In Kapitel 33 spricht Elihu Hiob an und wiederholt seine Aussagen, nur um dann zu betonen, dass Hiob die Dinge nicht richtig sieht und noch nicht gelernt hat, Gottes Stimme richtig zu hören.

Auch die zweite und dritte Rede des Elihu ab Kap.34 sind schwer zu verstehen. Ich persönlich verstehe Elihus Reden so, dass er nur scheinbar weise ist. Was er sagt klingt gut. Er kritisiert alle und weiß irgendwie alles besser – wobei er wenig Neues sagt. Er sagt aber auch wenig Falsches … aber wahre Weisheit würde ihn dazu bringen, zu schweigen und Hiob einfach mit Trost zur Seite zu stehen. Zorn ist sicher nie eine gute Motivation, um Andere zu belehren.

Elihus letzte Rede beginnt in Kap 36. Elihu spricht nur zur Verteidigung Gottes. Elihu will für Gott sprechen (36,2) … er sagt dabei weiterhin viel Wahres und doch ist es eine ziemliche Anmaßung.

  • Wenn wir für Gott reden wollen, sollten wir sicherstellen, dass wir Sein Wort weitergeben und sonst nichts.
  • Denn sonst fangen wir an, uns selbst zu Gott zu machen und das steht uns heute genauso wenig zu wie damals Elihu.

In den Kapiteln 29-31 lesen wir eine letzte große Rede Hiobs.

In Kapitel 29 sieht Hiob sehnsüchtig zurück auf die Zeit vor dem Leid. Dabei erinnert er daran, dass er eben ganz anders gehandelt hat, als es ihm vor allen von Elifas in Kapitel 22 vorgeworfen wurde. In Kapitel 30 sieht Hiob dann wieder auf sein gegenwärtiges Unglück.  Bei allen Fragen hören wir hier aber auch seinen Schrei zu Gott und seine Hoffnung auf Hilfe. Das ist der Anfang von Weisheit!

In Kapitel 31 kommt Hiobs Monolog zu einem Ende. Er betont nochmals seine Unschuld im Hinblick auf die Vorwürfe seiner Freunde und sein Vertrauen auf Gott. Hier redet Hiob voller Vernunft und im Vertrauen auf Gott.

  • Wir sollten vorsichtig sein, uns vorschnell in der Hiob-Rolle zu sehen. Viele, die sich mir gegenüber so vorgestellt haben, waren dann eben doch oft nicht so unschuldig, wie Hiob.
  • Klar wird hier aber auf jeden Fall, dass Hiob tatsächlich die Anklagen der Freunde geprüft hat und feststellen kann, dass sie nicht zutreffen.
  • Und so hofft er weiter auf ein gerechtes Urteil Gottes, der seinem Leid ein Ende machen soll.

In den Kapitel 32 taucht dann plötzlich Elihu auf. Er hat wohl den Dialog zwischen Hiob und seinen „Freunden“ gehört und jetzt kann er nicht mehr schweigen.

Seine Reden sind schwer zu deuten. Ist er nun jemand, der mit echter Weisheit spricht … oder ist er nur noch ein weiterer Diskutant, der das Problem mit seinen Erkenntnissen ebenfalls nicht lösen kann?

Zu Beginn wird deutlich, dass er voller Ärger über die ungenügenden Antworten der 3 Freunde spricht … aber auch über Hiob und seine scheinbare Anmaßung gerechter zu sein als Gott selbst. Im Fortgang von Kap. 32 erklärt er sich selbst als demütig … und doch klingen diese Worte eher etwas stolz.

  • Ich denke, dass wir uns wohl auch in Elihu versetzen können. Manchmal hören wir (Streit-)Gespäche und denken, dass hier etwas übersehen wird bzw das Gespräch im Kreis verläuft. Und dann kann es auch uns dazu drängen, etwas dazu zu sagen.
  • Gleichzeitig sollten wir – selbst wenn wir vielleicht zurecht erkennen, dass alle Diskutanten etwas übersehen – selber vorsichtig sein und uns nicht vorschnell anmaßen, alle Antworten zu haben. Das vor allem dann, wenn es um komplexe Dinge geht, die letztendlich niemand völlig ergründen kann.

