Gleich der erste Vers im Buch Ruth macht deutlich, wann das Buch zeitlich einzuordnen ist, nämlich während der Zeit der Richter. Neben den äußeren Bedrängnissen, von denen wir im Buch Richter lesen, gab es damals auch innere Not, in diesem Fall durch eine Hungersnot.

In Ihrer Not zog die Familie des Elimelech in das Land der Moabiter und die Söhne heirateten lokale Frauen. Das klingt jetzt ja erstmal nicht gerade positiv. Und tatsächlich erlebt die Familie keinen Segen. Sowohkl Elimelech, wie auch seine beiden Söhne sterben. Die Mutter bzw Ehefrau Noomi bleibt allein unter Fremden zurück. Noomi schickt die Schwiegertöchter zurück, weil sie denkt, dass sie nicht für sie sorgen könnte. Aber Rut erweist sich als echte Bekehrte zum wahren Gott der Noomi (V.16f).

Die Klageworte der Noomi bei ihrer Rückkehr am Ende von Kapitel 1 sind nachvollziehbar. Und doch verkennen sie, dass Gott sie ja nicht leer zurückgebracht hat, sondern mit Rut an ihrer Seite, durch die sie noch viel Segen erleben sollte!

  • Das sollte auch uns eine Ermahnung sein, nicht zu schnell zu klagen. Eventuell übersehen auch wir manchmal die schon vorhandenen Wurzeln des späteren Segens.

Ab Kapitel 2 kommt die Wendung zum Guten im Leben von Noomi und Rut. Dabei klingt es so, als sei Alles nur Zufall. So heißt es in Kap. 2, Vers 3: „und es traf sich“. Doch was nach Zufall klingt, ist die gnädige Fügung durch Gottes versorgende Hand! Noomi erkennt das in V.20 richtig.

In Vers 7 lesen wir vom Fleiß der Rut und in Vers 11 werden ihre guten Taten erwähnt. Doch wahrscheinlich ist es vor allem der familiäre Hintergrund der Boas dazu veranlasst Rut zu versorgen und zu beschützen. Auch das ist vorbildlich.

  • Ich wünsche mir, dass die jungen Männer in unserer Gemeinde auf ähnliche Weise mit jungen Frauen umgehen … und dann dabei vielleicht auch schon ihren zukünftigen Frauen dienen J

Zu Beginn von Kapitel 3 sehen wir, dass sich Gott-vertrauen und gut überlegtes Handeln nicht gegenseitig ausschließen. Noomi ist in Beidem ein Vorbild und deswegen ist ihr wohl kalkulierter Rat zugleich Ausdruck ihres festen Vertrauens auf den Herrn. Rut erweist sich weiter als „tugendhaft“, was wiederum positive Konsequenzen hat. Gleiches gilt aber auch für Boas. Inmitten der dunklen Richter-Zeit sehen wir hier vorbildliche Menschen!

Trotzdem erleben wir hier ein Auf- und Ab. Gerade schien es noch so als ob Boas der Löser sein könnte und dann berichtet er von einem anderen Löser, der das erste Recht hat.

  • Das heißt es weiter, auf Gott zu vertrauen und dann entsprechend weise zu handeln …
  • Das sollte uns ein Vorbild sein.

Zu Beginn von Kapitel 4 sehen wir, dass – ähnlich wie vorher Noomi – nun auch Boas mit viel Cleverness handelt. Er setzt sich durch und darf zum (Er)löser werden.

  • Boas wird hier also zu einem „Jesus“-gleichen Erlöser der Frau, die keinen Anspruch auf Erlösung gehabt hätte. Und er wird so zum Vater, des späteren Vaters von König David und damit auch ein Urahne des Herrn Jesus. Jesus stammt also von einer Moabiterin ab.
  • Und so sehen wir, dass Boas durch sein Handeln nicht nur zum Löser von Rut & Noomi wird, sondern durch sein Handeln Anteil daran hat, dass eines Tages der Erlöser kommt, den Rut, Noomi, er selbst und wir alle brauchen!
    • So schreibt Gott Geschichte … inmitten von schweren Lebenssituationen.

Wer das Buch Ruth nochmal weiter durchdenken möchte, den verweise ich auf meine Predigt aus der Adventszeit, bei der ich das ganze Buch in einer Predigt betrachtet habe: https://www.youtube.com/watch?v=9bMej–EZf8&t=4s

Der letzte Bericht im Buch Richter erinnert sehr an Soddom und Gomorrah (1. Mose 19), nur dass die Verfehlungen noch schlimmer sind. Dass der Levit sich erst einen Tag nach dem anderen rauben lässt und dann nachher in Eile ist, zeigt quasi im Vorspann schon, wie wenig weise (bzw dumm) der Levit ist.

  • Der Vater der untreuen Nebenfrau (allein das zeugt ja schon von Sünde … untreu … Nebenfrau) meint wahrscheinlich, seinen „Schwiegersohn“ freundlich stimmen zu können, durch die gemeinsamen Festmähler und will so seine Tochter schützen.
  • Doch letztendlich führt sein Verhalten dazu, dass seine Tochter sterben wird.

Der alte Mann in Gibea scheint zuerst der einzig vernünftige und „gute“ Mensch zu sein. Doch dann bietet er seine jungfräuliche Tochter und die Nebenfrau seines Gastes den bösen Männern an. Diese waren wohl bisexuell und von blinder sexueller Lust getrieben. Von daher kommen hier verschiedene sexuelle Sünden zusammen. Die Männer bekommen dann nicht das, was sie wollen, sondern „nur“ die Nebenfrau. Es ist ja auch schon schockierend, dass ihr Mann sich erst aufmacht, um sie zurückzugewinnen und dann schnell dabei ist, sie den bösen Männern zum Missbrauch zu geben.

Die bösen Männer gehen dann aber noch weiter und missbrauchen sie, bis sie tot zusammenbricht.

