Josef spielt seinen Brüdern hier (nur scheinbar) übel mit. Die Motivation dafür wird nirgends beschrieben und natürlich ist vorstellbar, dass hier auch ein wenig Revanchegelüste eine Rolle gespielt haben dürften. Aber wesentlich ist das wohl vor allem ein Test der anderen Brüder, ob sie sich wirklich verändert haben oder auch den anderen Sohn der Rahel im Stich lassen. Die Brüder sind sich ihrer Sache sicher und bieten quasi die Todesstrafe für den an, bei dem der Becher gefunden werden sollte. Die Geschichte hätte sie da eigentlich vorsichtiger machen sollen, denn komplett auf der Unschuld der Brüder zu vertrauen ist ja doch eher naiv … selbst wenn es in diesem Fall letztendlich zutrifft.
Und dann kommt es zum scheinbaren „worst case“ – ausgerechnet bei Benjamin wird der Kelch gefunden. Doch das ist die Gelegenheit für Juda, sich als geläuterte Person zu erweisen und genau das tut er. Er bietet sich selbst an – als Stellvertreter für den (vermeintlichen) Sünder Benjamin und aus Liebe zu seinem Vater. Damit tut Juda hier das, war sein großer Nachkomme später in noch viel größerem Umfang nicht nur angeboten, sondern dann auch getan hat!
In Kapitel 45 sehen wir ganz tief in die Seele von Josef. Er ist sehr angerührt von seinem Vater zu hören … und sehr berührt davon, dass sein Bruder Juda sich so verändert hatte und so viel Liebe für Seinen Vater hat. Josef ist voller Gnade und Liebe und er erkennt, dass der souveräne Gott hinter allen Geschehnissen steht – gerade auch hinter denen, die für ihn erstmal sehr schlimm und schmerzhaft waren.
- Ich wünsche uns, dass wir alle dieses feste Vertrauen auf den allmächtigen Gott haben, der alle Dinge so gebraucht, dass sie seinen Kindern letztendlich zum Besten dienen.
In Vers 17 sehen wir, dass der Pharao nun das befielt, was Josef ohnehin schon geplant hatte. Vers 24 ist fast etwas witzig: „Damit entließ er seine Brüder, und sie zogen hin. Und er sprach zu ihnen: Zanket nicht auf dem Wege!“ … ein guter Rat an die Brüder J
In Kapitel 46 sehen wir, dass Jakob/Israel überraschend schnell bereit ist, das verheißene Land zu verlassen … aber Gott bestätigt ihm das und macht ihn Mut, den Weg nach Ägypten zu gehen. Und Gott verheißt ihm, die Rückkehr.
Wir sehen dann, dass das Volk Gottes damals noch nicht mehr war, als eine Großfamilie. Doch das sollte sich dann in Ägypten ändern.
Am Ende des Kapitels sehen wir, dass Josef trotz aller Loyalität zum Pharao, in erster Linie das Beste seiner Familie sucht. Er sorgt dafür, dass seine Familie das fruchtbarste Land bekommt, aber vor allem eben auch dafür, dass es abgesondert bleibt und sich nicht (zu sehr) mit den Ägyptern vermischt.