10,46-52: „46 Und sie kamen nach Jericho. Und als er aus Jericho wegging, er und seine Jünger und eine große Menge, da saß ein blinder Bettler am Wege, Bartimäus, der Sohn des Timäus. 47 Und als er hörte, dass es Jesus von Nazareth war, fing er an, zu schreien und zu sagen: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! 48 Und viele fuhren ihn an, er solle stillschweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! 49 Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her! Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf! Er ruft dich! 50 Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus. 51 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, dass ich für dich tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, dass ich sehend werde. 52 Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.

Heute möchte ich nur ganz kurz auf diese wenigen Verse eingehen, die uns aber zwei wunderbare Männer zeigen.

Zum einen sehen wir den blinden Bartimäus. Er hört, dass Jesus von Nazareth in der Nähe ist. Und er nutzt die Chance und lässt sich von Nichts und Niemandem abhalten. Er schreit: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ und dann nochmal: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!

Er erkennt in Jesus von Nazareth also den verheißenen Sohn Davids. Und vor allem vertraut er darauf, dass Jesus in seiner Barmherzigkeit das Wunder tun kann und wird, ihn zu heilen.

  • In diesen Ruf dürfen wir immer und immer wieder mit einstimmen. Wir brauchen Jesu Barmherzigkeit im Anbetracht unserer Sünde. Und wir brauchen seine Barmherzigkeit, damit wir nicht blind bleiben gegenüber den Wahrheiten, die er uns in seinem Wort offenbart.
  • Vor allem aber brauchen wir seine Barmherzigkeit, damit wir IHN immer mehr erkennen, in seiner Barmherzigkeit, Liebe, Macht und Herrlichkeit!

Und dann sehen wir Jesus genau so: Voller Barmherzigkeit und in seiner einzigartigen göttlichen Macht heilt er den Blinden. Dabei lässt Jesus keinen Zweifel, dass seine Heilung zu denen kommt, die an Ihn glauben.

Und dann kann Bartimäus Jesus mit eigenen Augen sehen. Was er da sieht, ist so herrlich, dass er nicht mehr von seiner Seite weichen will. Er folgt Jesus nach!

  • Möge das auch immer mehr uns beschreiben. Dass Jesus uns die Augen für sich selbst immer weiter öffnet, so dass wir IHM immer entschiedener nachfolgen!

10,35-45: „35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.  41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Obwohl Jesus gerade davon gesprochen hatte, dass er leiden wird und auch die Jünger sich auf Verfolgung einstellen müssen und obwohl er gelehrt hatte: „31 Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind“, haben Jakobus und Johannes weiter große Ambitionen und wollen, dass Jesus ihnen die Ehrenplätze in seiner Herrlichkeit gibt. Es ist unklar, was genau sie mit „Herrlichkeit“ meinen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie dabei noch an ein weltliches Reich mit einem Thron mitten in Jerusalem denken.

  • Wir sehen hier, wie leicht auch Menschen, die Jesus gut kennen und denen viel gelehrt wurde, noch in ihren Ambitionen gefangen sein können.
  • Das sollte uns eine Warnung sein … und ich weiß, dass ich diese Warnung immer mal wieder brauche.

Jesus entgegnet auf die Frage der beiden Jünger mit einer Rüge „Ihr wisst nicht, was ihr bittet.“ Und dann stellt er ihnen eine Frage, die die Jünger sehr wahrscheinlich noch nicht richtig verstanden haben: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?“. Der Kelch ist der Kelch voll mit Gottes Zorn und die Taufe ist Jesu Kreuzigung (und Auferstehung). Dabei ist diese Taufe in gewisser Weise das Original und die Basis für die Taufe, die wir empfangen, wenn wir zum Glauben kommen (und dabei die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen) und die wir dann bekennen, wenn wir uns in der Wassertaufe sichtbar mit dem für uns gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus identifizieren (siehe dazu auch Römer 6).

Die Jünger sagen locker „Ja, das können wir“, haben aber sich gar keine Vorstellung, wovon sie da reden. Jesu Aussage: „Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde“, ist etwas verwirrend, weil sie natürlich nicht genau das erleiden werden, was Jesus bevorsteht. Aber wahrscheinlich deutet er damit an, dass auch sie als Jesu Nachfolger viel Leid erleben werden und getötet werden, bevor sie in seine Herrlichkeit kommen. Letztendlich ist ihre Anfrage aber ohnehin verfehlt, weil die Platzzuweisung in der Ewigkeit nicht verhandelbar ist, sondern entsprechend der Vorherbestimmung Gottes geschieht.

Die anderen Jünger bekommen diese Diskussion mit und sind sauer. Da zeigt sich, dass sie alle ihre eigenen Ambitionen haben. Bei diesem Gespräch hat nur ein Einziger komplett reine Motive … und das ist Jesus. Bei uns Menschen ist selbst bei unserer Hingabe an den Herrn immer auch noch Fleischliches dabei und von daher sind unsere Motive und unser Handeln nie komplett heilig.