Ich weiß nicht, wie es Euch beim Lesen dieser ständigen reden und Widerreden geht. Ich denke, dass wenn Sie Euch ermüden, sie bereits etwas von dem in Euch erreicht haben, wozu diese Reden hier stehen. Wir sehen Hiobs Machtlosigkeit inmitten seines Leidens, die vielen Fragen, die er hat, und seine Verzweiflung. Und wir müssen miterleben, wie seine „Freunde“ immer frustrierter versuchen, weil sie zu einfache Antworten haben. Sie wollen Hiob einfach dazu bringen, dass er Busse tut und so bei Gott wieder Annahme findet. Aber das ist eben zu kurz gedacht und wird dem Leidenden nicht gerecht.

  • Wir lernen hier für Zeiten langen Leidens.
  • Und wir lernen für Zeiten, zu denen wir anderen zur Seite stehen. Jesus Christus lehrt uns, dass wir mit den Weinenden weinen sollen.

Das Buch Hiob gehört zur biblischen Weisheitsliteratur … und wir sehen hier ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn es an Weisheit mangelt. Gerade in eigenen Leidensphasen, aber auch in der Begleitung Anderer sollten wir Gott um Weisheit bitten.

Genug der Vorrede. Wir kommen zu den Kapiteln 25-27.

In Kap. 25 lesen wir die kurze letzte Rede des Bildad. Er betont einfach nochmal die Heiligkeit Gottes, der nichts und niemand gewachsen ist. Letztendlich ist diese letzte Rede von einem der drei Freunde die Kurzzusammenfassung aller Reden: Im Verständnis der Freude ist entweder Gott gerecht und Hiob leidet deswegen oder Hiob hat Recht und dann ist Gott ungerecht. In gewisser Weise haben sie mit Option a) ja Recht …. Nur ist Hiobs Leiden eben nicht die Konsequenz seiner Sünden  – und genau da liegt das Dilemma. Die Freunde haben einfach eine verkürzte Sicht der Realität und werden so der Situation nie gerecht (mit Ausnahme ihres Schweigens zu Beginn).

Nach einer kurzen Erwiderung auf die Worte seiner Freunde, geht Hiob auf den Charakter Gottes ein. In gewisser Weise bestätigt er das Verständnis seiner Freunde von einem allmächtigen Gott. Aber er geht einen Schritt weiter und betont, dass es viel gibt, was wir über Gott nicht wissen. Das ist die Demut, die er sicher auch in seinem langen Leiden gelernt hat.

In Kapitel 27 macht Hiob dann noch einmal klar, dass er sich unschuldig weiß und drückt nochmals seine Sehnsucht danach aus, dass Gott ihm doch helfen möge. Dabei dreht er den Spieß um und bittet, dass Gott doch deutlich machen möge, dass seine Freunde auf (gedanklich) falschen Wegen sind.

  • Ich preise Gott, dass ER der Gott aller Wahrheit ist und eines Tages alle Dinge vor ihm vollkommen offenbar sein werden.
  • Das wird uns nicht nur schöne, warme Gefühle geben … und doch ist es gut, dass alle Schuld und alle Missverständnisse ans Licht kommen werden.

In Kapitel 28 kommt Hiob dann auf wahre Weisheit zu sprechen. Das ist in vielerlei Weise das zentrale Kapitel des Buchs und endet mit der Antwort: „Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und meiden das Böse, das ist Einsicht.“

Damit antwortet er selbst auf die Frage, die er gestellt hat und die in gewisser Weise das Thema des ganzen Kapitels ist: „28:12  Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht?  / 28:20 Woher kommt denn die Weisheit? Und wo ist die Stätte der Einsicht?“

  • Die vollkommene Quelle aller Weisheit ist Gott selbst. Wer IHN mehr fürchtet, als alles in dieser Welt … wer mehr auf ihn vertraut, als auf alles Andere … wer IHN immer mehr erkennt, der erlangt Weisheit.
  • Das ist die Weisheit, die Salomo von Gott erbeten und erhalten hat. Das ist die Weisheit, um die wir Gott bitten sollen, wenn uns Weisheit mangelt (Jak 1,5) und das ist die perfekte Weisheit, die sich uns in Christus offenbart hat (1. Kor 1,30).

Hiob litt darunter, dass seine Freunde ohne göttliche Weisheit sprachen. Sie hätten Gott fragen sollen und vorsichtiger sein sollen, in der Erkenntnis, dass ihnen Weisheit mangelt, um auf Hiobs Fragen Antworten zu haben.

