5,12-16: „12 Es geschahen aber viele Zeichen und Wunder im Volk durch die Hände der Apostel; und sie waren alle in der Halle Salomos einmütig beieinander. 13 Von den andern aber wagte keiner, ihnen zu nahe zu kommen; doch das Volk hielt viel von ihnen. 14 Desto mehr aber wuchs die Zahl derer, die an den Herrn glaubten – eine Menge Männer und Frauen –, 15 sodass sie die Kranken sogar auf die Straßen hinaustrugen und sie auf Betten und Bahren legten, damit, wenn Petrus käme, wenigstens sein Schatten auf einige von ihnen fiele. 16 Es kamen auch viele aus den Städten rings um Jerusalem und brachten Kranke und solche, die von unreinen Geistern geplagt waren; und alle wurden gesund.

Wie schon am Ende von Kapitel 2 und in 4,32ff kommt auch hier nochmal eine kurze Zusammenfassung dazu, wie die erste Gemeinde zusammenlebte. Wiederum ist hier auch davon die Rede, dass Gott durch die Hände der Apostel Zeichen und Wunder tat.

  • Auch hier werden die Zeichen und Wunder also wieder explizit mit den Aposteln verknüpft.
  • Von daher ist es interessant, dass manche Christen meinen, dass uns diese (deskriptiven) Texte lehren, dass wir Christen auch heute noch solche Zeichen und Wunder tun können.
  • Mir scheint dies eher zu zeigen, dass das eben nur die Apostel damals konnten.
  • Damit will ich nicht sagen, dass es heute keine Wunder mehr gibt und diese ggf auch eine zeichenhafte Wirkung haben können. Aber diese Texte lehren das nicht (sie wiedersprechen dem auch nicht unbedingt).
  • Es lohnt sich also immer, genau hinzusehen, was da wirklich steht und was wir daraus ggf lernen können. Hier geht es wohl eher darum, dass Gott die Vollmacht der Apostel in der Lehre durch Zeichen und Wunder bestätigte.

Was für uns aber sicher vorbildlich sein darf ist das, was wir über die ganze Gemeinde lesen: „und sie waren alle in der Halle Salomos einmütig beieinander.

  • Dieses sich mit ALLEN versammeln und die dabei erlebbare Einmut ist auch heute für jede Gemeinde erstrebenswert.

Das Ergebnis wohl sowohl der Zeichen und Wunder wie auch des einmütigen Zusammenseins war, dass andere die Gemeinde wahrnahmen und schätzen … aber auch eine Ehrfurcht hatten, die zu einer gewissen Distanz führt. Diese wurde immer dann überwunden, wenn jemand zum Glauben kam. Und das geschah offenbar sehr oft. Ich finde den Halbsatz sehr bemerkenswert: „Desto mehr aber wuchs die Zahl derer, die an den Herrn glaubten.

Wir haben ja bereits gelesen, dass an Pfingsten 3000 Männer zum Glauben kamen und die Zahl dann weiter auf 5000 gewachsen war. Und wenn es jetzt heißt „desto mehr wuchs die Zahl“ … lässt das erahnen, dass die Erweckung in Jerusalem mit hohem Tempo weiterging.

Die Verse 15 & 16 zeigen uns dann nochmal, wie mächtig Gott durch die Apostel und vor allem Petrus wirkte und ihn Wunder tun ließ, die zuvor Jesus vollbracht hatte.

Apg 5,1-11 „1 Ein Mann aber mit Namen Hananias samt seiner Frau Saphira verkaufte einen Acker, 2 doch er hielt mit Wissen seiner Frau etwas von dem Geld zurück und brachte nur einen Teil und legte ihn den Aposteln zu Füßen. 3 Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast? 4 Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch tun, was du wolltest? Warum hast du dir dies in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen. 5 Als Hananias diese Worte hörte, fiel er zu Boden und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle, die dies hörten. 6 Da standen die jungen Männer auf und deckten ihn zu und trugen ihn hinaus und begruben ihn. 7 Es begab sich nach einer Weile, etwa nach drei Stunden, da kam seine Frau herein und wusste nicht, was geschehen war. 8 Aber Petrus sprach zu ihr: Sag mir, habt ihr den Acker für diesen Preis verkauft? Sie sprach: Ja, für diesen Preis. 9 Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr euch denn einig geworden, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür und werden auch dich hinaustragen. 10 Und sogleich fiel sie zu Boden, ihm vor die Füße, und gab den Geist auf. Da kamen die jungen Männer und fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihrem Mann. 11 Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die das hörten.

