Nachdem die ersten beiden Kapitel fast komplett Berichte beinhalteten, die wir nur bei Lukas finden, kommt jetzt der Abschnitt, mit dem zum Beispiel das Markusevangelium beginnt. Dabei kommt zu Beginn von Kapitel 3 Johannes der Täufer in den Fokus. Auch hier, sehen wir wieder den guten Historiker Lukas. Er zeigt uns vom AT her, dass Johannes der Täufer der Wegbereiter des Herrn ist. Dabei lässt uns Lukas die klaren und konfrontativen Worte des Johannes hören. Johannes warnt vor einer oberflächlichen Busse, die einhergeht mit dem Vertrauen auf Abstammung aber eben keine gute Frucht bringt. Die ernsthaft Fragenden lehrt Johannes, dass sie bereit sein sollten, sich um Schwache und Notleidende zu kümmern. Die Leute dachten dann gleich, dass Johannes evtl der Messias sei und wahrscheinlich dachten sie, dass ihre Werke der Weg zum ewigen Leben wären.

Doch das ist nicht der Fall. Er ist der Wegbereiter und seine Botschaft bereitet den Weg … doch es Bedarf nicht nur eines Mannes, der zur Busse ruft und es bedarf mehr, als nur guter Werke. Johannes weiß das und verkündet das Kommen des Retters, der die Heilsbotschaft bringen wird.

  • Auch wir stehen immer wieder in der Gefahr danach zu fragen, was wir tun müssen … Werkegerechtigkeit ist eine starke Tendenz und wir tun gut daran zu erkennen, dass wir viel mehr (und viel weniger) als gute Werke brauchen. Wir brauchen Jesus, der unsere Schuld gesühnt und aller Gerechtigkeit stellvertretend für uns Gläubige Genüge getan hat.

Dann berichtet Lukas, dass Herodes den Johannes verhaften ließ. Das kommt dabei – ähnlich wie im Markusevangelium – nicht in chronologischer Abfolge, sondern eher thematisch zum Thema „Johannes der Täufer“.

Der Bericht über Jesu Taufe fällt hier sehr kurz aus. Und doch ist er wichtig. Sowohl der Heilige Geist, wie auch Gott der Vater bekennen sich dabei zu Jesus. Das bedeutet natürlich nicht, dass Jesus erst durch die Taufe auch den Heiligen Geist hatte oder erst jetzt der Sohn wurde. Aber die beiden anderen Personen des dreieinigen Gottes bekennen sich nun in einer für uns Menschen wahrnehmbaren Form (sichtbar & hörbar) zu Jesus. Klar ist auch, dass Jesus mit dem Heiligen Geist in besonderer Weise ausgerüstet war, um so dann seinen Dienst zu tun. Das spielt wohl auch deshalb eine Rolle, weil Jesus selbst ja einige seiner göttlichen Attribute bewusst zur Seite gelegt hatte um uns Menschen gleich zu sein.

Das was Gott selbst bei der Taufe über Jesus sagt, kommt dann auch im Stammbaum zum Ausdruck. Er ist Gottes Sohn … so wie zuvor einst in gewisser Adam. Der Stammbaum Jesu ist dabei etwas kompliziert, weil er eben anders ist als der bei Matthäus. Dafür gibt es verschiedene Erklärungsversuche. Lukas hatte ja offensichtlich guten Zugang zu Maria, währen Matthäus seinen Bericht wohl eher auf Josef zurückführt. Es könnte also sein, dass Lukas den leiblichen Stammbaum Jesu gibt.

  • Für uns alle ist aber eine andere Frage viel wichtiger. Gehören wir zu diesem Stammbaum? Sind wir Kinder Gottes und gehören durch Glauben zu Jesus? Wenn wir das sagen können, haben wir jeden Grund, Gott zu preisen!

In seinem 2. Kapitel liefert uns Lukas den einzigen echten Weihnachtsbericht der Bibel (bei Matthäus bleibt das ja nur eine Notiz). Als guter Historiker ordnet Lukas die Geburt Jesu historisch ein „zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war“. Aber vor allem betont er, dass die Geburt eine Freudenbotschaft ist. Der Engel berichtet hier nicht nur einen Fakt, er verkündet große Freude und zeigt dann auch gleich, dass ihn und alle Engel diese Freude erfüllt hat. So geht die Ankündigung in herrlichen Lobpreis über.