Nun folgt die dritte und letzte Rede des Elifas. Es ist eine Anklage gegen Hiob mit konkreten Unterstellungen. Elifas wirft Hiob vor, die Armen und Schwachen ausgebeutet zu haben. Wie er auf diese Idee kommt, sagt er nicht. Aus dem Kontext des Buchs ist aber klar, dass er im Unrecht ist. Eventuell spekuliert er einfach, dass Hiob so etwas getan haben muss, wenn es ihm jetzt so schlecht geht.

  • Es ist immer falsch, aufgrund von Spekulationen zum Ankläger zu werden.

Die Schlussfolgerung von Elifas mag dabei nachvollziehbar sein, sie ist aber falsch. Denn der Reichtum des Hiob ist kein Beleg dafür, dass er andere ausgebeutet hat. Es gibt schließlich auch ehrlichen Reichtum.

  • Eigentlich zeigt sich hier schon, dass die sehr simple Logik der Freunde nicht passt. Wenn Leid Konsequenz der Sünde ist, wie konnte es dann sein, dass Hiob lange reich und gesund war … ganz offensichtlich kommt Gerechtigkeit nicht immer unmittelbar … und Leid und Wohlergehen lassen nicht zwingend direkt Rückschlüsse zu.

Wenngleich die Anklagen des Elifas sehr heftig sind, so münden sie aber immerhin in einem Aufruf zur Busse.

  • Das zumindest ist vorbildlich. Denn Kritik sollte immer das Ziel haben, dem Anderen zurecht zu helfen!

In Kapitel 23 und 24 hält Hiob dagegen, wobei er wiederum erstmal gar nicht wirklich auf die Worte seiner „Freunde“ eingeht. Er ignoriert weitestgehend die Worte von Elifas und redet stattdessen über seine Beziehung zu Gott. Er hat das Verlangen, endlich vor Gott treten zu dürfen um dort zu erleben, dass die Wahrheit über ihn ans Licht kommt. Er scheint immer mehr darauf zu vertrauen, dass Gott ihn eines Tages rechtfertigen wird.

  • Das Vertrauen des Hiob auf die Rechtfertigung durch Gott hat, sollten wir niemals so deuten., dass die Bibel uns ermutigt, allein auf uns selbst bzw unsere guten Werke vertrauen.
  • Unsere Rechtfertigung kommt immer aus der Gnade Gottes allein durch den Glauben und beruht allein auf den guten Werken Jesu.

In Kapitel 18 folgt die zweite Rede des Bildad. In seinen Worten gibt es keine Freundlichkeit und Barmherzigkeit mehr. Er ist einfach nur noch frustriert mit Hiob und macht das nun auch ganz deutlich.

Man gewinnt den Eindruck, dass die Spannung zwischen Hiob und seinen Freunden immer weiter zunimmt. Auch die Rede Hiobs in Kapitel 19 beginnt mit einer Anklage gegen seine „Freunde“. Doch dann kommt eine große Wende. Hiob sieht nicht mehr auf sich selbst, sondern richtet seinen Blick voll Glauben auf Gott.

Nachdem Hiob zuvor schon nach einem Fürsprecher vor dem Gericht Gottes gesucht hatte, aber eben nicht sicher war, ob sich ein solcher finden lassen würde, ist er nun optimistischer. Er vertraut darauf, dass sein Erlöser lebt und ihn retten wird.

 

  • Was Hiob hier hofft, dass dürfen wir wissen. Der Erlöser lebt. Er wurde Mensch, er starb für uns, um uns zu erlösen und er ist von den Toten auferstanden. Unser Erlöser lebt und eines Tages wird unsere Erlösung vollkommen sein. Dann wird all unser leiden ein Ende haben.

Zophars Rede in Kapitel 20 offenbart, dass auch er mit Hiob sehr frustriert ist und mit Hiobs Worten nichts anfangen kann. Was er dann sagt, meint er sicher als Warnung an Hiob. Das ist natürlich nicht zutreffend … aber seine Worte lehren trotzdem eine Wahrheit.

  • Gott wird die Bösen eines Tages richten und das Böse wird nicht siegen.

Hiob hält Zophar in Kapitel 21 entgegen, dass die Gottlosen (zumindest vorübergehend) durchaus oftmals nicht leiden müssen. Und auch das trifft zu … aber eben nicht für alle Zeit.

Was Hiob dann in 21,16 für sich in Anspruch nimmt, ist das, was später in Psalm 1 als ein Merkmal eines Gerechten beschrieben wird. Vollkommen trifft das natürlich nur auf Jesus zu – den einzigen Gerechten aus eigenem Recht. Doch durch seinen Glauben (und Hiob glaubt ja vorausschauend an den Erlöser), ist dann auch Hiob gerecht und zumindest teilweise lebt er auch so.