Der Bericht zu Beginn von Kapitel 5 knüpft direkt an den Bericht von der Gütergemeinschaft und gegenseitigen Fürsorge der Gemeindemitglieder vom Ende von Kapitel 4 an. Nach der allgemeinen Aussage dazu wurde dort abschließend von Josef Barnabas berichtet, der ein Feld verkauft hatte und den Erlös den Aposteln zu Füßen legte.

Zu Beginn von Kapitel 5 folgt nun ein ganz ähnlicher Bericht über Hananias und seine Frau Saphira. Auch sie verkaufen ein Feld und legen Geld den Aposteln zu Füßen. Das heißt, dass sie grundsätzlich auch bereit sind, anderen zu helfen und großzügig zu sein. Aber Hananias gab – mit dem Wissen seiner Frau – nicht den ganzen Verkaufserlös. Das wäre an sich kein Problem gewesen, wenn er das auch so gesagt hätte. Aber ganz offensichtlich täuschte er vor, dass er den kompletten Verkaufspreis spendete. Genau dafür wird er dann von Petrus scharf kritisiert: „Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast? 4 Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch tun, was du wolltest? Warum hast du dir dies in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen.

  • Wir sehen hier zum einen, dass es auch in Jerusalem noch Privateigentum gab und es völlig legitim war, sein Eigentum zu behalten. Jerusalem dient also nicht als Modell einer kommunistischen Ideologie.
  • Was Hananias und Saphira trieb war wahrscheinlich weniger das Verlangen, notleidenden Menschen zu helfen, als vielmehr ihr Wunsch, selber Anerkennung zu finden. Die Großzügigkeit von Josef Barnabas hatte sich ja offensichtlich so weit herumgesprochen, dass sie letztendlich sogar in der Bibel Erwähnung fand.
  • Hananias & Saphira sind also ein Paradebeispiel, dass man auch etwas Gutes so tun kann, dass es Gott überhaupt nicht gefällt. Denn sie lügen die Apostel an (und damit vor Gott) und sie suchen wohl eher ihren Ruhm, als dass sie wirklich darauf bedacht sind, die Not der Geschwister zu lindern.

Das Ergebnis ist krass. Es ist eine Form der Gemeindezucht der radikalsten Form und direkt von Gott vollstreckt. Erst fällt Hananias tot um und kurz danach auch seine Frau, die die Apostel genauso anlügt.

  • Wenn wir Sünde direkt konfrontieren und letztendlich – wenn es keine Anzeichen echter Buße gibt – in ganz seltenen Fällen mal jemanden aus der Gemeinde ausschließen müssen, gibt es ja immer mal wieder die Anfrage, ob das wirklich in Gottes Sinne ist.
  • Da schwingt dann mit, dass wir uns oft Gott als unendlich geduldig und gnädig vorstellen.
  • Dabei wird dann verkannt, dass Gott Gemeindezucht selbst angeordnet hat (Mt 18,15ff) und sie eben in diesem Fall hier auch in schärfster Form selbst vollstreckt.

Der Effekt dieses absolut krassen und ungewöhnlichen sofortigen Gerichts ist sicher, dass die erste Gemeinde und auch die Umstehenden die Heiligkeit Gottes sehr klar vor Augen hatten.

  • Möge dieser Text uns in ähnlicher Weise dienen, so dass wir unseren gnädigen und barmherzigen Gott immer auch als einen heiligen und gerechten Richter erkennen.

4,32-37: „32 Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. 33 Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen. 34 Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte 35 und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte. 36 Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, 37 der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.

Ab Vers 32 bekommen wir einen wunderbaren Einblick in das Miteinander der ersten Gemeinde in Jerusalem. Wenn wir bedenken, dass die Gemeinde inzwischen aus 5000 Menschen (oder Männern?) bestand, ist die Aussage in Vers 32 umso erstaunlicher: „Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele.

  • Das darf uns herausfordern, in unseren viel kleineren Gemeinde wirklich auf alle unsere Mitglieder Acht zu haben und sie zu lieben.
  • Es geht hier offensichtlich nicht einfach darum, mit einigen Freunden sein soziales Bedürfnis zu befriedigen, sondern darum das zu tun, was der Herr in Joh 13,34 geboten hat. Das ist eine tiefe und umfassende Liebe untereinander.

Die Geschwisterliebe wird tätig. Es gab eindeutig noch Privateigentum, aber es wurde nicht mehr in dieser Kategorie gedacht. Genau das lesen wir in Vers 32b (auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam) und praktisch angewandt hieß das dann, dass man bereit war, sein Eigentum (oder einen Teil davon) zu Geld zu machen und damit für diejenigen zu sorgen, die nicht genug hatten. Das wird uns in den Versen 34-35 allgemein beschrieben und in den Versen 36-37 wird Josef Barnabas als ein Paradebeispiel dafür genannt.