  • Das ist eklig, höllisch und macht uns zornig.
  • Doch das ist die Konsequenz, wenn Menschen sich selbst überlassen werden.
  • Der Mensch ist nicht grundsätzlich gut … er ist böse … und Anarchie führt deshalb fast immer zu schrecklichen Gräueltaten.

Schließlich sehen wir, dass der Levit offenbar ganz seelenruhig schläft, während seine Nebenfrau erst geschändet wird und dann vor der verschlossenen Tür stirbt.

  • In diesem Bericht ist einfach alles abstoßend … aber so ist die Sünde!
  • Ich danke dem HERRN, dass Er unser König ist und ich preise ihn auch dafür, dass wir in einem Rechtsstaat leben, der mit seinen Gesetzen, das Böse eindämmt!
  • Vor allem aber danke ich IHM, dass Er mir ein neues Herz gegeben hat und seinen Geist, der uns verändert, so dass wir – mit Gottes Hilfe – immer weniger so handeln, wie eigentlich alle Leute, von denen wir in diesem Bericht lesen.

Kapitel 20 zeigt, wie die Stämme Israels auf die Botschaft der zerstückelten Leiche der Nebenfrau des Leviten reagieren. Sie wollen richten und so ziehen sie gegen Benjamin und die Stadt Gibea. Und doch wird das Richten zur Quelle noch größeren Unrechts.

  • Das sollte uns eine Warnung sein, das Gericht nicht in eigene Hand zu nehmen. Wir dürfen das Richten den dafür vorgesehenen staatlichen Organen überlassen … und dann vor allem eben dem HERRN, der in letzter Instanz vollkommen gerecht richten wird.

Nachdem um eine geschundene und ermordete Frau zu richten, 25.000 Mann getötet wurden, werden in Kapitel 21 aus Mitleid Frauen gesucht. Dieses Mal ist es nicht „nur“ eine Frau, die leiden muss, sondern zuerst 400 und später noch mehr. Außerdem werden viele andere umgebracht.

Was als Mission zur Herstellung von Gerechtigkeit beginnt, endet in noch größerem Unrecht. So endet das Buch Richter an der Stelle, die zuvor mehrmals mit den Worten „Israel tat, was dem Herrn missfiel“ beschrieben wurde.

  • Nachdem die Kapitel 3-16 deutlich gemacht hatten, dass Israel einen besseren, ewig lebenden Richter/Retter braucht, zeigen uns die letzten 5 Kapitel, wie sehr Israel einen König braucht, der deutlich sagt, was gut und richtig ist. Sonst tut jeder, was ihm Recht dünkt … und das Ergebnis ist Chaos.
  • Ich hoffe, dass wir alle das Buch Richter so lesen. Es geht hier nicht um Lebensbilder oder darum, normativ Dinge vom Vorbild der Richter abzuleiten. Es geht vielmehr darum, dass das was wir in diesem Buch sehen, eben nicht gut genug ist. Und so weist das Buch in die Zukunft, hin zum einen wahren Retter und zum König aller Könige!
  • Ich preise Gott, dass ich mit Jesus leben darf, dass ER mein Retter und HERR ist und ich mich nicht auf solche Richter verlassen muss darauf, dass das was Menschen Recht dünkt, schon irgendwie passen wird.

Der ganze Bericht von Simson (der schon in Kapitel 13 angefangen hatte und bis zum Ende von Kap. 16 geht) zeigt meines Erachtens zwei Dinge: a) Die negativen Konsequenzen, die es haben kann, wenn wir unsere Triebe nicht im Griff haben, und b) Gottes souveränes Wirken in Situationen, die sehr gottlos wirken.

  • Die Lehre daraus kann deshalb niemals sein, dass es im Wissen um Gottes Souveränität egal ist, wie wir leben und dass Gott schon etwas daraus machen wird. Vielmehr sollten wir danach streben, unsere Triebe zu kontrollieren und weise zu agieren. Gleichzeitig dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott uns auch dann noch gebrauchen kann, wenn wir mal versagt haben.

Aber natürlich lehrt uns der Text noch viel mehr … und vor allem weist uns Simson auf Jesus hin, den Retter/Richter, den wir wirklich brauchen.

In Kapitel 14 sehen wir, dass Simson etwas begehrt, was er nicht begehren sollte … eine Philisterin. Seine Eltern wissen, dass das falsch ist und sie wissen nicht, was uns der Text in Vers 4 verrät „Aber sein Vater und seine Mutter wußten nicht, daß es von dem HERRN kam; denn er suchte einen Anlaß gegen die Philister.“ Von daher ist es schlichtweg falsch, dass seine Eltern nachgeben. Aber letztendlich verhindert dann ja Gott selbst den Eheschluss.

Dann lesen wir von Simsons Sieg über den Löwen (das erinnert an den jungen David). Auch hier tut Simson dann wieder etwas, dass eigentlich verboten war … er geht an den Kadaver und holt sich Honig daraus.

Dann kommt das Rätsel und dann sehen wir, dass Simsons Verlobte – die komplett namenslos bleibt – ihren Leuten loyaler ist, als Simson.

  • Und so sehen wir einen zweiten Charakterzug an Simson … er ist nicht nur unkontrolliert in seinen sexuellen Gelüsten, sondern auch blindwütig im Zorn.

Sicherlich nicht nur überraschend für die Philister (sondern auch für uns), lesen wir in Kapitel 15, dass Simson dann trotzdem noch die Ehe mit seiner Verlobten anstrebt. Doch sie ist nun schon anderweitig vergeben. Und so geht es weiter und Simson tötet viele Philister. Im Nachgang gibt es dann noch einen zweiten Kampf und Simson tut es Schamgar nach und tötet die Feinde mit der Waffe, die ihm gerade zur Verfügung steht.

Und so sehen wir, wie Simsons eigenen Leute ihn den Feinden ausliefern, damit sie ihn töten können und Gott das dazu gebraucht, um durch den Ausgelieferten den Feind der Kinder Gottes zu besiegen.

  • Ich sehe hier einen Schatten auf Jesus, der ebenfalls von den Juden an die Feinde ausgeliefert wurde, damit diese ihn töten könnten und der ebenfalls dadurch den Feind (Satan) besiegt hat, um so sein Volk zu befreien!