In den Versen 22ff scheinen eine beißende Kritik an seinen Freunden zu sein, die sich scheinbar für so klug und weise halten, dass sie selbst Gott noch belehren zu können meinen …

  • Wir tun in all unserem Reden gut daran in Demut anzuerkennen, dass alle Weisheit und Erkenntnis, die wir haben, von Gott kommt und das unsere Erkenntnis hier auf Erden immer nur Stückwerk ist.
  • Das bedeutet natürlich nicht, dass wir nichts richtig wissen können. Aber wir wissen nicht alles. Und das trifft insbesondere auf Situationen zu, wo Menschen leiden. Wir können sicher gewisse Dinge dazu sagen – aber in letzter Instanz gibt es da eben auch immer Dinge, die Gott uns nicht offenbart hat und da sollten wir sehr vorsichtig sein, vorschnelle Schlüsse zu ziehen.

Hiobs Rede geht in Kapitel 14 noch weiter. Jetzt denkt er laut über die Endlichkeit des Lebens nach. Hier klingt die Hoffnung nach einem Leben nach dem Tod durch … und der Wunsch, dass Gott uns verbergen möge, wenn sein Zorn kommt.

  • Was Hiob hier noch eher tröstlichen aber wohl unrealistischen Gedanken hat, ist dann genau das, was Gott für jeden tut, der im Glauben zu Jesus Christus flieht.

In Kapitel 15 beginnt der zweite Redezyklus seiner Freude. Wiederum beginnt Elifas. Dieser ist inzwischen ebenfalls frustriert und ist die Gegenreden Hiobs satt und sieht gerade darin seine Schuld manifestiert.

  • Für Elifas ist die Sache jetzt ganz klar – Hiobs Leiden sind die Konsequenz von Sünde.
  • Hier sehen wir, was geschieht, wenn ein Wort das Andere gibt. Letztendlich sind alle frustriert.

In Kapitel 16 spricht Hiob sein Urteil über seine Freunde, die ja ursprünglich zu ihm gekommen waren, um ihn zu trösten. Sie haben versagt! Dann beschreibt Hiob seine paradoxe Situation. Er erkennt, dass Gott letztendlich hinter seinem Leiden steckt, doch andererseits vertraut er darauf, dass Gott auch sein Fürsprecher sein wird: „19 Siehe, auch jetzt noch ist mein Zeuge im Himmel, und mein Fürsprecher ist in der Höhe.“

  • Letztendlich wird sich diese Vermutung ja als genau richtig erweisen … doch im Moment ist das eben nur eine gedankliche Option, die Hiob durch den Kopf geht.

In Kapitel 17 sehen wir, wie Hiob sich weiter ums ich selbst dreht. Er sieht Tot als die Option, die ihn aus seinem Leiden befreit. Andererseits würde das bedeuten, dass Gott ihn nicht mehr vor aller Welt rechtfertigen kann.

  • Was Hiob noch nicht weiß ist, dass Gott ja genau das tun wird.
  • Das Dilemma von Hiob ist letztendlich eins, das jeder Leidende hier auf Erden kennt. Doch wir haben die Perspektive selbst über den Tod hinaus.
  • Das, was Hiob auf Erden erleben wird, ist unsere sichere Hoffnung für die Ewigkeit, so dass wir selbst den Tod nicht fürchten müssen.

Im zweiten Teil von Hiobs Antwort auf Bildads Rede lesen wir, dass Hiob Gott als seinen Schöpfer und Erhalter kennt, aber eben weiter damit ringt, warum Gott all sein Leid zulässt. Antwort. Man hört aus Hiobs Worten, sein verzweifeltes Ringen. Mal wünscht er sich nie geboren zu sein, mal, dass er sterben dürfte und dann bittet er darum, dass der Herr ihn wieder erquicken möge. Die Reden Hiobs geben uns einen tiefen Einblick in menschliche Verzweiflung und Depression.

Als dritter Freund kommt dann in Kapitel 11 Zophar zu Wort. Auch er widerspricht Hiob in sehr klaren Worten. Auch er hat eine (zu) einfach Antwort parat: Hiob soll Buße tun und beten.

  • Wir sollten uns in der Seelsorge stets davor hüten, zu einfache und vorschnelle Antworten parat zu haben.
  • So wie die Freunde im Bezug auf Hiob, so werden auch wir in solchen Fällen den Betroffen nicht gerecht.

