In dieser Sprüchesammlung sehe ich jetzt kein ganz großes Thema, sondern viele verschiedene allgemeine Weisheiten. Trotzdem stechen für mich ein Vers und ein Thema hervor: Vers 12: Besser einer Bärin begegnen, der die Jungen geraubt sind, als einem Toren in seiner Torheit.

  • Das zeigt sehr deutlich, dass Torheit nicht einfach nur ein persönliches Problem ist … sondern auch für andere eine Gefahr darstellt.
  • Deswegen ist es oftmals gut, törichten Menschen aus dem Weg zu gehen, wenn sie sich nicht leicht von ihrer Torheit abbringen lassen.

Das macht das Thema aus den Versen 21 & 25 umso schwieriger … denn wenn der Tor das eigene Kind ist, macht das das Leben schwer.

  • Deswegen sollten Eltern sehr darauf bedacht sein, ihren Kindern Weisheit nahezubringen. Das erspart viel Leid.

In Sprüche 18 sind mir zwei sehr ähnliche Sprüche besonders aufgefallen:

18:2  Ein Tor hat nicht Gefallen an Einsicht, sondern will kundtun, was in seinem Herzen steckt.

18:15  Ein verständiges Herz erwirbt Einsicht, und das Ohr der Weisen sucht Erkenntnis.

  • So wie es einst auch der griechische Philosoph Socrates sagte „ich weiß, dass ich nichts weiß“ … wahre Weisheit erkennt seine Grenzen und strebt deshalb nach mehr Erkenntnis.

Torheit hingegen geht oftmals einher mit mangelnder Lern- und Korrekturbereitschaft.

  • Ich wünsche uns allen die Demut, belehr- und korrigierbar zu bleiben, so dass wir immer weiter wachsen können in Erkenntnis und Weisheit

In Kapitel 19 sind Reichtum und Armut große Themen. Hier ist es – wie sonst auch – wichtig zu bedenken, dass die Sprüche 10-22 allgemeine Weisheiten liefern und keine Gesetze. Doch sie nehmen Bezug auf Gesetze, wie zum Beispiel Vers 16: „Wer das Gebot bewahrt, der bewahrt sein Leben; wer aber auf seinen Weg nicht achtet, wird sterben.“

Zum Thema Armut lesen wir dann, dass sie an sich nicht besser ist als Reichtum. Und Reichtum ist nicht verwerflich. Die Frage ist aber, woran das Herz hängt und ob uns das Streben nach Reichtum beherrscht. Vor allem ist Reichtum kein Selbstzweck, sondern etwas, dass wir in Gottes Sinne einsetzen sollten.

Genau das ist die Aussage von Vers 17: „Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem HERRN, und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat.

  • Das lehrt Jesus ja auch in der Bergpredigt (Mt. 5,7) und dann später im Hinblick auf das kommende Gericht (Mt 25,31ff)
  • Möge der Herr uns frei machen vom Dienst am Götzen Mammon und uns großzügig mit dem sein, was wir haben und uns frei machen von Neid und Begierde bezüglich der Dinge, die wir nicht haben!

Dieses Kapitel hat aber auch noch andere Aussagen parat. So wird mehrfach darauf hingewiesen, wie wichtig und hilfreich Ermahnungen sein können.

Vers 20: „Höre auf Rat und nimm Zucht an, daß du hernach weise seist.“

  • Ich bin dankbar dafür, dass der HERR uns in ganz vielen Kontexten in Gemeinschaft leben lässt, so dass wir einander Rat geben und auch mal korrigieren können. Ich profitiere davon in der Ehe, durch meinen Vater, durch Freunde, durch Mitarbeiter in der Gemeinde und vor allem auch durch meine Mit-Ältesten. Dafür bin ich sehr dankbar!

Sprüche 20 ist wiederum eine recht bunte Sammlung von Sprüchen. Dabei fällt auf, dass die Verse 10 & 23 fast identisch sind. Gott hasst Betrug und will Gerechtigkeit. So zu leben ist weise.

  • Wenn wir selber Unrecht erleben, sollen wir die Dinge aber nicht selbst in die Hand nehmen: „22 Sprich nicht: »Ich will Böses vergelten!« Harre des HERRN, der wird dir helfen.“ -> auch das ist Weisheit!

Kapitel 13 greift ganz ähnliche Themen auf, wie Kapitel 12. Auch hier bekommt man den Eindruck, dass es denen, die auf Gott vertrauen und das Richtige tun besser gehen wird, als den Gottlosen. Das erleben wir nicht immer unmittelbar, aber es stimmt zumindest auf lange Sicht (spätestens im Hinblick auf das, was nach dem Tod kommt).

Die Parallele zwischen Kapitel 12 und 13 zeigt sich auch an einem anderen Thema, mit dem Kapitel 12 beginnt und Kapitel 13 endet – nämlich bei dem Thema der Züchtigung. Ein Vater züchtigt seinen Sohn, den er liebt. Das dann auf häusliches Schlagen von Kindern anzuwenden, ist nicht nur in Dtld strafbar, sondern wird sicher auch nicht der Kernaussage gerecht.