  • Diese Form der wahrhaft gelebten Großzügigkeit darf uns ebenfalls sehr herausfordern. In unserer Gesellschaft und sicher auch in unseren Gemeinden ist ein solches Verhalten sicher höchst selten anzutreffen.
  • Mich fordert das auch persönlich heraus. Aber tatsächlich sollten wir nie nach Reichtum streben. Das wird sehr leicht zu einem Götzen. Und es kann ein Ausdruck eines Mangels an Gott vertrauen sein, denn Gott hat uns ja zugesagt, dass er für uns sorgt.
  • Ein Weg wie Gott für die Seinen sorgt ist, durch das Miteinander und die Großzügigkeit der Geschwister, denen der HERR mehr anvertraut hat.

Vers 33 – mitten in diesem Abschnitt – ist bedeutend: „Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen.

  • Es wirkt so, als würde der HERR hier durch diese Kraftwirkungen sein Wohlwollen, über das zum Ausdruck bringen, was uns über die Gemeinde gesagt wird.
  • Nächstenliebe & Großzügigkeit in der Gemeinde sind sicher nicht ein Instrument, mit dem man etwas von Gott bekommen kann. Aber es ist ein Verhalten, das von Gott durch sein Wirken als ihm wohlgefällig bestätigt wird.
  • Möge das auch bei uns und in uns weiter wachsen und möge der Herr auch uns dann darin segnen.

4,23-31: „23 Und als man sie hatte gehen lassen, kamen sie zu den Ihren und berichteten, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. 24 Als sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott und sprachen: Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht, 25 du hast durch den Heiligen Geist, durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, gesagt (Psalm 2,1-2): »Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was umsonst ist? 26 Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen Christus.« 27 Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, 28 zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt hatten, dass es geschehen solle. 29 Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort; 30 strecke deine Hand aus, dass Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus. 31 Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.

Nachdem Petrus und Johannes sich in allem Freimut vor dem Hohen Rat für die Heilung des Gelähmten gerechtfertigt hatten und dabei Jesus Christus als den einen Retter verkündet hatten, kommen sie zurück zu den anderen Jüngern. Sie berichten dabei von der Reaktion des Hohen Rates, der ihnen einen Maulkorb verpassen wollte, anstatt sich zu Jesus zu bekehren.

Das führt die versammelten Jünger zu einer Gebetsgemeinschaft, bei der sie zu Beginn Gott sein eigenes Wort vorhalten. Dabei lesen wir gleich zu Beginn, wie sie die Schrift verstanden. Die Schrift kommt letztendlich nicht von Menschen. David, genauso wie vor ihm Mose oder nach ihm auch die Propheten oder auch die Apostel Paulus, Petrus und Johannes und viele andere, haben nicht einfach selber etwas gesagt. Letztendlich hat GOTT, durch den Heiligen Geist durch sie gesprochen. Deswegen ist die ganze Bibel immer zuerst und vor allem Gottes Wort.

Hier zitieren sie konkret aus Psalm 2 und legen diesen Psalm auf Jesus Christus hin aus. Für sie ist klar, dass der Heilige Geist durch David auf die Zeit des Herrn Jesus Christus hingewiesen hat. Sie erkennen, dass sich das Wort der Schrift vor ihren Augen erfüllt hat. Deshalb war das Handeln der Feinde Jesu eben auch nichts, was Gott überrascht hat, sondern genau das, „was (s)eine Hand und (s)ein Ratschluss zuvor bestimmt hatten, dass es geschehen solle.

  • Gerade das Wissen um Gottes Souveränität gibt ihnen dann auch die Gewissheit, dass sie nicht primär andere Lebensumstände brauchen, sondern einfach Gott-vertrauen.
  • Sie beten eben nicht dafür, dass der Hohe Rat sie in Ruhe lassen möge. Sie beten nicht um Schutz und Bewahrung.
  • Nein, sie beten um Freimut, damit sie Gottes Wort unerschrocken weiter verkündigen mögen.
  • Das ist ein für uns sehr vorbildliches Gebet. Wenn wir darum wissen, dass der Herr auch unsere Lebensumstände fest im Griff hat, dann sollte auch unser gebet immer sein, dass der Herr uns dabei helfen möge, in den von ihm gegebenen Umständen zu seiner Ehre zu leben.
  • Unser größtes Problem sind nie unsere Lebensumstände – für die Gott verantwortlich ist, sondern die noch in uns wohnende Sünde, die uns immer wieder dazu bringt, nicht da zu tun, zu was uns Gott ruft – und wofür wir vor ihm verantwortlich sind.