Ab Kapitel 12 beginnt dann die nächste Gegenrede Hiobs. Dabei hört man seine wachsende Frustration mit der “Weisheit“ seiner Freude deutlich durch. Dem hält Hiob dann die Weisheit und Allmacht Gottes entgegen. Doch das ist ihm selbst kein Trost, da er eben anerkennen muss, dass er Gottes Handeln nicht versteht. Deswegen rät Hiob seinen Freunden dazu, einfach zu schweigen. Aber das ist letztendlich dann weder für ihn, noch für seine Freunde eine Option.

Auch wenn Hiob sich wünscht, dass seine Freunde schweigen mögem, erkennt er durchaus an, dass sie nicht in allen Dingen danebenliegen. Aber oftmals ist gerade eine Halbwahrheit, die sich als komplette Wahrheit darstellt, zu einer völligen Lüge!

In den Kapiteln 6 und 7 wird uns von der ersten Gegenrede Hiobs berichtet. Dabei ignoriert er in seinen ersten Worten weitestgehend die Rede des Elifas. Vielmehr spricht er über sein Anliegen, dass Gott ihn doch sterben lassen möge (6,8f) Erst ab Kapitel 6, Vers 14 wendet er sich dann an Elifas. Dabei scheint er zuerst über ihn und die anderen Freunde zu reden, bevor er sie dann direkt anspricht. Dabei ruft er sie dann direkt zur Umkehr, da sie sich durch ihre Fehldeutungen an ihm versündigt haben.

Kapitel 7 klingt dann nach der Resignation, die aufkommen kann, wenn man erlebt, dass alles Arbeiten und Tun hier auf Erden zu nichts führt. Diese Worte erinnern ein bisschen an die Worte vom Anfang des Predigers Salomo. Hiob hat aber bei aller Vergänglichkeit klar im Blick, dass Gott immer da ist. Doch gerade das wird ihm zur Last, da er darum weiß, dass sein Leiden etwas mit Gott zu tun hat.

  • Möge der HERR uns in unserem Leiden eine ewige Perspektive schenken und das Wissen darum, dass die Gegenwart Gottes nie negativ ist, sondern die Quelle allen Trostes selbst im Leid.

Nach Elifas ist es in Kapitel 8 mit Bildad dann ein zweite Freund, der Hiob anspricht. Er weist Hiob sofort in seine Schranken. Er erkennt richtig, dass Gott gerecht ist. Falls Hiob wirklich unschuldig ist, wird Gott schon noch eingreifen, denn das Böse wird nicht siegen.

  • Im Prinzip stimmt all das und doch hat Bildad das Thema verfehlt. Hiob braucht keine klugen Reden – er braucht Trost!

In Kapitel 9 beginnt Hiob seine Antwort. Er erkennt an, dass er genauso wenig wie sonst jemand vollkommen gerecht ist vor dem heiligen Gott. Wie kann aber überhaupt jemand vor Gott dem Richter treten? Trotz all dieser Fragen empfindet Hiob seine Leiden als zu schwer. Allein aus der Perspektive irdischer Gerechtigkeit macht sein Leiden einfach keinen Sinn.

  • Das ist sicher nicht nur bei Hiobs Leiden so.
  • Grundsätzlich ist es einfach zu kurz gegriffen, alles, was wir im Leben erleben, als unmittelbare Konsequenz unserer Handlungen zu verstehen. Gott hat größere Pläne und das Leben ist komplexer.

Das Buch Hiob ist sicherlich vor allem für die ersten beiden und die letzten Kapitel bekannt, während der Mittelteil eher schwere Kost ist.

Hiob wird uns zu Beginn als ein besonders guter Mann vorgestellt. Sündlos war er nicht, denn das ist niemand außer Adam und Eva vor dem Sündenfall und dann Jesus, der vollkommen ohne Sünde war. Aber bei Hiob wird uns deutlich gesagt, dass sein „Schicksal“ nicht die Konsequenz eigener Sünde ist.

Nach dem ersten kurzen Blick auf den frommen Hiob wechselt die Szene und wir bekommen einen Einblick in die himmlische Dimension. Manches von dem, was dort beschrieben wird, wirft Fragen auf, die ich nicht beantworten kann. So zum Beispiel die Frage danach, wie Satan überhaupt zu Gott kommen konnte. Was hier aber vor allem deutlich gemacht wird ist, dass Gott der Herr aller Dinge ist und selbst das böse Treiben Satans immer nur soweit gehen kann, wie Gott es zulässt. Satan stellt hier die Gottestreue Hiobs in Frage und behauptet, dass der Glaube Hiobs nur die Konsequenz des (materiellen/irdischen) Segens Gottes sei.