  • Zuallererst ist es unser himmlischer Vater, der uns gelegentlich züchtigt, um uns vom Weg der Sünde wegzubringen und uns wieder auf gute Pfade zu führen. Genau das ist die Lehre, die dann ja auch in Hebräer 12 aufgegriffen wird.
  • Das dieses Prinzip dann auch von uns gelebt werden sollte ist sicher richtig … aber wir tun gut daran zu erkennen, dass wir nicht Gott sind und sehr sorgfältig darauf achten, dass wir Züchtigung immer nur aus und in Liebe praktizieren. Dabei beginnt jede Züchtigung mit positiver Zucht. Es geht also nicht immer und auch nicht primär um Korrektur, sondern erst einmal darum, das Gute zu lehren. Erst dann ist Korrektur auch wirklich sinnvoll.
  • So lehrt auch dieses Kapitel vor allem positiv, wie ein Gerechter leben sollte. Dabei ist klar, dass nur Einer immer so gelebt hat und damit komplett gerecht ist … Jesus Christus … doch IHM gilt es auch in diesen Dingen nachzufolgen: das ist wahre Weisheit!

Kapitel 14 hat ein Echo – nämlich das, was in Vers 2 und 26 gelehrt und in 27 weitergeführt wird:

14:2   Wer den HERRN fürchtet, der wandelt auf rechter Bahn; wer ihn aber verachtet, der geht auf Abwegen.

14:26-27   Wer den HERRN fürchtet, hat eine sichere Festung, und auch seine Kinder werden beschirmt.  27 Die Furcht des HERRN ist eine Quelle des Lebens, daß man meide die Stricke des Todes.

  • Die Furcht des Herrn ist eben genauso der Anfang aller Weisheit, wie die Liebe zum Herrn

Die Furcht vor dem Gott, der alles weiß und alles gerecht richten wird, lässt uns das tun, was ihm gefällt … und die Liebe zu ihm wirkt ebenso. Es ist das gesunde Nebeneinander von Ermahnung und Ermutigung.

  • Ich wünsche uns, dass wir diese Dinge immer in einer guten Balance halten.
  • So sind wir vor einem falschen Gottesverständnis geschützt, das ja immer wieder in den Gedanken von Menschen Raum einnimmt. Die einen verniedlichen Gott und machen ihn zum „Kuschelgott“, andere übersehen seine Liebe und sehen in ihm einen „zornigen Gott“, den sie bewusst ablehnen.
  • Ich wünsche uns, dass wir Gott immer wieder erkennen als einen zugleich heiligen und gnädigen Gott, wie er uns in der ganzen Schrift geoffenbart wird.

Auch in Kapitel 15 lesen wir an prominenter Stelle von der Furcht des Herrn – nämlich im Schlußvers. Davor ist ein großes Thema (v.a. am Anfang) das Reden.

Die Zunge offenbart das Herz. Und Weisheit bändigt und kontrolliert die Zunge.

  • Hier weiß ich mich herausgefordert. Ich rede viel und schnell … und manchmal fehlt da die Bedacht & Weisheit.
  • Und ich höre viel und merke, dass auch andere ihre Zunge manchmal nicht im Griff haben.
  • Hier dürfen wir den Herrn bitten, uns weiter zu verändern.

Ähnlich ist es mit dem Streben nach immer mehr, das leicht destruktiv werden kann. Dazu spricht Vers 16: „Besser wenig mit der Furcht des HERRN als ein großer Schatz, bei dem Unruhe ist.“

  • Möge der Herr uns immer wieder neu solche Weisheit geben!

In Kapitel 16 geht es vor allem um Stolz und das falsche Gefühl der Unabhängigkeit. Es ist dumm zu meinen, dass man selber irgendetwas bewirken könne, wenn Gott das nicht bewusst zulässt und fördert. Natürlich tun wir vieles, bei dem wir den Herrn nicht bewusst um Hilfe und Gelingen bitten … und in seiner Gnade schenkt der Herr dann trotzdem auch immer mal wieder Gelingen.

Aber gegen den versordnenden Willen Gottes (gegen seinen Ratschluss) können wir nichts tun. Von daher sind die Sprüche aus Kapitel 16 ein hilfreicher Aufruf, uns in allen Dingen immer wieder dem Herrn zuzuwenden und IHN darum zu bitten, uns zu zeigen was wir tun sollen und dann unser Tun zu segnen.

So lesen wir z.B.:

16:3  Befiehl dem HERRN deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen.

Vers 4 zeigt uns dann, dass der HERR sogar Böses gebrauchen kann, um seinen Willen auszuführen:

16:4  Der HERR macht alles zu seinem Zweck, auch den Gottlosen für den bösen Tag.

  • Das hat er getan, als er seinen einen geliebten Sohn entsprechend seines ewigen Ratschlusses und doch eben auch durch das böse Tun von Menschen am Kreuz stellvertretend für uns geopfert hat.
  • Diese Erkenntnis kann uns in allen Situationen sehr gelassen machen – unser Herr hat alles im Griff!