Jesus beendet die Diskussion mit einer ganz wichtigen Aussage, bei der er sowohl sein „Mission-Statement“ abgibt wie auch einen Auftrag an seine Jünger formuliert, der sich von diesem Mission-Statement ableitet: „Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Wenn unser Herr kam, um stellvertretend für Sünder zu sterben und sich dabei so hingebungsvoll in den Dienst von uns Menschen gestellt hat, dann sollen wir alle danach streben, ihm darin nachzufolgen und uns in das geistliche Wohl von Menschen investieren, koste es was es wolle.

  • Das ist wahre Größe!
  • Dabei ist Jesus der Größte und unser Vorbild (und natürlich auch noch viel mehr als das).
  • Und wir sollen ihm nacheifern.
  • Möge der HERR uns immer mehr dazu bereit machen!

10,28-34: „28 Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. 29 Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. 31 Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.
32 Sie waren aber auf dem Wege hinauf nach Jerusalem und Jesus ging ihnen voran; und sie entsetzten sich; die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm abermals die Zwölf zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren werde: 33 Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten. 34 Die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.

Jesu Worte an und über den reichen Jüngling machen Petrus und die Jünger nervös. Werden sie es in das Reich Gottes schaffen? Petrus verweist deshalb darauf, dass die Jünger ja zumindest teilweise getan haben, wozu der reiche Jüngling nicht bereit war „wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.“ Jesus sagt daraufhin Worte, die verdeutlichen, dass der Glaube an das Evangelium den guten werken vorausgehen muss. Wer wegen des Evangeliums Menschen verlässt oder Dinge aufgibt, der muss diesen Verlust nicht fürchten. Denn Jesus entlohnt die Seinen – oftmals schon hier auf Erden und dann vor allem in der Ewigkeit.

Doch dann sagt Jesus einen Halbsatz, der die Jünger sehr herausgefordert haben muss: „mitten unter Verfolgungen.“ Hier deutet Jesus an, dass die Nachfolge nicht nur bedeutet, dass wir etwas zurücklassen müssen (Familie, Äcker, Häuser), sondern, dass wir auch mit Verfolgung rechnen müssen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Jünger dafür noch keine Kategorie hatten.

Und auch wir überlesen diese Worte leicht, weil sie sich oft nicht mit unserer Erfahrung decken. Wir erleben für den Glauben keinen Widerstand und keine Verfolgung. Aber uns muss klar sein, dass wir da die große Ausnahme sind. In der Kirchengeschichte und global betrachtet ist Verfolgung um des Glaubens Willen die Norm. Wir tun gut daran, uns das klar zu machen und uns auch selber zu fragen, ob wir einen Glauben haben, der bereit ist, alles aufzugeben, um Jesus nachzufolgen. Denn wenn nicht, sind wir nicht anders als der reiche Jüngling aus den Versen davor, der seinen Reichtum nicht aufgeben mochte.

Vers 31 knüpft dann eventuell an die Diskussion unter den Jüngern an, wir unter ihnen der Größte sei. Hier wird deutlich, dass wahre Größe bedeutet, sich zu den Niedrigen zu halten und zu erkennen, dass wir Gott nichts zu bringen haben, außer unserer Sünde … und uns dann an IHN klammern dürfen.

Ab Vers 32 spricht Jesus dann ein drittes Mal über sein bevorstehendes Leiden und Sterben. Vor dem Hintergrund seiner Worte an die Jünger über Verfolgung macht diese Ankündigung nun für die Jünger eventuell etwas mehr Sinn.

  • Bei all dem ist klar, dass Jesus alles im Griff hat. Er weiß nicht nur, was geschehen wird, er geht dem auch gezielt entgegen.
  • Und so dürfen wir ihm voller Zuversicht folgen im festen Vertrauen darauf, dass auf das Leiden die Herrlichkeit in der Gegenwart des Auferstandenen folgt.

10,13-27: „13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.
17 Und als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. 19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter.« 20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! 22 Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. 23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist’s, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden? 27 Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist’s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.

Die beiden Abschnitte 10,13-16 und 10,17-27 hängen viel enger miteinander zusammen, als man das auf den ersten Blick erkennen mag. Denn in beiden abschnitten geht es darum, wie Menschen in das Reich Gottes kommen. Woran der reiche Jüngling scheitert, das gelingt den Kindern.

Die Kinder, die zu Jesus gebracht werden, sind offensichtlich noch recht kleine Kinder. Allerdings wird das gleiche griechische Wort auch für das12-jährige Mädchen verwandt, die Jesus am Ende von Kap. 5 von den Toten auferweckt hatte. Die kleinen Kinder werden wohl zu Jesus gebracht und kommen dann selbst zu ihm. Die Jünger sehen das als Störung an. Immerhin soll Jesus doch auch mal eine Pause gegönnt werden. Das ist sicher gut gemeint. Außerdem hatten Kinder damals keinen hohen Stellenwert und wurden von daher noch viel eher abgewiesen.

