden, während die Leidenszeit Jerusalems zu einem Ende kommt.

  • Das darf die Zuversicht aller Gotteskinder sein. Manchmal erleben wir Leid einfach, weil wir in einer gefallenen Welt leben. Manchmal ist es Ausdruck der Züchtigung durch unseren himmlischen Vater (so wie hier). Aber alle, die durch den Glauben zum Retter und Herrn Jesus Christus gehören dürfen wissen, dass alle Klagen und alles Leid eines Tages ein Ende haben wird.

Dann wir der HERR die Feinde richten und uns von allem Bösen erlösen.

Gelobt sei der Herr!

Dieses Kapitel ist das Herzstück des Buchs. Anders als die anderen 4 Kapitel hat es nicht 22, sondern 66 Verse – also drei pro Buchstaben im hebräischen Alphabet.

Hier spricht nun nur eine Person – wahrscheinlich Jeremia selbst. Er beschreibt seine Not (siehe gleich in Vers 1). Doch ab Vers 20 wird deutlich, dass er weiter um Gottes Barmherzigkeit und Treue weiß.

  • Die Aufforderung in Vers 39 finde ich dabei sehr hilfreich und weise und ich will sie mir auch persönlich zu Herzen nehmen: „Was murren denn die Leute im Leben? Ein jeder murre wider seine Sünde!

Darauf folgt dann ein Gebet um Erneuerung (V.40-47).

Im letzten Teil dieses Kapitels fasst der Schreiber dann nochmal zusammen was geschehen ist. Er klagt über das, was Jerusalem erleben musste und sieht dabei auch die Schuld Babylons. Aber vor allem drückt er sein Vertrauen in den HERRN aus, der schon in der Vergangenheit in großer Not geholfen und gerettet hat und bittet den Herrn darum, auch nun wieder einzugreifen.

  • Dieses Kapitel beinhaltet sehr wertvolle Theologie und ist ein wirklich hilfreicher Blick eines Leidenden, der inmitten seiner Not nicht zum Ankläger gegen Gott wird, sondern seine eigene Schuld sieht und nicht aufhört, auf Gott zu hoffen.
  • Möge der HERR mir immer wieder eine solche demütige und auf Gott-vertrauende Sicht schenken.

Wie schon im ersten Kapitel hat auch das zweite Kapitel 22 Verse, die im Hebräisches nacheinander mit allen Buchstaben des Alphabets beginnen. Das kommt im Deutschen natürlich nicht rüber.

Die ersten 10 Verse zeigen uns sehr drastisch, wie umfassend Gottes Gericht ist. Gottes Zorn hat das untreue Volk hart getroffen.

Ab Vers 11 hören wir dann die Stimme eines Betroffenen – evtl die von Jeremia selbst. Er leidet unter der offensichtlichen Sünde des Volkes und ruft es dann letztendlich dazu auf, zu Gott zurückzukehren und zu ihm zu rufen, damit er sich ihrer erbarme.

Die letzten Verse sprechen dann Gott direkt an. Hier ist kein Ruf um Gnade zu hören. Gott wird einfach nur aufgezählt, was er gemacht hat. Immerhin sehen wir hier aber die Erkenntnis, dass das Gericht eben letztendlich nicht durch die Babylonier kam, sondern von Gott.

  • Gott ist der Souverän und letztendlich tun wir gut daran, das anzuerkennen. Deswegen ist er auch allein in der Lage, uns zu retten und für uns zu sorgen.
  • Lasst uns Menschen sein, die das anerkennen und für Gott leben.

Das Buch Klagelieder ist sehr offensichtlich eng verknüpft mit dem Buch Jeremia. Hier hören wir die Klagerufe des Volkes nach der Invasion durch Babylon. Man fühlt sich verlassen. Einerseits sicher wegen der Wegführung der Oberschicht, zum anderen, weil die Besucher, die sonst zu den Festtagen kamen, nach der Zerstörung des Tempels fernbleiben. Aber vor allem ist es wohl der Eindruck, dass Gott sie verlassen hat, der hinter diesen Klagen steht.

Im zweiten Teil des Kapitels hören wir dann statt eines Berichterstatters quasi Jerusalem selbst reden. Die Stadt ist zum Gespött der Leute geworden und sie ruft zu Gott und bittet, dass ER eingreifen möge, so wie ER es verheißen hat.

  • In gewisser Weise ist das ein vorbildliches Beispiel für eine Klage. Es ist keine Anklage gegen Gott, sondern das Eingeständnis eigener Schuld. Und dann ist es der Ruf zu Gott, dem man trotz allem (oder gerade deswegen) vertraut, dass ER Rettung bringen kann.
  • Ich wünsche allen Geschwistern in Not, dass sie so klagen können und dann erleben, wie der HERR gnädig und barmherzig eingreift.