In Kapitel 16 offenbart sich noch zwei weitere Male Simsons zügelloser Geschlechtstrieb. Erst sucht er eine Prostituierte auf und bringt sich so in Gefahr. Aber dank seiner großen Stärke befreit er sich aus der Gefahr. Und dann verliebt er sich nochmal. Auch sein neuer Schwarm, Delia, scheint zu den Philistern zu gehören. Sie verhält sich dann auch fast genauso wie seine Verlobte in Kap. 14. Doch Simson ist dumm genug, trotz der vorherigen Lügen, letztendlich sein Geheimnis zu verraten. Das wird ihm zum Verhältnis. Nun scheint alles vorbei zu sein. Simson ist besiegt.

  • Auch hier sehen wir einen Schatten in Richtung Jesus. Simson ist von den Feinden besiegt und dann – durch das Ausstrecken seiner Arme am Holz (aus dem die Säulen des Hauses sehr wahrscheinlich gefertigt waren) – besiegt er seine Feinde – wobei er sein eigenes Leben gibt.

Aber natürlich ist der Sieg, den Simson erreicht, nicht besonders bedeutend. Er tötet einige Feinde aber letztendlich bewirkt er nichts von echter Bedeutung oder langer Dauer. Simson ist kein wirklich guter Retter … und gerade deshalb weist er uns – genauso wie die anderen Richter zuvor – darauf hin, dass wir einen viel besseren Retter brauchen.

  • Danke Jesus, dass Du unser Retter bist und unsere Feinde durch deinen Tod besiegt hast!

Ab Kapitel 17 kommen wir zu den Kapiteln, die uns keine weiteren Richter vorstellen, sondern uns das Herrscher-lose Israel in seiner ganzen Gottlosigkeit zeigen. So ist der Refrain der letzten 5 Kapitel im Buch Richter nicht mehr „und der Richter starb und die Israeliten taten wiederum, was dem Herrn missfiel“, sondern „Zu der Zeit war kein König in Israel, und jeder tat, was ihn recht dünkte“. Das Problem ist dabei natürlich nicht, dass Israel keinen König oder Richter hat, sondern den wahren Herrscher einfach nicht anerkennt. Der König, den Israel braucht ist ein König, der nicht nur dauerhaft rettet und gut führt, sondern eben auch die Herzen der Menschen verändert.

In Kapitel 17 und 18 lesen wir die Geschichte von Micha. Er weiß offensichtlich, dass die Leviten als Priester dienen, doch meint er, sich einfach seinen ganz privaten Priester engagieren zu können. Die Verse 10 und 11 machen sehr deutlich, wie absurd das Verhältnis zwischen dem Levit und Micha ist. Wer ist jetzt eigentlich wessen „Vater“?

  • Das Fazit in 17,13 offenbart, wie sehr wir beruhend auf Halbwissen Dinge falsch deuten können. Leider habe ich in „christlichen“ Kreisen manchmal einen ganz ähnlichen Eindruck. Einiges sieht nach „christlich“ aus und hört und fühlt sich so an, aber tatsächlich geht es total am Kern des wahren Glaubens vorbei.
  • Deshalb müssen wir immer wieder auf Gottes Wort hören und wir brauchen Menschen in unserem Leben, die Gottes Wort gut kennen und uns darauf hinweisen können, wenn wir auf Abwege geraten sind.

In Kapitel 18 sehen wir, dass der Levit auch den Danitern wie ein Mietling dient. Die Daniter zeigen durch ihren „Raub“, dass sie wie Micha auch, nur ein bisschen „göttliche Magie“ wollen, aber eben kein Leben nach Gottes Willen. Hier wird Gott bzw sein Priester samt Efod etc. zum Diener und Gehilfen degradiert. In all dem sehen wir Menschen, die Untreu und Ungehorsam sind. Und wir sehen, dass das Konsequenzen hat. Micha beraubt seine Mutter. Diese scheint das nicht zu stören. Beide zusammen basteln sich Götzen. Der Levit lebt nicht da, wo er hingehört und Dan besiedelt nicht das Gebiet, das ihnen eigentlich zugeteilt wurde. Der Levit dient nicht Gott, sondern Menschen, etc …

Das Fazit ist klar: Jeder tut, was ihm recht dünkt und ignoriert, was Gott will!

  • Ist das nicht das Grundproblem von uns Allen?
  • Es gibt nur ein Gegenmittel – auf Gottes Wort zu hören und in der Kraft des Heiligen Geistes dann auch danach zu streben zu tun, was IHM gefällt. Dann kommt Frieden und Segen statt Chaos in unser Leben, denn Gott weist den Weg zu einem leben in Fülle.

In Kapitel 10 folgen zwei kurze Berichte von Richtern, von denen wir sehr wenig erfahren, aber scheinbar waren sie Retter aus der inneren Korruption im Volk Israel.

Mit Vers 6 bringt dann wieder das traurige Echo des Ungehorsams gegen Gott, auf den dann die Strafe durch einen äußeren Feind folgt. Israel betet lauter falsche Götter an – nur der wahre Gott wird missachtet …. bis Israel sich in der Krise wieder auf Gott besinnt.

Was schon in Kap. 6 sichtbar wurde, wird nun noch deutlicher – Gott sendet nicht mehr sofort einen Retter, sondern sagt Israel nun was der Grund ihres Problems ist und zeigt ihnen durch Seine Aufforderung (V.14), dass die Götzen nichts taugen. Israel erkennt das an und Gott erbarmt sich.

  • Gepriesen sei unser Gott für Seine Gnade und Geduld!

Der Richter Jeftah, von dem wir in Kapitel 11 & 12 lesen, ist, wie schon viele seiner Vorgänger, jemand, den man nicht unbedingt als Richter ausgewählt hätte. Als der verstoßene Sohn einer Hure eilte ihm sein Ruf als Kämpfer aber wohl voraus, so dass er in der Not zur Hilfe geholt wurde. Im Konflikt mit den Ammonitern zeigt Jeftah, dass er sich in der Geschichte Israels gut auskannte (V.14ff). Außerdem erkennt er, wer wirklich DER RICHTER ist, nämlich der HERR! (V.27).