Doch Jesus sieht hier eine Möglichkeit anhand der Kinder, eine wichtige Lektion zu lehren. Wichtig ist dabei, dass wir das Wort „wie“ nicht übersehen, wenn Jesus mit Blick auf die Kinder, die zu ihm kommen sagt: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Er sagt also nicht, dass Kinder das Reich Gottes empfangen, einfach weil sie Kinder sind. Es geht ihm vielmehr darum, dass das unbekümmerte Kommen der Kinder, die nicht danach fragen, was sie tun müssen etc, ein Vorbild dafür ist, WIE wir zu Jesus kommen müssen, um in das Reich Gottes kommen zu können.

Die wirkliche Bedeutung diese Aussage wird dann durch den nachfolgenden Bericht erst so richtig deutlich. Da kommt ein vielversprechender Mann, der es zu viel gebracht hat zu Jesus. Er glaubt schon viel (z.B., dass es ewiges Leben gibt, dass wir das nicht einfach so haben und, dass Jesus uns den weg dahin weisen kann) und er erweist Jesus die Ehre, indem er vor ihm auf die Knie geht.

Doch dann kommt die falsche Frage: „Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“ Jesus greift zuerst die Anrede auf, um dem Jüngling eine wichtige Lehre zu vermitteln: „Niemand ist gut als Gott allein.“ Deswegen kann kein Mensch genug tun, um von sich aus das ewige Leben zu bekommen. Natürlich ist die Anrede „Guter …“ an Jesus gerichtet zutreffend. Er ist tatsächlich gut, weil ER Gott ist. Und damit ist er mehr als einfach nur ein guter Lehrer (Meister). Dann geht Jesus darauf ein, was der Jüngling tun müsse, um das ewige Leben dadurch zu bekommen. Er müsste alle Gebote halten (also vollkommen gut sein, was ja im Widerspruch zu dem steht, was Jesus eben gesagt – „niemand ist gut“). Der Jüngling meint es sicher sehr ernst und ist sehr bemüht, aber er überschätzt sich, wenn er behauptet, dass er das von klein auf getan habe.

Jesus geht da gar nicht weiter drauf ein, sondern zeigt ihm durch eine zweite Herausforderung, dass er eben nicht die Gebote hält. Denn der Aufruf: „Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!“ stellt den Mann ja vor die Herausforderung zu zeigen, dass er wirklich keine anderen Götter hat. Und sofort erweist sich sein Reichtum als Götze: „Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.

Anfänglich könnte man noch denken, dass das Problem nur der Reichtum ist und es Arme leichter haben, in das Reich Gottes zu kommen (in das wir hinein gerettet werden müssen und in dem wir dann das ewige Leben führen – diese Formulierungen werden in dem Dialog austauschbar verwandt). Doch tatsächlich ist es wohl eher so, dass die Menschen damals meinten, dass es am ehesten die Reichen schaffen würden, da ihr Reichtum eine Gunst Gottes war.  Das lässt sich durch die Frage der Jünger erahnen, die fragen: „26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden?

Jesus macht dann ganz deutlich, dass es grundsätzlich allen Menschen unmöglich ist, etwas zu tun, um das Reich Gottes so zu bekommen: „27 Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist’s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.

Und das ist die gute Nachricht. Was uns unmöglich ist, kann Gott tun. Ja tatsächlich würde Gottes durch Jesus Christus tun, der allein vollkommen gut war und der tatsächlich alles aufgab, um Gott dem Vater treu zu sein. So würde Jesus stellvertretend für Sünder sterben und damit zeigen, dass er allein von sich aus ewiges leben hat. Und er gibt es dann jedem, der sich ihm einfach im Glauben zuwendet und einfach zu ihm kommt …. So wie die Kinder!

  • Ich wünsche uns, dass wir das jeden Tag neu ergreifen und uns ganz auf Jesus und sein Werk für uns verlassen!

10,1-12: „​1 Und er machte sich auf und kam von dort in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans. Und abermals lief das Volk in Scharen bei ihm zusammen, und wie es seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals. 2 Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit. 3 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? 4 Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. 5 Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; 6 aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. 7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. 10 Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach. 11 Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.“

Jetzt geht Jesus nach Judäa. Das ist seine letzte Reise nach Judäa. Dort wird er schon bald gekreuzigt werden. Doch noch ist Zeit, die Maßen, die zu ihm kommen, nach seiner Gewohnheit zu lehren. Darum geht es Jesus immer mehr als ums Heilen. Er heilt aus Barmherzigkeit, aber er lehrt, weil er dazu gekommen ist (Mk 1,38), bevor er dann sein Leben am Kreuz als Lösegeld für Viele geben würde (Mk. 10,45).