Die Jünger beten dann noch um Zeichen und Wunder, so wie Gott sie gerade im Tempel gewirkt hatte. Das wohl vor allem deshalb, weil die Jünger ja noch keine objektive Quelle ihrer Verkündigung hatten, an der man sie hätte prüfen können. Zeichen und Wunder waren als der Weg, wie Gott die apostolische Lehre als von ihm kommend autorisierte, bevor das NT geschrieben war.

  • Wir haben heute die Heilige Schrift, die in sich selbst und auch in ihrer Entstehung voller Zeichen und Wunder ist und Verkündiger als Menschen ausweist, die tatsächlich die göttliche Wahrheit verkünden (oder sie eben auch als falsche Apostel überführt).
  • Wir sollten deshalb weniger auf Zeichen und Wunder warten, als vielmehr in der Schrift zu forschen, ob es sich so verhält, wie es Verkündiger sagen.

Deshalb ist es so gut und wichtig, dass wir tagtäglich die Bibel studieren.

Da ich gestern unterwegs war, poste ich hier und jetzt erst den gestrigen Beitrag … sorry.

4,1-22: „1 Während sie zum Volk redeten, traten zu ihnen die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer, 2 die verdross, dass sie das Volk lehrten und verkündigten an Jesus die Auferstehung von den Toten. 3 Und sie legten Hand an sie und setzten sie gefangen bis zum Morgen; denn es war schon Abend. 4 Aber viele von denen, die das Wort gehört hatten, wurden gläubig; und die Zahl der Männer stieg auf etwa fünftausend. 5 Als nun der Morgen kam, versammelten sich ihre Oberen und Ältesten und Schriftgelehrten in Jerusalem, 6 auch Hannas, der Hohepriester, und Kaiphas und Johannes und Alexander und alle, die vom Hohenpriestergeschlecht waren; 7 und sie stellten sie vor sich und fragten sie: Aus welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan? 8 Petrus, voll des Heiligen Geistes, sprach zu ihnen: Ihr Oberen des Volkes und ihr Ältesten! 9 Wenn wir heute verhört werden wegen dieser Wohltat an dem kranken Menschen, durch wen er gesund geworden ist, 10 so sei euch und dem ganzen Volk Israel kundgetan: Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat; durch ihn steht dieser hier gesund vor euch. 11 Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. 12 Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden. 13 Sie sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und wunderten sich; denn sie merkten, dass sie ungelehrte und einfache Leute waren, und wussten auch von ihnen, dass sie mit Jesus gewesen waren. 14 Sie sahen aber den Menschen, der gesund geworden war, bei ihnen stehen und wussten nichts dagegen zu sagen. 15 Da hießen sie sie hinausgehen aus dem Hohen Rat und verhandelten miteinander und sprachen: 16 Was wollen wir mit diesen Menschen tun? Denn dass ein offenkundiges Zeichen durch sie geschehen ist, ist allen bekannt, die in Jerusalem wohnen, und wir können’s nicht leugnen. 17 Aber damit es nicht weiter einreiße unter dem Volk, wollen wir ihnen drohen, dass sie hinfort zu keinem Menschen in diesem Namen reden. 18 Und sie riefen sie und geboten ihnen, keinesfalls zu reden oder zu lehren in dem Namen Jesu. 19 Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als Gott. 20 Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. 21 Da drohten sie ihnen und ließen sie gehen um des Volkes willen, weil sie nichts fanden, was Strafe verdient hätte; denn alle lobten Gott für das, was geschehen war. 22 Denn der Mensch war über vierzig Jahre alt, an dem dieses Zeichen der Heilung geschehen war.

Mitten in die Tempelpredigt des Petrus hinein taucht dann ein Tross mit Priestern, dem Hauptmann des Tempels und Sadduzäern auf, die Anstoß daran nehmen, dass Petrus und Johannes das Volk lehren. Der Hauptkritikpunkt ist, dass die Apostel Jesu Auferstehung verkünden. Das ist für die Sadduzäer ein besonderes Ärgernis, da sie – im Gegensatz zum Beispiel zu den Pharisäern – nicht an die Auferstehung glaubten.

Interessant finde ich, dass hier nicht beschrieben wird, dass se viel grundsätzlicher Anstoß daran nahmen, dass die Jünger hier Jesus Christus verkünden. Denn immerhin war dieser ja erst vor kurzer Zeit genau in dieser Stadt zum Tode verurteilt worden.