  • Ich denke wir tun gut daran, uns immer wieder zu verdeutlichen, wie froh und gut die Evangeliumsbotschaft ist.

Die Hirten machen sich nun auf den Weg und kommen zu Jesus. Maria behält alle Worte, die sie von den Hirten hört und die letztendlich von Gott durch seine Engelsboten kam und bewegt sie in ihrem Herzen.

  • So sollten auch wir mit Gottes Wort umgehen. Die Bibel lesen und dann diese Worte behalten und in unseren Herzen bewegen. So behalten wir sie dann auch viel besser. Und vor allem wird Gottes Wort dann so auch in unserem Leben relevant. Wir geben Gott die Gelegenheit, dass uns Sein Wort verändert und in Bewegung setzt!

Dann folgen die einzigen Worte über die Kindheit Jesu (außer dem kurzen Bericht über die Flucht nach und der Rückkehr aus Ägypten in Mt 2, der bei Lukas unerwähnt bleibt).

Josef und Maria erweisen sich als gute Juden und bringen ihren Erstgeborenen im Tempel vor Gott. Dabei treffen sie auf zwei Propheten. Simeon wartet im Tempel aufgrund einer göttlichen Eingebung auf das Kommen des Messias. Als er das Baby sieht, erkennt er, dass Jesus der Christus ist. Wiederum bekommen Josef und Maria etwas Außerordentliches über ihren Sohn zu hören. Jesus ist die Rettung für Juden und Heiden.
Dann taucht auch noch die Prophetin Anna auf. Auch sie erkennt Jesus als den Retter.

  • So öffnet Gott Menschen die Augen dafür, wer Jesus wirklich ist. Als Gläubige haben wir letztendlich ähnliches erlebt und sind auch dazu berufen, diese wunderbare Wahrheit zu verkünden!

In den abschließenden Versen 39-52 lesen wir davon, wie Jesus als 12-jähriger schon voller Weisheit war.

  • Schon jetzt fangen die Menschen an, über ihn zu staunen.

Trotzdem endet der Bericht mit der Aussage, dass Jesus weiter in der Weisheit wuchs. Von daher ist klar, dass Jesus durch einen „normalen“ menschlichen Wachstums- und Reifungsprozess ging. Und mit mehr Selbstständigkeit erweist Jesus auch immer mehr seinen Gehorsam.

Nach Matthäus und Markus wollen wir nun das dritte synoptische Evangelium betrachten. Dabei werden wir vieles lesen und bedenken, was auch schon bei Matthäus und/oder Markus zur Sprache kam. Und doch hat Lukas seine ganz eigene Bedeutung. Lukas schreibt seinen Evangeliumsbericht als ein guter Historiker, der das, was er niederschreibt zuvor gründlich recherchiert hat. Deshalb eignet sich dieses Evangelium meines Erachtens immer besonders gut, um eher geschichtlich interessierten Menschen das Evangelium nahe zu bringen. Das, was Lukas lehrt, hat einen „sicheren Grund“ (V.4).

Er beginnt mit einem Bericht über die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer. Damit liefert Lukas neben Matthäus eine von zwei „Weihnachtsgeschichten“. Während bei Matthäus Josef eine Quelle gewesen sein muss, erwähnt Lukas Details, die von Maria stammen. Doch noch bevor sie erwähnt wird, lesen wir von ihrer Verwandten Elisabeth und ihrem Mann Zacharias. Dieser bekommt eine erste Ankündigung, dass die Zeit der Stille, nachdem das letzte Reden der Propheten ca. 400 Jahre her war, vorbei ist. Zacharias wird ein Sohn verheißen, der dem Messias den Weg bereiten wird. Doch Zacharias zweifelt (aus, zumindest aus menschlicher Sicht nachvollziehbaren Gründen) an den Engelsworten und wird zur Strafe stumm.

  • Was Zacharias lernen muss – und was auch wir immer bedenken sollten – ist, dass wir Gottes Verheißungen wirklich glauben können und dies auch tun sollten!