  • Satan versteht ganz eindeutig nicht, was Glaube wirklich ist. Nämlich eine Liebe zu Gott, die sich darauf gründet, wer Gott ist und nicht auf das, was Gott gibt.
  • Eventuell ist es für uns gut, dass wir uns selbst mal fragen, wie das bei uns ist?
  • Möge der Herr uns immer mehr wachsen lassen in unserer Liebe zu IHM, ganz unabhängig von unseren Lebensumständen!

Gott lässt Satan gewähren, aber er setzt ihm dabei auch Grenzen.

Doch Hiob erträgt sein schweres Schicksal voller Gott-vertrauen und beweist damit, dass sein Glaube eben nicht an seinen Umständen hängt. Der Satz: „Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen; der Name des HERRN sei gelobt!“, ist absolut beeindruckend! Hiob erkennt damit an, dass alle guten Dinge von Gott kommen und wir kein Anrecht auf sie haben.

  • Diese demütige Erkenntnis wünsche ich uns Allen!
  • Und ich wünsche uns, dass wir das möglichst allein darin erkennen, dass wir nur den ersten Halbsatz sagen müssen: „Der HERR hat’s gegeben; der Name des HERRN sei gelobt!

Kapitel 2 beginnt fast identisch wie der Abschnitt in Kapitel 1, ab Vers 6. Wiederum sehen wir, dass Satan nicht versteht, was es mit dem Glauben Hiobs auf sich hat. Wiederum ist es herausfordernd zu lesen, dass Gott Satan hier Zugeständnisse macht und es zulässt, dass Hiob noch mehr leiden muss. Wenn wir hier eher Mensch-zentriert denken, dann stellt uns das vor riesige Probleme im Hinblick auf Gottes Charakter. Aber Gott verfolgt größere Ziele und lässt deshalb Leid zu. Genau darin wird ER in besonderer Weise verherrlicht. Und in Bezug auf Hiob müssen wir eben die langfristige Entwicklung im Blick haben. Die Leiden dieser Zeit sind sehr real, aber eben nicht wert, verglichen zu werden mit der Herrlichkeit, die ihn erwartet.

Nach der Versuchung durch Satan sehen wir, dass Hiob Gott treu bleibt. Darin ist er ein Typus des Christus, der Gott ebenfalls treu blieb, als Satan ihn versuchte.

In gewisser Weise geht die Versuchung dann noch weiter durch die herzlosen Worte von Hiobs Frau, wobei wir natürlich auch bedenken müssen, dass auch sie den Verlust aller Güter und ihrer Kinder zu verkraften hat.

Die drei Freunde, die dann am Ende von Kap. 2 auftauchen, sind zumindest im ersten Moment Tröster, die Hiob in seinem Leid beistehen.

Kapitel 3 zeigt uns dann einen depressiven Hiob. Er hat Todessehnsucht und ist völlig verzweifelt. Ich finde dieses Kapitel sehr wichtig, denn es gibt einen tiefen Einblick, in das Wesen von Depressionen – gerade auch im Bezug zu den dann nicht sonderlich hilfreichen Versuchen der Freunde, Hiob aus der Depression herauszurufen.

  • Auf die „warum?“ Fragen gibt es „unter der Sonne“ erst einmal keine Antwort, weil uns im Normalfall eben verschlossen ist, was Gott durch schwierige Umstände bewirken will.
  • Wir können hier manchmal helfen, in dem wir mit Hilfe der Bibel vorschnellen Interpretationen entgegentreten können bzw bestimmte Deutungen (a la „Gott hasst mich“ oder „Gott hat die Kontrolle verloren“) ggf eben auch mal als nicht Bibel-konform zu identifizieren.

Ab Kapitel 4 beginnt dann der lange Mittelteil des Hiob-Buchs. In der ersten Rede des Elifas in Kapitel 4 & 5 wird schon die Problematik deutlich. Im Prinzip hat Elifas natürlich recht, dass kein Mensch vor Gott gerecht ist und ein solcher Anspruch eben niemals gerechtfertigt ist. Andererseits hat Elifas aber nicht Recht, denn er unterstellt eben einen zu einfachen Zusammenhang zwischen menschlicher Ungerechtigkeit (Sünde) und Leid. Bei ihm mischen sich tiefe Erkenntnisse geistlicher Wahrheiten, mit völligen Fehldeutungen. So lehrt er zu Recht, dass es gut ist, sich in allen Dingen Gott zuzuwenden und dass es nichts Besseres gibt, als sich Gott zuzuwenden und auf Gott zu vertrauen. Aber er unterstellt dabei zu Unrecht, dass Hiobs Leiden die Konsequenz seiner Sünden ist.