Sein Gelübde ist etwas seltsam und dumm – er hätte sich doch denken müssen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ihm zuerst seine Frau oder seine Tochter entgegenkommen recht groß war … oder hatte er viele Haustiere?

Manche Ausleger meinen, dass seine Tochter nicht als Opfer sterben musste, sondern in irgendeiner Form so „geopfert“ wurde, dass sie nicht mehr heiraten konnte/durfte. Das halte ich aber für nicht überzeugend. Ich denke schon, dass der Text ziemlich klar macht, was hier wirklich los war. Und da das Gelübde ja wohl eigentlich im Bezug auf ein Tier gemeint war, wird es sich wohl wirklich um das Töten und ggf Verbrennen gehandelt haben.

  • Die Ausleger haben da wohl einfach (zu Recht) ein moralisches Problem und wollen es deshalb nicht wahrhaben
  • Wie dem auch sei, wir sollten sehr bedacht darauf sein, keine dummen Gelübde abzugeben.

In Kapitel 12 kommt Ephraim mit dem gleichen Spruch, wie schon bei Gideon in Kap. 8. Jeftah ist da aber direkter mit Ephraim und das führt letztendlich zum Kampf und zur Niederlage Ephraims. Hier kommt dann auch das berühmte „Schibbolet“, das vielen Leuten aus Ephraim zum Verhängnis wurde.

Ibzan, Elon und Abdon waren offensichtlich nicht gerade heldenhafte Richter – zumindest bei Ibzan ist das aus dem Text recht klar.

Ab Kapitel 13 kommt dann der lange Bericht des letzten in diesem Buch behandelten Richters – Simson.

Die Vorgeschichte zum Richter Simson hat alle möglichen deja vu Effekte. Die Ankündigung eines Engels an eine unfruchtbare Frau, dass sie schwanger werden wird ist ja kein Einzelfall und deutet irgendwie auch auf den letzten und höchsten aller Retter hin und die Begegnung der Eheleute mit dem Engel des Herrn hat eine Vielzahl an Parallelen zu Gideons Berufung in Kap. 6.

Manches erinnert auch ein wenig an Johannes den Täufer … und in gewisser Weise ist Simson ja genauso wie Johannes auch ein Vorläufer des Herrn.

Ich finde es interessant, dass Manoach und seine Frau nicht gleich kapieren, dass sie es mit dem Engel des Herrn zu tun haben. Er tritt als Mensch auf.

  • Ich denke, dass wir vieles gar nicht wahrnehmen, was Engel aber auch Dämonen hier auf Erden tun, da wir sie nicht als solche erkennen.
  • Wie dem auch sei, der HERR sendet seinen Engel mit Zuspruch & Wegweisung und Manoach und seine Frau erkennen letztendlich, dass das für sie nicht das Todesurteil, sondern ein Segen ist.

In Kapitel 6 beginnt dann der Bericht vom Richter Gideon. Der Engel des Herrn beruft ihn und verkündet ihm, dass er Gottes Volk retten wird (V.14). Doch Gideon hat Angst und braucht Ermutigung. Erst kümmert er sich um seine eigenen Angelegenheiten.

  • Er tut das des Nachts … aber er tut es.

Und dann sucht er Gottes Bestätigung und Ermutigung durch den doppelten Test mit der geschorenen Wolle (das Vlies).

Und dann ist er bereit. In Kapitel 7 sehen wir, dass Gott Gideons ohnehin schon völlig unterlegene Armee noch von 32.000 Mann auf nur 300 Leute reduziert. Dann ermutigt er ihn durch das, was er heimlich von den Feinden hört. Schließlich richtet der Feind sich quasi selbst, als Gideons Männer einfach nur trompeten, rufen und Fackeln hochhalten. Und so rettet Gott letztendlich das Volk. Doch Gideon und die Männer dürfen dann im Nachgang auch noch kämpfen. Und sie tun das und sind dabei sehr erfolgreich.

Zu Beginn von Kapitel 8 sehen wir, dass der erfolgreiche Retter nicht überall willkommen geheißen wird. Die eigenen Brüder, die Männer von Efraim, sind typisch eifersüchtige und doch eigentlich völlige Versager. Aber Gideon ist sehr demütig (anders als später Jeftah).

Die Leute von Sukkot und Pnuel sind auch nicht gerade hilfreich. Trotz des großen Sieges Gideons sind sie ganz offensichtlich noch nicht davon überzeugt, dass er letztendlich auch die Könige überwältigen wird. Von daher positionieren sie sich lieber nicht und geben Gideons Männern keine Wegzehrung. Doch Halbherzigkeit und Unglaube – wenn es doch letztendlich um die Sache Gottes geht – hat immer ernste Konsequenzen. Und so werden sie dann auch von Gideon, nach dessen erfolgreicher Schlacht, dafür zur Rechenschaft gezogen.

Doch auch Gideon ist nicht der Retter, den Israel wirklich braucht. Bei den Rettern davor war das Hauptmanko, dass sie jeweils starben und dann der ganze Mist von Neuem begann. Gideon versagt schon zu Lebzeiten. Erst agiert er noch richtig. Nach dem erfolgreichen Kampf gegen die Midianiter gibt Gideon Gott auch im Sieg die Ehre und lehnt die Krone ab. Doch dann wird er (der in Kap. 6 noch den Tempel des Baal abgerissen hatte) erst gieirg und lässt sich einen Teil der Beute geben. Und dann wird er zum Götzenanbeter und verführt damit auch gleich noch Andere (V.27).

  • Das darf uns herausfordern. Unsere Berufung ist es, den Weg des Glaubens bis zum Ende zu gehen. Doch weil auch wir schwach sind, hat der Herr uns Christen seinen Heiligen Geist gegeben, die Kraft aus der Höhe, durch den wir versiegelt sind, so dass wir nicht abfallen werden, so wie es einst Gideon tat.