Wir lesen dann zwei Aussagen, die in einem gewissen Spannungsverhältnis stehen. Die Apostel werden über Nacht gefangen genommen. Aber ihre Botschaft breitet sich aus, denn die hat Kraft und kann eben nicht aufgehalten werden. Und so wächst die Gemeinde weiter sehr schnell und hat jetzt schon 5000 (männliche?) Mitglieder – das heißt ggf war sie noch deutlich größer.

  • Jesus Christus hatte Petrus verheißen: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ (Mt 16,18)
  • Genau das tut Jesus hier.
  • Die treue und mutige Verkündigung des Evangeliums wird von Gott oft so gesegnet. Und vor allem ist das dann auch geistliche Frucht. Das können selbst die cleversten Gemeindewachstumsstrategien nicht erzielen.

Am nächsten Morgen werden die Apostel vor dem Hohen Rat verhört. Die Ankläger können dabei das Wunder, dass dazu geführt hatte, dass die Menschen im Tempel sich um die Apostel versammelt hatten, nicht leugnen. Ihre Frage lautet deshalb einfach: „Aus welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?“ Für Petrus ist das eine willkommene Gelegenheit, das Evangelium zu verkünden. Das Gefängnis bzw die Angeklagten-Bank vor dem Hohe Rat wird zu seiner Kanzel: „Ihr Oberen des Volkes und ihr Ältesten! 9 Wenn wir heute verhört werden wegen dieser Wohltat an dem kranken Menschen, durch wen er gesund geworden ist, 10 so sei euch und dem ganzen Volk Israel kundgetan: Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat; durch ihn steht dieser hier gesund vor euch. 11 Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist.

Nach der Erklärung der Heilung und damit der Beantwortung der Frage des Hohen Rates, zitiert Petrus in Vers 11 aus Psalm 118. Er zeigt damit sein Verständnis, dass dieser Psalm letztendlich christologisch zu verstehen ist.

Und dann bleibt Petrus wiederum nicht bei dem, wonach er gefragt wurde, sondern geht noch einen Schritt weiter und verkündet die Heilsbotschaft: „12 Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.

  • Das ist mutig und zugleich wichtig. Denn gerade, weil das so ist, müssen wir den Menschen Jesus Christus verkünden.

Die Vertreter des Hohen Rates sind erstaunt über diese mutige Ansprach des Petrus – sie sehen und wundern sich über seinen „Freimut“, wie es in Vers 11 heißt. Das vor allem auch deshalb, weil sie die Apostel als einfach Leute kannten, die eben nicht aus großen Rabbinerschulen kommen und rhetorisch geschult waren. Sie waren einfach „nur“ Jünger Jesu gewesen. Aber das ist eben dann doch so viel mehr als alle Gelehrigkeit.

  • Das ist auch heute noch so. Es gibt viele hochstudierte Theologen, die aber keinen lebendigen Glauben haben. Die haben nichts zu sagen und werden geistlich nichts bewegen, im Gegensatz zu denen, die den Herrn mit brennendem Herzen und Geist-gewirktem Freimut verkünden.
  • Lasst uns durchaus nach Erkenntnis streben aber vor allem immer darauf bedacht sein, dass unsere Herzen für den Herrn brennen.

Die Ankläger haben dem mutigen Zeugnis nichts entgegenzusetzen. Vor allem auch deshalb, weil sich die Heilung des vormals Gelähmten nicht leugnen ließ. Nun hätten sie ja den Aufruf des Petrus hören können und sich Jesus im Glauben zuwenden können. Aber das war für sie offenbar keine Option. Ganz im Gegenteil – obwohl nur im Namen Jesu das Heil ist, versuchen sie den Aposteln zu verbieten, diesen Namen zu verkünden. Doch dazu waren Petrus und Johannes nicht bereit. Sie entgegnen: „Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als Gott. 20 Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.

Alles weitere Drohen des Hohen Rates verhallte. Und letztendlich hatten sie keine andere Wahl, als die Apostel freizulassen. Denn sie hatten nichts Böses getan. Ganz im Gegenteil. Die Heilung des Gelähmten war ein so wunderbares Werk, dass die Menschen darüber Gott lobten.

  • Auch wir dürfen Gott loben. Denn er hat noch viel mehr getan, als einen über 40-jährigen zu heilen. Er hat uns allen, die wir Jesus Christus als Retter und Herrn kennen, vom geistlichen Tod zum wahren und ewigen Leben gebracht.
  • Lasst uns dieses große Wunder nie geringachten und aufhören, dafür dankbar zu sein und Gott zu loben!