Hier wird nun nichts darüber berichtet, was Jesus den Menschenmassen lehrte. Stattdessen lesen wir von einer Frage der Pharisäer, mit der Jesus dann konfrontiert wurde. Dabei heißt es, dass sie ihn damit „versuchten“, das heißt, dass sie es offensichtlich nicht gut mit ihm meinten und nicht einfach aus Interesse fragten, damit sie mehr so leben können, wie es Gott gefällt.

Die Frage ist simpel: „ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau.“ Jesus fordert die Frager heraus, selbst zu überlegen, was die Schrift (bzw Mose) lehrt. Das ist ein sehr gutes und vorbildliches Prinzip. Wenn wir wissen wollen, was erlaubt und was verboten ist, aber auch, was weise und was unweise ist, dann sollten wir immer zuerst die Bibel fragen. Menschen können uns manchmal eine Hilfe sein, indem sie uns erklären, was die Bibel zu einer konkreten Frage lehrt. Aber letztendlich ist die Meinung von Menschen nicht so wichtig, sondern eben vor allem das, was Gott durch Sein Wort sagt.

Die Pharisäer offenbaren auf Jesu Aufforderung sofort, dass sie eine eigene Position haben: „Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden.“ Das ist genau die Haltung, die wir bei Menschen immer wieder finden, wenn sie nicht nach Gottes Wort leben wollen. Sie reißen eine Bibelaussage aus ihrem Kontext und rechtfertigen damit das, was sie tun wollen.

Jesus lässt das nicht einfach so stehen, sondern weist die Pharisäer zurecht: „Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; 6 aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. 7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

Das biblische Grundverständnis der Ehe ist genau das. Die Ehe ist eine unauflösbare Vereinigung von einem Mann & einer Frau, so wie es in 1. Mose 2 beschrieben ist. Die Scheidung ist also nicht Gottes Wille, sondern eine Notordnung, die nur deshalb nötig ist, weil wir Sünder mit harten Herzen sind. Wer aber sofort nach der Notordnung ruft, will die Ordnung nicht hören.

Seinen Jüngern lehrt Jesus dann nochmal die gute Ordnung Gottes: „Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.“ Es gibt also keine Scheidung und Wiederheirat ohne Ehebruch. In Matthäus 19 lesen wir dazu noch weitere Erklärungen. Da wird deutlich, dass der Ehebruch auch darin liegen kann, dass ein Ehepartner innerhalb der Ehe mit einer anderen Person schläft. Auch das ist Ehebruch. In einem solchen Fall ist dann wohl die Scheidung möglich und eben kein Ehebruch, weil dieser bereits stattgefunden hat.

  • Als Christen sollten wir aber niemals schnell nach Ausnahmen und Notordnungen fragen, sondern immer danach streben, Gottes Willen zu erkennen und zu tun.
  • Genau dabei will Jesus seinen Jüngern hier helfen, während die Pharisäer daran nicht wirklich interessiert sind.

9,38-50 „38 Johannes sprach zu ihm: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister in deinem Namen aus, und wir verboten’s ihm, weil er uns nicht nachfolgt. 39 Jesus aber sprach: Ihr sollt’s ihm nicht verbieten. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann so bald übel von mir reden. 40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. 41 Denn wer euch einen Becher Wasser zu trinken gibt deshalb, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unvergolten bleiben.
42 Und wer einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde. 43 Wenn dich aber deine Hand zum Abfall verführt, so haue sie ab! Es ist besser für dich, dass du verkrüppelt zum Leben eingehst, als dass du zwei Hände hast und fährst in die Hölle, in das Feuer, das nie verlöscht. 44 45 Wenn dich dein Fuß zum Abfall verführt, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, dass du lahm zum Leben eingehst, als dass du zwei Füße hast und wirst in die Hölle geworfen. 46 47 Wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, so wirf’s von dir! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes gehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen, 48 wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht. 49 Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden. 50 Das Salz ist gut; wenn aber das Salz nicht mehr salzt, womit wird man’s würzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander!

Die beiden kurzen Abschnitte, die wir heute betrachten, haben einige Rückbezüge auf das, was in den Abschnitten davor berichtet wurde. Das beginnt schon mit den Worten des Johannes bezüglich des Mannes, der in Jesu Namen böse Geister austrieb. Weil dieser nicht mit den Jüngern nachfolgte, verboten die Jünger ihm, böse Geister in Jesu Namen auszutreiben. Ich frage mich, ob da nicht eventuell auch eine gewisse Eifersucht eine Rolle spielte. Immerhin waren die Jünger ja selber gerade erst daran gescheitert, einem Kind einen bösen Geist auszutreiben (9,18). Johannes war da zwar nicht dabei, aber er fungiert hier wohl einfach als Sprecher der Jünger.

Was nicht ganz klar wird ist, ob der Mann nur den Jüngern nicht nachfolgte oder auch Jesus nicht nachfolgen wollte. Wie dem auch sei, Jesus betont, dass sie diesen Mann nicht daran hindern soll und erwähnt drei Gründe:

  1. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann so bald übel von mir reden.
  2. 40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
  3. 41 Denn wer euch einen Becher Wasser zu trinken gibt deshalb, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unvergolten bleiben.