  • Einfache, schnelle Antworten/Erklärungen sind eben nicht immer auch gute Erklärungen.
  • Im Buch Hiob geht es eben nicht nur darum, dass wir einen Retter brauchen, der uns aus unserer Sünde rettet, sondern darum, die Weisheit zu haben darauf zu vertrauen, dass Gott in allen Dingen unseres Lebens alles im Griff hat und im Leben derer, die zu IHM gehören, alle Dinge zu etwas Gutem gebrauchen wird und alles Leiden eines Tages zu einem Ende bringen wird (Röm 8,28). Jesus wird eines Tages wiederkommen, um alle Sünde und alles Leid zu einem Ende zu bringen.

Josefs bittet den Pharao entsprechend seines Plans vom Ende des 46. Kapitels, seiner Familie das fruchtbare Goschen als vorübergehende Heimat zu geben. Der Plan geht auf und Seine Familie das beste Stück Land in Ägypten. Der Pharao klingt dabei (wie überhaupt fast immer im 1. Mose) so, als ob er ein gottesfürchtigster und gnädiger Mann sei. Seine Nachfolger waren da anders drauf.

  • Anhand des Pharaos wird deutlich, dass nur weil jemand nett ist und Gott ihn im Leben anderer nutzt, dieser noch lange nicht zu Gottes Volk gehört. Das entscheidet sich eben nicht an Nettigkeiten und guten Werken, sondern ist eine Frage des Glaubens und eines bekehrten Herzens

Ab Vers 13 sehen wir dann, dass Josef nicht nur gut für seine Familie sorgt, sondern auch ein treuer Verwalter des Besitzes des Pharaos ist. Der Privatbesitz in Ägypten wird verstaatlicht und in Ägypten wird nicht der 10te für Gott, sondern der 5te für den Pharao eingeführt. Vers 25 kommt dann eher überraschend, wenn die Ägypter nach all dem zum Pharao sagen: „Du hast uns das Leben erhalten! Wenn wir Gnade finden vor den Augen unseres Herrn, so wollen wir Knechte des Pharao sein!“

  • Diese Worte können wir nahezu identisch zu unserem Retter und Herrn sagen!

Am Ende des Kapitels lesen wir vom nahen Tod Jakobs. Auch er lebt noch länger als 120 Jahre, wobei er selber seine Lebensjahre ja als „kurz“ bezeichnet. Bald schon wird dann das Leben nach max. 120 Jahren enden und in den Psalmen lesen wir ja von 70 bzw. 80 Jahren als ein gesegnetes Alter.

Zu Beginn von Kapitel 48 ist Jakob voller Freude und Dankbarkeit, seinen Sohn wiederzuhaben und auch noch dessen Söhne kennenlernen zu dürfen. Josef hat weiterhin einen besonderen Platz im Herzen seines Vaters. Das zeigt sich auch darin, dass Josef durch seine zwei Söhne quasi das doppelte Erbe bekommen sollte.

Nur nebenbei bemerkt sein, dass wir hier schon sehen, wie kompliziert das mit den 12 Stämmen ist. Aus Josef werden 2 Stämme und dann gibt es noch 11 weitere. Im Fortgang der Bibel werden wir sehen, dass die Benennung der 12 Stämme immer mal wieder variiert. Es sind ja nun 13 (bzw inkl Josef 14) und in den verschiedenen Listen fehlen immer mal wieder andere (z.B. in Offb. 7 ja der ansonsten recht bedeutende Stamm Ephraim, nachdem ja das Nordreich gelegentlich benannt wird).  Es geht wohl gar nicht so sehr, um die genaue Zuordnung, sondern um die Zahl 12. Das sehen wir dann bei den Aposteln ja auch wieder (Matthias wird als Ersatz nachgewählt und Paulus kommt auch noch irgendwie dazu und doch lesen wir dann immer von 12 Aposteln.

Interessant ist auch, wie Jakob sich als jüngerer Sohn nicht nur den Erstgeborenen-Segen ergaunert hat, sondern dies auch bei seinen Enkeln so hält. Trotz des Einspruchs Josefs, segnet Jakob dessen Jüngeren Sohn Ephraim mit dem Erstgeborenen-Segen.