Die Verse 28-32 leiten dann Kapitel 9, wobei der Name Abimelech (mein Vater ist König) zumindest andeutet, dass Gideon sich letztendlich wohl doch als König sah.

Die Regentschaft Abimelechs in Kap. 9 zeigt, dass Israel nicht nur unter äußeren Feinden litt. Hier gab Gott Israel in die Hand eines „Feindes im Inneren“. Der „Dornbusch“ (V.15) Abimelech herrscht und wird zumindest vorübergehend als König akzeptiert, obwohl er eindeutig ein schlechter Herrscher ist. Da wo Unrecht herrscht, werden auch andere ungerechte Menschen Herrschaftsansprüche anmelden. So tritt Gaal auf (V.26ff).

  • Am Ende endet diese Episode im Desaster für alle Beteiligten. So ist die Sünde. Wir tun gut daran, den Anfängen zu wehren und selbst vor der Sünde zu fliehen und auch der Sünde in unserer Gemeinschaft keinen Raum zu geben, indem wir einander in Sanftmut zurechthelfen (Gal 6,1).

Zu Beginn von Kapitel 2 taucht der Engel des HERRN auf, der durch seine Rede in der „ich“ Form deutlich macht, dass es wohl eine Person des dreieinigen Gottes (der Sohn?!) ist. Und ER spricht Worte des Gerichts: „Ich will sie nicht vor euch vertreiben, damit sie euch zum Fangstrick werden und ihre Götter zur Falle.“

Nach einem kurzen Rückblick auf Jos 24 in den Versen 6-9, kommt dann in V.10 die verheerende Zusammenfassung: „Als auch alle, die zu der Zeit gelebt hatten, zu ihren Vätern versammelt waren, kam nach ihnen ein anderes Geschlecht auf, das den HERRN nicht kannte noch die Werke, die er an Israel getan hatte.“

  • Ihr Lieben: Auch wir haben eine Verantwortung für die nächste Generation.
  • Mir persönlich ist das sehr wichtig gerade auch im Hinblick auf unser Trainee-Programm und meine außergemeindlichen Aktivitäten. Ich sehe da meinen Dienst gerade auch als einen Dienst für die nächste(n) Generation(en). Ich bin sehr dankbar, dass wir auch als ganze Gemeinde hinter dem Trainee-Programm stehen.

Ab Vers 11 bekommen wir einen ersten Blick auf den sogenannten Richter-Zyklus

  • 11-13: Hier wird das ganze Übel noch weiter beschrieben …
  • 14-15: Gott lässt sich nicht missachten. Seine Strafe ist letztendlich oft ein Akt der Gnade, da ER so Menschen wachrüttelt.
  • 16-23: Gott hört das Volk in seiner Not und sendet einen Richter/Retter, der dem Volk Frieden bringt.

Bemerkenswert finde ich auch die Aussage am Ende des Kapitels: „21 so will ich auch hinfort die Völker nicht vertreiben, die Josua übriggelassen hat, als er starb, 22 damit ich Israel durch sie prüfe, ob sie auf dem Wege des HERRN bleiben und darauf wandeln, wie ihre Väter geblieben sind, oder nicht.“

  • So manche schwere Situation, die wir erleben, mag genau das sein – eine Prüfung, durch die sich unser Glaube als echt erweisen soll.
  • So schreibt es ja dann auch später Petrus im 1. Petrus 1: „6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 7 damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.“

 

Die ersten 6 Verse in Kapitel 3 gehören noch zur Einleitung des Briefes. Hier wird in allgemeiner Form beschrieben, wie Gott die fremden Völker gebrauchte, die aufgrund des Ungehorsams Israels im Land verblieben waren: „… um Israel durch sie zu prüfen, damit es kund würde, ob sie den Geboten des HERRN gehorchten, die er ihren Vätern durch Mose geboten hatte.“

  • Und so ist kund geworden, dass Israel und überhaupt niemand Gott so gehorcht, wie er es soll. Das Gesetz kann eben nur theoretisch retten, tatsächlich zeigt es uns nur unsere Not und bereitet uns so auf den Erlöser vor (Röm 3,19-20 und dann 3,21ff)

Ab Vers 7 lesen wir dann vom ersten Richter in Israel. Otniel ist der einzige vorher in der Bibel schon erwähnte Richter (Jos 15,17f und Ri. 1,13). Trotzdem erfahren wir hier nicht viel über ihn. Sein Richterdienst ist in gewisser Weise einfach exemplarisch für den „Richter-Zyklus“. Israel tut, was dem Herrn missfällt; der HERR gibt Israel in die Hände eines Feindes; Israel schreit zum Herrn; der Herr erweckt einen Richter und der rettet Israel und dann hat Israel Ruhe für xx Jahre.

Ab Vers 12 folgt der Bericht vom Richter Ehud. Er ist ein mutiger Richter, der wohl erst mit dem Retten begann und dann als Retter anerkannt wurde. In diesem Bericht sehen wir dann auch schon etwas, das typisch für das Richter-Buch ist. Es ist voller sarkastischer und teilweise auch humoristischer Bemerkungen, durch die doch auch geistliche Wahrheiten vermittelt werden.

Das sehen wir dann auch bei der kurzen Bemerkung über den Richter Shamgar in Vers 31. Auch Er agiert als Retter und bekämpft die Feinde mit der „Waffe“, die ihm zur Verfügung steht, anstatt darüber zu klagen, dass er nicht richtig ausgerüstet ist … sehr vorbildlich.

  • Natürlich stellt sich bei Ehud und Shamgar schnell die Frage, ob solche Gewaltakte wirklich Gottes Wille sind. Allerdings sollten wir nicht übersehen, dass Mord mit einem Dolch oder einem Ochsenstecken sicher nicht brutaler ist, als das ewige Feuer der Hölle. Und wir sollten nicht übersehen, dass die Ermordeten brutale Unterdrücker von Gottes erwähltem Volk sind.