Der 1. Punkt ist pure Logik. Der 2. sollte aber nicht zu pauschal verstanden werden. Natürlich ist es richtig, dass es im Hinblick auf Jesus nur zwei Optionen gibt. Entweder wir gehören zu ihm oder wir sind gegen ihn. Aber das kann natürlich auch sehr schnell falsch verstanden werden, weil es sicher viele Menschen gibt, die Jesus nicht explizit ablehnen oder ihn vielleicht sogar ganz gut finden … und trotzdem nicht wirklich zu ihm gehören

Der dritte Aspekt klingt recht ähnlich wie das, was Jesus schon im Hinblick auf die Annahme des Kindes in Vers 37 gesagt hatte. In beiden Fällen ist dann auch die Rede von einem Lohn bzw dem Angenommen werden.

Was wir hier auf jeden Fall mitnehmen sollten, ist dass wir nicht zu „klein“ von Jesu Nachfolgern denken sollten. Wir müssen nicht alle ganz eng gemeinsam unterwegs sein, um zu Jesus zu gehören. Von daher sollten wir auch bei Menschen, die in manchen (nicht grundlegenden) Dingen etwas anders unterwegs sind nicht zu schnell denken, dass sie deshalb nicht trotzdem auch zu Jesus gehören.

Vers 42 knüpft dann wohl bei Vers 36 an, denn hier ist ja nun die Rede von einem dieser „Kleinen“, was uns an das Kind aus Vers 36f erinnert. Der ganze Abschnitt bis Vers 50 ist extrem krass, denn Jesus warnt hier ja sehr klar vor der Hölle und erklärt, dass wir bis zum Extremsten gehen müssen, um nicht zu sündigen, denn sonst würden wir in der Hölle landen.

Was Jesus hier tut, ist meines Erachtens etwas, dass die Jünger dringend verstehen mussten. Er zeigt ihnen, wie unmöglich es für uns ist, der Hölle zu entgehen. Denn selbst wenn wir uns die Hände und Füße abhauen und uns die Augen ausreißen werden wir weiter sündigen. Er hatte ja schon in Kapitel 7 gesagt, dass der Ursprung aller Sünde eben nicht Hand, Fuß und Auge sind … sondern unser Herz. Und das können wir uns wohl kaum rausreißen.

Noch hatten die Jünger ja nicht verstanden, warum Jesus ans Kreuz gehen musste. Sie verstehen offensichtlich noch nicht, dass Jesu Vorbild und seine Lehre nicht ausreichen, um der Hölle zu entkommen. Das macht Jesus hier nun hier sehr deutlich. Und weil es für uns unmöglich ist, der Hölle zu entkommen, muss Gott eingreifen, dem nichts unmöglich ist.

Deswegen sandte er seinen Sohn, der für unsere die gerechte Strafe für unsere Sünde trägt, so dass wir samt Händen, Füßen und Augen nicht in der Hölle landen, sondern für alle Ewigkeit bei Gott sein können.

  • Ich hoffe, dass Dir diese Worte (neu) zeigen, warum Jesus am Kreuz „die Hölle“ auf sich nahm, damit wir sie nicht ertragen müssen.

Vers 50 ist dann ein interessanter Abschluss dieser Passage. Man fragt sich, warum Jesus an dieser Stelle zum Frieden untereinander aufruft. Auch das ist wahrscheinlich ein Rückbezug auf den Rangstreit der Jünger aus Vers 33-35. Da wollten sie groß sein, anstatt ihre Niedrigkeit anzuerkennen und sich ganz Jesus zuzuwenden, der für sie (und uns) die absolute Erniedrigung am Kreuz ertragen würde.

9,30-37: „30 Und sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa; und er wollte nicht, dass es jemand wissen sollte. 31 Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen: Der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er nach drei Tagen auferstehen. 32 Sie aber verstanden das Wort nicht und fürchteten sich, ihn zu fragen.
33 Und sie kamen nach Kapernaum. Und als er daheim war, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Weg verhandelt? 34 Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg miteinander verhandelt, wer der Größte sei. 35 Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener. 36 Und er nahm ein Kind, stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen: 37 Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Jesus nimmt sich nun nochmal Zeit, nur seine Jünger zu lehren. Dabei kündigt er hier nun ein zweites Mal seine Kreuzigung und Auferstehung an. Doch für die Jünger macht das immer noch keinen Sinn. Doch sie wagen nicht, Jesus danach zu fragen, was es damit auf sich hat.

Und dann haben sie ein anderes Thema, dass sie miteinander besprechen und bei dem sie wiederum Jesus nicht einbeziehen wollen. Denn sie hatten darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte ist. Das ist schon interessant. Jesus kündigt seine Erniedrigung durch seinen Tod am Kreuz an … und seine Jünger reden über ihre Größe.