Interessant ist in diesem gesamten Bericht, wie er uns wirklich die enge Verbindung des Kommens Jesu mit dem AT aufzeigt. Johannes ist der Vorläufer, der im Maleachi angekündigt wurde und er ist der „Elia“. Johannes wird vom Mutterleib an den Heiligen Geist haben (V.15). Johannes erlebt also seine „geistliche Geburt“ vor seiner physischen. Das sollte uns Zuversicht geben, dass Gott auch Kinder retten kann, die im Mutterleib sterben.

Nachdem zu Beginn die Geburt von Johannes dem Täufer angekündigt wurde, taucht der Engel Gabriel 6 Monate später bei der Verwandten Elisabeths, der Jungfrau Maria auf. Und auch hier verkündet er die Geburt eines Kindes. Diese Ankündigung ist noch erstaunlicher als die Ankündigung, die Zacharias gehört hatte. Bei Zacharias ging es darum, dass er und seine Frau trotz scheinbarer Unfruchtbarkeit und höheren Alters ein Kind zeugen würden. Bei Maria wird einer Jungfrau gesagt, dass sie durch den Heiligen Geist schwanger werden wird. Während Johannes ein „normaler“ Mensch war, ist Jesus wahrhaft ungewöhnlich. Er ist vollkommen Mensch – aber eben auch vollkommen Gott. Und er wurde nicht im Zustand der Sünde geschaffen.

Maria zweifelt anscheinend nicht so wie Zacharias. Sie stellt aber ebenfalls eine Frage und bekommt eine Antwort.

Jesus wird hier in dreifacher Form als Sohn angekündigt: Er wird der Sohn der Maria sein (V.31), er wird der Sohn des Höchsten (Gottes heißen (V.32) und er wird der Sohn Davids sein, bzw David als „Vater“ haben (V.32). Außerdem wird er ein ewiger König eines ewigen Reichs sein! Hier offenbart Gabriel sehr wichtige Dinge über dieses Kind! Dann wird Maria auch noch die Schwangerschaft ihrer Verwandten verkündet, zu der sie sich dann aufmacht.

Kaum bei Elisabeth angekommen bestätigt Gott der Maria die Worte des Engels durch das Zeugnis des ungeborenen Johannes und der Worte der Elisabeth. Maria trägt den HERRN in sich, der große Freude bringt! Jetzt ist Maria vollends ergriffen und wir lesen von ihrem wunderbaren Lobpreis, der wiederum große Kontinuität zum AT aufweist. So wie die Ankündigung der Geburt des Johannes schon in manchen Dingen Parallelen zu Simson und Samuel aufweist, so ist nun der Lobpreis der Maria sehr ähnlich dem der Hanna. Der Herr, den Maria preist, ist der Herr, den sie in sich trägt. Sie erkennt dabei an, dass sie eine Sünderin ist, die einen Retter braucht und sie erkennt nun zumindest schemenhaft, dass sie diesen Retter in sich trägt.

  • Wer das erkennt, kann sicher mit in den Lobpreis der Maria einstimmen: „Meine Seele erhebt den Herr!“ „Und ich freue mich und ich freue mich über Gott meinen Heiland!“

Dann kehrt Lukas nochmals zurück zu Johannes. Die Namensgebung zeigt das Gottvertrauen seiner Eltern, da sie sich nicht dem Druck der Öffentlichkeit und der Tradition beugen, sondern den Sohn so nennen, wie es der Engel befohlen hatte. Nachdem Zacharias dies bestätigt und damit seine Zweifel nun dem Gehorsam weichen, gibt Gott ihm die Sprache zurück. Das ist für die Menschen sehr erstaunlich und so verstehen sie, dass es mit diesem Johannes etwas Besonderes auf sich haben muss. Das wurde dann wohl auch von klein-auf immer weiter sichtbar. Der Text verrät uns keine Details, aber es war offensichtlich, dass die Hand des Herrn mit Johannes war (V.66).

Der Lobgesang des Zacharias weist gewisse Parallelen zu dem der Maria auf. Auch Zacharias hat dabei letztendlich Jesus im Blick. Sein Sohn Johannes ist der unmittelbare Vorläufer des Messias. Er wurde vor Jesus geboren und vor allem beginnt er seinen öffentlichen Dienst bevor Jesus öffentlich in Erscheinung tritt und bereitet so den Dienst des Herrn Jesus vor.