In Kapitel 4 (und 5) begegnet uns dann mit der Frau Deborah eine mindestens genauso unwahrscheinliche Besetzung für das Richteramt, wie der evtl körperlich behinderte Ehud (Linkshänder könnte auch bedeuten, dass er seinen rechten Arm nicht nutzen konnte) und der evtl heidnische Ochsensteckenschwinger Schamgar. Aber auch sie war von Gott erwählt wurden, zum einen zur Rettung, und zum anderen wohl auch, als ein Zeugnis, dass Gott seinen Weg zur Rettung findet, auch wenn die Männer Weicheier sind und kneifen.

In diesem Bericht lohnt es sich auf das zu achten, was hier über Männer und Frauen gesagt wird. Deborah erinnert Barak daran, dass es eigentlich Gottes Berufung für ihn war, das Volk zu retten (4,6f). Doch Barak ist ein Feigling. Der Mann verlangt von der Frau, ihn zu begleiten (V.8), was wiederum dazu führen wird, dass quasi als Gericht der Ruhm dann zu einer Frau geht, der doch eigentlich hätte auf Barak kommen sollen (V.10). Deborah übt ihr Amt aber so aus, wie sie es wohl von Gott her als richtig erkennt. Sie kämpft nicht an vorderster Front, sondern steht hinter dem Mann, den sie ermutigt aber dann kämpfen lässt (V.14).

Wir sehen dann gleich noch eine Mann/Frau Kombination. Der große Krieger Sisera ist auch ein Feigling, der seine Truppen zurücklässt und hinter dem Rockzipfel einer Frau Zuflucht sucht. Das Bild ist voller Sarkasmus. Er kriegt sein Glas warme Milch und Jael denkt ihn nett zu, so dass der große Krieger schlummern kann. Und dann sehen wir die mutige Jael, die anpackt und den großen Krieger mit Hammer und Zeltpflock erlegt.

  • Der ganze Bericht ist eine Ermahnung an Männer, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen.
  • Von daher denke ich auch, dass Männer nicht klagen sollten, dass Frauen in Gemeinden immer häufiger die Leitung übernehmen, sondern einfach selber mutig Verantwortung übernehmen sollten. Das würden sicher auch viele Frauen zu schätzen wissen und sich dann gerne in die Rolle begeben, die der HERR ihnen eigentlich zugedacht hat.

Das Lied in Kapitel 5 lehrt – genauso wie der Bericht in Kapitel 4 – nochmal über die verquere Rollenverteilung zur Zeit Deboras & Barak. Deborah beschreibt ihren Dienst als die Konsequenz der Untätigkeit derjenigen, die hätten aufstehen können und dann übt sie ihr Amt typisch weiblich aus … wie eine Mutter in Israel (5,7)

Und über den großen Krieger Sisera lesen wir spöttisch, wie seine Mami sich sorgen macht, als er nicht zurückkehrt, sich dann aber schnell mit dem Gedanken tröstet, dass er sicher mit 1-2 Mädels (als Beute) vergnügt (V.30).

  • Hier läuft alles schief. Männer sollten Frauen hingebungsvoll lieben und mutig vorangehen und als das Haupt zu Hause aber auch in Gottes Volk (auch in der Gemeinde) als dienende Leiter agieren.
  • Das wirkliche Traurige am Bericht über die Richterin Debora ist, dass das Versagen der Männer eklatant an unsere Gesellschaft (und an viele Gemeinden) erinnert. Und dann stehen halt Frauen auf und leiten … nur tun sie das nicht immer so gut und im Sinne Gottes wie das bei Deborah der Fall war.
  • Ich bin dankbar, dass wir bei uns in der Gemeinde noch viele echte Männer und Frauen haben.

Wenn wir nicht die Bucheinteilung hätten, würde man denken, dass der Bericht aus dem Buch Josua nahtlos weitergeht. Und letztendlich tut er das ja auch. Nach dem Tod Josua fragt das Volk Gott, wie es nun weitergehen soll und Gott gibt klare Anweisungen. Und zumindest vorerst erweist sich Israel dann auch als treu und tut, was Gott ihnen sagt.

Die Verse 12-15 wiederholen die Worte aus Jos 15,13-19 … aber hier geht es wohl weniger um Kaleb und mehr um die Vorstellung von Otniel, der ja in Richter 3,7-11 zur Hauptfigur wird und einer der 12 Richter sein wird. Vers 16 klingt evtl erstmal recht harmlos … aber ist das nicht schon der erste Schritt hin zur Verunreinigung und des Ungehorsams gegen Gott?

Spätestens mit Vers 18 geht es bergab. Das „sie konnten nicht“ in V.19 bedeutet wohl, sie trauten sich nicht, weil sie entweder die Zusagen Gottes vergessen hatten, oder diese nicht glaubten. Von hier an sehen wir viel Halbherzigkeit. Gott hilft, aber die Menschen haben trotzdem noch kein Vertrauen und agieren nach rein menschlichem Ermessen.

  • Geht es uns guten Christen da nicht oft ähnlich? Wann hast Du das letzte Mal etwas Gefährliches riskiert, von dem Du wusstest, dass Gott es will, aber was nach menschlichem Ermessen unmöglich erschein?

Josua endet seinen Dienst in Kapitel 23 & 24 mit zwei Abschiedsreden. In Kapitel 23 adressiert er dabei die Leiter und gibt ihnen einige sehr ernsthafte Ermahnungen mit auf den Weg. Das ist natürlich oft nicht populär aber trotzdem wichtig. Nur Worte der Ermutigung aber nicht der Ermahnung zu sprechen, kommt zwar gut an, führt aber leicht dazu, dass sich die Sünde ausbreitet.

Wie lange Josuas Worte ihre Wirkung erzielten, ist nicht völlig klar. Im Buch Richter wird aber deutlich, dass Josuas Befürchtungen nicht unbegründet waren.