  • Das darf uns herausfordern, Stolz und Großmannsstreben keinen Raum zu geben. Schließlich hatte Jesus ja gerade erst am Ende von Kap. 8 gesagt, dass wer ihm nachfolgen will, sich selbst verleugnen soll.
  • Aber das haben ja nicht nur die Jünger sehr schnell aus dem Blick verloren. Uns geht es da ja oft nicht besser.

Jesus weiß natürlich, was seine Jünger geredet haben. Er hat ja schon mehrfach bewiesen, dass er sogar die Gedanken der Menschen kennt. Und so packt er den Stier nochmal bei den Hörnern und lehrt hier ganz deutlich: „Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener.

Und dann veranschaulicht er das, indem er deutlich macht, dass es unsere Aufgabe ist, auch ein Kind (das damals nichts galt) um Jesu Willen aufzunehmen. Wer so demütig ist und das um Jesu Willen tut, der ist in Gottes Augen groß und nimmt Jesus und damit auch Gott Vater wahrlich auf.

  • Möge das auch immer mehr unser Verhalten prägen, so dass wir nicht nach dem Großen streben, sondern uns zu den Kleinen und Schwachen halten und so zeigen, dass wir Jesus Christus nachfolgen.

9,14-29: „14 Und sie kamen zu den Jüngern und sahen eine große Menge um sie herum und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. 15 Und sobald die Menge ihn sah, entsetzten sich alle, liefen herbei und grüßten ihn. 16 Und er fragte sie: Was streitet ihr mit ihnen? 17 Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. 18 Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten’s nicht. 19 Er aber antwortete ihnen und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir! 20 Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. 21 Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist’s, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf. 22 Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! 23 Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. 24 Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! 25 Als nun Jesus sah, dass das Volk herbeilief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! 26 Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe lag da wie tot, sodass die Menge sagte: Er ist tot. 27 Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf. 28 Und als er heimkam, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? 29 Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten.“

Dieser Abschnitt beinhaltet einige wirklich schwierige Fragen. Zum Beispiel die Frage danach, was es mit diesem Geist auf sich hat. Da hier eindeutig von einem Geist die Rede ist, den Jesus dann auch austreibt, kann es sich nicht einfach um einen Krampfanfall handeln. In unserer Zeit und Gesellschaft wird ja die geistliche Dimension komplett abgelehnt. Da muss man dann für alles eine medizinische Erklärung finden, die dann oft rein symptomatisch beschrieben wird, weil sich keine medizinisch eindeutigen Erklärungen finden lassen.

  • Die Herausforderung für uns ist, dass wir oft einfach nicht wissen, ob etwas medizinisch erklärbar ist oder ob es dahinter eine geistliche Dimension gibt. Deswegen sollten wir hier vorsichtig sein.
  • Sonst sagen wir jedem, der mit psychischen Problemen zu kämpfen hat, dass hier ein geistliches Problem vorliegt. Das wird dann sicher nicht jedem gerecht.
  • Andererseits kann es eben auch wirklich falsch sein, geistliche Kämpfe einfach nur mit Medikamenten lösen zu wollen.
  • Hier braucht es viel Weisheit und ich gebe zu, dass ich mich da oft überfordert fühle.

Jesus erkennt hier sofort, dass das Problem geistlicher Natur ist und führt die Unfähigkeit der Jünger, dem Jungen zu helfen, auf ihren Unglauben zurück. Zuvor hatten die Jünger ja bereits vollmächtig böse Geister ausgetrieben. Aber hier können sie es nicht. Wahrscheinlich ist das Problem, dass sie es nun nicht mehr in absoluter Abhängigkeit von Jesus, sondern aus eigener Kraft versuchen. Dazu passt auch Jesu Aussage, dass die Austreibung nur durch Gebet gelingen kann.

  • Das darf uns herausfordern, dass auch wir uns nicht unmerklich von Jesus lösen und geistliche Dinge aus menschlicher Kraft zu tun versuchen. Ich weiß, wie leicht das passiert. Beim Schreiben jeder Predigt muss ich mich immer wieder neu daran erinnern, dass es für ein tiefes geistliches Verständnis und eine vollmächtige Verkündigung mehr braucht, als das, was ich zu bieten habe. Auch hier braucht es Gebet.
  • Und das gilt überhaupt für jede geistliche Arbeit und im Prinzip für alle Aspekte unseres Lebens als Christen.

Der Vater appelliert dann an Jesus: „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Jesus verdeutlicht, dass ihm im Glauben alles möglich ist. Von daher ist die Aussage „Wenn du aber etwas kannst“ fehl am Platze. Der Vater ist schnell dabei, die Schwäche seines Glaubens einzugestehen und so ruft er Worte aus, die auch für uns immer wieder ein sehr gutes Gebet sein können: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben“.

Das reicht Jesus und er treibt den Geist aus. Aber mehr noch – er gebietet ihm auch, nicht wieder zurückzukehren. Auch das scheint ja eine reale Gefahr zu sein, wie wir aus wie wir aus Mt 12,43f wissen.