In Kapitel 49 lesen wir Jakobs letzte Worte an Seine Söhne. Diese offenbaren sowohl, dass Jakob die Dinge der Vergangenheit nicht vergessen hat – auch wenn er sie nicht immer gleich angesprochen hat (siehe Rubens Sünde mit Bilah) und dass er den Charakter seiner Söhne sehr gut kennt. Sicher spricht er hier aber vor allem prophetisch. Dabei beruhen in Gottes perfektem Plan die prophetischen Aussagen zu den Stämmen ja immer auf einer Charakterbeschreibung der Söhne.

  • Die Aussage zu Levi ist interessant. Dieser Stamm wurde ja tatsächlich versprengt, aber nach Strafe sieht die Wahl zum Priestergeschlecht ja zumindest auf den ersten Blick nicht aus.
  • Ab Vers 8 wird Judas neue Rolle offiziell und gleichzeitig haben wir die wunderbare Verheißung des ewigen Herrschers aus Juda, König Jesus, der sein Kleid im Wein und Traubenblut waschen wird – dass muss doch für Juden sehr seltsam klingen, wenn man nicht weiß, dass Jesus die große Reinigung eben durch sein Blut erzielt hat!
  • Wenngleich Juda der Vorläufer des Herrn Jesus ist, ist Josef eindeutig der geliebte Sohn, der in vielem ein Schatten Jesu ist (siehe ab Vers 22)
  • Interessant ist in Vers 28, dass hier die 12 Söhne explizit als die 12 Stämme benannt werden, obwohl vorher gerade Ephraim und Manasse ja auch zu Stämmen erklärt worden.
  • Zu guter Letzt stellt Jakob noch sicher, dass er zu seinen Vätern ins verheißene Land zurückkehren darf.

Dann lesen wir vom Tod Jakobs. Zu Beginn von Kapitel 50 kommt es dann zu einem Staatsbegräbnis zurück im Gelobten Land.. Dabei ist der Umgang zwischen Josef und den Leuten des Pharaos bemerkenswert. Er bittet immer wieder höflich und untertänig und die Ägypter kommen mit und betrauern Josefs Vater so, als ob sie zu seiner Familie gehören würden.

  • Demut, Höflichkeit und Freundlichkeit im Umgang mit anderen lohnt sich.
  • Außerdem erweist sich Josef hier natürlich auch wieder als treuer Sohn, der dem Vater den letzten Wunsch erfüllt

Jakob ist in gewisser Weise erst der erste, der aus Ägypten ins gelobte Land zurückkehrt. Das war sein Wunsch und dem wurde entsprochen. Für den Rest seiner Nachkommenschaft würde es noch eine lange Zeit dauern, bis sie wieder ins gelobte Land kommen würden.

Spannend ist auch, wie die Josefs Brüder wohl von ihrem Vater gesagt bekamen, wie sie dem von ihnen so schlecht behandelten Bruder entgegentreten sollten (oder erfinden sie diese Aussage aus Angst vor Josef?). Bei Jakob war das ja im Bezug auf seinen Bruder Esau ganz ähnlich gewesen. Und auch in diesem Fall sehen wir, wie der von seinen Brüdern schlecht behandelte Bruder, den Bösen Gnade erweist.

  • So wie Esau und so wie Josef hat dann ja auch später ein Mann, der von seinen „Brüdern“ schlecht behandelt (getötet) wurde, diesen Gnade erwiesen. Unser großer Bruder Jesus wusste dabei, dass er der war, auf den Josef mit seinem Leben hinwies. Denn die Worte des Josef aus Vers 20: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.“ passen ja genauso gut in Jesu Mund.
  • Und in der Apostelgeschichte lesen wir dann auch einige Predigten des Petrus, bei denen er das ziemlich genau so erklärt. (Apg 2,23ff; 3,14ff; 4,10ff, etc)

Vers 20 ist wirklich so etwas wie die Zusammenfassung zumindest der 2. Hälfte des 1. Buchs Mose, denn hier geht es ja primär um Gottes souveränes Wirken in allen Dingen.

Das Buch endet mit Worten Josefs, in denen die Zuversicht zum Ausdruck kommt, dass Gott sein erwähltes Volk auch weiterhin führen und segnen wird. Und so erwartet man hoffnungsfroh die Rückkehr ins gelobte Land, auch wenn das Buch mit einem Mann in einem Sarg auf fremdem Territorium endet.