  • Ich hoffe, dass auch wir bereit sind, uns von Gottes Wort ermahnen zu lassen. Die Ermahnungen sind dabei fast immer an Verheißungen gekoppelt, d.h. es ist immer die Wahl zwischen Segen & Fluch bzw für Christen (die nicht mehr unter dem Fluch stehen), zwischen Segen und Züchtigung.

Besonders angesprochen hat mich vor allem Vers 11: „Darum achtet ernstlich darauf um euer selbst willen, daß ihr den HERRN, euren Gott, liebhabt.“

  • Ich weiß, dass ich diese Ermahnung & Erinnerung immer mal wieder brauch und danke dem HERRN dafür, dass ER sie mir heute früh durch sein Wort zugesprochen hat.

Zum Abschluss rekapituliert Josua die Geschichte Israels, beginnend mit den Gottesverheißungen an Abraham bis hin zur Landnahme unter Josua selbst. Daraus leitet Josua dann den Auftrag zur Gottes-furcht und –liebe ab.

Die Beziehung zu Gott ist also das alles Entscheidende. Josua positioniert sich dabei selbst ganz klar: „Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.“   Das Volk verspricht daraufhin ebenfalls Gott treu zu sein und IHM zu dienen.

Das ist das große Credo am Ende dieses Buchs „Alles zur Ehre Gottes“ … soli deo gloria.

  • So sollten wir leben.
  • Doch die Realität wird den frohen Optimismus des Volks zur Zeit Josuas bald einholen. Denn sündige Menschen leben nicht konsequent so, wie sie es sollen. Deshalb brauchen wir einen Retter!

Zu Beginn von Kapitel 19 sehen wir, dass sich die Segenszusage Jakobs vom Ende des ersten Buchs Mose erfüllt und Simeon nun in gewisser Weise ein Teil Judas wird.

Ab Vers 10 folgt der Abschluss der Landverteilung. Bedenkenswert ist, dass das „Fell des Bären“ verteilt wurde, bevor „der Bär“ erlegt war. Aber natürlich hatte Gott zugesagt, dass das Land erfolgreich eingenommen werden würde. Vor diesem Hintergrund ist der Bericht über Dan schockierend. Dort lesen wir scheinbar nebensächlich: „47 Dem Stamm Dan aber ging sein Gebiet verloren“. Der Stamm Dan nimmt dann zwar andres Land ein, aber wir sehen hier wiederum, dass das Volk daran scheitert das zu tun, wozu Gott es berufen hat.

  • Ich befürchte, dass wir manchmal gar nicht so anders handeln und den Weg des geringeren Widerstands gehen, anstatt treu und mutig das zu tun, was Gott uns durch sein Wort sagt.

In Kapitel 20 sehen wir ein Beispiel für Treue zu Gottes Anordnungen. Wie befohlen werden Freistädte bestimmt. Diese Städte sind Orte des Schutzes für Menschen, die unbeabsichtigt schuldig geworden sind. Gott erklärt dabei nicht, dass etwas, dass nicht absichtlich getan wurde nicht trotzdem Sünde ist. Dass auch unbeabsichtigte Sünde immer noch sündig ist wird im 3. Mose dadurch deutlich gemacht, dass sich dort Opferanordnungen gerade auch für solche Sünden finden. Worum es hier geht ist, dass Gott hier einen Raum schafft, der hilft, Gewalteskalation zu vermeiden.

  • Diese Anordnung haben wir ja auch im NT. Jesus ruft deutlich dazu auf, Gewalteskalation zu vermeiden, sondern einander in Gnade zu begegnen. Von daher sollte gerade auch die Gemeinde ein Ort sein, an dem wir miteinander in einer „Freistadt“ leben.
  • In gewisser Weise ist aber natürlich auch Jesus eine solche Freistadt … und ich preise den Herrn, dass ER meine Freistadt ist, in dem ich Zuflucht vor der Strafe finde, die ich verdient hätte.

Zu guter Letzt bekommen in Kapitel 21 auch noch die Leviten ihre Städte. Dabei werden die 48 Städte jeweils von den Territorien der Stämme genommen. Die Leviten leben so nicht irgendwo für sich, abgesondert vom Rest des Volks, sondern in gewisser Weise mit unter ihnen. Und doch haben sie ihre eigenen Städte, so dass sie nicht in ständiger Abhängigkeit der anderen Stämme waren.

Natürlich ist das hier primär ein historischer Tatsachenbericht. Und doch sehe ich hier auch eine Ordnung, die bis heute Sinn macht. Mich erinnern die Städte für die Leviten ein wenig an Gemeinden. Auch diese sollten möglichst so platziert sein, dass die Menschen an allen Orten Zugang zu ihnen haben. Gleichzeitig sind es Orte, an denen die Gläubigen auch etwas abgesondert von der Welt um sie herum sein können. Ich denke, dass das eine wichtige Balance auch für uns ist. Wir sollten nah bei den Menschen sein und eben doch in gewisser Weise von der Welt abgesondert.

Der Abschluss dieses Kapitels ist interessant, da es so klingt, als wenn der Kampf erfolgreich zu Ende gegangen sei. In gewisser Weise war das ja auch so. Was hier im Zentrum steht ist die große Treue Gottes, der zu seinen Verheißungen an das Volk, die bereits im 1. Mo 12 anfingen, steht.

Und doch wissen wir, dass Israel nicht in allen Dingen treu war. Das wird dann im Fortgang noch zu einem Problem werden.

In Kapitel 22 lesen wir, dass die 2,5 Stämme, die östlich des Jordans ihr Territorium hatten, endlich nach Hause gehen dürfen. Auf ihrem Weg errichten sie einen Altar.

Offensichtlich führt die räumliche Distanz dazu, dass die anderen Stämme annehmen, dass es sich hier um einen Götzenaltar handelt – oder um eine Art Parallel-Altar, zur Unabhängigkeit vom Altar in Silo.

  • Das Verhalten Pinehas ist vorbildlich. Er richtet nicht vorschnell, sondern fragt nach, was es damit auf sich hat.
  • Das sollte uns ein Vorbild sein. Wenn wir etwas Negatives über Jemanden hören, sollten wir ihn direkt fragen und erst dann urteilen. Offene Kommunikation hilft oft dabei, Fehlinterpretationen zu vermeiden und Konflikte zu lösen!