  • Möge uns dieser Bericht in unserem Vertrauen auf Jesus stärken, dem nichts unmöglich ist und mögen wir mehr und mehr lernen, in echter Abhängigkeit von ihm zu leben.

9,1-13: „​1 Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft.
2 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie auf einen hohen Berg, nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verklärt; 3 und seine Kleider wurden hell und sehr weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann. 4 Und es erschien ihnen Elia mit Mose und sie redeten mit Jesus. 5 Und Petrus fing an und sprach zu Jesus: Rabbi, hier ist für uns gut sein. Wir wollen drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 6 Er wusste aber nicht, was er redete; denn sie waren ganz verstört. 7 Und es kam eine Wolke, die überschattete sie. Und eine Stimme geschah aus der Wolke: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören! 8 Und auf einmal, als sie um sich blickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein. 9 Als sie aber vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus, dass sie niemandem sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn auferstünde von den Toten. 10 Und sie behielten das Wort und befragten sich untereinander: Was ist das, auferstehen von den Toten? 11 Und sie fragten ihn und sprachen: Sagen nicht die Schriftgelehrten, dass zuvor Elia kommen muss? 12 Er aber sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles wieder zurechtbringen. Und wie steht dann geschrieben von dem Menschensohn, dass er viel leiden und verachtet werden soll? 13 Aber ich sage euch: Elia ist gekommen und sie haben ihm angetan, was sie wollten, wie von ihm geschrieben steht
.“

Da Vers 2 betont, dass das, was dann folgt, 6 Tage später stattfand, gehört Vers 1 wohl noch zu Jesu Worten über die Nachfolge vom Ende des 8. Kapitels. Die Bedeutung dieses Verses ist dann aber erstmal verwirrend, da man es im Kontext von Kapitel 8 so verstehen könnte, dass Jesus vom Tag des Gerichts und seiner Wiederkunft spricht. Doch diesen Tag wird ja keiner der damals Anwesenden erreichen, ohne zuvor gestorben zu sein.

Doch im Kontext von dem, was folgt und mit Blick auf Jesu Aussage von Vers 31, wo ja Jesu Auferstehung nach seinem vorherigen Leiden und Sterben im Fokus steht, ist die Ankündigung von Vers 1 wohl im Hinblick auf Jesu Auferstehung zu deuten.

Der Bericht in den Versen 2-13 gibt uns dann eine Vorschau in die Herrlichkeit des Auferstandenen, denn hier wird er verklärt. Jesus nimmt Petrus, Jakobus und Johannes mit auf einen Berg. Das sieht erstmal danach aus, dass er seine drei engsten Freunde mit zu einer Gebetszeit nimmt. Doch dann geschieht etwas fantastisches. Jesus wird verklärt und strahlt hell – wahrscheinlich so ähnlich wie es manchmal über Engel berichtet wird. Und dann tauchen mit Elia und Mose zwei der allerwichtigsten Menschen des Alten Testaments auf. Das alles war für die Jünger einfach zu viel. Es war herrlich … und zugleich fehlte ihnen das Verständnis davon, was das alles zu bedeuten hatte.

Was wir dann lesen, sollte uns eine Warnung sein, zu schnell Erfahrungen geistlich zu deuten und daraus Schlüsse zu ziehen. Denn selbst der große Apostel Petrus kommt hier auf eine Idee, die nicht dem entspricht, was Gott von ihm will. Petrus will den Moment festhalten und Hütten bauen, so dass man einfach da oben auf dem Berg in der Herrlichkeit bleiben kann. Doch das ist nicht dran. Was er dort erlebt, ist nur eine Vorschau auf das, was eines Tages kommen wird.

  • Uns geht es in gewisser Weise sicher manchmal ähnlich. Wir haben Erlebnisse, die so schön sind, dass wir sie festhalten wollen oder uns danach zurücksehnen. Dabei ist all das Gute und Schöne, was wir in dieser Welt erleben, bestenfalls ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns noch bevorsteht. Deswegen sollten wir solche Erfahrungen und Erlebnisse einfach dankbar aus Gottes Hand nehmen und zugleich darauf bedacht sein, dass es eines Tages noch viel besser wird. Das hilft uns dann voranzugehen, anstatt vor allem wehmütig zurückzusehen auf das, was einst war.

Petrus denkt also noch ans Hütten bauen und versteht noch nicht, dass nicht er Hütten auf einem Berg bauen muss, sondern Jesus uns Wohnungen bereitet, so dass wir eines Tages in seiner Herrlichkeit sein können.

Gottes Stimme aus einer Wolke beendet die Träumerei des Petrus. Denn Gott spricht: „Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören!“ -> Das gilt auch uns – wir sollen auf die Stimme von Gottes lieben Sohn hören.

Für die Jünger galt das natürlich noch viel unmittelbarer. Und sofort sind Elia und Mose verschwunden. Der, der allein Gottes lieber Sohn ist, ist Jesus. Er steht über allen. Er führt die Jünger dann wieder vom Berg hinab und gebietet ihnen, niemandem von dem zu erzählen, was sie da oben erlebt haben. Das stelle ich mir sehr herausfordernd vor. Denn wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Jesus sagt ihnen, dass sie darüber schweigen sollen, bis er von den Toten aufersteht. Wie schon zuvor (8,31ff), macht das für die Jünger keinen Sinn. Sie haben dafür keine Kategorie und fragen sich wahrscheinlich, ob das mal wieder ein Sprachbild ist, dass Jesus gebraucht … so wie mit dem Sauerteig der Pharisäer etc.

Das Sehen des Elia auf dem Berg provoziert bei den Jüngern noch eine weitere Frage. Wird Elia nochmal dauerhafter zurückkommen? Das war doch im AT verheißen. Jesus antwortet darauf, dass Elia tatsächlich schon gekommen ist, um „alles wieder zurechtbringen“. Damit bezieht er sich wohl auf Johannes den Täufer, die ja die Menschen zur Buße gerufen hat und der dann von den Menschen getötet wurde.

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass die Jünger nach diesem Ausflug erstmal sehr verwirrt waren und vieles nicht wirklich einordnen und verstehen konnten.
  • Das geht es im Leben ja auch oft so. Doch so wie bei den Jüngern wird auch bei uns der Tag kommen, wo wir dann rückblickend vieles verstehen und Gott dafür preisen mögen.
  • Deshalb lasst uns in Erwartung der zukünftigen Herrlichkeit leben und darauf vertrauen, dass auch die Dinge, die heute für uns noch keinen Sinn ergeben, eines Tages für uns Sinn machen werden.
  • So können wir getrost in Richtung Zukunft gehen.

8,27-38: „27 Und Jesus ging fort mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer, sagen die Leute, dass ich sei? 28 Sie antworteten ihm: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer; einige sagen, du seist Elia; andere, du seist einer der Propheten. 29 Und er fragte sie: Ihr aber, wer, sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus! 30 Und er gebot ihnen, dass sie niemandem von ihm sagen sollten.
31 Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. 32 Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. 33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.
34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten. 36 Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? 37 Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? 38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

Jetzt ist die Zeit gekommen, dass Jesus seine Jünger herausfordert, sich zu positionieren. Zuerst fragt er sie einfach, was die Leute sagen, wer er sei. Was sie antwortet, deckt sich mit dem, was wir schon in Mk 6,15 gelesen haben. Aber dann wird Jesus persönlich und fragt „Ihr aber, wer, sagt ihr, dass ich sei?“ Und so bekennt Petrus Jesus als den Christus. Das ist ein großer Schritt.

Jesus ermahnt die Jünger – wie zuvor die Geister, die er ausgetrieben hat, dass sie seine Identität noch nicht preisgeben sollen. Ab Vers 31 sehen wir dann auch, warum die Jünger noch nicht bereit dazu sind. Denn noch denken sie viel zu menschlich von Jesus. Deswegen ist für sie der Gedanke, dass der Christus sterben soll, nicht akzeptabel. Petrus meint nun, Jesus sogar zurechtweisen zu müssen. Was Jesus dann zu ihm sagt, wird Petrus sicher nie vergessen haben: „Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

Petrus ist natürlich nicht der Satan … aber Jesus erkennt, dass Satan ihn durch Petrus versucht. Doch Jesus lässt sich nicht beirren. Er weiß, welchen Weg er zu gehen hat. Denn aus göttlicher Perspektive ist das Kreuz eben keine tragische Niederlage, sondern eine Notwendigkeit und der Ort des ultimativen Sieges.

Ab Vers 34 erklärt Jesus dann, was es heißt, Christ zu sein. Wir sollen ihm nachfolgen, koste es was es wolle. Weil er bereit ist, für uns zu sterben, sollen wir nun auch bereit sein, für ihn zu sterben. Denn selbst wenn wir für ihn sterben, kann man uns nicht das Leben nehmen, das wirklich zählt – das ewige Leben.

  • Von Natur aus leben wir viel zu kurzsichtig. Deswegen suchen wir kurzfristigen gewinn und klammern uns an dieses Leben. Doch Jesus erklärt, dass es sich lohnt, gegebenenfalls alles zu verlieren, wenn wir IHN haben. Denn er gibt uns das, was wirklich zählt und was uns niemand nehmen kann.
  • Die Nachfolge ist also lohnenswert. Doch zugleich kostet sie uns auch etwas. Das verschweigt Jesus nicht. Auch wenn unsere Rettung aus der freien Gnade kommt, zeigt sich unsere Rettung in einem Leben, bei dem wir uns selbst verleugne und unser Kreuz auf uns nehmen.

Es ist sicher eine hilfreiche Frage für jeden von uns, wenn wir uns überlegen, wo uns dieser Aufruf besonders herausfordert!