Inzwischen ist Juda recht offensichtlich der wichtigste Stamm. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass der Bericht über die Landverteilung in Kapitel 15 mit den Grenzen des Territoriums beginnt, das dem Stamm Juda zugeteilt wird. Nach der Auflistung der Grenzen folgt ein Bericht über das Territorium, das Kaleb erhielt. Das ist letztendlich die Wiederholung der Zusage aus Kapitel 14. Hier lesen wir nun, dass Kaleb das Land erfolgreich in Besitz nahm. Einen Teil des Territoriums gibt er seinen Schwiegersohn Otniel, der später als Richter zum „Retter“ Israels werden würde.

Dann kommt einen lange Liste Städte, die zum Territorium des Stammes Juda gehören.

Ganz am Ende des Kapitels taucht dann plötzlich ein erster Hinweis auf ein Versagen bei der Landnahme auf (V.63). Ausgerechnet Jerusalem wird zu einer Stadt mit Fremdlingen. Das Juda sie nicht vertreiben konnte, hatte ganz sicher mit Ungehorsam zu tun, denn Gott hatte seine Hilfe zugesagt und ihm wäre es ein leichtes gewesen, die Jebusiter zu vertreiben.

  • Das dürfen auch wir wissen. Gott befähigt uns immer das zu tun, wozu er uns aufruft. Da kann es keine Ausreden geben. Letztendlich ist das immer eine Frage des Gehorsams und Gottvertrauens.
  • Ich wünsche uns, dass wir immer mehr lernen, Gott zu vertrauen und dann auch mutig und treu das zu tun, wozu er uns ruft.

Auch bei den Josefstämmen bekommen wir zu Beginn von Kapitel 16 zuerst einen Bericht über die Grenzen des diesem Stamm zugeteilten Territoriums und dann lesen wir, dass Ephraim die Kanaaniter nicht vertreiben konnte, obwohl dies eigentlich befohlen war und Erfolg zugesagt war. Das muss also letztendlich auch mit Ungehorsam zu tun haben.

  • Ich muss zugeben, dass diese Kapitel einzeln betrachtet nicht viel Neues liefern. Hier geht es sicher eher darum, dass die sehr ähnlichen Berichte bestimmte Dinge verdeutlichen sollen.

Gleich zu Beginn des Abschnitts zu Manasse in Kapitel 17 findet sich eine interessante Aussage. Das Fallen des Loses wird damit begründet, dass Machir ein Kriegsmann war (V.1). Das Fallen der Lose war also kein Zufall, sondern Gottes Weg, die Dinge richtig zu leiten und diese Erkenntnis wird hier wohl angedeutet.

Ab Vers 3 lesen wir von einem Nachkommen, der keine Söhne hat. Nun dürfen auch die Töchter Land haben. Das hatte Mose ihnen ja einst schon zugesagt. So sorgt Gott dafür, dass das Land dem Stamm erhalten bleibt.

Wir sehen bei Manasse aber auch wieder das Versagen des Volks, denn sie können die Kanaaniter nicht vertreiben und später bekommen sie sie zwar in den Griff, aber anstatt sie dann zu vertreiben, machen sie sie fronpflichtig und handeln damit entsprechend ihrer Gier und nicht entsprechend dem göttlichen Gebot. Wir können schon erahnen, dass das noch negative Konsequenzen haben wird.

Ab Vers 14 sehen wir typisch menschliche Gier. Kein Stamm sagt, dass er zu viel bekommen hat … aber natürlich fühlt sich jemand ungerecht behandelt. Josua antwortet mit viel Weisheit „Wenn ihr so viele und von Gott so gesegnet seid, dann könnt ihr ja sicher das zusätzliche Land einnehmen und fruchtbar machen“. Dass die Nachkommen Josefs hier äußern, dass sie das Land nicht einnehmen könnten (wegen der eisernen Wagen der Kanaaniter) muss Josua daran erinnert haben, wie einst die zehn Spione meinten, dass das Gelobte Land nicht einnehmbar sei.

  • Uns sollte das ermutigen, nie primär auf unsere Fähigkeiten und Stärke zu schauen, sondern auf unseren HERRN, dem nichts unmöglich ist. Er ruft uns heute nicht zur Landnahme, aber z.B. dazu dem altbösen Feind dadurch zu widerstehen, dass wir Versuchungen zur Sünde nicht nachgehen und er hat uns zugesagt, dass er uns dazu befähigen wird. Auch hier glauben wir manchmal den Lügen Satans, der uns einreden will, dass die Versuchung zu mächtig ist.
  • Wir dürfen mutig dem Geist Gottes immer mehr Raum in uns geben und darum wissen, dass er stärker ist, als die Sünde, die uns einreden will, dass wir sie nicht besiegen können.

Ab Kapitel 18 sehen wir die Landverteilung an die anderen 7 Stämme. Das Land wird jeweils per Los zugeteilt, nachdem die sieben Territorien vorher von Abgesandten der 7 Stämme festgelegt worden waren. Da stellt sich dann nicht die Fairnessfrage. Allerdings ist es interessant, dass auch durch das Los dann genau das passiert, was Jakob im 1 Mose 49 in sehr poetischer Sprache den Stammvätern angekündigt hatte.

  • Ich frage mich aber, ob die Leute die Lose jeweils als Zuteilung von Gott ansahen oder einfach als Glück? Das ist ja auch für uns immer wieder eine spannende Frage. Glauben wir an Gottes Souveränität auch im tagtäglichen? Erkennen wir alles als Fügung oder betrachten wir Fügungen als „Glück“ oder „Pech“?
  • Ich denke, dass wir gut daran tun, in allen Dingen zu bedenken, dass Gott alles unter Kontrolle hat und nichts geschieht, das Gott nicht anders hätte führen können. Von daher sollten wir alles dankbar aus Gottes Hand nehmen, der uns mit dem versorgt, was wir brauchen.